Play Time - Wolfgang Zurborn

Humorvoller Blick auf die Alltagswelt

Mit seinen Photographien einer Freizeit- und Medienkultur entführt Wolfgang Zurborn in seinem bei der Edition Fotohof, Salzburg, erschienenen Buch „Play Time“ in eine eigenwillige, skurrile Bilderwelt, in der Szenen und Objekte des alltäglichen Lebens scheinbar aus dem Lot geraten sind. Gleichzeitig forciert er im Stil des Filmemachers Jaques Tati, den er bereits in seiner Studienzeit in den 1980er Jahren für sich entdeckte, die Fragmentierung der Bildinhalte und versucht mit radikalen Ausschnitten, überraschenden Kompositionen und ungewöhnlichen Perspektiven mit routinierten Bildvorstellungen zu brechen.

Denn mit seinem humorvollem und zugleich kritischen Blick auf die Alltagswelt mit all ihren Widersprüchlichkeiten wurde der Filmemacher für Zurborn früh eine wichtige Quelle der Inspiration, weil dieser in seinen in das Buch von und über Tati eingestreuten Zitaten auch erklärt, wie er durch das Finden der Bilder sehen gelernt hat. Eine der wesentlichen Parallelen zu Tati’s Film ‚Playtime‘ besteht für den Photographen in seinen Bildmontagen, weniger in der offensichtlichen Pointe sondern im ausschnitthaften Zusammenwirken verschiedener Bildebenen: Durch Wegnahme des Kontextes, Verdichtung durch Reflexionen, Fensterdurchblicke und Gegenüberstellungen schafft er eine Art Alltagssurrealismus.

„Eine Haltung, die sich durch meine photographischen Arbeiten durchzieht, besteht darin, dass ich in meinen Bildern Ordnungen schaffen will, die das Chaos nicht verraten. Es geht nicht darum, die Welt aufzuräumen, sondern das alltägliche Chaos zu strukturieren, es erfahrbar zu machen“, erläutert der Photograph seine Herangehensweise.

Der 1956 in Ludwighafen geborene, seit vielen Jahren in Köln lebende Wolfgang Zurborn ist einer der umtriebigsten Photographen Deutschlands: Seit nunmehr 35 Jahren betreibt er in Köln zusammen mit Tina Schelhorn (DGPh) die Photogalerie Lichtblick, gründete dort 2010 die Lichtblick School, unterrichtet Photographie aber auch in anderen deutschen Städten sowie im Ausland. Seit 1998 setzt er sich als Mitglied des Präsidiums der DFA für die Förderung der künstlerischen Photographie ein.

Dem Bildband liegt ein Textheft bei, das in Anspielung auf Tatis Film den Titel ‚Learning from Playtime‘ trägt. Es enthält ein Gespräch, das Bill Kouwenhoven unter dem Titel „Sehen statt bedeuten wollen“ mit dem Photographen über dessen Arbeitsweise führt. Der amerikanische Photokritiker sieht Wolfgang Zurborn als einen der am wenigsten deutschen Photographen, vor allem im Vergleich mit denen der Becher-Schule oder auch den Traditionen der Neuen Sachlichkeit. (vZ)

Wolfgang Zurborn (DGPh/DFA)
Play Time

Texte: Deutsch / Englisch
272 Seiten, mit 20 Schwarzweiß- und 220 Farbabbildungen
Format: 28 x 21,5 cm, Softcover + Beiheft
Salzburg (A), Edition Fotohof
ISBN 978-3-903334-32-8
39,00 €