© Barbara Klemm - Frankfurt Bilder

Das Buch „Frankfurt Bilder“ der Fotografin Barbara Klemm ist die visuelle Reflexion von 60 Jahren Zeitgeschichte an einem Ort. Ihre Fotografien und die FAZ Tiefdruckbeilage ”Bilder und Zeiten“ haben mehrere Generationen von Fotograf*innen inspiriert mit Fotografien wie „Am Westhafen“ (S. 22), „Misswahl Rhein“ (S. 53), „Theodor W. Adorno“ (S. 62), „Alexander Mitscherlich“ (S. 67), „Saalschutz“ (S. 79), „Demonstration gegen Startbahn West“ (S. 91), „Kinder im Westend“ (S. 98-101), Putzfrau“ (S. 131). 

Nach Schulzeit und fotografischer Ausbildung in Karlsruhe zog Barbara Klemm 1959 nach Frankfurt und hat seitdem das Alltagsleben in der Mainmetropole beobachtet und fotografisch dokumentiert. Sie ist damit zu einer verlässlichen Zeitzeugin geworden, die Straßen-, Stadt- und Menschenbilder aus aller Welt und in Frankfurt fotografiert hat. Ein persönliches Merkmal war, dass sie, auch wenn der „Auftrag“ fertig war, die Kamera in der Hand behielt und häufig dann die markantesten Motive erarbeitete. Dieser andere intensivere Zugang wird u.a. in ihren Fotografien der Frankfurter Studentenbewegung von Adorno und Horkheimer deutlich, mit denen sie rasch nationale und internationale Bekanntheit erlangte. Als Redaktionsfotografin der FAZ hat sie 35 Jahre für die Ressorts Politik und Feuilleton fotografiert.

Barbara Klemm hat mit ihrem Interesse für Menschen sowie einer empathischen Haltung nicht nur die Prominenten aus Politik und Kultur und fernen Ländern dokumentiert, sondern hatte auch ein sicheres Gespür für die Bewohner*innen und den Alltag in ihrer Heimatstadt Frankfurt wie z.B. die Motive „Drechslermeister“ (S. 114), „Brotbäckerei“ (S. 115), „Kleinmarkthalle“ (S. 116) oder „Kinder“ (S. 124-127) zeigen. Dieses Buch zeigt die Fotografin als Zeitzeugin und genaue Beobachterin ihres persönlichen Umfelds, die Geschichten des Alltags festgehalten hat.

Die präzise komponierten Bildmotive sind das Ergebnis langer, genauer Beobachtungen in den verschiedensten Alltagssituationen. Sie regen zum Nachdenken über unser Alltagsleben und dessen dokumentarischer Wiedergabe an. 

Es ist anerkennenswert, dass das Historische Museum (Frankfurt) diese wichtigen Werkgruppen mit einem Buch ehrt und so die Thematik erneut in Deutschland bekannt macht. Das Buch ist als zeitgeschichtliches Zeugnis über die Fotografien hinaus insbesondere durch Aspekte aus Politik, Gesellschaft und Kultur bemerkenswert. 

Eine gelungene Publikation, die schön gestaltet mit einer sachlich funktionalen Buchgestaltung den gezeigten Werkgruppen künstlerisch gerecht wird. Diese themenreiche Retrospektive wird zum Nachdenken über die dokumentarischen Möglichkeiten des Bildjournalismus anregen. (db)

Ausstellung bis 1. April 2024 im Historischen Museum (Frankfurt)

DGPh Ausstellungsführung mit Barbara Klemm am Mittwoch den 24. Januar 2024, 16:00 Uhr, im Historisches Museum Frankfurt, weitere Informationen hier.

Barbara Klemm - Frankfurt Bilder
Photographien von Barbara Klemm
Hrsg.: Jan Gerchow 
Texte von Eva Demski, Jan Gerchow
Interview Jan Gerchow mit Barbara Klemm 
DeutschHardcover
264 Seiten, 250 Abbildungen in Schwarz-Weiß
Steidl Verlag, Göttingen
ISBN 978-3-96999-270-8
40,00 €