Jacques-Henri Lartigue, 1977 © John Swannell
Jacques-Henri Lartigue, 1977 © John Swannell
Jacques-Henri Lartigue, Porträt
Jacques-Henri Lartigue, Porträt
Jacques-Henri Lartigue, Août 1927, Biarritz, Sala au rocher de la Vierge © Fondation Kodak Pathé
Jacques-Henri Lartigue, Août 1927, Biarritz, Sala au rocher de la Vierge © Fondation Kodak Pathé
Jacques-Henri Lartigue, Août 1927, Hendaye, Despiau © Fondation Kodak Pathé
Jacques-Henri Lartigue, Août 1927, Hendaye, Despiau © Fondation Kodak Pathé
Jacques-Henri Lartigue, Août 1931, Renée à Eden Roc © Fondation Kodak Pathé
Jacques-Henri Lartigue, Août 1931, Renée à Eden Roc © Fondation Kodak Pathé
Jacques-Henri Lartigue, Renée, 1931 © Fondation Kodak Pathé
Jacques-Henri Lartigue, Renée, 1931 © Fondation Kodak Pathé
Auszeichnung: KulturpreisJahr: 1984Ausgezeichnet wurde: Jacques Henri Lartigue

Laudatio gehalten durch den Oberbürgermeister der Stadt Köln und das Vorstandsmitglied der DGPh, Herrn Norbert Burger, am 8. Oktober 1984 im Historischen Kölner Rathaus:

Die Deutsche Gesellschaft für Photographie vergibt ihren Kulturpreis 1984 an den neunzigjährigen Jacques-Henri Lartigue, der als wahrer Liebhaber der Photographie seit früher Jugend die Kamera mit genialisch-begabtem Blick benutzt und eine brillante, lebendige Bildchronik vieler Jahrzehnte geschaffen hat.

Jacques- Henri Lartigue wurde am 13. Juni 1894 in Courbevoie an der Seine geboren. Aus einer wohlhabenden Familie stammend, studierte er Malerei, die er als seinen Lebens-beruf erwählte. Aber die Photographie sollte seine Berufung werden, die ihm Weltruhm einbrachte. Seit seinem achten Lebensjahr machte er viele Aufnahmen seiner Familie, seiner Verwandten und Freunde in den ersten Autos und Flugzeugen, bei Sport und Spiel im offensichtlich frohen Alltag. Auch visierte und fixierte er Augenblicke des Flanierens im Pariser Bois de Boulogne. In den mondänen Badeorten Biarritz und Deauville registrierte er die "Belle Epoque" auf seine Weise. Die "Goldenen Zwanziger Jahre" fanden in ihm einen nicht minder wachen Beobachter typischer Momente. All' dies hielt Lartigue aus rein privatem Vergnügen lichtbildnerisch fest und stellte es zu Bild-Tagebüchern mit Begleittexten in großen Alben zusammen, die uns erhalten geblieben sind.

Aber er mußte erst 67 Jahre alt werden, ehe er - als Maler längst bekannt - auch als Photograph entdeckt gleich 1963 im renommierten Museum of Modern Art in New York ausgestellt wurde. Drei Jahre später - 1966 - präsentierten ihn die photokina-Bilderschauen für Europa.

Seither ist er zum Inbegriff einer dynamischen, unkonventionellen Amateurphotographie geworden, wobei er einen unverwechselbaren eigenen Stil geprägt hat. Seine Bilder wirken lebendig und alterslos. Ewige Neugier, seine glückliche Natur und auch Sinn für Humor kennzeichnen sein reiches Lebenswerk. Als er es 1979 dem französischen Staat stiftete, bestand es aus. 20.000 Dokumenten, denen im Grand Palais in Paris ein eigener Flügel gewidmet wurde. Dort sind nun seine Bilder mit wechselnden Ausstellungen zu sehen. Mehr als 15 Bücher und Bildbände enthalten Lartigues photographisches und literarisches Werk. Seine frühen Farbaufnahmen wecken immer wieder Erstaunen.

Indem die DGPh diesen heiteren Pionier des ideellen Bildermachens ehrt, zeichnet sie gleichsam alle diejenigen aus, welche nur aus Liebhaberei photographieren. In seiner intuitiven lichtbildnerischen Gestaltungskraft bleibt Lartigue jedoch ein Einzigartiger.