Die Sammlung F.C. Gundlach
Ca. 200 Seiten mit ca. 160 Abbildungen
Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-2536-8; 45 Euro

F.C. Gundlach (DGPh), einer der bedeutendsten deutschen Photographen der Nachkriegszeit und DGPh-Kulturpreisträger 2001, hat nicht nur eine herausragende Sammlung von Photographien, sondern darüber hinaus weitere Werke namhafter zeitgenössischer Künstler zusammengetragen. Deren Liste liest sich wie der Olymp der zeitgenössischen Kunst: Werner Büttner, Günther Förg, Georg Herold, Hubert Kiecol, Martin Kippenberger, Jürgen Klauke, Meuser, Albert Oehlen, Sigmar Polke und Franz West. Erstmals kann nun der Blick auf das Medium Photographie im Wechselspiel mit Bildern und Skulpturen dieser Künstler rekonstruiert werden. „Die Photographie ist berechtigt, Denkanstöße zu geben“ - mehr wollte Albert Oehlen 1986 dem Medium nicht zugestehen und inspirierte so den Photographen und leidenschaftlichen Sammler F.C. Gundlach zu weiteren Neuerwerbungen von Werken wichtiger Künstler. In ihren medienübergreifenden Arbeiten formten sich ihr anarchischer Ausdruckswille, ihr Witz und ihre ätzende Kritik. Dies beschreibt Klaus Honnef (DGPh) unter dem Titel „Kunst zwischen den Stühlen – das Medium Photographie und die Sammlung F.C. Gundlach“ in einem ausführlichen Beitrag. Aufschlussreich auch das zwischen dem Herausgeber Bruno Brunnet mit einem Gastauftritt von Wilhelm Schürmann garnierte Gespräch mit F.C. Gundlach, bei dem es um dessen Werdegang als Photograph, aber auch als Sammler und Galerist sowie um die von ihm gegründeten Dienstleistungsunternehmen und Galerien Creative Color (CC), Professional Photo Service (PPS) und Creative Color Düsseldorf (CCD) geht. Das vorliegende Buch gewährt anhand zahlreicher Abbildungen einen atmosphärischen Einblick in den Geist der Produktionsbedingungen der Künstler und vermittelt zugleich die faszinierende Bandbreite der Photographie als Ausgangspunkt bildnerischer Prozesse. (vZ)

 

Hinter Der Kamera
Das Leben der großen Fotografen

304 Seiten, 103 Abb.
Sieveking Verlag
ISBN 978-3-944874-27-2; 39,90 Euro

Sie waren Abenteurer, Exzentriker, Provokateure, Eigenbrödler. Die Biographien so mancher herausragender Photographen sind nicht weniger spannend als die Bilder, die sie hinterlassen haben. Während sich ihre Photos unlöschbar in das kulturelle Bewusstsein eingebrannt haben, ist oftmals aber wenig bekannt über die persönlichen, sozialen oder politischen Lebensumstände der Künstler. Juliet Hacking porträtiert auf unterhaltsame und kenntnisreiche Weise 38 der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Photographie. Indem sie Hintergründe und Zusammenhänge herausarbeitet, gelingt es ihr, uns die Menschen hinter der Kamera näherzubringen und ein neues Licht auf ihre künstlerische Arbeit zu werfen. Dabei fügen sich die Einzelporträts zu einem kurzweiligen Überblick über die großen Innovationen, Strömungen und Entwicklungen der Photographie.

 

Stephen Shore
Survivors in Ukraine

136 Seiten, 175 Farbabb., Englisch
Phaidon
ISBN: 9780714869506; 59,95 Euro

A powerful and haunting visual record, Stephen Shore’s portraits highlight the resilience and hope of Ukraine’s Holocaust survivors. Shore’s latest project is his most emotionally-charged to date and the first photobook on this subject.
An important cultural document, Survivors in Ukraine sits between the traditions of the diaristic colour photobook that Shore himself pioneered with Uncommon Places (1982) and American Surfaces (2005), and that of the ‘concerned’ photographer using the camera as witness to conflict and other historic events. Shore was awarded the DGPh-Kulturpreis 2010.

 

Michael Kenna
Forms of Japan

312 Seiten, 240 s/w Abbildungen
Prestel Verlag
ISBN: 978-3-7913-8161-9; 65 Euro

Michael Kenna gilt als einer der renommiertesten Landschaftsphotographen der Gegenwart. Seine meditativen, stark reduzierten Schwarz-Weiß- Aufnahmen besitzen eine unverwechselbare formale Einfachheit. Meist sind es nur wenige Elemente – ein einsamer Baum, eine Bergsilhouette oder eine Insel in der Ferne – die Kenna poetisch inszeniert. Japan ist seit mehr als 30 Jahren ein wesentlicher Bestandteil seines Œvres. Kenna gelingt in meisterhaften Bildern eine Annäherung an die einfache Schönheit japanischer Formen. Dies wird unterstützt durch die außergewöhnliche Konzeption dieses Buches: Yvonne Meyer-Lohr schafft für den Leser durch nachdenklich-kontemplative Texte und ein subtiles Design ein noch stärkeres visuelles Erlebnis. Dabei steht jeweils ein formales Thema im Vordergrund – die See, das Land, Bäume, Geist und Himmel – und verdeutlicht die enge Verwobenheit der japanischen Kultur mit der Natur. Dieses Buch eröffnet faszinierende Einsichten in das ästhetische Feingefühl der japanischen Seele.

 

Udo Bernhart (DGPh)
Kamtschatka - Land aus Feuer und Eis
200 Seiten, 210 Abbildungen,
Verlagshaus Würzburg
ISBN: 978-3-8003-4652-7; 29,95 Euro

Der Autor und Photograph Udo Bernhart (DGPh) nimmt uns in seinem neuen Buch „Kamtschatka - Land aus Feuer und Eis“ mit auf faszinierende Touren: Im Winter fährt er mit den Skiern durch den Krater des Vulkans Mutnowski und vom 2923 Meter hohen Vulkan Zhupanowski bis hinunter ans Meer. Im Sommer besteigt er den Tolbatschik, um in dessen dampfenden Krater zu schauen, und macht eine Fahrt mit dem Fischkutter in der Awatschka-Bucht. Kamtschatka, nur eineinhalb Flugstunden von Alaska entfernt, ist ein Glücksfall für Menschen, die unberührte Natur suchen. Während der Sowjetzeit war das Grenzland aus militärischen Gründen für ausländische Besucher nicht zugänglich. Die Halbinsel liegt im Nordosten Russlands zwischen dem Beringmeer und dem Nordpazifik im Osten und dem Ochotskischen Meer im Westen. Sie ist die größte Halbinsel Ostasiens. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Region kaum erschlossen wurde und so eine wilde, unberührte Natur erhalten blieb. Kamtschatka ist auf Grund der vielen Vulkane sowie der geothermalen und seismischen Aktivitäten immer in Bewegung. Das Land liegt am „Feuerring“, einer Kette von Vulkanen, die den Pazifischen Ozean umschließt. Entlang dieser Linie kommt die Erde nie zur Ruhe. Kamtschatka ist daher ein Stück konservierte Natur, das auf die heutige Zeit prallt. Ohne ortskundige Begleitung stößt man überall im Land schnell an seine Grenzen. Eine Hauptattraktion auf Kamtschatka ist das Tal der Geysire. Dieses wurde 1996 von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Die Hauptstadt Kamtschatkas, Petropawlowsk-Kamtschatski, liegt an der Awatscha-Bucht und besitzt einen der größten Naturhäfen der Welt. Hier lebt auch der größte Teil der Bevölkerung des Landes. Der neue Bildband reiht sich mit seinen hervorragenden Photographien und den zugehörigen Texten würdig in die Liste der bereits über 75 Titel des Reisephotographen Udo Bernhart ein. (vZ)

 

Michael Martin (DGPh)
Planet Wüste

448 Seiten mit 400 farbigen Abbildungen und 30 Karten
Knesebeck Verlag
ISBN 978-3-86873-709-7; 49,95 Euro

Die Erde ist ein Wüstenplanet. Nahezu die Hälfte der Landoberfläche wird von heißen und kalten Wüsten eingenommen. Einzigartige Landschaften und verblüffende Anpassungsleistungen von Pflanzen, Tieren und Menschen machen die große Faszination dieser Extremzonen aus. Fünf Jahre war Michael Martin weltweit unterwegs, um die Landschaften und Lebensräume der Wüsten und Polarregionen unserer Erde zu erkunden. Auf 40 Reisen und Expeditionen durchquerte er für dieses Projekt Eis- und Trockenwüsten – mit dem Motorrad, mit Hundeschlitten, auf Kamelen, mit dem Helikopter oder auf Skiern. Er erlebte Hitze und Trockenheit, klirrende Kälte und monatelange Dunkelheit. Dieses bildgewaltige Buch wirft einen topaktuellen globalen Blick auf das Phänomen Wüste und widmet sich einem umfassenden Vergleich heißer und kalter Wüsten – einzigartig und fantastisch!

 

Sepp Werkmeister
New York 60s

128 Seiten, 100 Photographien in Schwarzweiß und Farbe
Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-2430-9; 24,90 Euro

Der gebürtige Münchner Sepp Werkmeister hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen als einer der führenden Jazzphotographen Deutschlands erworben. Sämtliche Größen von Louis Armstrong über Ella Fitzgerald, Oscar Peterson bis hin zu Lionel Hampton und Earl Hines hat er in München, Berlin, New York und auf internationalen Festivals in einfühlsamen Schwarzweiß-Aufnahmen porträtiert. Seine Bilder zieren unzählige Plattencover, Plakate und Bücher, wie etwa die Publikationen des deutschen Jazzpabstes Joachim-Ernst Berendt. Herausgeber Ulrich Pohlmann schildert in seiner Einführung, dass Werkmeisters Leidenschaft als Photograph sich nicht nur auf den Jazz beschränkt, sondern auch den Alltag in New York City einbezogen hat. „Nahezu unbekannt geblieben sind Werkmeisters New Yorker Straßenbilder aus den 1960er und 1970er-Jahren, die faszinierende Einblicke in das turbulente Alltagsleben der amerikanischen Metropole gewähren. Die Straßen von New York, ob man sich in die Bronx oder nach Manhattan begab, waren zu dieser Zeit Schauplatz harscher sozialer Gegensätze. Glamour und Elend lagen oft dicht beieinander, die Klassenunterschiede traten offen im Straßenleben zutage, in der Regel eindeutig identifizierbar mit der schwarzen bzw. weißen Bevölkerung.“ Das ganze Panorama der New Yorker Stadtgesellschaft hat Werkmeister mit seiner Kamera abgebildet: den Müll, die Gestrandeten und Obdachlosen auf der einen, die Reichen und nach der jüngsten Mode gestylten Bewohner auf der anderen Seite. Und im abschließenden Kapitel natürlich die Jazzgrößen von Miles Davis bis John Coltrane einschließlich beispielhafter Schallplatten- und CD-Cover. Neben der Einführung durch Ulrich Pohlmann und der Biographie des Photographen durch Annelie Knoblauch enthält der Band auch eine gekürzte Fassung des „amerikanischen Alphabets“ des vielfach ausgezeichneten Journalisten und Autors Fritz J. Raddatz (1931 – 2015), das im Dezember 1964 in der Süddeutschen Zeitung erschienen war.  (vZ)

 

Walker Evans
Tiefenschärfe

John T. Hill und Heinz Liesbrock (Hrg.)
Textevon John T. Hill, Heinz Liesbrock, Jerry L. Thompson, Alan Trachtenberg und Thomas Weski
408 Seiten, 260 Abb., in Duoton, 90 Abb. Vierfarbdruck, Hardcover
Prestel Verlag
ISBN 978-3-7913-8222-7; 69,- Euro

Der Bildband Walker Evans. Tiefenschärfe zu der gleichnamigen Photographie-Ausstellung im Museum im Quadrat, Bottrop (27. September 2015 bis 10. Januar 2016), ist eine umfassende Retrospektive zu den Werkgruppen von Walker Evans (1903-1975). Die bilaterale Wirkung seines Werkes spiegelt sich auch in den photostilistischen Beiträgen der Textautoren, die sowohl die Anregungen aus Europa (Eugen Atget, August Sander, Albert Renger-Patzsch) für Evans, wie seine Wirkung auf die Nachkriegsgeneration in Europa thematisieren. So ist es nicht verwunderlich, dass Albert Renger-Patzsch und Walker Evans fast zeitgleich Anfang der 1970er Jahre wiederentdeckt werden und zu Stilikonen der kommenden Photographengenerationen werden. Es ist die umfassendste Retrospektive seiner Photographien, die bisher in Europa gezeigt wurde. Mit ca. 180 Photographien (vintage- oder lifetime-Qualität) zeigen Buch und Ausstellung nicht nur alle wichtigen Werkgruppen von Walker Evans sondern diese auch in prägnanten und qualitätsvollen Motiven.
Walker Evans durch seine Studienjahre in Europa geprägt sah nach seiner Rückkehr Amerika mit den Augen eines „Fremden“ (Außensicht), aus dieser Perspektive entwickelte er eine dokumentarische Photographie die stilprägend für eine künstlerische Photographie wurde. Darin unterscheiden sich Evans und Renger-Patzsch, das letzterer über das „Dokumentarische hinaus eine „Ästhetisierung des Exemplarischen“ anstrebt. Doch beiden gemeinsam ist die Sicht auf den Alltag in dem sie die Motive für ihre Serien finden, den sie nicht dokumentieren sondern aus dem sie allgemeingültige Bilder in einer zurückhaltenden Bildsprache extrahieren. Wie sagte Marcel Proust: „Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern mit anderen Augen zu sehen.“
Diese ästhetische Konzeption/Struktur - der Blick von Außen, aus einer anderen Zeit/Kultur ist es der bis heute gute Photographien ausmacht. Diese andere Sicht inspiriert den Photographen und bewegt und fesselt den Betrachter. Es ist eine Hingabe an das Sehen an künstlerische Varianten und die Materialität der Dinge. Es ist die Fähigkeit einen Blick für Orte/Situationen zu haben und daraus Bilder zu gestalten, die zeitlos verstanden werden. Es ist der Blick eines Flaneurs, der mit großer Sensibilität aber ziellos umherstreift und Motive großer Intensität und Aussagekraft in gewöhnlichen Dingen und Ereignissen/Orten sieht und daraus Bilder gestaltet, die er mit der Kamera fixiert! Diese Arbeitsweise verbindet Evans mit der »Neuen Sachlichkeit« in Deutschland.
Vor und nach den berühmten Arbeiten für die FSA hat Evans interessante Motivserien geschaffen. Seine außergwöhnlichen Photo Essays werden von einer Reihe sich entwickelnder Stile geprägt, die angeregt sind von anderen literarischen und visuellen Quellen. Dabei thematisierte er ganz neue künstlerische Fragen. Drei Generationen europäischer Photographen sind durch das Werk von Walker Evans geprägt und diese Wirkung auf die künstlerische Photographie ist bis heute zu erkennen. Prägend waren die Werkserie für die Farm Security Administration (1935-1936), und seine prägnannte Art Orte/Situationen (Antebellum Architecture) zu photographieren. (DB)

 

Hans Rudolf Uthoff
Als der Pott wieder kochte

128 Seiten, zahlr. Abb.
Klartext Verlag
ISBN: 978-3-8375-1243-4; 19,95 Euro

In den fünfziger und sechziger Jahren befand sich das Ruhrgebiet im Aufschwung. Der Erfolg der Schwerindustrie machte den Sprung in die Moderne möglich – neue Technologien, mehr Freizeit und eine ungeahnte Wirtschaftskraft halfen beim Blick nach vorn. Hans Rudolf Uthoff besuchte und dokumentierte das Ruhrgebiet und seine Besucher zwischen 1950 und 1969 und schuf ein Archiv, in dem tausende von Aufnahmen schlummern. „Als der Pott wieder kochte“ folgt dem erfolgreichen Bildband „Tief im Westen“ mit einem anderen thematischen Fokus: Weg von der Ruhrgebiets-Idylle zeigt der neue Bildband viel mehr, nämlich das Potential des Ruhrgebiets dieser Zeit und was die Menschen daraus gemacht haben. Eine spannende Zeitreise für Jung und Alt.

 

Claudio Cambon
Shipbreak

176 Seiten, 80 Farbabbildungen
Edition Patrick Frey
ISBN: 978-3-905929-84-3; 46 Euro

In Shipbreak wird Ende der 90er ein amerikanisches Handelsschiff nach seiner letzten Reise in Bangladesch verschrottet und rezykliert. Es ist die Geschichte eines Frachters, der, an seiner endgültigen Destination angekommen, für eine Reihe von Menschen zum Prüfstein wird: für die amerikanischen Schiffsbauer, die ihn in den frühen 60er bauten, für die Seeleute, die vierzig Jahre lang auf ihm arbeiteten und für die Schiffsverschrotter in Bangladesch, die ihn hauptsächlich von Hand in seine Einzelteile zerlegten. Aber auch für die vielen Menschen im Deltabereich, die aus dem Metall, den Schrauben, Ketten und Drähten des zerlegten Frachters ein Meer von Alltagsgegenständen herstellen – es ist ihr Versuch, an der Wirtschaft teilzunehmen, ihr Beitrag an die Infrastruktur des Landes. Shipbreak beschreibt, wie ein Schiff, ganzheitlich betrachtet, vor allem eines sein kann: Existenzgrundlage. Für jene, die an den Entwürfen und am Bau mitwirken, für jene, die es über die Weltmeere begleiten und für jene, die es am Ende auseinandernehmen und weiterverarbeiten. Alles Menschen, die im Grunde nichts miteinander zu tun haben und doch plötzlich durch etwas Großartiges miteinander verbunden sind: das Handelsschiff als Quelle ihres Lebensunterhalts. Reproduktionen der Schiffsentwürfe, Aufnahmen der Instandsetzung und Bilder der Verschrottung und der daraus resultierten Recycle-Objekte erzählen in Shipbreak das Leben dieses amerikanischen Handelsschiffs. Ein Schiff, das vierzig Jahre lang auf hoher See war und heute in Form von Schaufel, Schere, Trommelstock, Mörser und Shiva-Skulptur weiterlebt. (Claudio Cambon)

 

Gregor Schneider
Fotografien

108 Seiten, 76 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-374-7; 39,90 Euro

Wohl keine zwei Themen haben das bisherige Œuvre von Schneider so geprägt wie „Mensch“ und „Raum“. Schon in den frühesten Werken des Künstlers, expressionistische Arbeiten auf Papier, die den Menschen – oftmals Schneider selbst – in beengten Räumen kauernd oder schreiend zeigen, steht die Korrelation zwischen Mensch und Raum im Vordergrund. Parallel zu diesen ersten Arbeiten begann Schneider bereits in dem Haus seiner Eltern, in dem er wohnte, an seinem Gesamtkunstwerk „Haus u r“ zu arbeiten. Die Tatsache, dass Schneider künstlerische Photographien seiner eigenen Skulpturen schafft, setzt ihn in Beziehung zu weiteren Bildhauern und Bildhauerinnen, die die Photographie nicht nur als Dokumentation, sondern als Formung, Verdichtung und Erweiterung ihrer Werke angesehen haben. Für die Abzüge seiner photographischen Werke wählt Schneider vornehmlich Photopapier im kleineren Format – 10 x 15 cm und 30 x 40 cm –, um bewusst einen großen „Raumeindruck“ seiner Photographien zu vermeiden. Diese bewusste Entscheidung gegen die heute so weit verbreiteten monumentalen, auf Alu oder Plexiglas aufgezogenen Abzüge verweist darauf, dass Schneider den dreidimensionalen in den zweidimensionalen Raum übertragen möchte, um eine andere Sicht auf die Räume ganz ohne Illusionismus zu ermöglichen. Er zwingt den Betrachter nah an die Photographie heran, zieht ihn jedoch mehr gedanklich als visuell in den Raum hinein. (aus dem Text von Philipp Gutbrod)
(Ausstellung: Mathildenhöhe Darmstadt, 27.09.2015 - 31.01.2016)

 

Rainer Viertlböck
Helmut Jahn- Bauten

232 Seiten, 184 Farb- und Duotone-Tafeln
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607230; 68 Euro

Helmut Jahn, amerikanischer Stararchitekt deutscher Herkunft (geb. 1940), setzt seit den 70er Jahren in den Metropolen der Welt spektakuläre Zeichen: Von Chicago bis Singapur und Shanghai, von Frankfurt, München, Berlin und Brüssel bis Las Vegas und Tokyo prägen seine Bauten aus Glas und Stahl unübersehbar und unverkennbar das Stadtbild und die Silhouette ihrer Standorte. Jahn ging nach dem Abschluss an der TU München 1966 in die USA, studierte am Illinois Institute of Technology in Chicago und trat in das Architekturbüro von CFMurphy Associates ein. 1981 heißt die Firma bereits Murphy/Jahn Architects, seit 2012 schlicht Jahn. Mit Büros in Chicago, Berlin und Shanghai wurde Jahn zum weltweit berühmten und begehrten Label für aufsehenerregende Großprojekte. Rainer Viertlböck hat Helmut Jahns Bauten in Aufnahmen von atemberaubender Präzision und Suggestivkraft dokumentiert – die frühen Entwürfe für Chicago und New York ebenso wie die imposanten Projekte, die Murphy/Jahn ab den 1990er Jahren in aller Welt und immer wieder auch in Deutschland realisierte: Berlins Sony Center, der Messeturm in Frankfurt, die HighLight Towers in München. Ein visuell faszinierender Œuvrekatalog eines genialen Architekten und eines kongenialen Photographen.

 

Nicole Ahland
Nichtraum

113 Seiten, 125 farbige Abb.
Wienand Verlag
ISBN 978-3-86832-281-1; 29,80 Euro

Nicole Ahland ist nicht an der reinen Abbildung des architektonischen Raums interessiert, sondern an der Interaktion von Licht, Raum und Zeit. Dabei rückt das Licht – in einer irreal erscheinenden Form – ins Zentrum ihrer Photographien. Diese zeigen stets menschenleere Räume, die ins Dunkel gerückt oder vom Licht hell überstrahlt werden. Mal lösen sie sich auf, werden zu abstrakten Farbflächen in verschiedenen Grau-, Schwarz- oder Weißtönen, mal entwickeln sie einen starken Sog von enormer Tiefe. Nicole Ahland arbeitet analog und erschafft mit den Mitteln der traditionellen Photographie Effekte von Transparenz, Überlagerung und Unschärfe. Das Ergebnis sind Bilder voller sinnlicher Energie und meditativer Stille. Ihre malerischen Photographien lösen Empfindungen aus, die den Betrachter in ihren Bann ziehen.

 

Halbe Stunde
Tanja Birkner

160 Seiten, 75 Abb.
Sieveking Verlag
ISBN 978-3-944874-28-9; 35 Euro

Dieser Band zeigt Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben: Es sind junge Prostituierte aus Rumänien oder Bulgarien, die der Armut ihrer Heimatländer entkommen wollten; Homosexuelle, die als Escort arbeiten; eine selbstbewusste Domina. Prostitution ist eine Realität, doch Klischees und Mythen erschweren einen vorurteilsfreien Blick auf die Menschen, die sich prostituieren. Der Photographin Tanja Birkner ist es gelungen, die Frauen und Männer zu porträtieren, ohne sie dem Voyeurismus auszuliefern. In respektvollen Porträts zeigt sie die Menschen am Arbeitsort im Hotel, an der Bar oder auf der Straße. Viele Gespräche fanden in privater Atmosphäre im Café, beim Spaziergang oder in den eigenen Wohnungen statt. Die Porträtierten kommen hier selbst zu Wort, ungefiltert, ungeschönt. Die Bilder und O-Töne fügen sich zu einem ausgewogenen Blick hinter die Fassaden der sozialen Ausgrenzung und Ausbeutung.

 

Fotos von der Front - 1915-1918
Photographien von Walter Kleinfeldt
Texten von Ulrich Hägele (Hrg.) und Anton Holzer
188 Seiten, ca. 160 SW- Abbildungen, Deutsch und Französisch
Waxmann Verlag
 ISBN 978-3-8309-2935-2;  24,90 €

Das Buch ist eine interessante Entdeckung, da es eine Kriegsdokumentation mit persönlichen Erlebnissen verbindet und gleichzeitig die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich thematisiert, die immer noch von diesen Kriegsereignissen berührt sind. Dieser Spannungsbogen wird in den Kapiteln "Mit dem Fotokasten an die Front", "Kriegsalltag im Schützengraben", "Kriegsgerät und Landschaft", "Tod und Zerstörung" eindrucksvoll wiedergegeben.
Während die bisher von der DGPh vorgestellten Photographiebücher zum ersten 1. Weltkrieg die Orte an der Front, das heutige Bild der Schlachtfelder oder das nationale wie das individuelle Gedenken zeigten wird in diesem Buch das ganz persönliche Erleben des Kriegsalltags wiedergegeben. Die Photographien Walter Kleinfeldts sind so authentisch wie die Texte "In Stahlgewittern" von Ernst Jünger, da beide aus dem Alltag heraus ihre Erlebnisse und Erfahrungen reflektieren und für den Betrachter/Leser verdichten. Wie Ernst Jünger meldet sich auch Kleinfeldt freiwillig zur Front an der Somme und photographiert das was jener intensiv beschreibt – zerschossene Städte und Dörfer, tote und verwundete Soldaten, aber auch den eintönigen Alltag der Soldaten in den Grabenstellungen. Aber Walter Kleinfeldt hat ganz im Stile zeitgenössischer Photographen zu seinen 150 Photographien (134 sind erhalten) auch Texte zur Photographie und seinen Motiven verfasst (Kriegstagebuch), die durch zahlreiche Feldpostbriefe ergänzt werden.
Man erkennt in den Sujets und der Bildgestaltung dem kommenden Photojournalisten, aber sie sind persönlicher und damit authentischer als die Kriegsphotographien im zweiten Weltkrieg. In vielen Motiven erkennt man Orte und Situationen, die heute Mahnmale und Memorials sind und doch nicht mehr die Schrecken des Krieges wiedergeben. Ein wichtiges und nachdenklich stimmendes Zeitdokument der Photographie. (DB)


 

[7P]
Herausgeber: Fotofestival Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg

272 Seiten, 415 Farb- und S/W-Abb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-640-3; 29,90 Euro

Wir Menschen erschaffen Wunder, wir erleben aber gleichzeitig den Zerfall der eigenen Leistung, und wir verantworten die Zerstörung der Wunder anderer. Selbst das, was wir nicht erschaffen, was wir als Geschenk erhalten haben, wie die Natur, sind wir bereit so zu modifizieren, dass die Folgen der Veränderungen nicht absehbar sind. Das Buch zum Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg diskutiert anhand von zeitgenössischen Photo- und Videoarbeiten [7] Prekäre Felder unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft, unseres psychologischen Haushalts heute. High-Tech-Produktionen und Migration, Narzissmus und Selbstverlust, Wissen und Macht, Überwachung und Strafe, Kommunikation und Kontrolle, private und offizielle Gewalt sind einige der Themen, die mit Texten und Photographien versinnbildlicht und analysiert werden.
(Ausstellung: 6. Fotofestival M-L-H 18.09. – 15.11.2015)

 

Lisa Paland, Thomas Tiltmann (DGPh)
Faszination der Einmaligkeit
Hochschulverlag Merseburg
ISBN 978-3-942703-45-1; 11,80 Euro

Die Sofortbild-Photographie ist als Massenmedium bekannt. Dieses Medium als künstlerisches Ausdrucksmittel zu nutzen, ist jedoch seit Beginn der Sofortbild-Photographie eine wichtige Möglichkeit zur Weiterentwicklung dieser Technik.
In der Zusammenarbeit zwischen historischer Technik zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, könnte auch heute eine Perspektive für das Weiterbestehen der Sofortbild-Photographie liegen. In diesem Buch wird die Entwicklung der Photographie als künstlerisches Mittel ebenso behandelt, wie die Entwicklung des Sofortbildes und der damit verbundenen wichtigen Impulse der zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Zur Einordnung der Sofortbild-Photographie als Medium wird ein Kapitel zur Medientheorie und Medienrevolution vorangestellt. Danach folgt die Photographie als künstlerisches Mittel bis hin zur Sofortbild-Photographie im künstlerischen Kontext. Hier werden Künstlerinnen Sibylle Bergemann, Barbara Cole, Marie Cosindas, Inge Dick, Sarah Moon und Stefanie Schneider vorgestellt, die sich mit der Sofortbild-Photographie in ihrer ganz eigenen Art und Weise beschäftigt haben.

 

Irene Ziehe
Gedruckte Fotografie

288 Seiten, mit zahlreichen, teils farbigen Abbildungen
Waxmann Verlag
ISBN 978-3-8309-3293-2; 34,90 Euro

Vom 13. bis 15. November 2014 fand in Berlin die 7. Tagung der Kommission Photographie der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin statt. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Disziplinen setzten sich mit Fragen, die für die visuelle Kulturanthropologie von Belang sind, auseinander und präsentierten Forschungsergebnisse. Seit den 1880er Jahren war mit dem Rasterverfahren (Autotypie) die Voraussetzung für Photographien in Zeitungen, Magazinen und Büchern gegeben. Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg und die Zwanziger Jahre gelten als die ersten Blütephasen der gedruckten Photographie. Die Nachfrage war riesig, ganz neue Berufsfelder entstanden. Parallel entwickelte sich die Ansichtspostkarte zu einem der bis heute beliebtesten Bildmedien. Die Beiträge greifen diese Themen auf: Photojournalismus und Berichterstattung mittels Bildern, Berichterstattung mit Hilfe von Photographien zu propagandistischen Zwecken, gedruckte Photos zu Dokumentationszwecken für verschiedene Wissenschaftsdisziplinen, aber auch für ökonomisch-gesellschaftliche Aktivitäten und Anlässe, als Handbuchdarreichung, Photos als Illustrationen in oft aufwendig gestalteten und populären Bildbänden und Monographien, und seit kurzem endlich mehr ins auch wissenschaftliche Blickfeld gerückt: die Photo-Postkarte.