Documents from L. Fritz Gruber and Charles E. Fraser

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Kein anderes Ereignis hat die Photographie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg so nachhaltig geprägt hat wie die Photokina-Bilderschauen. Daran wird auf der photokina 2006 im Rahmen der Visual Gallery mit einer retrospektiven Ausstellung erinnert. „Photokina – The Early Years 1950 – 1956 – Documents from L. Fritz Gruber and Charles E. Fraser“ lautet der Titel dieser quellenhistorischen Schau, die den Blick erstmals auf die Anfangsjahre der einflussreichen Bilderschauen lenkt.

Mit der „Photo-Kino-Ausstellung“ hatten die beiden Initiatoren Bruno Uhl und L. Fritz Gruber im Frühjahr 1950 einen neuen Messetypus entwickelt, der das Profil der Photoindustriemesse von Beginn an um eine Vielzahl photographischer Ausstellungen bereicherte. Die Konzeption folgte hierbei bewusst einer Zweiteilung: Neben den technischen Innovationen der Photoindustrie wurden in den Bilderschauen die kulturellen und gesellschaftlichen Leistungen des Bildmediums herausgestellt. Nicht zuletzt durch die zentrale Einbindung dieses kulturellen Teils etablierte sich die photokina bis Mitte der 1950er Jahre als die international führende Fachmesse der Photographie. Mit einer Ausstellungsfläche von 66.000 Quadratmetern und 502 Ausstellern (Auslandsanteil 28,4 %) erreichte die photokina im Jahre 1956 bereits über 170.000 Messebesucher.

Die Gestaltung der Bilderschauen, für die L. Fritz Gruber verantwortlich zeichnete, war in ihren Inhalten von Beginn an auf eine internationale Perspektive ausgerichtet. Neben Lehrschauen zur Amateur-, Berufs- und Pressephotographie sowie didaktischen Ausstellungen zur Geschichte und Anwendung des Mediums boten die Bilderschauen den Besuchern nach den doktrinären Jahren der NS-Gewaltherrschaft erstmals die Möglichkeit, international herausragende Einzelpositionen und Strömungen kennen zu lernen. Denn L. Fritz Gruber sorgte als Macher der Bilderschauen regelmäßig sowohl für die Präsentation von Pionierleistungen der Photographie als auch für das Vorstellen von Arbeiten international führender Photographen der Gegenwart auf der Weltmesse des Bildes. Nicht selten wurden Karrieren junger Photographen erst dadurch gestartet. Größere Einzelausstellungen würdigten namhafte Photographen, wie August Sander (1951), Irving Penn (1954) sowie Dr. Erich Salomon und Ansel Adams (1956). Und es wurden international bedeutende Museumsbestände präsentiert, beispielsweise aus dem George Eastman-House, Rochester, oder dem Museum of Modern Art, New York. Darüber hinaus spiegelten sich zeitgemäße Tendenzen auf Ausstellungsflächen, auf denen avantgardistische Positionen des Inlands (fotoform 1950- 1952) ebenso berücksichtigt wurden wie Entwicklungen, die die „Photographie als Weltsprache“ kommunizierten (Life-Photographie 1952, Magnum 1956).

In ihrer Breitenwirkung leisteten die Bilderschauen der Jahre 1950 bis 1956 für das Medium Photographie einen wesentlichen kulturellen Beitrag zur Wiederaufnahme der jungen westdeutschen Demokratie an die internationale Wertegemeinschaft. Sie markieren in ihrer humanistisch geprägten Offenheit nach innen und außen jenen Neubeginn nach 1945, der bis heute nachwirkt.

Die Ausstellung „Photokina – The Early Years 1950 – 1956 – Documents from L. Fritz Gruber and Charles E. Fraser“ vereint Bild- und Schriftdokumente, die eine facettenreiche Anschauung von der Frühzeit der photokina-Bilderschauen geben. Neben Archivbeständen aus dem Nachlass von Prof. Dr. L. Fritz Gruber werden auch erstmals Schwarzweiß- und Farbaufnahmen des in London lebenden Photographen Charles E. Fraser vorgestellt, der die Bilderschauen der photokina bilddokumentarisch über Jahrzehnte begleitet hat. Kurator der Ausstellung ist Dr. Christoph Schaden, Mitglied des Vorstandes der DGPh.

Bei der Ausstellung handelt es sich um ein Projekt der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) in Kooperation mit dem Historischen Archiv der Stadt Köln, der Koelnmesse und der Prophoto GmbH.