
Ab 25. September 2022 gibt es im Bonnefanten-Museum Maastricht eine große Übersicht-Ausstellung von Werner Mantz, dem deutsch-niederländischen Fotografen. Zu gleicher Zeit wird von der Werner Mantz-Stiftung auch eine Monographie herausgegeben, anlässlich dieser Ausstellung.
Diese Ausstellung zeigt über dreihundert überwiegend Vintage-Fotografien des in Deutschland geborenen Meisters der Fotografie Werner Mantz (1901–1983), fast vierzig Jahre nach dessen Tod. Der am Hohenstaufenring in Köln geborene Werner Mantz – mit jüdischem Hintergrund – arbeitete ab 1932 in Maastricht, wo er seit 1938 auch lebte.
Die Werke von Werner Mantz wurden sowohl zu Lebzeiten als auch danach regelmäßig in Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt. Sein Werk ist in den Sammlungen von mehr als dreißig Museen auf vier Kontinenten vertreten, darunter das Museum Ludwig Köln, das Nederlands Fotomuseum in Rotterdam, das J. Paul Getty Museum, das Museum of Modern Art, das Canadian Centre for Architecture, die Tate, das Centre Pompidou und das Tokyo Photographic Art Museum. Die bisherigen Präsentationen seines Werks beschränkten sich auf die deutsche Periode oder auf thematische Teile seines umfangreichen Oeuvres, aber sein Werk wurde nie vollständig und zusammen-hängend gezeigt und veröffentlicht. Die Produktion von Mantz ist sehr viel-seitig: von Architekturfotografie, Werbefotografie und Porträts von Jung und Alt über Aufnahmen der Industrie und des Bergbaus, religiöse Fotografie, Aufnahmen von Geschäften, Restaurants und Innenräumen bis hin zu Straßen, öffentlichen Räumen und Landschaften. Auch seine Reisefotos und seine freien Arbeiten, insbesondere von Köln und Maastricht, erregen Aufmerksamkeit.
Dass diese Vielseitigkeit – über die gesamte Schaffensperiode hinweg – erstmals gezeigt wird, macht gerade die Bedeutung dieser retrospektiven Ausstellung und Monografie von Werner Mantz aus. Sein Werk hat auf internationaler Ebene große Aufmerksamkeit erregt.
Werner Mantz und sein fotografisches Werk sind im kunst- und kulturhisto-rischen Kontext des Bonnefanten-Museums von unverwechselbarer Bedeu-tung. Die Tatsache, dass das Museum seit 1977 etwa einhundertfünfzig Originalfotos in seiner Sammlung hat, ist ein wichtiger Beweis dafür. Mit seinem Porträtfotostudio am Vrijthof in Maastricht leistete Mantz einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben dieser Stadt, in die er in den 1930er Jahren als Einwanderer gekommen war. Die Maastrichter Produktion umfasst neben Porträts auch eine Reihe von Fotografien des alten Stadt-zentrums. Für das Bonnefanten-Museum – als Provinzmuseum mit internationaler Ausrichtung – sind die Serien wichtig, die Werner Mantz in den 1930er Jahren für verschiedene Auftraggeber produzierte: seine Fotografien von Straßen für die Provinciale Waterstaat Limburg, von Bergwerken für die Staatlichen Bergwerke und von Architektur für Limburger Architekten, darunter der prominente Frits Peutz, der für den Entwurf des ikonischen Modehauses Schunck in Heerlen verantwortlich war.
Natürlich sind hier auch die berühmten Architekturfotografien zu nennen, mit denen Mantz das Neue Bauen in Deutschland in der Zwischenkriegszeit dokumentiert hat. Die Architekturfotografie von Werner Mantz nimmt einen einzigartigen und international anerkannten Platz in der Geschichte der Fotografie ein. Seine Bildsprache und die Verwendung von natürlichem Licht in Kombination mit seinem handwerklichen Können schlagen die Brücke und bilden das ‚fehlende Bindeglied' zwischen der oft anonymen Auftragsfotografie als Dienstleistungsunternehmer und der Fotografie der neusachlichen, künstlerischen Avant-garde-Bewegungen der Zwischenkriegszeit, wie dem Bauhaus.
Mantz fotografierte in aller Einfachheit und mit rein fotografischen Mitteln, in der Überzeugung, dass „ein gutes Gebäude ein gutes Bild macht". Er entwickelte seine eigene fotografische Handschrift, indem er sich an die Formprinzipien des Themas hielt und sich in den Dienst seiner Auftraggeber stellte, deren architektonische Konzepte er fotografisch zu erfassen und darzustellen verstand. Mantz ist es gelungen, den Geist der zeitgenössischen Architektur auf fotografische Weise zu erfassen. In diesem Sinne ist er auch ein inspirierendes Beispiel für die zeitgenössische Architekturfotografie von heute.
Bei der Realisierung der Ausstellung konnten das Bonnefanten-Museum und die Werner Mantz-Stiftung auf die Expertise von Frits Gierstberg, Kurator des Nederlands Fotomuseum in Rotterdam, zurückgreifen. Gierstberg hatte auch in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Miriam Szwast vom Museum Ludwig Köln, die Werner Mantz-Ausstellung „Architektur und Menschen“ 2017/18 kuratiert. Als Gastkurator hat er jetzt ein Ausstellungskonzept erarbeitet, das nicht nur den vielfältigen Qualitäten von Werner Mantz in jeder Hinsicht gerecht wird, sondern auch seine internationale Stellung und Bedeutung als Fotograf deutlich markiert. Darüber hinaus leistete er unterstützende Textbeiträge zu der jetzt erscheinenden Monografie. Dank gilt auch den zahlreichen Leihgebern (SK Stiftung Kultur Köln, Museum Ludwig Köln, Historisches Zentrum Limburg, Nederlands Fotomuseum Rotterdam) und den Mantz-Erben.