bilderstrom
Der Rhein und die Fotografie 2016-1853
Hsg, Prof. Dr. Christoph Schaden (DGPh)

250 Seiten, ca. 180 Abbildungen
Hatje Cantz
ISBN: 978-3-7757-4190-3; 29,80 Euro

Das Buch zur Ausstellung hat einen ungewöhnlichen Titel: “Der Rhein und die Fotografie 2016-1853.“ Dieser Blick zurück wird fokussiert und gespiegelt indem die aktuellste Photographie »Der Badegast« (Jos Schmid, 2016) - eine Daguerreotypie - mit der ältesten photographischen Technik erstellt wurde. Ein Strom der Bilder aus 163 Jahren zeigt den Fluss als Verkehrsweg, Wasserstraße, als Ausflugsort, Mythos und Lebensraum. Vom Rhein haben wir ein kollektives Bild, das zwischen Klischee, Landschaft, historischem Ort und künstlerischer Auseinandersetzung changiert. Christoph Schaden (DGPh) geht in seinem pointierten Essay »Der Rhein: Neue Gedanken zu einem tradierten Motivfeld der Photographie« auf die tradierte Erkenntnis des »pantha rei« ein; denn so fließend und veränderlich wie der Rhein ist auch das Bild, das wir uns von ihm machen. Sein Textbeitrag begründet die Konzeption und Struktur des Bildteils und der Ausstellung, die er beide als Kurator verantwortet. Seine Texte unterstreichen, dass der Strom vielfältig medial interpretiert wurde. Trotzdem gewinnt die Photographie dem Strom immer wieder neue Aussagen ab. Einfühlsam beschreibt Schaden Ausstellungsprojekte, die dem Fluss eine eigene photohistorische Betrachtungsperspektive abgewinnen. Die gezeigten Photographien und die Texte loten das Verhältnis des Flusses zu seinem Abbild aus. Das photographische Medium, das durch das Spannungsfeld von Realität und Imagination geprägt ist, reflektiert besonders genau unser gleichermaßen geprägtes duales Bild vom Rhein. Zeugnis davon geben 60 bekannte Photographen aus Deutschland, Frankreich, Schweiz und den Niederlanden, mit freien dokumentarischen bildjournalistischen und photokünstlerischen Positionen. Daraus ergibt sich eine facettenreiche stilgeschichtliche und technikbezogenen Abfolge in den präsentierten Photographien. Das Buch besticht auch durch seine schöne und dabei gut funktionierende Typografie und die exzellente Verarbeitung. Es ist ein interessantes und informatives Buch für Rhein-Liebhaber, aber vor allem für diejenigen, die an der Stilentwicklung der Photographie und den daraus resultierenden Erkenntnissen für das eigene Arbeiten interessiert sind. Ein sehr zu empfehlendes Buch! (DB)
(Ausstellung: LVR-LandesMuseum (Bonn), 09.09.2016 - 22.01.2017)

 

Karolin Klüppel (DGPh)
Mädchenland

92 Seiten, 38 Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-4206-1; 34 Euro

Karolin Klüppel (*1985) kann bereits auf ein Schaffen zurückblicken, das sich einer Vielzahl enthusiastischer Besprechungen und Auszeichnungen erfreut. Die außerordentliche Resonanz verdankt sich dem eleganten Changieren ihrer Photographien zwischen Dokumentation und Komposition sowie ihrem ausgeprägten Gespür für eindrückliche Themen. Die Bilder der Serie Mädchenland bestechen nicht nur durch ihre eindringliche und kontemplative Ästhetik, sie erzählen auch eine Geschichte. Durch die Gesichter von Mädchen erblickt man die Lebenswelt und Kultur der Khasi, eines indigenen Volkes im indischen Bundesstaat Meghalaya, dessen Gesellschaftsform matrilinear organisiert ist: Hier wird die jüngste Tochter in der Erbfolge bevorzugt. Heiratet sie, zieht ihr Ehemann in das Haus ihrer Familie ein, die Kinder erhalten den Namen der Mutter. Nur die Geburt einer Tochter sichert die Kontinuität des Clans. Von 2013 bis 2015 verbrachte die Photographin insgesamt 10 Monate in dem Khasi-Dorf Mawlynnong und fing dort magische Bilder ein.

 

Gerd Ludwig (DGPh)
Minus 2/3

216 Seiten, komplett in Farbe
dpunkt.verlag
ISBN Print: 978-3-86490-365-6; 39,90 Euro

Der international bekannte und vielfach ausgezeichnete Photojournalist Gerd Ludwig (u.a. Dr. Erich Salomon Preisträger 2014), Mitgründer der VISUM-Agentur und Photograph zahlreicher Reportagen für National Geographic, zeigt mit diesem Buch eine neue Technik und Bildsprache in der Reportage- und Straßenphotographie. Mit kleinen von der Kamera entkoppelten Aufsteckblitzen setzt er dezente Lichtakzente, um Bilddetails zu betonen oder die Bildstimmung zu steuern. Damit entstehen Aufnahmen, die keineswegs "geblitzt" aussehen, dennoch einen geheimnisvollen »Glow« «ausstrahlen. Insbesondere in der Nacht- und Restlichtphotographie und in kontraststarken Aufnahmesituationen, ist diese Technik sehr hilfreich. An 100 Bildbeispielen zeigt Gerd Ludwig, wie und warum der »unsichtbare Blitz« eingesetzt wurde, beschreibt die Blitztechnik und die Vorgehensweise, gibt aber auch Einblicke in die jeweilige Aufnahmesituation und in die Geschichte hinter dem Bild.

 

Peter H. Fürst (DGPh)
Philosophie der zweiten Haut

104 Seiten mit teils farb., teils ganzseit. Abb.
Verlag Walther König
ISBN: 978-3-86335-958-4; 24,80 Euro

Wer sich für die Geschichte der deutschen Modephotographie interessiert, der kommt um das Studio Fürst nicht herum. "Schluss mit der Geheimniskrämerei im Ankleidezimmer, raus in die Öffentlichkeit!", so das Credo von Peter H. Fürst, der über vier Jahrzehnte, von 1960 bis 2000, Dessousmode sowohl im Studio als auch im Freien photographierte. Zusammen mit seinem Lebens- und Geschäftspartner Ralf Baumgarten entwickelte er eine eigene Bildästhetik, die zu einem neuen Selbstverständnis des Präsentierens der intimen zweiten Haut verhalf. Seine freien Arbeiten, die sich heute in Sammlungen verschiedener Museen befinden, sind vor allem Ausdruck seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Medium Photographie. Das vorliegende Buch wirft einen Blick insbesondere auf Fürsts Leistungen im Bereich der Dessous-Modephotographie. Es ist gleichzeitig ein Portrait eines ehrgeizigen Photographen, der sich neben den künstlerischen Aspekten auch von den psychologischen Debatten um das Rollenverständnis der Geschlechter und die Wirkung von Werbung inspirieren ließ.

 

Ingo Arndt (DGPh)
GrasArt

256 Seiten mit 200 farbigen Abbildungen
Knesebeck GmbH & Co. Verlag
ISBN 978-3-86873-881-0; 49,95 Euro

Grasgebiete sind neben den Meeren und Wäldern die letzten großen Ökosysteme der Welt: wichtige und doch fast vergessene Lebensräume, in denen viele seltene Tiere zuhause sind. In diesem wunderbaren Bildband hat der Ausnahme-Photograph Ingo Arndt die scheinbar endlosen Grasländer unserer Erde und ihre Bewohner in atemberaubend schönen, nie gesehenen Aufnahmen porträtiert. Seine Reisen führten ihn in die Prärien und Everglades Nordamerikas, in die Pampas, Llanos oder Cerrados Südamerikas, die Savannen Afrikas, die Steppen der Mongolei, den größten Bambuswald Chinas und zu den ausgedehnten Schilfgebieten im Donaudelta. Neben monumentalen Landschaftsaufnahmen und berührenden Tierporträts zeigen kunstvolle Detailaufnahmen, die in einem speziellen Freiluftstudio entstanden, die verschiedenen Grastypen. Indem er Gräser auf das Wesentliche reduziert, offenbart sich die Schönheit dieser scheinbar reizlosen Pflanze in all ihren Facetten. Begleitet werden die Bilder von kenntnisreichen Texten des renommierten Verhaltensforschers und Soziobiologen Prof. Dr. Jürgen Tautz.

 

Annelise Kretschmer
Photographien

120 Seiten, 82 Farbphotographien
Emons Verlag
ISBN 978-3-95451-933-0; 19,95 Euro

Das Buch zur Ausstellung lenkt den Blick auf eine bedeutende Photographin der 1920er Jahre in Deutschland und ist damit eine Fortführung des photographischen Engagements des Käthe Kollwitz Museums. Annelise Kretschmer hat mit den Vergrößerungen der Motive ihrer Afrikareise (1922) stilgeschichtlich 20 Jahre zurückgegriffen, denn Bromöldrucke, die malerisch anmuten, sind dem Piktorialismus zuzuordnen. Erst 1928, in den Motiven ihrer Paris Reise, beginnt sie sich mit der Bildsprache des „Neuen Sehens“ auseinander zu setzen. Annelise Kretschmer interessiert sich fortan für andere „Oberflächenstrukturen“: das menschliche Gesicht. Anders als ihr Lehrer Hugo Erfurth legt sie sich in der Portraitphotographie einen sachlichen Stil zu. Bemerkenswert sind ihre Kinderporträts sowohl im Studio wie in Worpswede. Einen Ausdruck Ihrer Zeit hat sie mit den Frauenporträts der späten 1920er und der 1950er Jahre geschaffen. Sie photographierte eindrucksvolle Portraits von Künstlern, Industriellen, Arbeitern und Kindern. Mit dem spontanen Blick und dem Respekt für die Menschen vor ihrer Kamera hat sie charakterisierende und individuelle Portraits geschaffen. 80 Vintage Prints aus dem Nachlass der Künstlerin und dem Essener Museum Folkwang werden im Käthe Kollwitz Museum Köln gezeigt. Dieser Qualität der Ausstellung wird auch der schöne Katalog in englischer Broschur mit einer ausgewogenen Typografie gerecht. (DB)
(Ausstellung: Käthe Kollwitz Museum Köln, 16.09. – 27.11.2016)

 

Steve Schapiro & Lawrence Schiller
Barbra Streisand

336 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
Englisch, mit Begleitheft in deutscher Sprache
Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-6367-3;  49,99 Euro

Im Jahre 1970 veröffentlichte Barbra Streisand eine Geschichte in der Zeitschrift LIFE unter dem Titel „Who Am I Anyway?“ (Wer bin ich denn überhaupt?). Genau diese Frage versuchten auch  Steve Schapiro und Lawrence Schiller, zwei der damals renommiertesten Photojournalisten, zu beantworten, als sie sie während ihrer ersten fünf Jahre in Hollywood begleiteten und versuchten, hinter die Fassade zu blicken und ‚die echte Barbra‘ zu entdecken. Das vorliegende, großformatige und über 300 Seiten dicke Buch steckt randvoll mit Photos, Geschichten und Anekdoten der beiden Photographen. Sämtliche Höhepunkte aus Streisands erstem Hollywoodjahrzehnt sind vertreten: Funny Girl, Einst kommt der Tag . . ., So wie wir waren, Die Eule und das Kätzchen, Sandkastenspiele, Funny Lady und A Star Is Born. Ebenfalls vertreten sind ihre Liebhaber, Regisseure, Vertrauten und Schauspielkollegen: Elliott Gould, William Wyler, Sydney Pollack, Vincente Minnelli, Cis Corman, Omar Sharif, Kris Kristofferson und natürlich Robert Redford. Der Bildband enthält größtenteils bisher unveröffentlichte Aufnahmen der beiden Autoren. Beide sind auch für den Begleittext verantwortlich. Unter dem Titel „Nun mach‘ schon das Photo!“ gibt  dieser in insgesamt fünf Kapiteln eine Unterhaltung der beiden Photographen wieder, die nicht nur Aufschluss über ihre Arbeitsweise gibt, sondern auch über ihren persönlichen Eindruck von Barbra Streisand auf dem Höhepunkt ihres künstlerischen Schaffens und Erfolgs vermitteln. Daraus sowie aus den Essays von Patt Morrison und Lawrence Grobel ergibt sich nicht das Bild einer Sängerin, die auch schauspielern kann, sondern einer Schauspielerin, die singen, schreiben, tanzen, Regie führen und so ziemlich alles kann, was sie sich in den Kopf setzt. (vZ)

 

Brigitte Bardot
Filmidol, Mode-Ikone, Sexsymbol

256 Seiten, 189 Abb. in Farbe und Schwarzweiß
Schirmer/Mosel Verlag
ISBN: 9783829607735; 39,80 Euro

Brigitte Bardot betrat die internationale Szene 1956, als sie mit ihrem 18. (!) Film, Roger Vadims "Und ewig lockt das Weib", jenseits des Atlantiks für Furore sorgte und damit auch die Europäer wachrüttelte. Fortan machte sie nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Modell, Sängerin und Gesellschaftslöwin Schlagzeilen. Und wurde mit ihrem katzenhaften Jungmädchengesicht und der blonden Mähne gleichermaßen zur sexy Vorzeigefrau der Franzosen wie zur internationalen Stilikone: Ob Vichykaro oder Ballerinas, Matrosenpullover oder Turmfrisur, bohèmehafte Hippiegewänder oder futuristisches Pailletenoutfit à la Paco Rabanne – immer wieder erfand Brigitte Bardot nicht nur sich selbst neu, sondern schuf in der avantgardistischen Kombination etablierter Stilelemente, im gewagten Mix von Altem und Neuem ihren ganz eigenen Look, der den jeweils angesagten Trend bestimmte. Wie unangefochten und nachhaltig BB die Mode ihrer Zeit prägte, zeigt dieser Band, der Bilder aus den Jahren 1950 bis 1975 versammelt, also von den Anfängen der noch brünetten Teenager-Ballettratte ebenso handelt wie von ihren ersten Gehversuchen als Mannequin, von prägenden Filmrollen unter Regisseuren wie Godard ebenso wie von ihrem Empfang durch Queen Elizabeth und von ihrem Jetset-Leben in Saint- Tropez an der Seite von Gunter Sachs. Schauspieler-Kolleginnen und Couturiers, deren Kreationen sie trug, ergänzen den Band mit Kommentaren zum Phänomen Bardot. Und ein langjähriger Wegbegleiter, der Journalist Henry-Jean Servat, entlockt der Protagonistin im Interview ihre ganz eigene, aktuelle Sicht auf ihren Status als Mode-Ikone.

 

Rainer Viertlböck
Oktoberfest

166 Seiten, 153 Farbtafeln
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607650; 39,80 Euro

Auch das größte Volksfest der Welt hat einmal sehr viel kleiner angefangen: 40.000 Zuschauer wohnten im Oktober 1810 dem Pferderennen bei, das anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen Ludwig I. mit Therese von Sachsen-Hildburghausen auf einer Wiese vor den Toren Münchens stattfand und eine Tradition begründete, die schließlich alle Rekorde brechen sollte. Heute strömen jährlich um die 6 Millionen Besucher aus aller Welt auf die nach der königlichen Braut benannten Theresienwiese. Im Schnitt werden pro „Wiesn“ 60.000 Hektoliter Bier ausgeschenkt und etwa 500.000 Hendl gebraten. Mit 200 Schaustellerbetrieben und seinen stattlichen Bierzelten ist das Münchner Oktoberfest nicht nur ein erheblicher Wirtschaftsfaktor für die Stadt, sondern auch eine zwar vielkopierte, aber unerreicht gebliebene Weltattraktion.
Rainer Viertlböck, vielfach ausgezeichneter Photograph und Autor unseres im letzten Jahr erschienenen München-Buchs, hat die Oktoberfeste 2014 und 2015 während ihrer gesamten Dauer von je 16 Tagen und Nächten aus spektakulären Blickwinkeln und oft auch unter ungewohnten Aspekten dokumentiert. Begleitet werden die Bilder von einem Text des amerikanischen Schriftstellers Thomas Wolfe (1900–1938), dem Autor des Erfolgsromans "Schau heimwärts, Engel!".

 

Mark Neville
Fancy Pictures

224 Seiten, 109 Abbildungen, Englisch
Steidl
ISBN 978-3-86930-908-8; 48 Euro

Fancy Pictures brings together six of Mark Neville’s socially engaged and intensely immersive projects from the last decade. Neville often pictures working communities in a collaborative process intended to be of direct, practical benefit to his subjects. The Port Glasgow Book Project (2004) is a book of his social documentary images of the Scottish town. Never commercially available, copies were given directly to all 8000 residents. A second Scottish project involved Neville living and working with the farming community of the Isle of Bute for eighteen months. Deeds Not Words (2011) focuses on Corby, an English town that suffered serious industrial pollution. Assembling photos and scientific data, he produced a book to be given free to the environmental health services department of each of the 433 local councils in the UK.
 

 

Jhoane Baterna-Pateña
The Art of the Selfie

96 Seiten, 75 Abbildungen, Englisch
seltmann+söhne
ISBN: 978-3-944721-85-9; 25 Euro

Zehn Monate lang beobachtete die philippinische Photographin Jhoane Baterna-Pateña Menschen bei einer ihrer liebsten Beschäftigungen: der photographischen Inszenierung ihrer selbst. Hierfür besuchte sie den Golden Bauhinia Square, einen zentral gelegenen Touristenort in Hongkong, der vor allem für chinesische Festlandtouristen zum Pflichtprogramm gehört. Die Photographin war fasziniert von dem quirligen, theaterhaften Treiben, das sich ihr täglich darbot, wenn Tausende Besucher für eine kurze Selfiepause die Busse verließen, um kurz darauf zum nächsten Photostopp chauffiert zu werden. Ihre Studie der Charaktere, der Gesten und Mimiken des Selfie-Photographierens ist ein ebenso erhellendes wie amüsantes, dabei stets von Sympathie für ihre Protagonisten getragenes Dokument zeitgenössischer Photographie.

 

Marcel Gautherot
Die Monografie

256 Seiten, 241 Triplex-Abbildungen
Scheidegger & Spiess
ISBN 978-3-85881-495-1; 48 Euro

Dies ist die erste Monografie über den bedeutenden französischen Photographen Marcel Gautherot (1910–1996), der 1940 nach Brasilien zog und sein Leben lang dortblieb. Berühmt wurde Gautherot mit seinen Photographien vom Bau der Hauptstadt Brasilia, wobei er erst die Arbeiter und Baustellen porträtierte und danach die fertigen Gebäude in ihrer glamourösen Eleganz. Einige dieser Aufnahmen gehören zu den Ikonen der modernen Architekturdarstellung. Erstmals wird im vorliegenden Buch nun der gesamte photokünstlerische Weg Gautherots nachvollziehbar: Reise- und Landschaftsimpressionen, ethnologische Bilderkundungen und brasilianisches Brauchtum, Alltagsaufnahmen und formale Experimente, sowie eben die Auseinandersetzung mit der modernistischen Formensprache. Das Buch vereint rund 240 sorgfältig reproduzierte Photographien aus allen Schaffensphasen, angereichert mit Essays internationaler Experten. Es begleitet eine Ausstellung im Maison Européenne de la Photographie in Paris im Sommer 2016.

 

Thomas Kern
Haiti - Die endlose Befreiung

4 Teile, broschiert in Schuber
Total 628 Seiten, 1 farbige und 142 sw Abbildungen
Scheidegger & Spiess
ISBN 978-3-85881-515-6; 38 Euro

Thomas Kern  gehört zu den herausragenden Schweizer Reportagephotographen. Seit 1997 photographiert er immer wieder in Haiti – ausschließlich analog und in Schwarz-Weiß. Entstanden ist ein beeindruckender Photoessay, der ein differenziertes und emotional ergreifendes Bild des Karibikstaats entwirft. Seit seiner hoffnungsvollen Gründung durch aufständische Sklaven 1804 wird Haiti immer wieder von politischen und sozialen Krisen sowie von Erdbeben heimgesucht. Kern porträtiert das Land mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten – und zeigt ein Leben jenseits der Schreckensmeldungen, welche die Berichterstattung dominieren. Dieses vierteilige Buch präsentiert mit einer Auswahl aus Thomas Kerns Langzeitprojekt die ewigen Befreiungsversuche der Haitianer aus ihrer Not – und einen lebensprallen Alltag. Der Bildteil wird begleitet von drei Heften (jeweils in Deutsch, Englisch und Kreolisch): Sachkundige Texte des Photographen, die Innensicht auf Kultur und Situation Haitis von der angesehenen haitianischen Schriftstellerin Yanick Lahens und die Außensicht auf Politik und Geschichte des Landes vom Schweizer Publizisten Georg Brunold.
(Ausstellung: Fotostiftung Winterthur, 17.09.2016 bis 29.01.2017)

 

Jeff Wall: Specific Pictures
Hsg. Stefan Gronert (DGPh)

128 Seiten, 17 Farbtafeln, 25 Abb.
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607056; 49,80 Euro

Die photographischen Arbeiten des kanadischen Künstlers Jeff Wall – inszenierte, scheinbar alltägliche Szenarien, die er in großformatigen Leuchtkästen präsentiert – haben Kunsthistoriker und Kritiker immer wieder beschäftigt. Stefan Gronert, Kurator für Gegenwartskunst am Kunstmuseum Bonn, geht in diesem Band den vielschichtigen Bezügen zur Geschichte der Malerei nach, die Jeff Wall, selbst Kunsthistoriker, in sein Werk integriert. The Thinker (1986) etwa verweist schon im Titel auf Rodin; Wall versetzt die Figur in der typischen Pose des Denkers jedoch in eine großstädtische Gegenwart und führt mit dem Dolch im Rücken des Protagonisten ein „groteskes“ Element ein, das wiederum auf Dürer zurückgeht. Anhand von 17 ausgewählten Beispielen aus den späten 1970er Jahren bis heute verfolgt Gronert die komplexen Strategien der Aneignung und Neuinterpretation berühmter Vorbilder aus der Kunstgeschichte, die Jeff Walls Werke so zeitlos zeitgenössisch erscheinen lassen.

 

Wilhelm Christoph Warning, Enno Kapitza
Fremdenzimmer

172 Seiten, ca. 80 Abb.
Sieveking Verlag
ISBN 978-3-944874-53-1; 22,90 Euro

Sechzehn Männer aus Syrien, vertrieben vom Krieg. Sie haben nahezu alles verloren und werden vom Zufall an denselben Ort in Deutschland gebracht. Wilhelm Warning gelingt es, seine Gesprächspartner nicht in einer anonymen Flüchtlingswelle untergehen zu lassen. Er lässt stattdessen die Menschen zu Wort kommen. Seine einfühlsamen Porträts machen anschaulich klar: Es kommen nicht die Flüchtlinge, die Fremden, die Muslime nach Deutschland. Es kommen sehr unterschiedliche Menschen, das Herz voller schlimmer Erlebnisse. Sie suchen das, was ihnen die Genfer Flüchtlingskonvention verspricht: Sicherheit und einen rechtlich zuverlässigen Rahmen im Leben. Die syrischen Staatsbürger, die Warning interviewt hat, leben heute in einer ehemaligen Ausflugspension. Hier hat das Wort Fremdenzimmer eine neue Bedeutung erhalten, seit die Gemeinde die Flüchtlinge einquartierte. Sie stammen aus verschiedenen Regionen Syriens, einige sind Städter, andere kommen vom Land. Sie sind Studenten, Landwirte, Ingenieure, Manager und Pferdezüchter. Unter ihnen sind Muslime, Drusen und Kurden. Sie alle hatten in Syrien muslimische, christliche und kurdische Freunde. Sie sprechen verschiedene Dialekte, haben ganz unterschiedliche Leben gelebt und Traditionen gepflegt. Bis zum Krieg. Der ließ sie alle dasselbe erfahren: Zerstörung, Verwüstung, Tod und Flucht.

 

Luis Fabini
Amerikas Cowboys

156 Seiten, 107 Abb.
Sieveking Verlag
ISBN 978-3-944874-51-7; 49,90 Euro

Es gibt sie heute noch, die Cowboys, nur haben sie sehr wenig mit irgendwelchen Westernhelden aus Hollywood oder mit der Plakatwerbung der Tabakindustrie gemein. Mehr als ein Jahrzehnt hat der New Yorker Photograph Luis Fabini mit den Cowboys den kargen Alltag geteilt und zeigt uns die raue Lebenswirklichkeit dieser Männer, die noch heute in den Weiten des amerikanischen Kontinents auf ihren Pferden das Vieh über Hochebenen, Prärien oder durch Sumpflandschaften treiben. Fabini war dafür mehrfach monatelang in acht Regionen des amerikanischen Kontinents unterwegs: Er trank Mate mit den Gauchos von Uruguay, war dabei, als die Cowboys in Nebraska die Kälber mit Brandzeichen markierten, übernachtete mit den Vaqueiros in der von Dornbüschen übersäten Steppe und begleitete die Pantaneiros beim Viehtrieb durch die riesige Sumpflandschaft des Pantanal, geplagt von Mücken, umgeben von Jaguaren, Kaimanen und Anakondas. Luis Fabini wurde Teil ihrer Welt. Seine Bilder zeigen ein Leben, das fern unserer Realität liegt und doch ein Teil unserer Vorstellungswelt ist, die durch den Verlust von Klischees nur reicher wird.

 

August Eriksson
The Walk

80 Seiten, 66 farbige Abbildungen, Englisch
Kerber Verlag
ISBN 978-3-7356-0310-4; 35 Euro

The Walk ist ein außergewöhnliches Photoprojekt des schwedischen Photographen August Eriksson, das die Spannung zwischen Subjekt und Medium untersucht. Das behandelte Objekt, der Weg, definiert sich über den Prozess der körperlichen Bewegung, die den Photographen Schritt für Schritt vorwärts führt – während das Medium, die Photographie, einen Moment des Sehens starr festhält. Diesen flüchtigen Moment des Widerspruchs, der jeder Photographie innewohnt, hat Eriksson in atemberaubenden Bildern in den japanischen Wäldern eingefangen. August Eriksson hinterfragt mit seiner Arbeit die Konzepte von Serialität und Wiederholung. The Walk besteht aus sechsundsechzig aufeinanderfolgenden Bildern, alle in gleich strenger Komposition: der beschrittene Weg, aus der Augenhöhe des Läufers festgehalten. Das Buch präsentiert nun erstmals die gesamte Bildserie.

 

Deidre O'Callaghan
The Drum Thing

252 Seiten, Englisch
Prestel
ISBN: 978-3-7913-8269-2; 45 Euro

Selten stehen sie im Rampenlicht und sind doch häufig der geheime Mittelpunkt von Bands: die Drummer. Die irische Photographin Deirdre O‘Callaghan holt sie aus dem Halbdunkel hinter ihrem Schlagzeug hervor und präsentiert die berühmtesten Drummer der Welt als charismatische Persönlichkeiten von einer ungewohnten Seite: in ihrem privaten Umfeld, ihren Studios, Garagen, Kellern oder Gärten. O’Callaghan zeigt tiefgründige Porträts legendärer Musiker wie Dave Grohl (Nirvana), Ringo Starr (The Beatles), Larry Mullen (U2), Travis Barker (Blink 182), Lars Ulrich (Metallica), Jack White (The Dead Weather) oder Stewart Copeland (The Police). Neben den großen Meistern ihres Fachs photographierte sie auch weniger bekannte, aber ebenso talentierte Drummer. Dafür bereiste die Photographin u. a. England, Irland, Frankreich, Deutschland, Jamaica und US-amerikanische Städte wie Los Angeles, Phoenix, New York, Memphis, Alabama, Detroit, New Orleans und Nashville.

 

European Month of Photography 2016
mit einem Essay von Matthias Harder (DGPh)
246 Seiten, ca. 270 Abbildungen, deutsch/englisch
Eigenverlag, Berlin. Herg. Kulturprojkte Berlin GmbH
ISBN 978-3-940231-11-6; 10 Euro

Der Katalog des »Europäischen Monats der Photographie« ist alle zwei Jahre ein echte Bereicherung für die die zeitgenössischen Photographie in Deutschland. Alle beteiligten Ausstellungen werden in einer „Photogalerie“ mit einer großformatigen Abbildung präsentiert. In dem anschließenden Kapitel „Ausstellungen und Institutionen“ werde diese noch einmal mit Adresse, Zeitdauer und einem zweisprachigen halbseitigen Text vorgestellt, das durch ein Namensverzeichnis ergänzt wird. Der einführende Essay von Matthias Harder (DGPh) setzt sich mit dem kuratorischen Ansatz auseinander keine thematische Vorgaben bei der Ausahl zu machen und der daraus resultierenden Vielfalt der Bilder und Geschichten. Dies führt zu einer multiplen großen „Schule des Sehens“ in 130 Ausstellungen an 120 Orten für Fachbesucher und normles Publikum. In seiner Einführung zu den EMOP Opening Days geht Felix Hoffmann explizit auf die Themen und die Ausstellungen mit ihren verschiedenen Präsentationsformen - Bilderrahmen - Buch - Zeitung - ein. Der Beitrag »LEICA OSKR BARNACK AWARD 2016« stellt die zwölf Finalisten Serien dieses Photowettbewerbs vor.
Zum Schluß ist noch auf die vorbildliche Buchgestaltung, die ausgewogene Typografie, die haptischen und visuellen Höhepunkte durch die Verwendung von unterschiedlichen Papieren und Leitfarben zu erwähnen, die diesen Gebrauchskatalog zu einer Bereicherung für jedes Bücherregal machen. (DB)

 

L. Fritz no.3
64 Seiten, ca. 70 Abbildungen
Internationalen Photoszene Köln

Das Magazin der Photoszene Köln ist jedes Jahr ein echte Bereicherung für die an der zeitgenössischen Photographie Interessierten. In einem typografisch überzeugend gestalteten Magazin werden spezielle Ausstellungen auf Doppelseiten vorgestellt. Ein Interview mit den Kuratoren gibt einen Einblick in die Konzeption des Magazins. Ein Feature »Das Leben wird durch eine Linse anders angeschaut und erfahren« thematisiert wie eine PhotoApp unsere sozialen Kontakte verändert. Besonders beeindruckend ist der Beitrag mit Auszügen aus der Stasi Akte des Photographen Hauswald, der eine ideologisch gefärbte Kunstkritik widergibt, deren Tenor auch heute noch durchklingt. In dem Interview von Damian Zimmermann mit dem Photographen Max Regenberg (beide DGPh) werden die Definition von »New Topographics« und die visuelle Wirkung von Werbeplakaten diskutiert. Aber auch die Ausstellung »What About the Heart« mit der Dokumentation humanoider Roboter wird vorgestellt. Es ist eine interessante thematische Mischung, die die Vielfalt in der zeitgenössischen Photographie wiedergibt. Begleitet wird das Magazin von dem Informationskatalog mit den Ausstellungsdaten, alles kostenlos zu erhalten an allen Ausstellungsorten. (DB)

 

Silke Helmerdig
Fragments, Futures, Absence and the Past

206 Seiten, zahlr. Abb., Englisch
auch als E-Book erhältlich
transcript Verlag
ISBN 978-3-8376-3624-6; 34,99 Euro

According to Walter Benjamin, the past that is not recognized by the present threatens to disappear irretrievably. As a consequence, photographs cannot save the moment from oblivion by pure depiction alone, but only by keeping the depicted moment actual at every present moment.
Instead of counting on the documentary quality of photography that speaks in the past tense of "what has been", Silke Helmerdig suggests a different approach to photography: an extension of a future subjunctive (photographic) tense speaking of "what could be, if", allowing one to think possible futures instead of harking back to the past.

 

Fine Art Photography
fotoMAGAZIN edition

www.fotomagazin.de, 9,90 Euro

Das jährlich erscheinende Fine-Art-Photography Sonderheft von fotoMAGAZIN zeigt Photokunst im Großformat. Bei den Begegnungen mit  Steve McCury, Nick Brandt und Dominic Nahr sprechen die Stars über private Ängste und die Geheimnisse hinter ihren neuesten Bildserien. fME-Reporter Ralf Hanselle berichtet über den neuen Trend zur abstrakten Photographie und in dem Szene-Überblick werden Hotel-Hotspots für stilvolle Übernachtungen mit Photokunst-Flair gezeigt.