Jörg Gläscher. Zwölf Wellen
Einzigartige Auseinandersetzung mit der Natur

Der Wald war für den Photographen Jörg Gläscher in Zeiten der Unsicherheit des Corona-Lockdowns 2020/21, als die Städte wie leergefegt waren, ein Rückzugsort. Nach seinem Studium bei Prof. Timm Rautert an der Hochschule für Graphik und Buchkunst (HGB) in Leipzig entstanden bei seiner Auseinandersetzung mit der Natur Ideen, die sich von der dokumentarischen Photographie, in der er bis dahin arbeitete, völlig entfernten und die letztlich zu den zwölf Wellen führten, die in den großformatigen, auf festem Karton gedruckten Bildern wiedergegeben sind.

Physikalisch ist eine Welle eine sich räumlich ausbreitende periodische Schwingung, gewissermaßen eine Störung des Gleichgewichtszustandes, was vor allem bei Wasserwellen im Meer zu sehen ist, wo sie sekundenschnell wieder in sich zusammenbrechen. Die Wellen von Jörg Gläscher aber sind das Gegenteil dieser Definition. Sie sind mit im Wald gesammeltem Bruchholz kreierte Skulpturen, „stehende“ Wellen, die gleichermaßen Ausdruck und Ergebnis langer Phasen ungewohnter, verordneter Stille geworden sind und mit ihren dynamischen Wellenformationen die einsame Stimmung eines Waldes wiedergeben.

Markus Runte, der Leiter des Stadtmuseum Paderborn, stellt dazu in seinem Text fest: „Jörg Gläschers aus feinteiligem Astwerk und Fundholz gebaute Wellen sind in ihrer Art ungewöhnlich. Beim Betrachten seiner Wellen-Skulpturen als dynamische Formen und zugleich als Ausdruck lebendiger und vergänglicher Schönheit entstehen vielfältige Assoziationen – sie erzählen über das Sich-Formen, Sich-Auftürmen und Sich-Auflösen und können als Sinnbild ewigen Werdens und Vergehens menschlichen Lebens angesehen werden.“

Der großformatige Textbeileger der bei Hartmann-Books, Stuttgart, erschienen Zusammenstellung der „Zwölf Wellen“ enthält auf der Vorderseite in der Größe 85x65 cm ein Plakat mit einer Photographie und auf der Rückseite neben dem Text „Vom Formen und Auflösen“ von Markus Runte ein Gespräch, das die Journalistin Ute Thon mit Jörg Gläscher darüber führte, wie es zu dessen Wellen-Projekt kam, bei dem er die einsame Stimmung der Wälder einfing, die mit den in dem Druckwerk  wiedergegebenen zwölf dynamischen Wellenformationen kontrastiert, gleichzeitig aber auch deren ganze Wucht und Rätselhaftigkeit beeindruckend sichtbar macht. (vZ)

Jörg Gläscher
Zwölf Wellen
Text: Markus Runte, Ute Thon
Sprache: Deutsch, Englisch
24 Seiten mit 12 doppelseitigen Abbildungen
Format: 22,5 x 34 cm, Hardcover (Pappebuch), mit Textbeilage und Plakat
Stuttgart, Hartmann-Books
ISBN: 978-3-96070-101-9
 34,00 €

Ausstellung im Stadtmuseum Paderborn noch bis 21. Januar 2024