
Der C/O Berlin Talent Award 2025 in der Kategorie Artist geht an den Künstler Sheung Yiu (*1991, HKG/FIN). Die ausgezeichnete Arbeit (Inter)Faces of Predictions wird in einer Einzelausstellung vom 7. Feb – 10. Jun 2026 bei C/O Berlin präsentiert. Auf der Shortlist 2025 stehen die Künstler*innen David de Beyter (*1985, FRA), Olia Koval (*2001, UKR), Amandine Kuhlmann (*1992, FRA) und Cheryl Mukherji (*1995, IND/USA).
In seinem Gewinner-Projekt (Inter)Faces of Predictions untersucht Sheung Yiu, wie Gesichter in unterschiedlichen Kulturen und technologischen Kontexten zur Vorhersage von Charaktereigenschaften und der Zukunft verwendet werden. Er verbindet traditionelle ostasiatische Praktiken der Gesichtsanalyse mit westlichen physiognomischen Theorien sowie zeitgenössischen Gesichtserkennungstechnologien. Anhand der Analyse seines eigenen Gesichts zeigt er auf, wie sowohl historische Glaubenssysteme als auch moderne algorithmische Verfahren ähnliche Vorurteile und stereotype Vorstellungen reproduzieren. Das Projekt lädt dazu ein, kritisch über die Art und Weise nachzudenken, wie wir Gesichter interpretieren und welche Annahmen wir dabei treffen. Indem Yiu historische mit gegenwärtigen Diskursen, Archivmaterial mit eigenen fotografischen Arbeiten und technologische Methoden mit künstlerischer Praxis verbindet, schlägt er inhaltlich wie methodisch eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Kunst und Wissenschaft.
Der C/O Berlin Talent Award 2025 in der Kategorie Theorist geht an Megan Williams (*1995, UK), die den ersten kunsttheoretischen Essay über das Gewinner-Projekt verfassen wird. Der Essay wird zusammen mit einem Interview mit Sheung Yiu in einer monografischen Publikation bei Spector Books erscheinen, die C/O Berlin anlässlich der Einzelausstellung des Künstlers herausgibt. Megan Williams überzeugte die Jury mit klarsichtigen und innovativen Überlegun gen dazu, wie neue Bildtechnologien nicht nur bestehende Machtverhältnisse fortschreiben, sondern auch grundlegende Fragen nach Sichtbarkeit, Kontrolle und Wahrheit aufwerfen. Ihre Reflexionen lassen sich auch auf die Methoden und Technologien des Gesichtlesens übertragen, die im Zentrum von Sheung Yius Projekt (Inter)Faces of Predictions stehen. Indem sie technische, medienkritische und ethische Perspektiven miteinander verknüpft, ergänzt Williams’ theoretische Position die diesjährige künstlerische Arbeit auf inspirierende Art und Weise.
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