Cyanotypes. Anna Atkins. Taschen Verlag
Historische botanische Blaupausen einer Pionierin

Als erste Frau, die das noch junge Medium der Photographie wissenschaftlich nutzte, fing Anna Atkins (1799 – 1871) die Zartheit von Algen und Farnen in Bildern ein. Sie gilt heute als eine der Pionierinnen der Photographie des 19. Jahrhunderts.

Der große, im Taschen-Verlag, Köln, erschiene Band „Cyanotypes“ kombiniert, vom Verleger Benedict Taschen sorgfältig zusammengestellt und von Peter Walther fundiert beschrieben, erstmals ihre Werke ‚British Algae‘ und ‚Cyanotypes of British and Foreign Ferns‘ in vollem Umfang und zeigt ihre wegweisende Praxis, botanische Arten photographisch zu dokumentieren.

Zu Anbruch des viktorianischen Zeitalters gelang Anna Atkins in ihrem Freiluftlabor in Halstead, Kent, der Versuch, Pflanzenarten mit Hilfe eines völlig neuen künstlerischen Mediums zu dokumentieren. Dabei halfen ihr auch persönliche Kontakte zu Henry Fox Talbot (1800 – 1877) und John Herschel (1792 – 1871), der sich, auch angeregt durch Louis Daguerre (1787 – 1871), ebenfalls mit photochemischen Fragen beschäftigte und dabei die Drucktechnik, die Cyanotypie, entdeckte.

Die unnachahmlichen Photogramme von Algen und Farnen, die Atkins anfertigte, füllten die ersten Bücher mit Photographien. Ihre Alben sind die perfekte Synthese aus Kunst und Wissenschaft, markant und zugleich hauchzart. Dabei setzte sie die technischen Möglichkeiten der Cyanotypie ein und war somit die erste, die ihren praktischen Nutzen für die Klassifizierung von Arten innerhalb der Botanik wie auch deren faszinierendes künstlerisches Potenzial erkannte: Bei diesem Druckverfahren wird das Objekt auf sensibilisiertem Papier fixiert und dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt, wodurch wiederum das preußischblaue Pigment entsteht, das den unverwechselbaren Hintergrund ihrer Kunstwerke bildet.

Atkins' Album „British Algae“ (1843–1853) sowie das zusammen mit ihrer Freundin Anne Dixon angefertigte Buch „Cyanotypes of British and Foreign Ferns“ (1853) sind Werke von außerordentlicher Seltenheit. Sie werden in dem großen Bildband zum ersten Mal in ihrer Gesamtheit präsentiert und zeigen, dass Atkins mehrere Disziplinen beherrschte: Während die Cyanotypie es ihr ermöglichte, die Herausforderungen einer akkuraten Darstellung zu meistern, verliehen die grazilen Konturen der Exemplare vor dem intensiv blauen Hintergrund den Bildern einen zeitlosen ästhetischen Reiz.

Die über 550 Cyanotypien, die vornehmlich aus der New York Public Library und dem J. Paul Getty Museum stammen, ergänzt sachkundig der durch seine Veröffentlichungen zu frühen Techniken der Farbphotographie bekannte Peter Walther. In seiner ausführlichen und mit Beispielen bebilderten Einleitung sowie seinen einführenden Essays zu den vier Kapiteln stellt er den wissenschaftlichen und kunsthistorischen Kontext her. Gleichzeitig würdigt er die bahnbrechenden Arbeiten von Anna Atkins als einer echten Pionierin der Photographie: „Anna Atkins hat als Erste überhaupt die technischen und ästhetischen Möglichkeiten der photographischen Buchillustration erkundet und in einem Werk veranschaulicht, das bis heute durch die Klarheit, Ruhe, und Schönheit der abgelichteten Naturformen fasziniert.“ (vZ)

Anna Atkins
Cyanotypes

Hrsg.: Peter Walther
Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch
660 Seiten
Format: 25x31 cm, Hardcover im Schuber
Köln, Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-9098-3
100,00 €