Auf Glasnegativen sind Szenen des Straßenlebens am Potsdamer Platz in der Zeit von 1928 bis 1934 festgehalten: Der Potsdamer Bahnhof, Hotels und Geschäftshäuser spiegeln den Glanz der kaiserlichen Hauptstadt, zugleich geben ihm der Verkehrsturm und das Columbushaus Akzente der Moderne. Die Aufnahmen entstammen aus der Zeit nach dem Ende der Weimarer Republik bis zur nationalsozialistischen Machtübernahme und zeigen Passant*innen, die der*die anonyme Fotograf*in mit eigener Kamera festhielt – oder die sich für ihn inszenierten. Sie bezeugen, dass diese Gesellschaft im Umbruch war.
1990 wurden 135 Silbergelatineplatten im Format 9 x 12 cm für das Museum erworben, aber ihre Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte ist noch immer nicht gänzlich erschlossen. Stadt auf Glas kontextualisiert die Bildinhalte und den Standort Potsdamer Platz historisch und stellt Fragen nach der Präsentation von historischem analogem fotografischem Negativmaterial heute. Vergleichend werden Möglichkeiten der Sichtbarmachung von historischen Negativen vorgestellt und ihre jeweiligen Implikationen verhandelt.