Die beiden vorgestellten Photographien sind bei der Ausstellungseröffnung von „August Sander – Gestalten seiner Zeit“ entstanden. Stattgefunden hat diese Präsentation in den Räumlichkeiten der DGPh, Hahnenstraße 1, in Köln. Das erste Bild zeigt Besucher*innen, die vermutlich gerade den Eröffnungsreden zuhören. Darunter ist auch der Sohn von August Sander, Gunther Sander (von links dritter Mann mit Brille) und dessen Sohn, der Enkel des Altmeisters, Gerd Sander, der mit seiner Kamera am Boden hockend den besten Ausgangspunkt für eine Aufnahme sucht. Im zweiten Bild wird der 79-jährige August Sander begrüßt, während am linken Rand Prof. Dr. Otto Steinert, Vorstandsmitglied der DGPh, zu sehen ist, vermutlich noch mit seinem Redeskript in der Hand.

Ausstellungseröffnung „August Sander – Gestalten seiner Zeit“, Photo: Foto Lambertin
Ausstellungseröffnung „August Sander – Gestalten seiner Zeit“, Photo: Foto Lambertin

Im Hintergrund beider Schnappschüsse lassen sich in den Exponaten jene Mappenabzüge erkennen, die zu den zentralen Werken von August Sander zählen und 1993 von der Stiftung City-Treff der Stadtsparkasse Köln, heute Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, im Zuge des Gesamtankaufs der DGPh-Bildersammlung erworben wurden. Wie die 12-seitige unbebilderte Ausstellungsbroschüre mit einem Text von Werner Jüttner in einer Liste dokumentiert, wurden 130 Photographien des Lichtbildners gezeigt. Sie sind später dem August Sander Archiv zugeschlagen worden – als Gerd Sander, der August Sanders Archiv nach Gunther Sander geerbt hatte, dieses schließlich 1992 an die SK Stiftung Kultur veräußerte. Die Exponate der 1959 gezeigten Ausstellung der DGPh zählen heute also zum Kernbestand der inzwischen über 25 Jahre aktiven Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, die neben der Betreuung einer sich inzwischen auch auf Werke anderer Bildautor*innen erstreckenden Sammlung ein regelmäßiges Ausstellungsprogramm durchführt.          

Ausstellungseröffnung (Otto Steinert, links und August Sander, Mitte), Photo: Foto Lambertin
Ausstellungseröffnung (Otto Steinert, links und August Sander, Mitte), Photo: Foto Lambertin

Die Ausstellung von 1959 war vor der Übergabe des Kulturpreises 1961 gewissermaßen bereits die zweite Auszeichnung, die das Gründungsmitglied der Gesellschaft von selbiger erhielt. Denn im Oktober 1958 war August Sander auf Vorschlag des Vorstandes der DGPh und mit einstimmigem Beschluss der Mitgliederversammlung zum Ehrenmitglied ernannt worden. Der damalige Präsident der DGPh, Dr. Gerhard Schröder, zudem Bundesminister des Inneren, formulierte in einem Brief vom 16. Oktober 1958 mit besonders anerkennenden Worten: „Mit Ihrem einzigartigen Lebenswerk, aber auch mit dem Band ‚Antlitz der Zeit‘, haben Sie die Photographie zur sachlich-zuverlässigen und gleichzeitig künstlerisch-durchdrungenen Darstellerin des Menschen und der Landschaft unserer Zeit erhoben. Für viele junge Photographen waren und sind Sie ein Vorbild der reinsten Bemühungen um die Vollendung in der Lichtbildnerei. Sie haben damit das Ansehen der deutschen Photographie wesentlich gefördert und sich so ein bleibendes Verdienst erworben.“ (Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln, DOK-1958-28)

Gabriele Conrath-Scholl