Wolfgang Zurborn (DGPh)
Karma Driver

112 Seiten, 93 Farbabbildungen, Edition: 800
Fotohof edition
ISBN: 978-3-902993-63-2; 29 Euro

„Bei meinen sechs Reisen nach Indien zwischen 2013 und 2015 übte besonders das Leben in den Straßen der Megacities New Delhi, Kolkata, Ahmedabad und Bangalore eine große Faszination auf mich aus. In allen Teilen der Gesellschaft habe ich die Spuren der Verwestlichung wahrgenommen und auf der anderen Seite konnte ich fühlen, wie stark die Menschen noch in der traditionellen indischen Kultur verwurzelt sind. Das lebendige städtische Chaos voller aberwitziger Widersprüche zeigt den permanenten Wettkampf zwischen den verschiedenen Wertvorstellungen. Plakatwände, Werbekampagnen, Filmposter, Wahlplakate und Modebilder vermischen sich im urbanen Raum mit allgegenwärtigen religiösen Kultstätten und historischen Symbolbildern.“In dem Buch Karma Driver kombiniert Wolfgang Zurborn zwei verschiedene photographische Stile. Vertikale fragmentarische Sichten auf urbane Räume und Objekte stellt er auf den Doppelseiten so gegenüber, dass sich daraus Collagen-ähnliche Bildkonstellationen ergeben. Der rätselhafte visuelle Dialog schafft eine ästhetische Ambivalenz zwischen Harmonie und Konfrontation. Der Betrachter hat die Freiheit, eigene Interpretationen für das Aufeinanderprallen von östlichen und westlichen Wertvorstellungen zu finden. Eine andere Ebene in der Abfolge der photographischen Bilder stellen horizontale Straßenphotographien dar, die auf eine sehr direkte und zugleich subtile Weise, die Lebensbedingungen in den Städten des heutigen Indiens in den Fokus rücken.

 

August Sander
Meisterwerke

200 Seiten, 153 Photographien und 165 Abb.
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829606738; 58 Euro

August Sander (1876–1964) ist einer der großen Namen in der deutschen und internationalen Photogeschichte. Mit seinem über mehrere Jahrzehnte hinweg verfolgten Projekt Menschen des 20. Jahrhunderts setzte er neue, seither unumgängliche Maßstäbe in der Portraitphotographie. Idee, Konzept und Ausführung dieses groß angelegten Unternehmens, das gleichermaßen humanistisch, soziologisch und ästhetisch motiviert war, sind bis heute so einzigartig wie inspirierend für nachfolgende Photographen- und Künstlergenerationen geblieben. Sanders Anspruch war es, ein typologisches Gesamtbild seiner Zeit zu erstellen: Hunderte von Einzel- und Gruppenportraits, nach beruflichen, sozialen oder familiären Gesichtspunkten geordnet, sollten die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche repräsentativ abbilden. Das ehrgeizige Projekt nahm in den 1920er Jahren konkrete Formen an – dementsprechend viele Aufnahmen stammen aus der Zeit der Weimarer Republik – und sollte Sander bis in die 1950er Jahre, bis ins hohe Lebensalter beschäftigen. Eine erste Auswahl seiner Portraitaufnahmen erschien 1929: Antlitz der Zeit, mit einem Vorwort des Schriftstellers Alfred Döblin und als Vorschau auf das große umfassende Werk Menschen des 20. Jahrhunderts gedacht, wurde von den Zeitgenossen, insbesondere der literarischen und künstlerischen Avantgarde begeistert aufgenommen. Die 60 darin abgebildeten Motive sind auch im vorliegenden Buch enthalten, ergänzt durch weitere signifikante Portraits, die Sanders technische und stilistische Meisterschaft ebenso belegen wie seinen genauen, unvoreingenommenen Blick. Ein Novum ist, dass alle Abbildungen auf originalen, von August Sander selbst gefertigten und autorisierten Abzügen, sogenannten Vintage Prints, basieren. Die vom Meister festgelegten Bildausschnitte und gewünschten Tonwerte sind hier zum ersten Mal in der langen Publikationsgeschichte von Sanders Portraitwerk authentisch wiedergegeben. Die Vorlagen für die Reproduktion stammen aus den reichen Beständen der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, die seit 1992 das August Sander Archiv mit dem Nachlass des Photographen betreut, und aus weiteren bedeutenden Sammlungen wie dem Museum of Modern Art, New York, dem J. Paul Getty Museum, Los Angeles und der Pinakothek der Moderne, München. Mit einem Text von Gabriele Conrath-Scholl (DGPh), Leiterin der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur.

 

Foto-Auge Fritz Block
Neue Fotografie – Moderne Farbdias

336 Seiten, 146 farbige und 355 Duplex-Abbildungen
Scheidegger & Spiess
ISBN 978-3-85881-531-6; 85 Euro

Als Architekt gehörte Fritz Block (1889–1955) zu den engagierten Vertretern des Neuen Bauens in Deutschland. Ab 1929 brachte er den Impuls der Moderne auch als Photograph zum Ausdruck und trat mit Aufnahmen von Technik, Natur und Menschen im Stil der Neuen Sachlichkeit und des Neuen Sehens hervor. Daneben lieferte er bildjournalistische Städte- und Reisereportagen mit der Leica aus Paris, Marseille und Nordafrika sowie 1931 aus den USA. Wegen seiner jüdischen Herkunft waren ihm in Deutschland ab 1933 die Arbeit als Architekt und die Veröffentlichung seiner Bilder verwehrt. Auf Auslandsreisen setzte er seine Photographie jedoch fort. Schließlich emigrierte er 1938 in die USA, wo er in Los Angeles die Photographie zu seinem Hauptberuf machte. Foto-Auge Fritz Block ist das erste Buch über das photographische Werk des Architekten. Es reicht von der Neuen Photographie der 1920er-Jahre in Deutschland bis zur Farbphotographie der 1940er-Jahre in den USA. Eine Wiederentdeckung sind vor allem die Farbdia-Serien, die Block im Exil für einen fortschrittlichen Kunstunterricht produzierte, darunter viele Aufnahmen von Bauten der kalifornischen Architekturmoderne.

 

Boris Friedewald
Meisterinnen des Lichts

240 Seiten, 230 farbige Abbildungen
Verlag Prestel
ISBN: 978-3-7913-8353-8; 22 Euro

Der weibliche Blick auf die Welt ist ein anderer als der männliche – diese vermeintliche Binsenweisheit belegen die in diesem Band vereinten Photographinnen mit ihren Arbeiten auf vielfältige, berührende und faszinierende Weise. 55 Photographinnen aus drei Jahrhunderten und von fünf Kontinenten werden porträtiert, darunter so berühmte Namen wie Eve Arnold, Cindy Sherman, Nan Goldin oder Herlinde Koelbl (DGPh), aber auch bislang weniger bekannte Künstlerinnen wie Zanele Muholi aus Südafrika oder Shirana Shahbazi aus dem Iran. Jede Photographin wird mit einem kenntnisreichen und unterhaltsamen Text zu ihrem Leben und Werk sowie mehreren repräsentativen Abbildungen ihres Schaffens vorgestellt – eine Weltgeschichte der Photographie aus weiblicher Sicht.

 

Martin Schoeller
Close

136 Seiten, 120 Photos, Englisch
Steidl Verlag
ISBN 978-3-95829-491-2; 75 Euro

Close presents 120 portraits of the world’s most famous and influential people across the arts and entertainment industries, politics, business and sport—from Julia Roberts and Adele, to Frank Gehry and Marina Abramović, Barack Obama, Julian Assange and Roger Federer. Between 2005 and 2018 Schoeller photographed his subjects, in his words “to create a level platform, where a viewer’s existing notions of celebrity, values, and honesty are challenged.” Schoeller realized this goal by subjecting his sitters to equal technical treatment: each portrait is a close-up of a face with the same camera angle and lighting. The expressions are consistently neutral, serious yet relaxed, in an attempt to tease out his subjects’ differences and capture moments “that felt intimate, unposed.” Schoeller’s inspiration for Close was the water tower series of Bernd and Hilla Becher, his ambition to adapt their systematic approach to portraiture. Amidst Schoeller’s famous subjects are also some unknown and unfamiliar ones, a means to comprehensively make his project an “informal anthropological study of the faces of our time.”

 

Niklaus Stauss
448 Seiten, 800 Farbabbildungen
Edition Patrick Frey
ISBN: 978-3-906803-56-2; 70 Euro

Der Zürcher Photograph Niklaus Stauss ist in seiner langen und außergewöhnlichen Karriere schon immer an Kulturellem interessiert gewesen: Im Verlauf von mehr als sechzig Berufsjahren hat er über 50.000 Persönlichkeiten aus Kunst, Musik, Theater, Oper, Literatur, Film und Tanz photographiert. Er war in der Garderobe von Louis Armstrong, photographierte die Bardot von seiner Luftmatratze aus und begleitete Schweizer Kulturgrößen wie etwa Niklaus Meienberg, Harald Szeemann oder Daniel Schmid über viele Jahre hinweg. Dabei ist er kein Paparazzo, er photographiert einfach die Menschen an dem Ort, an dem er sich selbst gerade aufhält. Auch wenn diese (noch) gar nicht berühmt sind, sind für ihn alle Akteure interessant, weil in ihnen etwas stecken könnte, das erst künftig zutage tritt. So finden sich denn in dieser Werkschau häufig Bilder aus den Anfängen großer Karrieren und Ereignisse. Dass zahlreiche Porträtierte später tatsächlich berühmt wurden, zeigt Stauss' feines Gespür für ihr Potential. Das Buch liefert einen Überblick über das Schaffen des Photographen, aber es ist auch eine sehr persönliche Dokumentation der Schweizer und europäischen Kulturszene der letzten sechzig Jahre. Nicht zuletzt ist das Buch eine Hommage an den Vater zum runden Geburtstag, herausgegeben von seiner Tocher Barbara Stauss.

 

Johannes Frandsen
Touch me

112 Seiten, 70 farbige Abbildungen
Sprachen: Englisch, Schwedisch
Kerber Verlag
ISBN 978-3-7356-0504-7; 40 Euro

Touch me zeigt Szenen in Tanzkursen, Vergnügungsparks und auf Kreuzfahrtschiffen in Schweden. An all diesen Orten treffen sich Menschen, um zu „dansbandsmusik“ (Tanzbandmusik) zu tanzen. Das Wort beschreibt nicht nur die Musik, sondern auch das Ritual tanzen zu gehen und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Aber für alle – Männer und Frauen, Alt und Jung – geht es auf der Tanzfläche um die intensivsten menschlichen Bedürfnisse: Romantik, Berührung und Zusammensein. So funktioniert auch Johannes Frandsens (*1983) Darstellung dieses schwedischen Phänomens. Sie nimmt das Publikum mit zum Tanz, statt davon zu erzählen. Sie spricht unmittelbar darüber, was weder erklärt werden kann noch soll.

 

HG Esch (DGPh)
Merck Innovation Center

264 Seiten mit 250 farbigen Abbildungen
Wasmuth-Verlag
ISBN: 978-3-8030-0835-0; 34,80 Euro

Ikone einer neuen Wirtschaftskultur? Das Merck Innovation Center (MIC) in Darmstadt ist selbst eine Meta-Innovation. Das Bauwerk wurde von dem Berliner Architektenbüro Henn geplant, im Oktober 2015 begonnen, im Februar 2018 bezogen und dabei von dem renommierten Architekturphotographen HG Esch begleitet, beginnend mit der Planungsphase über den Baubeginn bis zur Fertigstellung. Es wird auf die Anerkennung der Fachwelt, aber auch auf den Beifall der Öffentlichkeit nicht lange warten müssen. Die Qualitäten des Gebäudes werden in dem im Wasmuth-Verlag, Tübingen, erschienenen, von Rolf Sachsse konzipierten Bildband in unterschiedlichen Kontexten und aus verschiedenen Perspektiven dargestellt. „Das MIC in Darmstadt ist ein spannendes sozialpsychologisches Experiment zur Frage, ob und in welchem Maße Innovationen wirklich zuverlässig in volatilen Teams auf den Weg gebracht, umgesetzt und markttauglich gemacht werden können - und dies auch noch in einer alle betrieblichen Konventionen brechenden Sphäre kalkuliert erweiterter Halböffentlichkeit, nämlich mit externen Partnern“, meint Autor Christian Marquart in seinem Beitrag. Seit es Photographie gibt, werden alle Schritte in der Planung wie der Fertigstellung eines wichtigen Gebäudes mit Bildern dokumentiert, von den ersten Entwurfszeichnungen über das Modell bis zum fertigen, genutzten Bau. „Dieses Buch ist zusätzlich noch etwas anderes, und das ist das Verdienst des Photographen Hans Georg Esch. Mit einer weltweit gewonnenen, immensen Erfahrung hat er seinen Anteil an der Baudokumentation überdacht und in vielen Punkten neu definiert“, stellt der bekannte Photoprofessor Rolf Sachsse in seinem Beitrag „Bau und Bild, Bauen und Zeigen“ fest. (vZ)

 

Adieu Romy – Portraits und Filmbilder
192 Seiten, 115 Farb- und Duotone-Tafeln
Schirmer/Mosel-Verlag
ISBN: 978-3-8296-0857-2;  9,95 Euro

Zum 80. Geburtstag von Romy Schneider am 23. September 2018 hat der Schirmer/Mosel-Verlag in seiner Bibliothek der Klassiker einen nur etwa 15x20 cm kleinen, aber feinen Band zusammengestellt, der ihre Zeit zwischen 1954 und 1981 abdeckt. Dieser beginnt mit drei einführenden Texten: Klaus-Jürgen Sembach, Museumsmann und Ausstellungsgestalter, beleuchtet unter dem Titel „Je suis là“ Romy Schneiders biographischen Werdegang, die Schauspielerin Hanna Schygulla widmet ihrer Kollegin mit dem Shakespeare-Zitat „Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind, und unser kleines Leben umringt ein Schlaf“  einen einfühlsamen Essay und Michel Piccoli, mehrfacher Filmpartner und Freund, schrieb „Romy S.“ zum Abschied in Gedichtform ein Grußwort. Die opulente Bilderschau versammelt die schönsten Portraits, Filmbilder und privaten Aufnahmen aus den Romy-Büchern der letzten drei Jahrzehnte. Die Bilder stammen von insgesamt 23 Photographen, von Michael Artault über Roger Fritz, Douglas Kirkland, Robert Lebeck, Emil Perauer, Max Scheler und Tassilo Trost bis J.L. Urli. Mit einer ausführlichen Biographie sowie einer Filmographie endet das Bändchen. (vZ)

 

Isabelle Giordano
Romy Schneider - Film für Film

256 Seiten, 206 Abbildungen in Farbe und Schwarzweiß
Format: 25,5 x 29,5 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
München, Schirmer/Mosel
ISBN: 978-3-8296-0817-6; € 49,80 

Romy Schneider (1938–1982), die am 23. September 2018 80 Jahre alt geworden wäre, gehört zu den wenigen Weltstars, die das deutsche Kino in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. In 63 Filmen, die sie unter der Regie der berühmtesten und besten Regisseure dieser Epoche drehte – darunter Luchino Visconti, Orson Welles, Andrzej Zulawski und immer wieder Claude Sautet –, demonstrierte sie eindrucksvoll ihre Entwicklung vom Publikumsliebling der deutschen Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahre zur  großen Charakterdarstellerin und international gefeierten Film-Ikone. Damit hinterließ sie ein großes Werk, das die Wandlung des  Frauenbilds von den 1950er bis zu den 1980er Jahren nachhaltig spiegelt. Mut zu radikaler beruflicher Neuorientierung – weg vom süßlichen Image der Sissi-Filme, die ihr schon in Teenager-Jahren den internationalen Durchbruch beschert hatten – und persönliche Schicksalsschläge prägten ihr Persönlichkeitsbild, das im Laufe ihrer Karriere beständig  neue Facetten hinzugewann.
In dem im Verlag Schirmer/Mosel, München, erschienenen Band „Romy Schneider – Film für Film“ ist die einzigartige Karriere von  Romy Schneider erstmals dokumentiert – von den Anfängen als Tochter des deutschen Vorzeige-Schauspielerpaars Magda Schneider und Wolf Albach-Retty über ihre ersten filmischen Ausflüge nach Frankreich (mit Alain Delon) und die Jahre der Hollywood-Produktionen bis zum Image der Grande Dame des französischen Films der 1970er Jahre und ihrem tragischen Ende in Paris. Der große Bildband ist in die Dekaden ihres Schaffens gegliedert, beginnend mit „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ aus 1954 und endend mit „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ aus 1981. Jeder ihrer 63 Filme wird mit den Daten – Herstellungsjahr, Regisseur, Hauptdarsteller und die mit Romy Schneider besetzte Rolle – sowie einem einführenden Text vorgestellt und ist garniert mit Aussagen der Schauspielerin selbst oder ihrer Kollegen und Regisseure. Die Journalistin und Kinoexpertin Isabelle Giordano zeichnet in dieser reich mit Photos der jeweiligen Standphotographen bebilderten Filmographie ein intimes Portrait der großen Darstellerin, Bild für Bild ablesbar an der Wahl ihrer Rollen und an den Beziehungen, die sie zu Schauspielerkollegen und Regisseuren knüpfte. (vZ)

 

Daniel Kramer
Bob Dylan: Ein Jahr und ein Tag

280 Seiten mit etwa 200 Photographien
Englisch, Deutsch, Französisch
Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-7100-5; 50 Euro

Als der Photograph Daniel Kramer dem damals gerade mal 23 Jahre alten Sänger Bob Dylan zum ersten Mal begegnete, war dieser noch weitgehend unbekannt. Bei jenem ersten Treffen in Woodstock schien Dylan vor der Kamera unruhig und unsicher. Doch das änderte sich im Laufe der Jahre. Von 1964 bis 1965 entstand aus Kramers außergewöhnlicher Nähe zu Bob Dylan auf Tournee, bei Konzerten und hinter der Bühne eines der faszinierendsten Photoalben eines Musikers und eine packende Dokumentation von Dylans Durchbruch zum Superstar. Zu dessen Glanzlichtern gehören das Konzert mit Joan Baez im Philharmoniesaal des Lincoln Center, die Aufnahmesitzungen zu ‚Bringing It All Back Home‘ und das inzwischen berühmte Konzert  am 28. August 1965 im Forest-Hills-Stadion, als Dylans umstrittener Wechsel zur E-Gitarre seine unergründliche, unablässige Weiterentwicklung deutlich machte. Auf den Bildern, die gleichermaßen eine richtungweisende Epoche in der Geschichte des Rock ’n’ Roll wie auch in Dylans eigenem Leben dokumentieren, finden sich auch so enge Freunde und Kollegen wie Joan Baez, Johnny Cash, Allen Ginsberg und Albert Grossman.
Der vorliegende Bildband enthält eine Auswahl von knapp 200 Bildern, die die für den Künstler entscheidenden Jahre 1964/65 dokumentieren. Darunter sind auch nicht verwendete Photos von den Coveraufnahmen zu den Alben ‚Bringing It All Back Home‘ und ‚Highway 61 Revisited‘. Dazu schildert der Photograph Daniel Kramer in persönlichen Worten in seiner Einführung unter dem Titel „Alles begann im Februar 1964“, wie er in einer TV-Unterhaltungsshow den jungen Künstler Bob Dylon zum ersten Mal sah. In den weiteren Kapiteln des Buchs berichtet Kramer, wie er über dessen Agentur eine Porträtsitzung erbat, wie er Dylon in Woodstock traf und wie er die Geburt des Folkrock im Januar 1965 im Studio in New-York erlebte. Der Bildband ist somit ein sehr persönliches und atmosphärisch dichtes Zeugnis eines bahnbrechenden Photographen zu einer spannenden Epoche und einen besonderen, geheimnisumwobenen Künstler in dem Augenblick seiner Karriere, in dem dieser den Wandel vom Folkmusiker und Greenwich-Village-Wunderkind zum Rockmusiker vollzog und zum internationalen Superstar wurde. (vZ)

 

Bruce W. Talamon
Soul. R&B. Funk

376 Seiten, ca. 300 Photos
Texte: Englisch, Deutsch, Französisch
Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-7240-8; 50 Euro

Eigentlich hatte Bruce W. Talamon Anwalt werden sollen, aber dann lockte ihn doch die Welt des Entertainments. Als junger afroamerikanischer Photograph trieb er sich in der quecksilbrigen Jazz- und R&B-Szene von Los Angeles herum und versuchte sich einen Namen zu machen als jemand, der mehr als nur die Schauseite der Stars einfängt. Angeschoben von Howard L. Bingham und beeinflusst von Jim Britt, dem Hausphotographen von Motown, und Jim Marshall, der vor allem Maßstäbe in der Jazz-Photographie setzte, gelang  ihm Anfang der 1970er Jahre der Durchbruch mit einer Festanstellung als Photograph bei dem von Regina Jones herausgegebenen, renommierten ‚Soul Magazine‘, zu einer Zeit, als die Soul-, Funk- und R&B-Szene das breite Publikum und die Charts eroberte. In seiner kurzen Einführung zu dem Bildband schreibt Talamon, der später erfolgreicher Still-Photograph in Hollywood werden sollte, zu seinem Start als professioneller Photograph: „Zwischen 1972 und 1982 habe ich vieles dokumentiert: Proben, Soundchecks, Studiosessions, Kostümproben, TV-Auftritte, den Alltag auf Tour – und ich war natürlich bei turbulenten Photoshootings und unvergesslichen Konzerten dabei.“ Und so fing er mit seiner Kamera, immer ganz nah dran, einige der größten Stars der Szene ein. Seine Aufnahmen vermitteln den Groove einer Epoche, die bekannt wurde für ihren Glamour, coole Klamotten und ihre musikalische Experimentierfreude.
„Soul. R&B. Funk“ versammelt in neun Kapiteln rund 300 Photographien. Sie zeigen viele Legenden, aber auch Impressionen aus den Studios und Kulissen der langlebigen US-Fernsehshow ‚Soul Train‘ des legendären Moderators und Produzenten Don Cornelius. Abgerundet wird der Band durch ein unter dem Titel „Kann ich ein Amen bekommen?“ stehendes Gespräch zwischen Bruce W. Talamon und der Autorin Pearl Cleage, in dem es um den Werdegang und die Arbeitsweise während seiner Zeit als angesehener Photograph der Soul-, Funk- und R&B-Szene geht. (vZ)

 

Achim Bednorz
Bonner Südstadt

240 Seiten, 146 Abbildungen
Emons Verlag
ISBN: 978-3-7408-0468-8;  35 Euro

Das vorliegende Buch ist eine gelungene Verbindung von eleganter Buchgestaltung, fundierten Texten und eindrucksvoller Photographie. Damit wird der Bonner Südstadt, dem größten nahezu vollständig erhaltenen Gründerzeitviertel in Deutschland ein adäquates Denkmal gesetzt. Mit Franz Josef Talbot, dem ehemaligen Stadtkonservator Bonns, verbinden sich fachliches Wissen und die Möglichkeit, den Photographen Achim Bednorz auch hinter die prächtigen Fassaden schauen zu lassen. In diesem Zusammenwirken von Außenfassaden, grüner Umrahmung und den Innenansichten, zum Teil auch mit pointierten Details, ist das Buch nicht nur von hohem Interesse für den Betrachter, sondern ebenso Anregung für angehende wie praktizierende Architekten. Der Architekturphotograph Bednorz lässt mit seiner sicheren Motivwahl den Leser durch Häuser und Villen flanieren. Das Buch ist eine harmonische Einheit von fachlich interessanten Texten, eindrucksvoller Photographie und einer stimmigen, schönen Buchgestaltung. Eine Würdigung der Bonner Stadtarchitektur, die für alle Leser, Architekten und Photographie Liebhaber eine visuelle Bereicherung ist. (DB)

 

Italien um 1900
Ein Porträt in Farbe

580 Seiten, Englisch, Deutsch, Französisch
Taschen-Verlag
ISBN:  978-3-8365-4199-2; 150 Euro

Als die Photographie im 19. Jahrhundert auf den Plan tritt, die Träume verfrorener Nordlichter von Italien als - je nach Perspektive - unsterbliches Kunstland der wiederentdeckten Antike oder glückselige Naturlandschaft zu bebildern, ist Italien noch ein Agrarstaat. Und so laden die farbigen Bilder im vorliegenden Bildband zu einer Entdeckungsfahrt durch die Zeit ein. Wie Reiseberichte aus vergangenen Jahrhunderten folgen sie der klassischen Besichtigungsroute kunstbeflissener Italienfahrer, etwa zum malerischen Lago Maggiore mit seiner eindrucksvollen Bergkulisse, zur ligurischen Küste oder die einsame Campagna oder zu, im Vergleich zu heute, seltsam entrückt und traumverloren leer wirkende Städte Venedig, Florenz, Bologna, Mailand, Rom oder Neapel und nehmen dort auch die soziale Wirklichkeit im Schatten der Monumente und Sehenswürdigkeiten in den Blick. Gezeigt wird neben scheinbar unberührten Landschaften aber auch eine Bevölkerung, die noch weitgehend im jahrhundertealten Traditionalismus befangen ist. In der Einleitung zu dem 30x40 cm großen und fast 600 Seiten dicken Bildband wird unter dem Titel „Träume von Italien in Farbe“ zunächst die historische Entwicklung der farbigen Wiedergabe von zwischen etwa 1890 und 1905 entstandenen Schwarzweiß-Photographien ausführlich erläutert. Es war die Arbeit der Farblithographen des Zürcher Photoglob-Verlags, die Bilder durch Konturenschärfung, Retuschieren, Löschen oder Hinzufügen einzelner Elemente, vor allem aber Farbgebung und Chromatik für den Druck durch mindestens vier, maximal 18 Druckträger auf das Ziel einheitlicher Farbgebung vorzubereiten. Und so machen die Photochrome eine bunte Vielfalt pittoresker Szenen aus dem Italien des frühen 20. Jahrhunderts in prachtvollen Farben erlebbar. Der Bildband wurde von Giovanni Fanelli, Professor für Architekturgeschichte, Marc Walter, Sammler und Spezialist für Photochrome, und der Dokumentarin Sabine Arqué gestaltet. Er ist, jeweils mit ausführlicher Beschreibung, gegliedert in sechs Kapitel: Die Alpen, Turin, Mailand und die Seen, Venedig und Venetien, Triest und die Dolomiten, Genua und die Rivieras, Emilia, Toskana und Umbrien, Rom und Umgebung, Neapel und Umgebung sowie Sizilien und bietet ein prachtvolles, historisches Panorama, das nicht nur erklärte Italienfans fesseln wird. (vZ)

 

Sandro Vannini
Tutanchamun

448 Seiten
Taschen-Verlag
ISBN:  978-3-8365-7103-6; 50 Euro

Im Mittelpunkt des opulenten, hervorragend gedruckten Bildbandes über Sandro Vanninis „Reise durch die Unterwelt“ stehen die im 14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung vergrabenen und von Howard Carter 1922 wieder ans Licht gebrachten Grabbeigaben Tutanchamuns. Die außergewöhnlichen Photographien vermitteln ein anschauliches Bild davon, wie die damaligen Zeitgenossen die gefahrvolle Reise durch die Unterwelt ins Paradies sahen. Als der Photograph Ende der 1990er Jahre seine Arbeit in Ägypten aufnahm, war die technische Revolution bereits im Gange. Die aufkommenden Technologien ermöglichten es ihm, Wandmalereien, Gräber, Tempel und Artefakte in beispielloser, nie zuvor gesehener Detailgenauigkeit zu dokumentieren. Unter Verwendung der zeitaufwendigen Multishot-Technik fertigte Vannini komplexe photographische Reproduktionen an, die die Farben des Königsgrabs in ihren Originalnuancen und in ihrer ursprünglichen Intensität erstrahlen lassen. Seine außergewöhnlichen Bilder rücken die Objekte zum Greifen nahe und lassen auch die kleinsten, verborgenen Details erkennen. Von der Einbalsamierung über Opfergaben und Rituale bis zu dem Totengericht des Gottes Osiris und dem ewigen Leben im Paradies dokumentiert Vannini in großformatig, ganz- oder doppelseitig sowie drei zusätzlichen Ausklappseiten wiedergegebenen Aufnahmen sämtliche Facetten der altägyptischen Jenseitsreise ab. „Mir hat immer die Vorstellung gefallen, mit meinen Photos auch etwas von der Seele des alten Ägypten mitzunehmen, in die Welt hinauszutragen und auf ewig zu bewahren“, erläutert Sandro Vannini. In seiner Einleitung  beschreibt Wolfgang Wettengel die historische Bedeutung der Entdeckung  des Grabs von Tutanchamun Ende 1922. Denn dies war nicht nur eine Sternstunde der Archäologie sondern auch der wissenschaftlichen Ägyptenphotographie des frühen 20. Jahrhunderts. Mit Essays sowie mit ausführlichen Bildlegenden von renommierten Ägyptologen lüftet der Bildband so manches Geheimnis und viel diskutiertes Mysterium. Die kenntnisreichen Texte und atemberaubenden Photographien machen dieses Buch zu einer würdigen Hommage an die letzte Reise des berühmten Kindkönigs. (vZ)

 

Appu Jasu
The Poetics of a Line

144 Seiten; 59 farbige Abb.; Englisch
Kerber Verlag
ISBN 978-3-7356-0505-4; 20 Euro

Poetics of a Line ist ein Gewebe aus Philosophie und Literatur, Photographie und Text, Dichterischem und Konzeptuellem. Das Buch bringt die Frage des Zusammenhangs zwischen zwei Gegenständen in ein abstraktes Rahmenwerk, das auf alle Lagen und Größenordnungen anwendbar ist, von der denkenden Wahrnehmung über Identitäten bis zu Kulturen. Dabei durchmisst es Themen wie Raumerfahrung, persönliche Beziehungen und Musik. Selbst wenn am Ende immer alles auf das persönliche Erleben zurückgeht, existiert auch dieses nicht ohne die Umstände, die es braucht, um sich zu ereignen: Beziehungen.

 

Vera Chiquet
Fake Fotos
238 Seiten, zahlr. Abb., auch als E-Book (PDF)

transcript Verlag
ISBN 978-3-8376-4144-8; 34,99 Euro

»Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Medien« – so lautet eine Feststellung Niklas Luhmanns. In der Tat werden unsere Wahrnehmung und unser Wissen von den wichtigsten zeitgenössischen Massenmedien strukturiert. Vera Chiquets Studie zu den zwischen 1930 und 1938 entstandenen Photomontagen des deutschen Künstlers John Heartfield (1891–1968) macht den Stellenwert deutlich, den die damals technisch gerade erst möglich gewordene photographische Manipulation in den Illustrierten Zeitungen – das zentrale Leitmedium in der Zeit der Machtergreifung durch Hitler – hatte. Sie zieht hinsichtlich des thematischen Potpourris und des Schwerpunktes auf Photographie Vergleiche mit heutigen elektronischen Informationsportalen und zeigt, dass Fake News kein Phänomen ausschließlich des 21. Jahrhunderts sind.