Frauen sehen Frauen. Schimer Mosel

Das vorliegende Werk, im Schirmer/Mosel Verlag erstmals 2001 erschienen, ist Frauenbildern von Frauen gewidmet.  Die beiden großen Photographinnen des 19. Jahrhunderts, Clementina Lady Hawarden und Julia Margaret Cameron machen mit ihren Photographien den Anfang und führen über die Größen der Photogeschichte wie Lotte Jacobi, Germaine Krull, Dorothea Lange, Gisèle Freund, Dora Maar hin zu Annie Leibovitz, Rineke Dijkstra und Inez van Lamsweerde und spannen so einen zeitlichen Bogen bis ins 21. Jahrhundert. Der Band zeigt so einen gültigen Überblick über die Geschichte der Photographie von Frauen im 19. und 20. Jahrhundert.

Elisabeth Bronfen, Professorin am Englischen Seminar der Universität Zürich, geht in ihrem einführenden Essay erhellend und brillant der Frage nach einer weiblichen Sicht nach. Die biographischen Informationen zu Photographierten und Photographierenden im hinteren Teil des Bandes sind eine bereichernde Ergänzung zu den Photographien und machen das Buch in einer Zeit von Gender-Debatten und MeToo wieder zu einem brandaktuellen visuellen Nachschlagewerk.

Das großformatige Buch ist klar strukturiert. Zweisprachig (deutsch/englisch), präsentiert es in chronologischer Reihenfolge 159 Abbildungen von rund 90 Photographinnen. 

Und gibt es ihn nun, den „weiblichen Blick“ in der Photographie? Und was unterscheidet ihn von dem eines männlichen Photographen? Ist es tatsächlich nur eine Frage des Sehens oder nicht vielmehr auch die Frage danach, wie sich die Photographierten darstellen, was sie von sich preisgeben, abhängig davon wer photographiert? 

Das vorliegenden Photobuch gibt Antworten auf diese Fragen. Die Photographierten – ob Arbeiterin, Künstlerin, Politikerin, ob alt oder jung, bekannt oder unbekannt – eint eine sensible, nicht voyeuristische Darstellung. Selbst Ikonen wie Virginia Wolf, Marlene Dietrich oder Indira Gandhi – für ihre Stärke bekannt, erscheinen sanft, weich, privat.

Das Buch leistet noch Weiteres:  es zeigt, dass das goldene Zeitalter der Frauenphotographie mit dem Ende des ersten Weltkriegs beginnt. Mit dem internationalen Aufbruch in die Moderne werden in Deutschland, Frankreich, England und den USA gleichzeitig bedeutende Protagonistinnen hervorgebracht. (rp)


„Ihnen allen und auch den vielen europäischen Photographinnen und Künstlerinnen, deren Lebenslauf durch das heraufziehende NS-Regime im Europa der dreißiger Jahre tragische Einbrüche erfuhr, setzt dieses Buch ein Denkmal“. (Schirmer/Mosel-Verlag)

Frauen sehen Frauen
Eine Bildgeschichte der Frauen-Photographie im 19. und 20. Jahrhundert

Hrsg. Lothar Schirmer
Text: Elisabeth Bronfen
280 Seiten, 159 Tafeln in Novatone und Farbe
Format: 20,5 x 29 cm, Klappenbroschur
Deutsch/Englisch
Schirmer/Mosel-Verlag
ISBN 9783829609005
39,80 €