Dokumentarfotografie Förderpreise 14

Das Buch „Dokumentarfotografie Förderpreise 14“ stellt die fotografischen Serien der diesjährigen Preisträger*innen Jana Bauch, Marc Botschen, Ramona Schacht, Dudu Quintanilha vor, die sich mit der politischen und sozialen Verfasstheit unserer Welt auseinandersetzen.

Die Wüstenrot Stiftung fördert fotografische Projekte junger Fotografen*innen, die sich dezidiert mit einer wirklichkeitsorientierten Fotografie auseinandersetzen und dabei thematische Zielsetzungen und formale Aspekte in einen neuen Diskussionszusammenhang bringen. In dem Buch Förderpreise 14 werden die folgenden Arbeiten vorgestellt:

Jana Bauch (Hochschule Düsseldorf) dokumentiert in Ihrem Projekt „Y-Topia“ ihre Generation, der bewusst ist, dass der scheinbar unausweichlichen Klimakatastrophe entschieden entgegengetreten werden muss. In ihrer Bildserie greift sie die Thematik Tagebau mit den Aspekten „Protestcamp, Reste eines Wohnlagers, das Hüttendorf, Aktivistinnen, Plakate zu Lützerath Polizeieinsätze, persönliche Statements auf und diese werden dem Protest indigener Völker gegenübergestellt.

Marc Botschen (Hochschule für bildende Künste Hamburg) setzt sich in seiner Serie „soft pass“ damit auseinander, wie Identität sich bildet und hinterfragt die Strukturen von Identität und Identifikation. Seine offene Herangehensweise gibt dem Betrachter Raum, seine eigene Erzählung auf eine zum Nachdenken anregende Weise zu konstruieren.

Ramona Schacht (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig) setzt sich in ihrem Projekt „Pictures as a Promise“ mit Fotografien weiblicher Mitarbeiterinnen der Textilindustrie in der DDR auseinander und konzentriert sich dabei auf Körper, Gesten, Empfindungen und Erfahrungen. Dabei geht es weniger um die Fotografie, sondern sie „sieht ihre Arbeit als neue Form eines feministischen Manifests, das die weibliche Sozialisation und ihre Geschichte untersucht.“

Dudu Quintanilha (Hochschule für Bildende Künste – Städelschule) stellt einen Chor von 65 bis 75-jährigen Menschen in Einzel- und Doppelporträts sowie Gruppenaufnahmen dar und dokumentiert die Prozesse, die zur finalen Aufführung kommen und macht dabei auf die persönlichen, sozialen und kulturellen Ebenen dieser „klagenden Erzählung“ aufmerksam.

Alle vier Arbeiten hinterfragen die Fotografie als Dokument und berücksichtigen die Entwicklung, dass Smartphones und soziale Netzwerke unsere Art und Weise zu kommunizieren, stark verändert haben. Ein weiterer Aspekt, der bereits mit der konzeptuellen Fotografie begann, ist das heute in „networked images“ mit einem Netz aus Bildern, Referenzen, Texten, Orten, Geräten gearbeitet wird.

Die Wüstenrot Stiftung ermöglicht die Realisierung der eingereichten Projektvorhaben, nach Ablauf eines Jahres wird aus den Arbeitsergebnissen eine Wanderausstellung mit Begleitkatalog konzipiert. 

Die vier Themenserien werden erläutert durch Texte von Jana Bauch, Marc Botschen, Matthias Gründig, Dudu Quintanilha, Ramona Schacht ergänzt mit einem Essay von Christina Natlacen und den Biografien und Exponaten der Preisträger*innen. Das Buch ist grafisch gut gestaltet und setzt mit der Wahl farbiger und weißer Papiere für SW- und Farbfotografien und die Texte deutliche Akzente. Ein empfehlenswertes Buch als Dokument der stilistischen Impulse für die aktuelle Entwicklung der dokumentarischen Fotografie. (db)

Ausstellung bis 1. Januar 2024 in der Fotografische Sammlung des Museum Folkwang (Essen)

 

Dokumentarfotografie Förderpreise 14
Fotografien:  Jana Bauch, Marc Botschen, Ramona Schacht, Dudu Quintanilha 
Hrsg.: Wüstenrot Stiftung
Texte: Jana Bauch, Marc Botschen, Matthias Gründig, Christina Natlacen, Dudu Quintanilha, Ramona Schacht, 
Deutsch
Buchgestaltung Festeinband, farbige Papiere
80 Seiten, zahlreiche Abbildungen in Schwarz-Weiß und Farbe
Eigenverlag, Ludwigsburg
ISBN 978-3-96075-030-7
Kostenloser Download der pdf-Datei.