Fotobücher und Bücher über Fotografie. Neuerscheinungen und Fotobuch-Klassiker. Jeden Monat neu stellen wir Ihnen hier unsere Empfehlungen vor.
Die Monografie »Der Verlust der Mitte ist der Gewinn des Randes« ist der berufliche Werdegang des Hamburger Bauhausschülers Fritz Schleifer zwischen Architektur und Kunst. Charakteristisch dafür ist, dass all seine Werkgruppen auf geometrischen Formen beruhen.
Eine Zahlenkombination, ein Name, eine blaue Linie auf Recycling-Karton. Das Cover von Annette Rauschs neuem Fotobuch ist sehr minimalistisch gestaltet für die maximale Veränderung, die es subjektiv dokumentiert und visualisiert. Die Linie – ein Berg, den es hinabgeht? Eine Herzlinie? Der Code bleibt für die meisten wahrscheinlich zunächst nicht verständlich, wird von zwei Gruppen allerdings direkt erkannt: Von jeder 8. Frau und dem medizinischen Personal, das diese Frauen während ihrer Brustkrebserkrankung begleitet. Rauschs Cover in seinem Minimalismus steht ein für eine kleine Zellveränderung, die Großes, ja, meist Alles verändert.
Lothar Wolleh (1930-1979) ist berühmt für seine Künstlerinterpretationen, die zu gleichen Teilen das Werk und die Persönlichkeit des Künstlers dem Betrachter nahebringen. Auch hier nimmt er eine seiner berühmten Interpretationen – diesmal von Jan Schoonhoven (1962) – vor. Jan Schoonhoven (1914-1994) ist dem Stil „Informel“ zuzuordnen, seine geometrischen Papierarbeiten haben eine große ästhetische Aussage. Der niederländische Künstler und Lothar Wolleh teilten ein tiefgehendes Interesse an Geschichte und Kunst.
Florian Holzherr, 1970 in München geboren, ist eigentlich Architekturphotographie. Nach dem Abitur 1991 assistierte er drei Jahre lang abwechselnd bei den Photographen Daniel Mayer und Michael Wesely und studierte anschließend an der Staatlichen Fachakademie für Photodesign in München. Seine Dokumentation von waghalsigen Motorradfahrern zeigt, angereichert von fachkundigen Begleittexten, die vom Aussterben bedrohte Artistik der Motodrom-Steilwandfahrer.
Die in Rumänien geborene Photographin Loredana Nemes durchwanderte als Kind zusammen mit ihrem Vater die dortigen Karpaten und entwickelte dabei schon damals eine besondere Beziehung zu deren Buchenwäldern. So erging es ihr auch mit den Buchen am Königsstuhl auf Rügen, sind doch beide ein Teil des Unesco-Weltnaturerbes „Alte und ursprüngliche Buchenwälder in den Karpaten und anderer Regionen Europas“.
The Collection of The Museum at Fashion Institute of Technology
Wahrscheinlich trägt der Mensch seit etwa 4000 Jahren eine Fußbekleidung, heute ist der Schuh ein Alltagsgegenstand, der täglich benutzt wird. Er ist aber für viele auch ein Kunstobjekt, in das die ständige Sammlung des Museums am Fashion Institute of Technology (FIT) in New York mit seiner Sammlung von etwa 4000 Exemplaren exklusive Einblicke gewährt.
Die Fotografin Birgit Kleber (*1956) hat mit dem Buch "Photographers" eine Langzeitstudie vorgelegt, in der sie Kollegen*innen in Kopfportraits darstellt. Sie hat dafür bei den 100 Portraits immer die gleiche Bildgestaltung – leichte Untersicht, natürliches Umgebungslicht, immer gleicher Ausschnitt von der Stirnmitte bis kurz unter dem Kinn - angewendet.
Das Buch zeigt Kunst als Selbstwahrnehmung des (eigenen) Körpers. Selbstinszenierung, Selbstentblößung, Selbstauslöschung – sind die künstlerischen Themen, die Michaela Moscouw (*1961) seit 30 Jahren mit dem Medium der Fotografie kompromisslos, exzessiv und einprägsam bearbeitet. Begonnen hat sie mit dem Malen abstrakter Bilder (bis Anfang der 1980er Jahre), dann filmte sie sich bei der Zerstörung dieser Bilder.
Das Buch „Der große Schwof“ ist auch für Fotografen*innen sehr interessant, da es das Land der offiziellen Paraden, der Parteidemonstrationen, der Hochglanz Staatsrepräsentation aus einer ganz anderen Lebensperspektive zeigt, dem fröhlichen individuellen Feiern, dem nonkonformativen Fröhlichsein ohne weiteren gesellschaftlichen Anspruch. Die Fotografien zeigen deutlich den Ausbruch aus den Meinungsverboten, Diskreditierungen und opportunistischen Verhaltensweisen.