Nadine Preiss & Damian Zimmermann (DGPh)
Paare

264 Seiten, ca. 120 Abbildungen
Verlag Kettler
ISBN: 978-3-86206-525-7; 22 Euro Subskriptionspreis bis 15.09.2015, danach 28 Euro

Der Bildband Paare – Menschenbilder aus der Bundesrepublik Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts steht in einem größeren stilistischen Zusammenhang, er nimmt Bezug auf die Werkgruppe "Paare" von 1971 SW) Beate Rose und natürlich auf die Werkgruppen"Deutsche" und "Spiegelbilder" von Stefan Moses.
Allen 4 Werkgruppen und photographischen Projekten ist gemeinsam, dass sie keine Regieanweisungen geben, die porträtierten Personen sich selbst in Pose setzen, vor neutralem Hintergrund oder durch den Bildausschnitt separiert.Es ist sozusagen ein „Selfie“ aus einer anderen Zeit als Photographie eine künstlerische Aura besaß, und das Ergebnis nicht beliebig war. Wie die Typologien der Menschen des 20. Jahrhunderts von August Sander führen alle 4 Serien diese Thematik ins 21. Jahrhundert weiter. Die Motive werden ergänzt durch die Information Ort, Beruf und Alter und geben dem Betrachter so Gelegenheit zur Reflexion, indem sie ihm zugleich den Spiegel vorhalten.
Der aktuelle Katalog präsentiert beide Serien (1971, 2011) der „Menschenbilder,“ so dass der direkte Vergleich bei der thematischen und konzeptuellen Durchdringung möglich ist. Beide Werkserien sind „ein einzigartiges Zeitdokument“ der jeweiligen gesellschaftlichen und sozialen Situation und deren Veränderungen bis heute. Das Selbstverständnis in der Öffentlichkeit und die Rolle der Frau in der Gesellschaft stehen sich in Vergangenheit und Gegenwart gegenüber.
Beide Projekte machen gerade im Vergleich den Wandel in der Gesellschaft aber auch unser Umgang mit der Photographie und ihre Bedeutung im öffentlichen Leben deutlich.Das Buch ist besonders empfehlenswert, da es nicht nur die eindrucksvollen Photographien präsentiert sondern mit dem Textbeitrag „Dialog“ von Beate Rose, Nadine Preiß und Damian Zimmermann auch einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise und die Kriterien eines solchen künstlerischen Projekts gewährt. Eine gelungene Buchgestaltung und Typografie unterstützen die Präsentation der Photographien. (DB)

 

Rudi Meisel (DGPh)
Landsleute 1977 – 1987. Two Germanys

Herausgeber: C/O Berlin
Autoren: Felix Hoffmann, Hans-Michael Koetzle (DGPh)
132 Seiten, 91 Duplexabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-633-5; 39,90 Euro

Biedere Behaglichkeit, unwirtliche Wohnsiedlungen, nachbarlicher Schwatz, bierselige Stammtische, jugendliche Rebellion, kurzweilige Volksfeste, baufällige Straßenzüge – der westdeutsche Photograph Rudi Meisel hat über einen Zeitraum von elf Jahren das alltägliche Leben der kleinen Leute hüben wie drüben eingefangen. Seine bildjournalistischen Dokumente fügen sich zu einem einzigartigen, zeitgeschichtlichen Archiv zusammen und irritieren und erstaunen ob der Similarität der Sujets. Was ist eigentlich spezifisch West, was Ost? Oft geben erst die Bildtitel eine verlässliche Sicherheit bei der Zuordnung. Als einer der wenigen westdeutschen Photographen bereiste Rudi Meisel mehrmals im Jahr die DDR. Im Auftrag zahlreicher Medien konnte er dort den Alltag dokumentieren – eine Besonderheit zu jener Zeit. In der Tradition der Street Photography interessiert ihn das Geschehen jenseits staatlich gelenkter Propaganda und Inszenierung. Vielleicht geben die Bilder im Zusammenspiel und Vergleich Aufschluss auf die Frage nach Prägungen, die so etwas wie »das Deutsche« oder Eigenheiten des »deutschen Volkes« ausmachen. (Ausstellung bei C/O Berlin 22.08.–1.11.2015)

 

Wolfgang Zurborn (DGPh), Herausgeber
The India Vision Quest

204 Seiten, 131 Abb., Englisch
Verlag Kettler
ISBN: 978-3-86206-495-3; 48 Euro

The India Vision Quest zeichnet ein vielschichtiges Bild des indischen Alltagslebens. 18 junge PhotographInnen suchen nach einer neuen Orientierung in ihrer Gesellschaft, indem sie mit ihren Visionen existentiell wichtige Fragen beleuchten. Ohne falschen Pathos und folkloristische Verklärung spüren sie Momente im städtischen Leben der indischen Metropolen auf, die ein authentisches Bild von Indien zwischen einer tief verwurzelten Tradition und dem Streben nach den Verlockungen der Moderne liefern. Ihre von Leidenschaft geprägten Blicke auf das „Theater des realen Lebens“ fügen sich zu intelligent verdichteten photographischen Serien zusammen mit ganz individuellen Perspektiven. Die Publikation präsentiert die Ergebnisse mehrerer Workshops des Photographen Wolfgang Zurborn in Ahmedabad und Kolkata 2013/14.

 

Zoom'14
Deutscher Jugendfotopreis
Jan Schmolling DGPh) / KJF / Carsten Eisfeld (Hrsg.)

96 Seiten
kopaed Verlag
ISBN 978-3-86736-170-5; 9,80 Euro

Der Deutsche Jugendfotopreis zählt zu den populärsten Medienwettbewerben für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Der Katalog „Zoom’14 – Bilder und Projekte“ präsentiert auf 96 Seiten mit den Ergebnissen des Wettbewerbs 2014 einen umfassenden Überblick über die aktuellen Themen und künstlerischen Ausdrucksformen. Anregungen für die medienpädagogische Praxis bieten auch die informativen Textbeiträge über das wiederentdeckte Medium Photobuch und das groß angelegte inklusive Photoprojekt „August Sander – Sich zur Schau stellen“.

 

Detlef Orlopp
nur die nähe – auch die ferne

208 Seiten
Steidl
ISBN 978-3-86930-962-0; 34 Euro

Seit nunmehr sechs Jahrzehnten entwickelt Detlef Orlopp ein äußerst eigenständiges photographisches Werk, das sich ganz der plastischen Vielfalt von Landschaften und Gesichtern widmet. Der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Museum Folkwang zeigt die fortwährenden Grenzgänge dieses Photographen zwischen seiner Arbeit am Bild und seiner Faszination am morphologischen Reichtum unserer Erde. Die photographische Sichtweise Orlopps verwandelt die Oberfläche von Landschaft zugleich in ein gestaltetes, und reduziertes Bild, ohne jedoch den Bezug zum Gegenstand aufzugeben. Gebirgsformationen, Gletscher und Wasseroberflächen aber auch Gesichter gehören zu den immer wieder variierten Motivgruppen dieses Photographen.

 

Shigeru Ban
das vollständige Werk 1985 - 2015

568 Seiten, Englisch, Deutsch, Französisch
Taschen Verlag
ISBN 978-3-8365-3220-4; 39,99 Euro

Von Palästen, aus Papier gebaut, von Häusern ohne Wände, Notunterkünften aus Pappröhren bis hin zu Ausstellungsräumen in Transportcontainern – immer wieder stellt der 1957 geborene Shigeru Ban die Regeln der Architektur auf den Kopf und überrascht mit unkonventionellen Lösungen. Seine einfallsreichen, eleganten Entwürfe entstanden und entstehen sowohl für private Auftraggeber als auch für humanitäre Hilfsprojekte in Katastrophenregionen auf der ganzen Welt. Für die Jury des Pritzker-Preises, die Ban 2014 zum Preisträger erkor, steht dieser Architekt für „totale Neugier und großes Engagement, ständige Innovation, einen untrüglichen Blick und starke Empfindsamkeit“. Jede in dem Bildband über mehrere Seiten vorgestellten, von Ban entworfenen Villen, Residenzen und Paläste, Museen, Theater, Bibliotheken, Ateliers und Studios, Kirchen, Kliniken, Hotels und Bürogebäude sowie Brücken oder Bahnhöfe besteht  neben den großformatigen Photographien, die das fertige Gebäude von außen und innen zeigen, aus einem kurzen einführenden Text zu dessen Besonderheiten sowie Zeichnungen des Grundrisses und der jeweiligen Geschosse. Die Reihe beginnt mit der von ihm gestalteten Architektur-Ausstellung in Tokyo, die dem finnischen Architekten Alvar Aalto (1898 – 1976), der für die besondere Konzeption des organischen Bauens stand, galt. Für Shigeru Ban war dies gleichzeitig der Anfang der Papierarchitektur. Der Band endet mit dem 80 Meter langen, kürzlich fertiggestellten Oita Prefectural Art Museum, die Ban als Begegnungsstätte für alle Bevölkerungsgruppen konzipierte. In Zusammenarbeit mit dem Architekten auf den neuesten Stand gebracht enthält die Monografie über Shigeru Ban, der seit 2001 auch als Professor an der Kyoto University of Art and Design tätig ist, am Ende zusammengefasst alle von ihm entworfenen und ausgeführten Bauten einschließlich aktuellster Projekte, etwa den Hauptsitz von Tamedia in Zürich, das Aspen Art Museum und die Cardboard Cathedral in Christchurch. (vZ)

 

Pino Bertelli
Uomo e Macchina

180 Seiten, zahlr. Abb.
Klartext Verlag
ISBN: 978-3-8375-1413-1; 14,95 Euro

Unterschiedlicher können zwei Regionen kaum sein: die Toskana und das Ruhrgebiet. Doch neben Rotwein und Renaissance gehören auch Berg-, Hütten- und Kraftwerke zur Toskana. Beide Regionen stecken mitten im Strukturwandel. Pino Bertelli war selbst 25 Jahre Arbeiter im Stahlwerk Piombino. Heute ist er ein international anerkannter „Straßenphotograph“. In der Toskana hat er Menschen an ihrem Arbeitsplatz portraitiert. Und in Hattingen hat sich Bertelli auf die Suche nach dem „New Pott“ gemacht. Respekt, Würde und, ja, Liebe zeichnen seine Portraits aus. „Keine Herren, keine Sklaven“ – so begegnet Bertelli den Menschen, der Arbeit, dem Leben.
(Ausstellung:  LWL-Industriemuseum in Hattingen, 22.5. bis 18.10.2015)

 

Salvador Dalí & Philippe Halsman
Das gemeinsame Werk

Texte: Anna Feldhaus
232 Seiten, 56 Duplexabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-645-8; 48 Euro

Salvador Dalí wird scheinbar an seinem berühmten Schnurrbart von einem Helikopter abgeseilt, jagt schwerelos mit Katzen durch die Luft oder lässt es Popcorn und Baguettes regnen. Solche Aufnahmen hat nur einer vom Jahrhundertkünstler Dalí gemacht: Philippe Halsman (1906 –1979). Er war einer der erfolgreichsten Starphotographen seiner Zeit, dessen Porträts von Marilyn Monroe, Albert Einstein oder John F. Kennedy zu Ikonen wurden und der Hunderte von Covers für die großen Illustrierten lieferte. Kaum bekannt ist das Ausmaß seiner erstaunlich gleichberechtigten Zusammenarbeit mit Dalí, den er 1941 in New York kennenlernte. Über drei Jahrzehnte hinweg entstand ein vornehmlich photographisches Werk, das in vielerlei Hinsicht seiner Zeit voraus war. Dank des Zugangs zum Privatarchiv Halsmans ist Anna Feldhaus eine wahre Neuentdeckung gelungen. Kein anderer Photograph reflektierte Dalís spielerischen Leichtsinn so gut wie er. Kein anderer hat ein treffenderes Gesamtporträt dieses Meisters der Masken erschaffen als Philippe Halsman.

 

Hellen van Meene
Die Jahre werden wie Hasen laufen

272 Seiten, 183 Farbtafeln, 23 Abbildungen
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607179; 58 Euro

Mit einem Zitat aus dem Gedicht As I Walked Out One Evening von W. H. Auden, einer Metapher für das Verstreichen der Zeit, hat Hellen van Meene (geb. 1972) ihre jüngste Monographie betitelt, die aus Anlass einer großen Retrospektive ihres Werks im Photomuseum Den Haag erscheint. Seit etwa zwei Jahrzehnten gehört die niederländische Photographin zu den bekanntesten und interessantesten Künstlerinnen ihres Landes. Ihr Thema, das sie seit ihren Anfängen Mitte der 1990er Jahre fast obsessiv verfolgt und immer wieder variiert, sind Portraits junger Mädchen im Übergangsstadium vom Kind zur Frau. Mit ebenso viel technischer Perfektion wie emotionaler Einfühlung gelingt es ihr, den fragilen Zustand „Pubertät“ in Bildern zu beschreiben, die berühren, oft auch verstören und in ihrer eigenständigen, inzwischen unverkennbaren Ästhetik überraschen.
Van Meenes Modelle sind keine professionellen Models. Es sind Kinder, junge Mädchen und Frauen – hin und wieder auch ein Junge –, die sie in ihrer Umgebung findet oder auf Reisen entdeckt. Sie lichtet sie auch nicht einfach ab, sondern inszeniert sie, lässt sie in teils befremdlicher Aufmachung und Kostümierung auftreten, im Freien oder in geschlossenen Räumen, allein oder seit Neuestem auch mit einer Doppelgängerin oder einem Hund an ihrer Seite. Mit ähnlich irritierenden, weil ungewöhnlichen Hunde-Portraits und Stillleben erweitert van Meene zurzeit ihr motivisches Repertoire. Martin Barnes, Kurator für Photographie am Victoria and Albert Museum, London, schrieb den einführenden Essay.(Ausstellung im Photomuseum Den Haag 27.6.–1.11.2015)

 

Marc Beckmann, Sarah Alberti
Talents 33

Herausgeber: C/O Berlin
80 Seiten, 23 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-535-2;  24,90 Euro

D-Day, Prager Frühling, Islamische Revolution, Srebrenica, 9/11, Verdun, Kapitulation Saigons – diese historischen Ereignisse haben sich weltweit tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Alljährlich wird an bestimmten Tagen die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig gehalten, oft mit großen Feierlichkeiten und öffentlichen Ritualen. Weshalb eigentlich? Jahrestage sind wichtige Denkmäler der Zeit und Selbstbestätigung der Identität von Nationen, politischen Gemeinschaften oder ideologischen Bewegungen. Sie zeigen das, was Freiheit, Tyrannei, Unterdrückung und Befreiung bedeutet. Diese Form des Gedenkens vereint, bewegt und polarisiert, sie bringt Freude und Trauer, Hoffnung und Verzweiflung hervor und schafft emotionale Erinnerungsräume. Der Photograph Marc Beckmann beobachtet seit 2004 Militärparaden, Staatsakte, Gedenkminuten und Demonstrationen im Rahmen ausgewählter Jahrestage in der ganzen Welt. Jedoch verlässt er den oft streng protokollarisch festgelegten Rahmen und richtet stattdessen seine Kamera auf die stillen Randbeobachtungen der einzelnen Veranstaltungen. So reproduziert er nicht eine vorgegebene Sichtweise und Interpretation, sondern offenbart den Umgang, die Inszenierungen und die Instrumentalisierung von Geschichte durch die jeweils Herrschenden in der Gegenwart.

 

Yoshiko Kusano
Bordelle

112 Seiten, 57 farbige Abbildungen
Verlag Scheidegger & Spiess
ISBN 978-3-85881-476-0; 38 Euro

Die meisten photographischen Arbeiten über Prostitution zeigen die Frauen und Männer selbst. Nicht so Yoshiko Kusanos Photoessay Bordelle. Yoshiko Kusano photographierte die Zimmer, die für viele Prostituierte auch Wohnraum sind, in verschiedenen Ländern Mitteleuropas und in Japan – ohne künstliches Licht. Die Inneneinrichtung gibt deshalb nicht nur Auskunft über die Klischees, wie eine erotisch aufgeladene Stimmung aussehen soll. Sie verrät auch etwas über die Herkunft und die Sehnsüchte der Frauen. Vor allem aber steht sie zeichenhaft für den Geschmack und das Wissen in Sachen Design, wie er im jeweiligen Land allgemein vorherrscht. Das Buch präsentiert die Photographien zusammen mit einem einführenden Text zu Yoshiko Kusanos Photographie und zur Inneneinrichtung der Zimmer, in denen Sexualität als Konsumgut ebenso wie das gesellschaftlich verbreitete Stilempfinden zum Ausdruck kommen.

 

Lori Nix
The Power of Nature

120 Seiten, 62 farbige Abb.,
Wienand Verlag
ISBN: 978-3-86832-274-3; 29,80 Euro

Was bleibt, wenn die Menschheit nicht mehr sein wird? Wie wird die Welt aussehen? Mögliche Antworten auf diese Fragen bieten die Photographien der amerikanischen Künstlerin Lori Nix (geb. 1969): Geschäfte, Museen oder Bibliotheken, reduziert auf ihre architektonischen Hüllen, liegen verlassen und verwahrlost da. Einzelne Überreste wie Autos, Musikinstrumente oder Bücher verweisen auf zivilisatorische Errungenschaften. Lori Nix erschüttert mit ihren Photographien, die auf selbst gebauten, kleinformatigen Dioramen basieren, unsere auf den Menschen fokussierte Weltsicht. Einst belebte Orte sind ihrer Funktionen beraubt, die Vorherrschaft des Menschen abgelöst. Dennoch mischt sich in diese düsteren Visionen ein Funke Hoffnung, denn die verdrängte Natur erobert sich ihr Territorium zurück, als letzte Bastion des Lebendigen.

 

Bettina Pousttchi
The City

256 Seiten, 131 Abb.
Hatje Cantz
ISBN 978-3-7757-3908-5; 40 Euro

Bettina Pousttchi (*1971) erhielt 2014 den Kunstpreis »Junge Stadt sieht Junge Kunst« der Stadt Wolfsburg. Die deutsch-iranische Künstlerin arbeitet in den Medien Photographie, Video und Skulptur und erforscht vorrangig die Verbindung von Zeit- und Raumsystemen. Bekannt wurde sie mit dem Projekt World Time Clock (2008–2014), für das sie um die Welt reiste, um in allen Zeitzonen eine öffentliche Uhr jeweils um fünf Minuten vor zwei zu photographieren. In ihrer für die Fassade des Wolfsburger Schlosses konzipierten Arbeit „The City – Eine Transnationale Skyline“ führt die in Berlin lebende Künstlerin zehn Wolkenkratzer wie das Empire State Building, die Petronas Towers in Kuala Lumpur oder den Burj Khalifa in Dubai zu einer hybriden Hochhauskulisse zusammen. Diese und weitere Arbeiten zum öffentlichen Raum wie das Drive Thru Museum in Dallas werden erstmals in der Publikation The City vorgestellt.

 

Toulouse-Lautrec und die Photographie
280 Seiten mit etwa 300 Abbildungen in Farbe
Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-2467-5; 49;90 Euro

Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901) hat nie selbst photographiert. Aber er besaß wie kaum ein anderer Künstler jener Zeit ein photographisches Auge. Was immer er darstellte und wie er es darstellte, ist undenkbar ohne die Photographie. Der Künstler hat viele Aufnahmen bei photographierenden Freunden in Auftrag gegeben, sei es als Vorlage für eine künstlerische Umsetzung oder um eine selbstinszenierte Performance festzuhalten. Die steilen Perspektiven und kühnen Bildausschnitte wie auch der skizzenhafte Stil, der wie die moderne Photographie auf ein spontanes Erfassen eines Augeneindrucks abzielt, beweisen den Einfluss des Mediums auf sein Werk. Nüchtern und ungeschönt – also photographisch – wagte er es wie kaum ein anderer seiner Zeit, die Welt des Pariser Unterhaltungsviertels Montmartre rund um das Moulin Rouge, seine verführerischen Reize und die Abgründe, die sich dahinter auftaten, darzustellen. Der großformatige Bildband beginnt mit vier bebilderten Aufsätzen. Kurator Rudolf Koella beschreibt unter dem Titel des Buchs „Toulouse-Lautrec und die Photographie“, welch wichtige Rolle das Medium im Leben des Künstlers spielte. Er zitiert dazu den Zürcher Kunsthistoriker Gotthard Jedlicka, der schon 1928 schrieb: „Eigentümlich: dieser verkrüppelte Mensch lässt sich gerne photographieren. Er hat überhaupt an Photographien große Freude: an kleinen Zufallsbildchen, die wesentliche Augenblicke zu fassen vermögen. Das gibt einen tiefen Einblick in sein Schaffen.“  Michel Frizot erläutert in seinem Beitrag Lautrecs „neue Bildkonzepte dank der Photographie“ und Jean-Paul Moret beschreibt „Toulouse-Lautrec oder das Phänomen der Geschwindigkeit als ein Intermezzo zwischen Turner und Marinetti“. Der Bildkatalog ist unterteilt in 10 Kapitel, beginnend mit „Lautrecs Familie und ihre feudalen Wohnsitze“  über „Lautrecs Atelier und seine Lieblingsmodelle“ bis „Das intime Leben im Bordell“. Der attraktive Bildband begleitet eine große Ausstellung im Kunstmuseum Bern und beleuchtet erstmals das Verhältnis von Toulouse-Lautrecs Oeuvre zur Photographie seiner Zeit. (vZ) (Ausstellung: bis 13. Dezember 2015 im Kunstmuseum Bern)

 

Andy Warhol
Polaroids 1958 - 1987

Englisch, Deutsch, Französisch
560 Seiten
Taschen Verlag
ISBN 978-3-8365-5156-4; 74,99 Euro

Andy Warhol war ein unermüdlicher Chronist des Lebens und seiner Begegnungen. Von den späten 1960er-Jahren bis zu seinem Tod 1987 trug er praktisch auf Schritt und Tritt eine Polaroid-Kamera bei sich, zunächst die Big Shot, dann die SX 70. Warhol selbst sagte einmal: „Ein Photo bedeutet, dass ich von jeder Minute weiß, wo ich war. Deshalb mache ich Photos. Das ist eine Art visuelles Tagebuch.“  Warhol nahm die Photographie ernst. Und er liebte es Aufnahmen zu machen. Für ihn war dies sogar eine Möglichkeit, zu Menschen eine Beziehung herzustellen. Jedes der insgesamt sieben Kapitel des neuen opulenten Bildbands mit zwischen 1958 und 1987 entstandenen Sofortbildern beginnt mit einem Zitat von Warhol. Nach den Bildern sind die für den Künstler wichtigen Daten und Begebenheiten des jeweiligen Zeitraums in einer Art Zeittafel aufgelistet. Das Werk, das in Zusammenarbeit mit der Andy-Warhol-Stiftung entstand, enthält Hunderte Photos, von denen viele niemals zuvor veröffentlicht wurden. Porträts von Berühmtheiten wie Mick Jagger, Alfred Hitchcock, Jack Nicholson, Yves Saint Laurent oder Pelé  sind ebenso enthalten wie Photos seiner Entourage und seines High Life sowie schließlich Landschaftsphotos und Stillleben, die von den Cabbage Patch Dolls bis zu den unverwechselbaren Suppendosen reichen. Warhols Polaroidbilder, oft spontan und ungeschönt, dokumentieren seine Ära. Dabei fällt in Warhols Bildern die Ungezwungenheit der photographierten Zeitgenossen, wie Jasper Johns, Roy und Dorothy Lichtenstein, Robert Mapplethorpe, Gilbert & George, Christo, Niki de Saint Phalle, Francis Bacon, Richard Hamilton, Joseph Beuys, Peter Beard oder David Hockney, auf. Auch ließen sich Berühmtheiten, die Warhol bewunderte, von ihm ablichten, so Man Ray, Max Ernst, Salvador Dali, Marc Chagall, Georgia O’Keeffe oder Erté. Diejenigen, die die ökonomische Grundlage für die Welt der Kunst lieferten, gehörten ebenso zu seinen „Modellen“, wie Schauspieler, Regisseure, Musiker, Photographen, Redakteure, Schriftsteller, Vertraute, Anwälte und Freunde, die Warhols künstlerische Unternehmungen am Laufen hielten. Und der Bildband enthält viele Bilder, die Andy Warhol per Sofortbild von sich selbst machte. Diese Sammlung vom inoffiziellen Hofphotographen der New Yorker Ober- und Unterschicht bietet einen einzigartigen Einblick in Warhols Welt und Vision. (vZ)

 

NK Guy
Burning Man - Kunst und Kult

280 Seiten, Text in Englisch, mit Beilage in Deutsch und Französisch
Taschen Verlag
ISBN 978-3-8365-2339-4; 39,99 Euro

In der unberührten Wildnis Nevadas liegt 100 Meilen von der amerikanischen Kasinostadt Reno entfernt eine menschenfeindliche Gegend mit dem Namen Black Rock Desert. Dabei handelt es sich eigentlich um einen tischflachen, ausgetrockneten Seeboden, über den der Wind hinwegheult - mit Ausnahme einer kurzen Woche gegen Ende des Sommers, wenn sich inmitten der Wüste vorübergehend eine Stadt erhebt. Es ist die surreale und irrwitzige Location des Burning Man Festivals. Die Menschen, die sich hier von der Sonne braten und vom Staub sandstrahlen lassen, sind auf der Suche nach ganz unterschiedlichen Dingen: Gemeinschaftserlebnis, spirituelles Abenteuer, größte Bühne der Welt, Outdoor Rave, alternative Lebensformen. Das Festival ist außerdem Inkubator für einige der außergewöhnlichsten Kunstwerke im öffentlichen Raum weltweit: Ein mechanischer, feuerspuckender Tintenfisch, ein 15 Meter hoher Tempel aus Sperrholz. Und natürlich der „Man“, der dem Ganzen den Namen verleiht – eine menschenähnliche Skelettskulptur, die am Ende des Festivals abgefackelt wird. Die besten Kunstwerke aus 16 Jahren „Burning Man“ hat der Autor und Photograph NK Guy in dem im Taschen Verlag, Köln, erschienenen großformatigen Bildband zusammengestellt. Seine mitreißenden Bilder, ausgewählt aus 65.000 Photos, die er zwischen 1998 und 2014 bei Burning Man aufnahm, sind jeweils versehen mit der Jahreszahl, in der sie entstanden sind, dem Titel des Kunstwerks und einer kurzen Bildstory. Sie geben einen überzeugenden Eindruck von den Installationen und Skulpturen, die jeweils nur einige Tage lang in Black Rock Desert in der Wüste Nevada existieren - einfach nur, weil jemand etwas zum Ausdruck bringen will. Das Ergebnis legt Zeugnis einer Lebensweise ab, die sich bewusst von Egoismus, Käuflichkeit und Machtspielen der Mainstreamkultur abwendet: „Burning Man“ ist eines der kulturellen Epizentren unserer Zeit und steht für reinen, ungehemmten künstlerischen Ausdruck. (vZ)

 

Playing Lawrence on the other side
296 Seiten, ca. 180 Farb- und SW- Abbildungen
Nicolai Verlag
ISBN 978-3-89479-902-1; 39,95 Euro

Das Buch ist eine interessante Entdeckung, da es ethnografische Photographie mit Kriegsdokumentation verbindet und gleichzeitig die interkulturellen Beziehungen zwischen Deutschland, Palästina und Persien (Iran) thematisiert, die immer noch sehr aktuell sind. So finden sich in dem Kapitel »Islambilder in Deutschland 1871-1918« eindrucksvolle Photographien der dort lebenden Völker in ihren traditionellen Gewändern und Berufen. Mit den Photographien von Pascal Sébah wird eine Serie der „Menschen des 19. Jahrhunderts in der orientalischen Region“ präsentiert, die mit den Arbeiten von August Sander in Deutschland vergleichbar ist. Das Kapitel »Kultur und Politik« zeigt Photographien der Grabungsfelder, die einen aktuellen Zeitaspekt durch den Bürgerkrieg in Syrien und im Irak haben. Unter anderem ist das Ischtar Tor in Babylon (1913) zu sehen, das im Pergamon Museum (Berlin) rekonstruiert wurde. Wir dürfen nicht vergessen, dass in dieser Zeit (ca. 1905-1918) die Ausgrabungen von Prof. Robert Koldewey in Babylon stattfinden und damit der Entschluss einer musealen Rekonstruktion des Prozessionsweges entsteht, die bis heute unser Bild von Babylon prägen. Auch die ersten kulturellen Begegnungen zwischen Europäern und Arabern werden dokumentiert und zeigen, wie unsere Orientvorstellung bis heute davon geprägt wird. Beeindruckende Bildmotive, die von der Begegnung der Bevölkerung mit deutschen Soldaten berichten und von einer damals noch unverkrampften kulturellen Begegnung, die von einem gegenseitigen Respekt zeugt. Ein seltenes Kapitel der Eisenbahngeschichte dokumentieren Photographien vom Bau der Hedschasbahn und der Bagdadbahn. In der heutigen Tagespolitik sind uns die damaligen guten Kontakte zu Persien (Iran) und die Bewunderung für dessen Kultur nicht mehr präsent. (DB)

 

Claus Rottenbacher
Westort | Ostort

96 Seiten, 61 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-644-1; 34,90 Euro

Was haben das weltberühmte West-Berliner ICC, eine der wichtigsten Pop- und High-Tech-Architekturen der 1970er-Jahre, und die unscheinbaren Garagen, Aufenthaltsräume oder die Kegelbahn der einstigen Fahrbereitschaft des DDR-Ministerrats im Ost-Berliner Bezirk Lichtenberg gemeinsam? Das eine wurde geschaffen, um den Weltstadtanspruch West-Berlins zu demonstrieren. Es gilt bis heute als eines der erfolgreichsten Kongresszentren überhaupt. Dennoch ist die Zukunft des ICC immer noch umstritten. Das andere diente einst den Spitzen der SED als Ausweis ihrer Machtansprüche und wird seit dem Zusammenbruch des Regimes 1989 von automobilorientierten Firmen und inzwischen auch als Galerie-, Ausstellungs- und Atelierzentrum genutzt. Der Berliner Photograph Claus Rottenbacher und der Architekturhistoriker Nikolaus Bernau spüren der erstaunlich guten Erhaltung dieser Zeitdokumente nach, ihrer demonstrativen ästhetischen Orientierung am Zeitgeist, die doch im Dienst vollkommen unterschiedlicher Gesellschafts- und Kultursysteme stand. Sie entdecken eine Gemeinsamkeit, die jenseits der formalen Unterschiede liegt.

 

Las Vegas Studio
Images from the Archive of Robert Venturi and Denise Scott Brown

196 pages, 150 color and 22 b/w illustrations, English
Verlag Scheidegger & Spiess
ISBN 978-3-85881-764-8; 32 Euro

Since it was first published in 1972, Learning from Las Vegas has become a classic in the theory of architecture and one of the most influential architecture texts of the twentieth century. The treatise by Robert Venturi, Denise Scott Brown, and Steven Izenour enjoys a reputation as a signal work of postmodernism in architecture and urban planning. Yet none of the book’s editions have ever featured high-quality color images of the field research the authors conducted to illustrate their argument. Las Vegas Studio is the first book ever to present these significant photographs in large, full-color reproductions. Now available in paperback, this unique book features these iconic images and film stills, alongside essays by Swiss scholars Stanislaus von Moos and Martino Stierli that explore how the pictures contemplate the phenomenon of the modern city. Also included is a discussion by curator and critic Hans Ulrich Obrist with Dutch architect Rem Koolhaas and Swiss artist Peter Fischli that speaks to the strong and lasting influence these images still have on contemporary art and movies. A unique opportunity to experience the full intent and import of the Learning from Las Vegas project, Las Vegas Studio continues to appeal to architects, architectural historians, and scholars alike.

 

wischen klicken knipsen
Medienarbeit mit Kindern

276 Seiten
kopaed Verlag
ISBN 978-3-86736-166-8; 18 Euro

Ob Smartphone, Fernseher, Photoapparat oder mp3-Player, Kinder nutzen von Anfang an vielfältige Medien­ und Medienangebote, um sich zu amüsieren, sich auszudrücken und ihrem Bedürfnis nach Geschichten nachzukommen. Für Kinder sind Medien selbstverständlicher Bestandteil ihrer Umwelt. Der pädagogische Stellenwert dieser Medien in Kindertagesstätten, Schulen und Horten ist leider längst noch nicht sehr hoch. Das Buch wischen, klicken, knipsen – Medienarbeit mit Kindern zeigt auf, wie eine sinnvolle Medienerziehung und Medienarbeit mit Kindern von zwei bis zwölf Jahren aussehen kann. Dabei geht es nicht darum, Kinder möglichst früh für den Umgang mit Medien zu qualifizieren, sondern altersgemäße Formen der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Medien aufzuzeigen und Kinder im Umgang mit Medien zu begleiten. Der Ausgangspunkt der medienpädagogischen Arbeit mit Kindern sollte ihr alltäglicher Mediengebrauch sein. Das medienpädagogische Angebot sollte sich dabei an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder sowie an den altersbedingten Entwicklungsstufen orientieren. Das Buch richtet sich an alle, die medienpädagogisch mit Kindern arbeiten wollen, in Kindertagesstätten, Schule und Hort sowie im außerschulischen Kontext. Als praktische Handreichung liefert das Buch im ersten Teil Ideen und Konzepte für die medienpädagogische Arbeit mit Kindern. Zur theoretischen Vertiefung werden im zweiten Teil die Grundlagen der medienpädagogischen Arbeit mit Kindern aus interdisziplinärer Sicht behandelt.

 

fotoMagazin Edition
92 Seiten, XXL-Großformat
9,90 Euro im Zeitschriftenhandel

Die 5. Ausgabe des Fine Art- Portfolioheftes fotoMagazin Edition widmet sich erneut auf 92 Seiten neueren Entwicklungen der Photokunst. Eine große Trendreportage beschäftigt sich diesmal mit der Frage, wie moderne Computersoftware unseren Bildgeschmack analysiert und die Bilder der Zukunft definiert. Weitere Themen dieser Ausgabe sind unter anderem "Selfpublishing", "Instagram", sowie aktuelle Interviews mit Anton Corbijn, Peter Lindbergh und Martin Parr.