Restlicht. Osram München, Wasmuth & Zohlen Verlag

Mit dem Abriss der ehemaligen Hauptverwaltung der Osram AG in München ging eine bemerkenswerte Gebäudegeschichte zu Ende: Walter Henn (1912 – 2006), Professor an der TH Dresden und der TH Braunschweig, errichtete 1965 in den Münchner Isarauen das erste Großraum-Bürogebäude Europas. Der Weitsicht des Architekten ist es zu verdanken, dass dessen Anfänge und dessen Fertigstellung von dem aus Wolfsburg stammenden Photographen und Maler Heinrich Heidersberger photographisch dokumentiert wurden.

Heidersberger (1906 – 2006)  war bereits früh einem großen Publikum für seine hochwertigen Schwarzweiß-Darstellungen der technischen Errungenschaften der Nachkriegszeit bekannt. Architekt Gunter Henn, Sohn des Erbauers und Professor an der TU Dresden, stellt in seinem Vorwort zu dem im Wasmuth & Zohlen Verlag, Berlin, erschienenen Band „Restlicht. Osram München“ fest, dass der Photograph vor allem die Schönheit des Gebäudes sah.

Ursula Baus, Kunstgeschichtlerin mit Schwerpunkt Architektur, schildert in ihrem Beitrag die wechselvolle Geschichte des Unternehmens Osram ab 1905 und weiß, dass Walter Henn die von ihm gestalteten, teils spröden Gebäude bewusst von Heinrich Heidersberger dokumentieren ließ.

Unter der Überschrift „Die Ästhetik der Kommunikation“ befassen sich Gunter Henn und Michael Steinbusch mit den von HG Esch (DGPh) teilweise in Farbe, teilweise aber bewusst auch in Schwarzweiß erstellten Photodokumentationen des Osram-Gebäudes, aber auch der ebenfalls von Walter Henn entworfenen „gläsernen Manufaktur“ von Volkswagen. In München begann die Arbeit des Architekturphotographen in 2010,  setzte sich 2015 fort, als 800 Flüchtende in kleinen Wohn-Containern in den für deren zweijährige Nutzung zu diesem Zweck umgebauten, ehemaligen Großraumbüros untergebracht wurden, und endete 2018 mit den Aufnahmen des Abrisses des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes.
Rolf Sachsse beschreibt unter dem Titel „Restlicht“ die Photogeschichte des Osram-Hauses in München mit dem Baubeginn 1963, hat seinen Beitrag in die von Heinrich Heidersberger gestalteten Bildgeschichten nach der Fertigstellung 1965 sowie die von HG Esch zwischen 2010 und 2018  photographierten Bildserien unterteilt und schließt mit dem Zitat „Gebäude gehen, Photos bleiben“.

Bernd Rodrian (DGPh) gründete 2002 zusammen mit Benjamin Heidersberger in Wolfsburg das „Institut Heinrich Heidesberger“, das er seit dieser Zeit leitet. Unter dem Titel „Arrangements mit Witz und Perfektion“ stellt er in seinem Essay die präzisen Bildarrangements des Architekturphotographen vor und nennt diesen einen „Meister des schwarzen Himmels“.

Die Photographien des Osram-Gebäudes von Heinrich Heidersberger und HG Esch sind in der Chronologie ihres Entstehens auch ein Stück Zeitgeschichte. Sie zeigen zudem die unterschiedliche Herangehensweise an Architekturphotographie zweier aus verschiedenen Generationen stammender renommierter Photographen. (vZ)


Heinrich Heidersberger / HG Esch (DGPh)
Restlicht. Osram München

Texte: Deutsch, Englisch
Format: 21 x 26 cm, Hardcover
Berlin, Wasmuth & Zohlen Verlag
ISBN: 978-3 -8030-2217-2
43,00 €