Sebastião Salgado, Instituto Terra, Foto: Renato Amoroso
Sebastião Salgado, Instituto Terra, Foto: Renato Amoroso

­Licht war seine Farbe – Sebastião Salgado. Ein Nachruf

Sebastião Salgado, 1944 in Aimorés in Brasilien geboren, studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften. Auch seine Frau Lélia lernt er in dieser Zeit kennen. 1969 musste er während der brasilianischen Militärdiktatur nach Paris emigrieren und arbeitete von dort aus zunächst in der Entwicklungshilfe, besonders für Projekte in Afrika. Auf diesen Reisen entdeckt er seine Leidenschaft für Fotografie und beschließt 1973, sich beruflich ganz der Fotografie zu widmen.

Mit seinen Bildern über Kriegsflüchtlinge im Kongo, in Zaire oder in Ruanda, die Ausbeutung von Goldminenarbeitern in Serra Pelada / Brasilien, wie auch mit seinen Naturfotografien wurde Sebastião Salgado weltberühmt. Salgado war nicht nur Fotograf, sondern als Humanist und Umweltaktivist immer auch im Einsatz für eine gerechtere und bessere Welt, er war getrieben von der Mission, „Licht auf Ungerechtigkeit zu werfen“, wie er selbst einmal sagte. 

Er hat auf seinen Reisen unzählige Werke geschaffen, die Langzeitprojekte Workers, Exodus, Migrations, Genesis und das jüngste Werk Amazonia gehören zu seinen Hauptwerken.

Schwarzweiß war seine Farbe

Sebastião Salgados Schwarzweiß-Arbeiten, seine eindringlichen Fotos, treffen die Betrachtenden mit fast epischer Wucht. Er „spielte“ so perfekt mit dem Licht, dass die Aufnahmen strahlen. Man hat ihm vorgeworfen, er verharmlose und romantisiere mit seinen ästhetischen Bildern das Leid, und in der Tat unterscheiden sie sich von den Werken vieler seiner Fotografenkolleg*‘innen, die die Brutalität von Kriegen und zerstörter Natur auf den ersten Blick härter, verstörender darstellen. 

Der Wendepunkt

Der Völkermord in Ruanda, kostete am Ende fast eine Million Menschen das Leben. Für Salgado, wie für viele andere Fotoreporter auch, überstieg das während dieses Krieges Gesehene und Erlebte das Maß des Erträglichen und führte zu einem Wendepunkt in seinem Leben. 

Er ist nicht an den Erlebnissen zerbrochen, aber sie lagen wie ein Schatten auf ihm. Er zog sich zurück, ging mit seiner Frau nach Brasilien. Es war ein Impuls seiner Frau, der zur Gründung des „Instituto Terra“ führt, ihre Idee, den Wald, der dort stand, wieder aufzuforsten. Ein Projekt für den Regenwald und vielleicht die Rettung Salgados. Millionen Bäume pflanzten sie mit Mitarbeiter*innen und hunderten von Ehrenamtlichen auf dem Gelände des „Instituto Terra“. Das Leben von Insekten, Vögeln und Säugetieren kehrte zurück – und mit dem Leben auf der Farm auch Salgados Lebenswille. 

Er wendet sich ab vom Thema Krieg als fotografisches Sujet, um sich der Natur, der globalen klimatischen Veränderung und ihren Auswirkungen auf die Menschen zu widmen. Die jüngste Serie ‚Amazonia‘ zeigt die Schönheit des Amazonasgebietes und ihre Bedrohung durch den Klimawandel.

Salgado, mit vielen Preisen ausgezeichnet, wurde 2019 als erster Fotograf überhaupt, mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt. Ein Porträt des Lebens und des Werks Salgados zeigt der Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ (2014). Regie führten Wim Wenders und Juliano Ribeiro Salgado, der Sohn des Fotografen. 

Bereits 1988 ehrte ihn die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) mit dem Dr. Erich Salomon-Preis, die als eine der wichtigsten deutschen Auszeichnungen für Fotografie gilt. Salgado „verwirklicht mit seinen Reportagen den Traum, der Welt mehr Ehrfurcht vor den Menschenrechten zu verhelfen“ so Prof. Angela Neuke anlässlich der Verleihung des Dr. Erich Salomon-Preises am 24. April 1988 in Berlin.  

Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) trauert um Sebastião Salgado, der am 23. Mai 2025 im Alter von 81 Jahren in Paris gestorben ist. Mit dem Tod Salgados verliert die internationale Fotografie einen der bedeutendsten Fotografen der Gegenwart und gleichzeitig einen engagierten Humanisten und Umweltaktivisten. 

28. Mai 2025
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh)

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