Am 29. und 30. Oktober 1999 veranstalteten die DGPh und die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) im Audimax der Humboldt-Universität in Berlin das viel beachtete Symposium „Fotografie im Zentrum – Centrum für Photographie“. Dem vorausgegangen war, dass der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Wolf-Dieter Dube, im Frühjahr 1999 einen aus internationalen Museumsvertreter*innen bestehenden Expert*innenrat eingesetzt hatte, der für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) die Möglichkeit der Neugründung eines Zentrums für Fotografie in Berlin prüfen sollte. Diese Expert*innen kamen in Anwesenheit von Vertreter*innen der Bundesregierung und des Landes Berlin zu dem Ergebnis, dass die geschätzten „rund 750.000 Fotografien von besonderem Wert“ aus dem 10-Millionen-Bestand der vorhandenen Photographien der Staatlichen Museen zu Berlin und der anderen Einrichtungen der SPK einen idealen Grundstock für das avisierte „Deutsche Centrum für Photographie“ (DCP) darstellen würden.

Der renommierte Sammler von Photographien und Photobüchern Manfred Heiting erhielt von der SPK den Projektauftrag, ab 1. Oktober 1999 im Zeitraum von zwei Jahren ein detailliertes Gesamtkonzept zu erstellen. Ein Team um den Photohistoriker Enno Kaufhold begann in den Museen mit der Sichtung der Bestände.

Dokumentation der Tagung, 1999
Dokumentation der Tagung, 1999

Das von der DGPh und der Arbeitsgruppe Fotografie der NGBK organisierte Symposium hatte die Zielsetzung, zu diesem wichtigen Thema von nationaler Bedeutung, das bisher von der SPK nur im geschlossenen Raum vorangetrieben worden war, ein öffentliches Forum zu schaffen und eine breit angelegte Diskussion anzuregen.

In aufschlussreichen Beiträgen stellten Fachleute aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, England, den Niederlanden, USA und Japan verschiedene Konzeptionen von Photomuseen und anderen Photoinstitutionen vor und gaben Ratschläge für die Ausgestaltung eines „Deutschen Centrums für Photographie“. Der neue Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, und der beauftragte Projektleiter Manfred Heiting referierten in ihren Beiträgen die Entstehungsgeschichte und die grundsätzliche Zielsetzung eines DCP, in den Worten Heitings zusammengefasst: „Sehen, Forschen, Sammeln, Bewahren und Vermitteln – mit dem Original, über Ausstellung und Buch, mit Desktop und Internet.“ Das DCP verstehe sich „als kompetenter Dienstleister im Medienbereich“.

In der Diskussion und in ihren Beiträgen formulierten die Expert*innen Kritik an dem Herauslösen von Teilbeständen aus gewachsenen Sammlungen, weil so wichtige Zusammenhänge verloren gehen würden sowie an der von Manfred Heiting klar formulierten Abgrenzung des DCP von der aktuellen Photokunstszene. Gefordert wurde eine Ausrichtung des DCP als Kompetenzzentrum mit offener Interdisziplinarität und als Recherchezentrum, bezweifelt wurden die Umsetzungschancen bei langfristig ungeklärter Finanzierung. Aber es gab auch internationale Stimmen, die ermunternd dazu aufriefen „Just do it!“

Wie ging es danach weiter? Das von Manfred Heiting formulierte Konzept wurde 2002 vom Stiftungsrat der SPK angenommen. Doch da sich der Bund und das Land Berlin nicht über die Finanzierung einigen konnten, wurde es nicht realisiert. Dafür entstand 2004 in Kooperation mit der Helmuth-Newton-Stiftung im ehemaligen Landwehr-Kasino, Jebensstraße 2, hinter dem Bahnhof Zoologischer Garten in Berlin-Charlottenburg das „Museum für Fotografie“ als eine Abteilung der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin.

Hanns-Peter Frentz