Peter Gowland's
Girls

Herausgeber: Alfried Wieczorek, Thomas Schirmböck (DGPh)
192 Seiten, 172 Farb- und S/W-Abb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-749-3; 39,90 Euro

Peter Gowland’s Girls widmet sich den aufregenden Pin-up-Photographien des amerikanischen Photographen Peter Gowland (1916 – 2010). Er photographierte ab 1946 in und um Los Angeles junge Frauen im Glamour und Pin- Up Stil. Bereits zu Beginn seiner Karriere bezeichnete ihn die New York Times 1954 als »America’s No. 1 Pin-Up Photographer« und siedelte seine Bilder später im »Irgendwo zwischen Verführung und Kunst« an. Seine Models fand Peter Gowland an den Filmsets in Hollywood, bei Agenturen oder Schönheitswettbewerben. Er inszenierte und photographierte sie im Studio oder an den Stränden von Los Angeles bis Malibu. So trug er wesentlich zur Entstehung des Mythos Kaliforniens als ewig sonnigem Nachkriegs-Paradies der Moderne bei. Peter Gowland’s Girls präsentiert rund 180 Werke, die aus Gowlands Nachlass ausgewählt wurden. Dieser umfasst zehntausende Prints und Dias, darunter die aufregendsten, elegantesten und gewagtesten Bilder einer beispiellosen Pin-Up-Photographenkarriere: Stars wie Joan Collins oder Jayne Mansfield, Arbeiten für Playboy oder Rolling Stone sowie seine Bilder für ungezählte Kalender- und Zeitschriften der 1940er- bis 1970er-Jahre.

 

Thomas Albrecht (DGPh)
Sehgang

66 Seiten
Format: 30x30 cm, Harcover mit Einband
Belzing Druck
ISBN: 978-3-00-049987-6; 39.90 Euro

Der Bildband „Sehgang“ beginnt mit einem Auszug aus dem Gedicht ‚Der Wand’rer‘ von Goethe, das für den Photographen Thomas Albrecht (DGPh) zugleich Leitthema ist. Mit einer analogen Einfachkamera hat er gesammelt, was er beim Umherstreifen sah, und – ergänzt durch zwei kleine Graphiken von Paula Schönfeld – nun in einem liebevoll produzierten, großformatigen Buch zusammengefasst hat. Zur besseren Ortung durch kurze Gelegenheitsgedichte in fünf eher allegorische Themen - Nautilus, Regenmacher, Katharsis, Vom Kirschbaum und Replik - gegliedert, präsentiert er tiefsinnige, subtile Schwarzweißbilder sowie zwei farbige Wintervariationen. Bei jedem Bild sind förmlich die Gedanken des Photographen, die er beim Gestalten der jeweiligen Aufnahme und später auch beim Zusammenstellen des Bildbandes hatte: Die Welt ist düster und hart, aber die Welt ist auf ihre Art schön, denn sie bietet wunderbare Formen – man muss es beim Gang nur sehen. Und Thomas Albrecht hat gesehen. (vZ)

 

Karl Blossfeldt
Meisterwerke

160 Seiten, 70 Tafeln und 70 Abb. in Duotone
Schirmer/Mosel
ISBN 978-3-8296-0725-4; 49,80 Euro

Karl Blossfeldt (1865–1932), der große Pionier der Pflanzen-Photographie, war weder Berufsphotograph noch Naturwissenschaftler. Als Professor an der Kunstgewerblichen Lehranstalt in Berlin, Bildhauer und Amateurphotograph war sein Interesse an der Welt der Pflanzen künstlerischer und didaktischer Natur: Es ging ihm um die Struktur der Pflanzen, ihre „aus Zweckmäßigkeit“ geborene „höchste künstlerische Form“, die er mit Hilfe der Photographie sichtbar und vergleichbar machen wollte. Ende der 20er Jahre veröffentlichte er die beiden Bücher Urformen der Kunst und Wundergarten der Natur, die das Kunstschaffen seiner Zeit nachhaltig beeinflussten und die Surrealisten genauso begeisterten wie die führenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Sie machten ihren Autor über Nacht berühmt und gingen als Klassiker ihres Genres in die Photo- und Kunstgeschichte ein. Unser Band versammelt die schönsten von Blossfeldts streng sachlichen und zugleich poetischen Pflanzen-Portraits.

 

Der Blick der Sachlichkeit
80 Seiten, 52 SW-Abbildungen
Klartext-Verlag
ISBN: 978-3-8375-1717-0; 19,50 Euro

Das Buch »Der Blick der Sachlichkeit« veranschaulicht anhand von drei Autorenpositionen, inwieweit sich der sachliche Blick der Photographie und damit die Rezeption von der Industrie-Architektur am Beispiel des Zechenareals Zollverein zur Industrie-Kultur über die Jahrzehnte gewandelt hat. Neben der bildästhetischen Analyse der Architekturareale bei Albert Renger-Patzsch und Anton Meinholz finden sich in den Werkserien von Dieter Blase (DGPh) zunehmend auch Aspekte, die den Fokus auf die untergehende Arbeitswelt (1986) und die Nachnutzung (2016) lenken. Der Strukturwandel wird Thema der photokünstlerischen Auseinandersetzung. Mit dieser veränderten Wahrnehmung der Anlagen ist unweigerlich ein »Strukturwandel des Sehens« verbunden, der die Wahrnehmung der Formen des Strukturwandels im Ruhrgebiet erst möglich macht. Das Buch zur Ausstellung lenkt den Blick auf eine bedeutende photographische Stilrichtung der Photographie, die ihren Ursprung in den Werkgruppen von Albert Renger-Patzsch in den 1920er Jahren hat und bis heute nachwirkt. Christoph Schaden (DGPh) nimmt sich in seinem Essay  dem Begriff der Sachlichkeit und seiner Wirkungsgeschichte an. Allen vier Werkserien ist gemein, dass sie nicht enzyklopädisch angelegt sind. Vielmehr hinterfragen sie mit sachlich fundiertem Blick aus der jeweiligen Entstehungszeit heraus nach der Wesenheit des Zechenareals und seiner Bauten. Nicht zufällig stehen die Serien am Höhe- und am Schlusspunkt der Zechenepoche, man mag sie als  eine Qualifizierung dessen bezeichnen, was uns geblieben ist: sie erzählen ebenso von einem schmerzlichen Verlust wie von einem stolzen Erbe. Beispielhaft prallen auf einer aktuellen Photographie, das auf der beeindruckenden Industriearchitektur des UNESCO-Welterbes Zollverein entstanden ist, die abstrahierende Sehtradition der Neuen Sachlichkeit  auf ein Relikt nostalgischer Lebenskultur in Form eines Nierentischs. In dem Interview, das Thomas Kuta und Christof Wolf (Stiftung Zollverein) mit dem Photographen Dieter Blase geführt haben, nimmt dieser Bezug auf die „die Verpflichtung der Photographie am Gegenstand“ und die Verortung von Photographie und Medienkunst im Diskurs von Handwerk und Kunst. Er knüpft unmittelbar an die Intentionen von Albert Renger-Patzsch an, die eigene Sichtweise in ein photographisch gestaltetes Bild für den Betrachter umzusetzen. In seinem Geleitwort legt Dietmar Schädel (DGPh) dar, wie Dieter Blase in seinen Photographien 1986 und 2016 den tradierten Bildmotiven jeweils einen Blick der Gegenwart gegenüberstellt und neue Ortssituationen und Funktionen für den Betrachter kenntlich macht. Seine Photographien fungieren als ein Vermittlungsprojekt zur Photogeschichte, zur Entwicklung des Ruhrgebiets und nicht zuletzt zu Fragen des Sehens überhaupt.  (DB)
(Ausstellung: Zeche Zollverein Essen, 29.10.2016 - 29.01.2017)

 

Martin Classen
Via Appia

117 Seiten, 101 Abbildungen
Römisch-Germanischen Museum (Köln)
ISBN: 978-3-00-054143-8; 24,90 Euro

Das Buch zur Ausstellung lenkt den Blick auf einen Mythos der Italienrezeption, die Via Appia. Die heutige Superstrada 7 ist seit 2328 Jahren auf 540 Kilometern europäische Geschichte. Die Beschreibung des römischen Dichters Horaz, die Orte mittelalterlicher Ereignisse und historische und Sehnsuchtsorte von Künstlern des 18. und 19. Jahrhunderts konfrontiert der Kölner Photograph Martin Claßen mit dem Nutzungs- und Bedeutungswandel bis ins 21. Jahrhundert. War sie einst für den Warenverkehr und das römische Militär von existenzieller Bedeutung, hinterfragt ihr photographisches Abbild heute den Bedeutungswandel in Form einer individuellen Autorenphotographie. In markanten Schwarzweiß- und Farb-Photographien wird der Frage nach unserem heutigen Umgang mit der gemeinsamen europäischen Geschichte thematisiert. Die Ausstellung steht in einer langen Reihe zeitgenössische Photographie-Ausstellungen im Römisch-Germanischen Museum, mit denen archäologische Themen einem breiten Publikum in künstlerischer Aufbereitung näher gebracht werden. Das Begleitbuch ist in einer limitierten Auflage erschienen, die eine Vorzugsausgabe mit einem signierten Gelatinesilber Handabzug beinhaltet. Der blaue Leinenband mit einer klaren Buchgestaltung und einer passenden Typografie präsentiert optimal die interessanten Photographien. (DB)
(Ausstellung: Römisch-Germanisches Museum Köln, 24.9.-11.12.)

 

Sascha Weidner
Intermission II

Text von Inka Schube (DGPh)
160 Seiten, 89 Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-4191-0; 39,80 Euro

Sascha Weidner (1974–2015) hatte den Blick für magische Momente, er wusste das Poetisch-Flüchtige auf Papier zu bannen. Dem Dokumentarischen enthoben, zeigen seine Photographien Bekanntes aus gänzlich neuen, ungeahnten Perspektiven und überführen den Alltag in Traum- und Fantasiewelten. So wird etwa das orangegelbe Licht einer Straßenlaterne, das einen Ahornbaum beleuchtet, zu einem Goldregen, werden Unfallautos magisch von Rauchwolken umspielt oder zerwühlte weiße Laken zu Wolkenformationen. Das Beiläufige erfährt besondere Bedeutung und die scheinbare Leichtigkeit der Bilder eine melancholische Tiefe, Verletzlichkeit und Intimität. Das nun erscheinende Künstlerbuch wurde von Sascha Weidner selbst noch zu Lebzeiten konzipiert und in seiner jetzigen Form fertiggestellt. Neunundachtzig großformatige Abbildungen entführen den Leser in die Bildwelt dieses leider viel zu früh verstorbenen Ausnahmekünstlers.

 

Romney Müller-Westernhagen
Portraits

144 Seiten, 194 Abbildungen, Englisch
Steidl Verlag
ISBN 978-3-86930-817-3; 42 Euro

In ihrer Einzelausstellung »Beyond Faces« in der Galerie Camera Work in Berlin 2012 zeigte Romney Müller-Westernhagen erstmals einen Großteil ihrer eindringlichen Porträtaufnahmen von Kollegen, Freunden und Menschen, denen sie auf ihren zahlreichen Reisen begegnete. In den mehrheitlich ungewohnt nahen Aufnahmen blickt die Photographin in der Tat »hinter das Gesicht« ihres jeweiligen Gegenübers, wobei die Augen stark in den Fokus rücken. Alle geben mehr als gewöhnlich von sich preis, scheinen vor ihrer Kamera die Maske förmlich abzulegen und in einen direkten Kontakt mit dem Betrachter zu treten. Dabei verlässt sich Müller-Westernhagen ganz auf die Beziehung, die sie zu ihren Modellen aufbauen kann, auf natürliches Licht, eine familiäre Atmosphäre (oft das private Umfeld der Künstlerin) und den gänzlichen Verzicht auf Make-up und unnötiges Beiwerk. Mit diesem Band erscheint eine neue Auswahl mit Photographien aus den Jahren 2010 bis 2014, darunter Persönlichkeiten wie Frank-Walter Steinmeier, Iris Berben, Boris Becker, Wladimir Klitschko, Andrea Sawatzki und Jonathan Meese.

 

Gerd Ludwig (DGPh)
Minus 2/3

216 Seiten, komplett in Farbe, Festeinband
dpunkt.verlag
ISBN Print: 978-3-86490-365-6; 39,90

Der international bekannte und vielfach ausgezeichnete Photojournalist Gerd Ludwig, Mitgründer der VISUM-Agentur und Photograph zahlreicher Reportagen für National Geographic, zeigt mit diesem Buch eine neue Technik und Bildsprache in der Reportage- und Straßenphotographie. Mit kleinen von der Kamera entkoppelten Aufsteckblitzen setzt er dezente Lichtakzente, um Bilddetails zu betonen oder die Bildstimmung zu steuern. Damit entstehen Aufnahmen, die keineswegs "geblitzt" aussehen, dennoch einen geheimnisvollen »Glow« «ausstrahlen. Insbesondere in der Nacht- und Restlichtphotographie und in kontraststarken Aufnahmesituationen, ist diese Technik sehr hilfreich. An 100 Bildbeispielen zeigt Gerd Ludwig, wie und warum der »unsichtbare Blitz« eingesetzt wurde, beschreibt die Blitztechnik und die Vorgehensweise, gibt aber auch Einblicke in die jeweilige Aufnahmesituation und in die Geschichte hinter dem Bild.

 

Nic Tenwiggenhorn
Fotografien 1951-2012

286 Seiten, 230 Tafeln in Duotone
Schirmer/Mosel
ISDN: 9783829607797; 39,80 Euro

Der Photograph Nic Tenwiggenhorn, geb. 1937, gehört zur Generation von Schülern Otto Steinerts, die sich seit den 1960er Jahren einen Namen gemacht hat. Tenwiggenhorns Werk umfasst frühe Reportagen aus Düsseldorf und dem Rheinland sowie aus Finnland, Russland, England, Frankreich und Japan, die u. a. im ZEITmagazin veröffentlicht wurden. Seine erfolgreiche Arbeit im Bereich der Produktphotographie, hier besonders der Autoindustrie, machte ihn bald zu einem der gefragtesten Photographen für dreidimensionale Objekte und Installationen in der zeitgenössischen Kunst. Anfang der 1970er Jahre richtete er sich ein Studio in Düsseldorf ein und begleitete die Kunstszene, wobei er Hunderte von Aufnahmen in Ateliers, auf Eröffnungen, bei Künstlerfesten und anderen Gelegenheiten machte. Tenwiggenhorns Atelieraufnahmen und Künstlerportraits sind eine Entdeckung. Während seine Farbphotographien ihn heute als einen der wichtigsten Werkphotographen für zeitgenössische Kunst weltweit etablierten, blieben seine hier erstmals umfassend gezeigten Schwarzweiß-Aufnahmen weitgehend unbekannt.

 

Helena Schätzle
Leben nach dem Überleben - Devoted to Life

400 Seiten, 200 Illustrationen; Deutsch, Englisch und Hebräisch
Nimbus Verlag
ISBN 978-3-03850-019-3; 48 Euro

Siebzig Jahre sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung der Konzentrationslager vergangen. Die Überlebenden der Shoah wurden 1945 gerettet, doch schwere Traumata prägen ihr Leben bis heute.
Das Leben nach dem Überleben - was bringt es mit sich, und wie kann man es begleiten? Die Photographin Helena Schätzle hat sich im Auftrag der Hilfsorganisation AMCHA aufgemacht, die Geschichten der Überlebenden neu zu dokumentieren. Die Bilder nehmen den Betrachter mit nach Israel, in Wohnungen, auf Spaziergänge und in bunte, lebendige Familien. Sie vermitteln intime Einblicke in eine wiedergewonnene Gegenwartsfreude, aber auch Momente tiefer Einsamkeit – Photos, wie man sie von Überlebenden der Shoah in dieser Form noch nicht gesehen hat. Sie veranschaulichen die emotionalen Spuren, die der Holocaust hinterlassen hat – mit allen Nöten und Hoffnungen, die mit der Aufarbeitung der traumatischen Vergangenheit verbunden sind.
In engem Austausch mit den Überlebenden und ihren Nachkommen hat Helena Schätzle einen Band geschaffen, der die Präsenz der Vergangenheit und das andauernde Leid der Überlebenden nachvollziehbar macht und den Verletzungen der Seele eine Bildsprache gibt. Zugleich sind die Bilder Zeugnisse einer zutiefst beeindruckenden Vitalität und Lebensbejahung. Jede der porträtierten Personen wird mit einer Kurzbiographie vorgestellt; in die Bildsequenzen sind Zitate der Überlebenden und ihrer Kinder einfügt. Ein im Buch enthaltenes Bild hat im September 2016 den Friedaward erhalten und ist somit zum Friedensbild des Jahres 2016 gekürt wurde.

 

Samuel Zuder
Face to Faith | Mount Kailash | Tibet

192 Seiten, ca. 70 Abb.
Hantje Cantz
ISBN 978-3-7757-4150-7; 58 Euro

2012 unternahm Samuel Zuder (*1965) eine Reise zu einem der faszinierendsten Orte der Welt. Der Legende nach wurde er von niemandem bis auf Yogi Milarepa im 12. Jahrhundert jemals bestiegen, wenngleich von Abertausenden Pilgern umrundet: Der Mount Kailash, der wegen seiner außergewöhnlichen symmetrischen Form auch »Juwel des Schnees« genannt wird, liegt inmitten der Gesteinswüste der tibetischen Changtang-Hochebene. Verehrt von gleich vier Glaubensrichtungen – Hindusimus, Buddhismus, Jainismus und Böns –, ist er das Sujet des Photographen, der die Anziehungskraft dieses Ortes – sein Versprechen von Glück und Erleuchtung – in Bilder bannt. Über mehrere Wochen begleitete Zuder mit einer analogen Großformat-Kamera die Wallfahrer auf ihrem rund 53 Kilometer langen Pfad um den Berg, den sie alle als Ursprung der Welt betrachten. Die stille Erhabenheit des Mount Kailash spiegelt sich nicht nur in den beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, sondern auch in den Gesichtern der Menschen auf diesem Weg wider.

 

Basile Mookherjee
Fully Fueled

172 Seiten, 191 Farbabbildungen
Edition Patrick Frey
ISBN: 978-3-906803-15-9; 36 Euro

Dort, wo einst Wüste war, erstrecken sich nun kilometerlange Städte, deren wie im Copy-and-paste-Verfahren zusammengehängte Teile aus den schwarzen Tiefen der Computerbildschirme zu blubbern scheinen. Sechzehnspurige Autobahnen rhythmisieren die städtische Textur, Arbeitswege dauern oft mehrere Stunden. In den Emiraten spielt sich alles im und ums Auto herum ab. Es wundert deshalb wenig, dass junge Emirati Heimat in erster Linie in ihren Autos gefunden haben. Autos symbolisieren Freiheit, Autos können Wohnung sein, können temporäre Autonome Zonen sein, Autos sind steuerfrei, und es geht vor allem darum, mit ihnen anzugeben: Autos zeigen, wer du bist und wer du sein möchtest. Ausser als Statussymbol dienen sie – in einer Gesellschaft, in der der direkte Kontakt mit dem anderen Geschlecht verboten ist –, auch als potentes Mittel zur Verführung. Die Publikation Fully Fueled versammelt zwischen 2012 und 2014 entstandene Bilder des jungen französischen Photographen Basile Mookherjee, der die Nächte junger Emirati sowie die Feierlichkeiten des 42. Nationalfeiertags der Vereinigten Arabischen Emirate auf den Strassen Dubais und Abu Dhabis dokumentierte. Flächige, dezentrale Stadtwüsten, phallische Stadtgeometrien, reflektierende Oberflächen und üppige Ornamentik bilden das Dekor. Die heimlichen Stars sind die Autos, und der photographische Blick bleibt meist auf Windschutzscheibenhöhe. «Durch die Linse des Autos», wie es der Photograph beschreibt, scheinen auch die menschlichen ProtagonistInnen aufgenommen zu sein: traditionell gekleidet in Dishdasha (Männer) und Abaya (Frauen). Fully Fueled ist eine zugespitzte Liturgie der Formen und Oberflächen unserer globalisierten Umwelt. Das Buch unternimmt gleichzeitig eine Reflexion über die abrupte, sich auf Ölreichtum gründende Modernisierung der Vereinigten Arabischen Emirate und zeigt, wie sich diese Entwicklung auf das von nomadisch-orientalischer Kultur geprägte Erbe ästhetisch niederschlägt. Eine Welt irgendwo zwischen Wüstenstaub und Gotham City, Islam und Kaufkraft, Tradition und Moderne.

 

Willy Fleckhaus
Design, Revolte, Regenbogen

Hg. Michael Buhrs und Petra Hesse (DGPh)
Texte: Hans Michael Koetzle (DGPh) und Carsten Wolff
240 Seiten, zahlreiche Abbildungen
ISBN: 978-3-9811342-4-7; 29,90 Euro

Willy Fleckhaus hat in zweifacher Weise die Photographie bis heute geprägt. Einerseits hat er in seiner Buch- und Zeitschriftengestaltung der Photographie eine große Bedeutung zugemessen, andererseits hat er dem „Photographenbuch“ ganz neue Wege gewiesen, das seit einigen Jahren wieder mehr Bedeutung als Präsentationsform photographischer Serien erhält. Mit seinem prägnanten Gestaltungsstil, einer Verbindung von Schweizer Grafik und amerikanischen Editorial Design, hat er mehrere Generationen von Designern und Photographen geprägt. Die künstlerische konzeptuelle Photographie verdankt ihm ihre heutige Bedeutung. Das Buch zur Ausstellung lenkt den Blick auf seine bedeutende Zeitschriftengestaltung, die vor allem mit dem FAZ Magazin die Photographen bis heute geprägt hat. Dabei bildeten Thema, Photographie und Gestaltung des Beitrags eine unverwechselbare Einheit. Sein spezielles Empfinden für die sich gegenseitig beeinflussende Wirkung von Photos, Farben und Schriften machte es möglich, hochkomplexe Texte ansprechend zu präsentieren. Noch heute ist die edition suhrkamp in ihren Regenbogenfarben ein Blickfang in vielen Bücherregalen. Die Buchgestaltung entspricht dem hohen Anspruch der gezeigten Photographien, Illustrationen, Bücher, Buchreihen und Plakate. Eine ausgefeilte Typografie, spannende und abwechslungsreiche Seitenlayout und farbig unterschiedliche Papiere würden auch dem „Meister“ gefallen. Buch und Ausstellung machen deutlich, wie Fleckhaus' Ästhetikverständnis unsere Vorstellung von Ästhetik und gestalterischer Freiheit prägte und hoffentlich auch weitere Generationen inspiriert. (DB)
(Ausstellung: Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK), 26.8.-11.12.)

 

Berlin Foto Biennale 2016
252 Seiten, 475 Farbabb., Englisch
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-742-4; 45 Euro

Die erste Berlin Photo Biennale – gleichzeitig die vierte Ausgabe der Biennial for Fine Art and Documentary Photography – zeigt Werke von 440 Photographen aus 41 Ländern aller Kontinente, die von Dokumentar- und Tierphotos bis zu Porträt- und Experimentalphotographie reichen. Die Biennale würdigt eine große Bandbreite künstlerischer Ausdrucksformen aus unterschiedlichen Kulturen und präsentiert eine Übersicht der verschiedenen zeitgenössischen Denkschulen, von den Vereinigten Staaten bis China, von Australien bis zur Türkei, vom Senegal bis nach Mexiko. Das Buch enthält außerdem ausgewählte Werke von Magnum-Photograph Steve McCurry, der als Ehrengast dazu eingeladen wurde, seine Arbeiten im Rahmen der Biennale in der Einzelausstellung »Retrospective« zu zeigen. Ein Photoessay des Nachwuchstalents Yusuke Suzuki über die Flüchtlingskrise auf Lesbos und das Chaos im syrischen Aleppo ist ebenfalls in dieser umfassenden photographischen Chronik enthalten. Das Buch ist nicht nur ein Katalog zur Biennale, sondern auch eine Sammlung all der Emotionen und Turbulenzen, die Hunderte von Photographen aus vielfältigen Kulturen visuell zum Ausdruck bringen.

 

Michel Pastoureau
Schwarz - Geschichte einer Farbe

208 Seiten mit 81 Farb- und 17 sw-Abb.
wbg-Verlag
ISBN: 9783805350136; 39,95 Euro

Keine andere Farbe ruft so starke und gleichzeitig so unterschiedliche Assoziationen hervor wie die Farbe Schwarz: Mit ihr verbindet man Tod und Trauer. Schwarze Katzen sollen Unglück bringen und der Teufel samt Höllenszenario erscheint schwarz. Schwarz sind aber auch Mönchskutten, und Schwarz tragen Herrscher und Personen von Rang. Schwarz ist die Nacht, und hässlich wie die Nacht ist ein Aburteil. Haar ›schwarz wie Ebenholz‹ jedoch verleiht Schneewittchen ihre besondere Schönheit. Schwarz und weiß ist unsere Hautfarbe – und was verbindet sich damit? Erstaunlich ist die Vielfalt der Bedeutungen, die Schwarz zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Gesellschaften zukommt. Michel Pastoureau schreibt eine ungewöhnliche Kulturgeschichte der Farbe Schwarz. Von der Antike bis heute verfolgt er ihren Symbolgehalt – vor allem in Europa. 100 Abbildungen zeigen dazu eindrucksvoll, wo und wie Schwarz ins Bild kommt – in Religion, Politik, Kunst und in unserem alltäglichen Leben.

 

BMW - 100 Meisterstücke
236 Seiten, 404 Abbildungen
Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-2524-5; 49,90 Euro

Bei den Bayerischen Motoren Werken, kurz BMW, begann alles mit der Entwicklung von Flugmotoren. Doch sollte sich die Marke mit dem blau-weißen Propeller schon bald als einer der führenden Hersteller der Automobilbranche etablieren. Wer kennt sie nicht, die zahlreichen Klassiker, wie den legendären BMW 328 oder den Supersportwagen BMW M1? Auch die Motorradwelt ist ohne die Maschinen mit dem charakteristischen Zweizylinder-Boxermotor nicht denkbar. Im März 2016 feierte BMW sein 100jähriges Jubiläum -  seit 1916 schreiben die Produkte des weltberühmten Unternehmens mit Sitz in München Automobil- und Motorradgeschichte. Und so erzählen, zusammengefasst in einem opulenten Katalogbuch, hundert Meisterstücke der offiziellen Jubiläumsausstellung im BMW Museum von der packenden Geschichte hinter den Erfolgen: Technische Innovationen, Weltrekorde und Siege im Rennsport, aber auch mutige unternehmerische Entscheidungen, denkwürdige Ereignisse, innovative Produkteinführungen und vor allem die individuellen Leistungen der Mitarbeiter fügen sich zu einem facettenreichen Porträt von BMW. Lebendig und in zahlreichen Photographien berichtet der Band vom faszinierenden Erfolg des Unternehmens und präsentiert die Meilensteine der Produktentwicklung, angefangen vom ersten BMW Motorrad R32 und dem BMW 303, dem Urvater der Automobile mit Sechszylindermotor, bis hin zum Star unter den Supersport-Motorrädern, der S 1000 RR, und den zukunftsorientierten Konzeptfahrzeugen. Garniert mit historischen oder erstklassigen neuen Photographien ist der Katalog ein Muss für jeden Motorrad- und Automobilfan. (vZ)