André Kirchner
Stadtrand Berlin

Herausgegeben von der Berlinische Galerie, Thomas Köhler und Ulrich Domröse
Text von Ulrich Domröse in Deutsch und Englisch
Klappenbroschur, Duplexdruck
152 Seiten mit ca. 70 Abbildungen in Schwarz-Weiß
Hartmann Projects, 2019
ISBN 978-3-96070-034-0; 34,- Euro

Ausstellung: 1. Mai bis 29. Juli 2019 in der Berlinische Galerie, Berlin. Zur Ausstellung erscheint eine Edition, Mappe mit Print (Silbergelatine-Print 30 × 50 cm) und Buch, signiert zu 590,- Euroin einer Auflage von 20 + 2 e.a.

Mit dem Begleitbuch »Stadtrand Berlin« editiert die Berlinische Galerie eine außergewöhnliche Werkserie von André Kirchner und zugleich ein Berliner Zeitdokument. Hier trifft der viel zitierte Begriff von der `Stunde Null´ wirklich zu. So wie Alfred Renger-Patzsch die `Orte zwischen der Stadt´ thematisiert hat, zeigt Kirchner die `Orte zwischen der Zeit.´ Die Mauer aus der DDR Zeit existiert nicht mehr, ist nur als leerer Streifen in der Landschaft erkennbar, der von der `Neuen Zeit´ des Zusammenwachsens noch nicht in Besitz genommen wurde.
Der Photograph André Kirchner (*1958) analysiert mit dem Blick in Richtung Stadtzentrum ein Jahr lang die Stadtgrenze des politisch aber nicht real wiedervereinigten Berlin. Er beobachtet ausgehend vom ehemaligen Grenzkontrollpunkt Drewitz auf einer Länge von 234 km die Peripherie Berlins entlang der Eingemeindungsgrenze von 1920 bis zur Glienicker Brücke in 60 charakteristischen Motiven.
In letzten Relikten der Berliner Mauer, Spuren des landwirtschaftlich geprägten Stadtrandes, langen Chausseen, Fabrikgebäuden unterschiedlichster Epochen und Erhaltungszustände sowie Satellitenstädten beiderseits der nicht mehr existierenden Grenze werden auf besonders eindrucksvolle Weise 100 Jahre Stadtgeschichte aber auch der urbane Begriff des Stadtrandes hinterfragt. Wie bei Alfred Renger-Patzsch sind es die leisen subtilen Zwischentöne, die den Betrachter zum Nachdenken anregen. Es ist eine Autorenphotographie, die über das Dokumentarische hinausgeht und das `ephemere´ und einen fast poetischen Charakter der Ortssituationen betont. Die Kargheit märkischer Landschaft ist dabei eine Metapher für die damalige Situation Berlins.
Das Buch mit diesem wichtigen photographisches Konvolut, wird auch von seiner konzeptuellen Gestaltung, Typografie und Druckqualität dieser künstlerischen Photographie gerecht. Ein sehr empfehlenswertes Buch zur klassischen Schwarz-Weiß Photographie und ein Zeitdokument, das sicher Anregungen für einen stilistischen Dialog zur Photographie geben wird. db

 

Rannveig Einarsdottir
Provisional Life

Design: Syrern (Syb) Kuiper
Text von Fritz B. Simon in Deutsch und Englisch
Festeinband, beidseitiges bedrucktes Leporello, 21 x 28 cm.
50 Seiten mit etwa 100 Photographien in Farbe
ISBN 978-3-00-060956-5; 50,- Euro

"Das Photobuch 'Provisional Life' der isländischen Photographin Rannveig Einarsdottir ist ein Projekt über Flüchtlinge, die in Berliner Flüchtlingsheimen leben. Die Serie wurde als Photobuch in einer limitierten Auflage von 400 Exemplaren mit Hilfe des bekannten niederländischen Photobuch-Designers Sybren ('SYB') KUIPER veröffentlicht. Abgerundet wird die Publikation durch einen Kurztext des Systemtherapeuten und Familienforschers Fritz B. Simon. Das Thema ‚Migration‘ ist immer wieder von Photojournalisten, Photokünstlern und Dokumentar-
Photographen aufgenommen worden. Kürzlich erschienen viel beachtete Photobände von Richard Mosse (’The Castle’, ‚Incoming‘) und Michael Danner (‚Migration as Avantgarde‘). So ist der Photoband von Einarsdottir kein solitäres Ereignis, sondern ein künstlerischer Beitrag zu einem Thema von hoher Aktualität. Im Unterschied zu anderen Photobänden wählten Einarsdottir und Syb als Buchform das Leporello: seine ausklappbaren Seiten entfalten auch physisch den Blick in die Bipolarität des Alltags von Migranten mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus in Deutschland: provisorisches Leben in einer standardisierten Umgebung sowie Kontinuität durch die Pflege des familiären Zusammenseins und dekorative Elemente aus einem früheren Leben. Diese Pole werden in ‚Provisional Life‘ erzählerisch und gestalterisch in besonderer Weise beispielhaft miteinander verbunden. Schon die Einbanddeckel zeigen, worum es geht: die Vorderseite zieren bunte Schmetterlingsillustrationen, liebevoll angeordnet in verschiedener Größe und Farbe. Auf dem hinteren Einband sind Kleidungsstücke abgebildet, die ohne oder nach einem von außen nicht erkennbaren System auf einem leiterähnlichen Konstrukt aufgehängt sind. Im Inneren folgt die Dokumentation einem ruhigen Erzählfluss.
Die im Querformat angeordneten Photographien erstrecken sich über zwei Seiten, für die Darstellung des familiären Alltags werden auch mehrere Abbildungen auf einer Doppelseite angeordnet. Zusätzlich wird durch einen gestalterischen Kniff die Erzählgeschwindigkeit unterbrochen: zur Betrachtung der doppelseitigen Porträtaufnahmen muss das Buch gedreht werden. Der Betrachter kann sich ausführlich dafür Zeit nehmen, den Menschen anzusehen. Dieses Mittel wird konsequent bis zum Ende des Buches durchgehalten. Wie eine Klammer schließt das Buch wie zu Beginn mit Abbildungen des typischen Normmobiliars und Kinderspielzeug ab. Interessant ist, wie sich allmählich ein emotionales Verhältnis zu den anfangs noch fremden Menschen aufgebaut hat. Der finale Kurztext von Fritz B. Simon verdeutlicht schließlich auf rationale Weise, was die Bewohner des Berliner Flüchtlingsheimes und uns verbindet: Kontinuität ist lebensnotwendig, aber nicht selbstverständlich und muss immer wieder neuerarbeitet werden. Das dies auch unter widrigsten Umständen möglich ist, zeigt der Photoband ‚Provisional Life‘.“ Richard G. Sporleder

 

James Baldwin. Steve Schapiro
The Fire Next Time

Texte in Englisch
276 Seiten mit über 100 Photographien
Format: 25x34 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Köln, Taschen-Verlag
ISBN 978-3-8365-7151-7; 40,- Euro

Steve Schapiro (* 1934) ist ein freiberuflicher Photograph, dessen Aufnahmen die Titelseiten von Time, Sports Illustrated, Life, Look, Paris Match und People zierten und in vielen Museumssammlungen zu finden sind. Die politischen, kulturellen und sozialen Veränderungen in den Vereinigten Staaten Anfang der 1960er Jahre waren für Schapiro prägend. Er begleitete Robert Kennedy während seiner Präsidentschaftskampagne und hielt Schlüsselmomente der schwarzen Bürgerrechtsbewegung fest. Schapiro arbeitete nicht nur in den Bereichen Photojournalismus und Dokumentation, sondern wurde auch zu einem echten Aktivisten. Dies zeigt sich zum Beispiel in seiner Art und Weise, wie er das harte Leben von Einwanderern aus Arkansas  dokumentierte, mit denen er sich 1961 befasste.
James Baldwin (1924 – 1987), der afroamerikanische Schriftsteller und Bürgerrechtsaktivist,  thematisierte in seinem 1963 erschienenen Essay „The Fire Next Time“ den ‚Albtraum der Rassenfrage‘ in den USA und die Wut in den Gettos der US-Großstädte auf so bestechende, kunstvolle und eindringliche Weise, dass er damit die USA aufrüttelte und weltweit für Aufsehen sorgte. Sein einflussreicher Text,  dessen Titel er in dem Spiritual „God gave Noah the rainbow sign, no more water, fire next time!“ fand, zeigte die ganze Komplexität dieser Problematik auf. Dieser behandelt zentrale Fragen, wie die nach der Konstruktion von privater und sozialer Identität angesichts der Rollenvorgaben durch die weiße Mehrheitsgesellschaft und der eigenen Peergroup. Baldwin gilt heute als eine der intelligentesten und provokantesten literarischen Größen der Nachkriegszeit.
Beide, Schapiro und Baldwin, reisten Anfang der 1960er Jahre für die Zeitschrift ‚Life‘ durch die Südstaaten der USA. Schapiros in dem Bildband enthaltenen über 100 Photographien zeigen die führenden Köpfe der Bürgerrechtsbewegung, darunter Martin Luther King Jr., Rosa Parks, Fred Shuttlesworth und Jerome Smith, ebenso wie zentrale Ereignisse, wie den Marsch auf Washington und den Selma-Marsch, wo es für die Schwarzen um die Bürgerrechte und hier vor allem das Recht, wählen zu dürfen, ging. Der Londoner Guardian schrieb dazu: „Schapiro und Baldwin führten vor, was ein engagierter Text und engagierte Photographie zu ihrer Zeit zu leisten vermochten.“
Abgerundet wird der großformatige, im Taschen-Verlag, Köln, erschienene Band  durch einen Erlebnisbericht Schapiros, eine Einleitung des legendären Bürgerrechtlers und US-Kongressabgeordneten John Lewis, Bildunterschriften von Marcia Davis von der Washington Post und einen Essay von Gloria Baldwin Karefa-Smart, die mit ihrem Bruder James in Sierra Leone lebte, als er mit dem Verfassen des Textes begann. Dessen legendäre, mahnende Worte gelten nach wie vor: Schwarzsein bedeutet in den USA noch immer ein von Rassismus und Gewalt bedrohtes Leben. „The Fire Next Time“ ist daher auch in der heutigen Zeit von bedrückender Aktualität. (vZ)

 

Anja Conrad
Everything is always so perfect when you are in it

Mit Texten von Josepha Conrad und Daile Kaplan
124 Seiten mit 86 Abbildungen
KEHRER
ISBN 978.3.86828.875.9; 39,90 Euro

Anja Conrads neues Buch „Everything is always so perfect when you are in it“ mit Arbeiten der vergangenen acht Jahre macht den Widerspruch des Einmaligen im sich wiederholenden Alltag zu einer emotionalen Erfahrung. Das Organische ihrer Bildsprache sprengt den Rahmen einer Welt, die formal aus markanten Sichtachsen und geraden Linien zu bestehen scheint. Die Schönheit liegt in der wertfreien Präsenz der Dinge und der Ungebundenheit des Perspektivwechsels. Das Unbedeutende wird zu einer singulären Erfahrung. Unwesentliches wird zu Wesentlichem. Und so zu einem Akt der ästhetischen Befreiung. Anja Conrad (*1971), aufgewachsen in Chicago und New York, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Seit 1992 wurden ihre Arbeiten im In- und Ausland ausgestellt, zum Beispiel im Ort für Photographie, Basel, im Raum für Kultur der Commerzbank, Frankfurt am Main, und in der Open Source Gallery, Brooklyn, New York. (Ausstellungen: seit 8. April: State Russian Museum and Exhibition Centre ROSPHOTO; St. Petersburg/ 2.-25. Mai: Maria, Fahrgasse 10, Frankfurt/Main/ 30.06.-31.Juli: Arles, Festival des Voies Off, FOTOHAUS / PARISBERLIN) st

 

Andréas Lang
Eclipse

Hrsg. Frizzi Krella und Andréas Lang
Text(e) von Frizzi Krella, Hans-Michael Koetzle, Stefan Weidner, Gestaltung von Horst Moser in Deutsch und Englisch
Festeinband, 140 Seiten mit 70 Abbildungen
Hatje Cantz, 2019
ISBN 978-3-7757-4548-2; 45,- Euro

In der Astronomie bezeichnet der Begriff »Eklipse« die Verdeckung eines hell erleuchteten Himmelskörpers durch einen anderen. Eine Sonnenfinsternis im Jahr 2006 war es auch, die den Photographen Andréas Lang zu seinem Zyklus von Landschaften des frühen Christentums und der Kreuzzüge im Nahen Osten, in der Türkei, in Syrien, Israel und Palästina inspirierte. Seine analogen Arbeiten, überwiegend in Schwarz-Weiß, zeichnen sich durch eine tiefgreifende, fast metaphysische Dunkelheit aus. Sie spüren schicksalhaften, tragischen Orten der europäischen Geschichte nach, an denen sich der Geist der Vergangenheit mit der Gegenwart atmosphärisch verdichtet. Beeinflusst von der Romantik, insbesondere der Malerei Caspar David Friedrichs, wirft auch Langs Photographie die großen Fragen der Menschheit auf.

 

Andreas Greber
Im Schatten der Photographie- Analoge Reflexionen

Texte von Konrad Tobler in Deutsch und Englisch
Festeinband, 88 Seiten, 25 farbige und 8 sw Abbildungen
Scheidegger & Spiess 2019
ISBN 978-3-85881-633-7; 48,- Euro

Der Bildband vereinigt drei Photoessays, die der Photograph Andreas Greber in den letzten zwanzig Jahren entwickelt hat. Der Untertitel Analoge Reflexionen deutet an, dass im Zeitalter der digitalen Photographie die Ästhetik und die Möglichkeiten der Photographie neu befragt werden. Zu sehen sind ganz einfache Dinge wie Mauerfragmente, transparente Porträts und klassische Waldstücke. Alles erscheint in einer irritierenden Rätselhaftigkeit – Grebers Bilder bewegen sich in einem Feld des sichtbar Unfassbaren. Sie entziehen sich jeder Fixierung, wie das Spiel von Schatten und Licht. So geht es hier um den Kern der Photographie: um das «Schreiben» mit Licht. Ein Text von Konrad Tobler begleitet die Bildessays des Künstlers.

 

Stuart Franklin
Analogies

Mit einem einführenden Text des Photographen
Text: Englisch
128 Seiten mit 90 Abbildungen
Format: 25x 30 cm, gebunden, Hardcover
Berlin, Hatje Cantz Verlag
ISBN: 978-3-7757-4530-7;  45,- Euro

Stuart Franklin studierte Photographie am West Surrey College of Art and Design, promovierte an der University of Oxford aber auch in Geographie. Von 1980 bis 1985 arbeitete er als Korrespondent für die Agentur Sygma in Paris. Seit 1990 ist er Mitglied bei Magnum Photos und fungierte von 2006 bis 2009 als deren Präsident. Seit 1990 hat er mehr als 20 Reportagen für ‚National Geographic‘ photographiert. Seine Aufnahme während des Massakers am ‚Platz des himmlischen Friedens‘ in Peking 1989 mit dem später „Tank Man“ genannten Demonstranten vor einem Panzer hat ihn weltweit bekannt gemacht.   
Als Photograph und als Geograph untersucht Stuart Franklin in dem im Hatje Cantz Verlag, Berlin, erschienenen Buch „Analogies“ unterschiedliche Konzepte von Landschaftsphotographie und damit verknüpfte Assoziationen. Dabei geht es ihm vor allem um das Verhältnis von Natur, Landschaft und Erinnerung von wichtigen Vertretern, wie dem Naturphilosophen John Muir oder den Photographen Carleton E. Watkins, Alfred Stieglitz,  Edward Weston, Robert Adams, Paul Strand und Ansel Adams, aber beispielsweise auch Josef Sudek, Sybille Bergemann, Fay Godwin, Lewis Baltz sowie Richard Misrach und Raymond Depardon. Deren Einfluss auf seine Arbeit beschreibt Franklin ausführlich in seinem einführenden Textbeitrag. Franklin erkundet akribisch das Konzept von Bildern als Analogien: Wie interagieren Zeit und Landschaft, wie formt der menschliche Einfluss letztere und wo treffen Landschaft und Kunst aufeinander? Dabei erforscht er die Photographie als visuelle Metapher: Er entdeckt Gesichter und Figuren in Bäumen, Felsen oder Wolken, er photographiert Fossilien, Gärten und Skulpturen. Der Bildband präsentiert 90 Schwarz-Weiß-Photographien aus Frankreich, Portugal, Spanien, dem Oman, der Türkei und Malta in ganz neu gedachter und gestalteter Landschaftsphotographie.
„Die Analogie ― und damit auch der Titel des Buches  ― hat einen vergleichenden Geist. Es lädt den Leser zum Nachdenken und zur Anteilnahme ein. Es will nicht predigen, es trägt weder Rhetorik noch Zwang in sich. Es ist keine schwerfällige Expedition in die Wildnis, sondern eher ein Spaziergang auf nackten Zehenspitzen, der auf schmalen, mit Blättern übersäten Pfaden in Hoch- und Tiefland, in Feucht- und Trockengebieten, durch sonnige Straßen, heilige Stätten, Skulpturenparks, Marmorpfade und Museen führt“, ordnet Stuart Franklin das Thema seines neuesten Photobandes ein.  Besondere Aufmerksamkeit  widmet er vor allem dem Licht als Inspiration und Formfaktor seiner Motive – stets im Wechselspiel zwischen Metapher, Analogie und Natur. (vZ)

 

Barbara Probst
The Moment in Space

23,5 x 30 cm, 120 Seiten mit diversen Ausklapptafeln und 158 Abb.
Herausgegeben von Le Bal, Paris
Text von Frédéric Paul in Französisch und Englisch
Design: Pierre Hourquet, Tempel, Paris
Schweizer Broschur mit grossen Klappen
Hartmann Projects, 2019
ISBN 978-3-96070-035-7; 34,- Euro

Barbara Probst, geboren 1964 in München, studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München und Photographie an der Kunstakademie Düsseldorf. Nach ihren Anfängen als Bildhauerin, arbeitet sie seit dem Jahr 2000 an Photographischen Reihen mit dem Titel „Exposures“, die aus verschiedenen Aufnahmen desselben Moments bestehen, wobei sie eine Vielzahl von Kameras verwendet, die aus verschiedenen Blickwinkeln und Abständen auf dasselbe Ereignis oder Objekt gerichtet sind. Ihre Bilderreihen lassen spannende Dramaturgien entstehen, die an verschiedene Photographische Genres erinnern (von Porträt- bis Stillleben-, Landschafts- oder StudioPhotographie). Barbara Probst bringt die Artefakte des Photographischen Prozesses ans Licht und untersucht Strategien der Repräsentation. Sie lässt den Betrachter über den Wahrheitsgehalt und die Wirkung von Photographischen Bildern nachdenken. Das Buch stellt frühe Werke wie Exposure #1 (2000) als auch ihre jüngste Reihe aus dem Jahr 2018, Exposures # 138, 139 und 140 in den Mittelpunkt. Der Autor Frédéric Paul (Kurator am Centre Pompidou, Paris) erforscht den konzeptionellen und theoretischen Hintergrund von Probsts Werk mit dem Ziel, ihren künstlerischen Arbeitsprozess von Konzept, Gestaltung, Produktion, Installation und Ausstellung bis hin zur Wirkung auf den Betrachter zu erklären. (Ausstellung: LE BAL, Paris, 9. Mai bis 25. August 2019)

 

Gustavo Minas
Maximum Shadow – Minimal Light

Text in Englisch
192 Seiten mit 95 Abbildungen
Edition Lammerhuber, 2019
ISBN: 978-3-903101-47-0;  49,90 Euro

Gustavo ‚Minas‘ Gomes wurde 1981 in Càssia (Brasilien) geboren. Er studierte an der Universität von Londrina Journalistik und nahm bei Carlos Moreira, einem klassischen Straßenphotographen aus São Paulo, Unterricht in Photographie.
Von Moreira lernte er erstmals die farbstarken Arbeiten des bekannten Magnum-Photographen Harry Gruyaert und von Gueorgui Pinkhassov kennen. In seinem kurzen Statement zu seiner Arbeit schildert Minas unter dem Titel „Obsessed and Passionate“ (Besessen und leidenschaftlich) seinen Werdegang als Photograph: „Ich wollte dieses Licht und diese Farben für mich, also jagte ich sie in den Straßen von São Paulo, meiner Heimatstadt Cássia und seit Kurzem von Brasilia, wohin ich 2014 gezogen bin. Im Laufe der Jahre wurde ich immer besessener und leidenschaftlicher. Die Stadt faszinierte mich jeden Tag wie eine neue Freundin. Ich hatte keine vorgefassten Ideen: Alles interessierte mich, von Mülleimern bis zu all den schläfrigen Leuten, die der Bus zu ihren Büros brachte. Unter einem gewissen Licht sah nichts normal aus. Ich bin an Orte gekommen, an denen ich nie gewesen wäre, wenn ich nicht photographieren würde. Mit leerem Verstand zu wandern, hat mich die Freude des Sehens gelehrt.“ Und so macht Gustavo Minas Entdeckungen dort, wo scheinbar schon alles bekannt ist, und hält dort das tägliche Leben in starken Farben fest. (vZ)
(Ausstellung: 23. Mai bis 18. Juli 2019, Feelens Galerie, Hamburg)

 

Hartmut Bühler (DGPh)
Patient Gaza

Phototagebuch mit 98 Schwarzweißphotographien
Taschenbuch, 112 Seiten
Text in Englisch
Lecturis, NL, 2019
ISBN: 9789462262768; 25,- Euro

Im November 2015 hatte der Photograph Hartmut Bühler (DGPh) die Gelegenheit eine ärztliche Mission im Gazastreifen mit der Kamera zu begleiten. Das Team stammte aus Australien, Dubai, Georgien und Schottland und agiert als The Little Wings Foundation.TLWF ist eine Charity-Organisation und sammelt Geld, um zu operieren oder operierte Kinder nachhaltig versorgen zu lassen. Im European Gaza Hospital in der Stadt Chan Younis wurde bereits 14 Mal operiert. Motiviert aus Berufung und gratis. Die Patienten, meist Kinder, leiden entweder an Kriegsfolgen (z. B. durch Minen), Erbkrankheiten oder an Folgeschäden durch nicht einwandfrei ausgeheilten Operationen vor Ort. In fünf Tagen wurden 19 Operationen absolviert. Jede OP dauert aufgrund widriger Umstände (z. B. Stromausfälle, veraltete Technik, traditionelle Verhaltensweisen vor Ort) etwa drei Mal so lange wie hierzulande. Vermutlich mehr als hunderttausend Kinder in Gaza leiden an einem posttraumatischen Stresssyndrom. Typische Symptome sind Alpträume, Bettnässen, Halluzinationen, Panikattacken, Schlafstörungen sowie Regression.

 

KH.W. Steckelings “(DGPh)
Meine Farbe ist schwarzweiߔ

72 Seiten mit den vorhandenen Kontaktbögen aus der Anfangszeit des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und 22 Photographien.
Edition “Galerie Café im Dorf”
Verlag: Clemens Hölter GmbH, 2017
ISBN 978-3-00-057384-2; 390,- Euro
Anfragen an clemens@hoelter.de

Zur Spielzeit 1973/74 übernahm Pina Bausch die Tanzabteilung der Wuppertaler Bühnen. Das war der Anfang des mittlerweile weltberühmten "Tanztheater Wuppertal Pina Bausch". Ein Zeuge der ersten Stunde war der Filmemacher und Photograph KH.W. Steckelings. Mit größter Unauffälligkeit und Empathie dokumentierte er umfassend die Anfänge dieses künstlerischen Prozesses. Das geschah in einem Zeitraum von über einem Jahr während der Proben und Pausen. So entstanden photographische Dokumente, die auch heute noch faszinieren und sich von allem, was danach gekommen ist, in besonderer Weise unterscheiden. Die Idee, alle noch vorhandenen Kontaktbogen des "Tanztheater Wuppertal Pina Bausch" im Original zu veröffentlichen gibt einen Einblick sowohl in Arbeitsweise und Handschrift der Choreographin als auch in die des Photographen. Das bietet dem Betrachter interessante Aspekte aus der Frühzeit der Compagnie. Mit Festlegung und Beschränkung auf das Vollformat hat der Bildautor einen wesentlichen Akzent der Gestaltung auf den Moment des Auslösens der Kamera gelegt. Das ist im Print durch die bildbegrenzende schwarze Umrahmung dokumentiert. Die positiven Kontaktstreifen wurden in ihren transparenten Archivfolien gescannt, damit die darauf befindlichen Markierungen des Photographen erkennbar sind.

 

Regina Anzenberger (DGPh)
goosewalk

Text von Regina Anzenberger in Deutsch und Englisch
Festeinband, mit 93 S.W. Photographien and 8 mixed media Arbeiten
Edition Regina Anzenberger, 2019
ISBN: 978-3-9503876-7-4; 56,- Euro

Gerade als die Asche des soeben verstorbenen Hundes Shakeera auf deren Lieblingsplatz verstreut werden soll, erscheint am Himmel ein großer weißer Schwan. „Ist er die Wiedergeburt des geliebten weißen Hundes?“ fragen sich die Künstlerin und die 13-jährige Hundesitterin Leila traurig. Wie sich aber später herausstellt, ist es nicht der Schwan, sondern die Gans. So wird sie zur Inspiration und Hauptprotagonistin des Buches.
Goosewalk erzählt die Geschichte einer dem Schlachthof entlaufenen Hausgans, die sich auf einem Golfplatz niederlässt und dort mit Wildgänsen drei Sommer verbringt. Hier lebt sie in Freiheit, aber doch beschützt, das frisch gemähte Gras auf einer nie enden wollenden Tafel serviert. Nur die Winter sind einsam, denn dann fliegen die Wildgänse in den Süden. Aber als es Frühling wird, feiern die Vögel am gleichen Teich ihr Wiedersehen.

 

Elia Alba
The Supper Club

Hrsg.: Sara Reisman, George Bolster, Anjuli Nanda
Mit Beiträgen von Rocìo Aranda-Alvarado, Maurice Berger, Sara. Reisman und Brandi T. Summers in Englisch
Festeinabnd, 136 Seiten, ca. 60 Abbildungen
Format: 21x26 cm
Hirmer-Verlag, 2019
ISBN: 978-3-7774-3076-8; 29,90 Euro

Die Künstlerin Elia Alba wurde 1962 in Brooklyn geboren und arbeitet derzeit als Artist-in-Residence im Andrew Freeman Home in der Bronx. Ihre Familie stammt aus der Dominikanischen Republik. In Albas Projekt, dem facettenreichen, im Hirmer-Verlag, München, erschienenen Band „The Supper Club“, zeigt sie mehr als 60 glamouröse und phantasievoll arrangierte Porträts zeitgenössischer Künstler, die in Verbindung mit ihren regelmäßig organisierten Abendessen entstanden sind, zu dem jeweils etwa 20  Kreative mit afro- und lateinamerikanischen, südasiatischen oder karibischen Wurzeln zusammenkommen, .
Zu ihren regelmäßigen Gästen gehören beispielsweise LaToya Ruby Frazier,  die von der Idee des bekannten Photographen Gordon Parks inspiriert wurde, die Kamera als ‚Waffe‘ gegen Rassismus, Intoleranz und Armut einzusetzen, Mickalene Thomas, der zeitgenössische afroamerikanische Maler, sowie Kuratoren, Historiker und Sammler, die Elia Alba in ihren Photographien wie Ikonen in Szene setzt. Ihre Werke sind als Reaktion auf Medien, wie das ‚Vanity Fair Magazin‘, zu verstehen, die die Dominanz der Weißen in der Hollywoodszene widerspiegeln.
Alba gibt jedoch nicht nur visuelle Antworten sondern lässt ihre Protagonisten selbst zu Wort kommen. Mit Auszügen aus den Gesprächen der Kunstschaffenden erweitert sie den Blick auf die kulturelle Vielfalt und thematisiert die brennenden gesellschaftspolitischen Fragen der amerikanischen Gesellschaft, wie Rassendiskriminierung und Polizeigewalt, schwarze weibliche oder männliche Subjektivität, die Immigration aus Lateinamerika oder auch aktuelle Themen, wie 2016 das Massaker in Orlando oder 2017 rund um die Probleme mit HIV/Aids, die eine Doula, eine nichtmedizinische Helferin, die einer werdenden Mutter während und nach ihrer Schwangerschaft beisteht, hat.
Zwischengeschaltet sind Essays von Sara Reisman, Direktorin des New Yorker Programms Percent for Art, Maurice Berger, einem US-amerikanischen Kulturhistoriker, Brandi Thompson Summers, einer Dozentin für Afroamerikanistik an der Virginia Commonwealth University, und Rocío Aranda-Alvarado, Kuratorin am El Museo del Barrio. Mit ihrem Buch „The Supper Club“  gibt die zeitgenössische US-Photokünstlerin Eila Alba mit ihrer Porträtkunst den farbigen Intellektuellen eine Stimme. (vZ)

 

Berthold Socha (DGPh)
Fabrik. Denkmal. Forum.

Broschur mit 116 Seiten und zahlreichen S. W. Abbildungen
Klartext Verlag, 2019
ISBN: 978-3-8375-2116-0; 14,95 Euro

40 Jahre LWL-Industriemuseum Vor 50 Jahren wurde als erstes Industriegebäude des Ruhrgebiets die Maschinenhalle der Zeche Zollern II/IV in Dortmund unter Schutz gestellt. Das war die Geburtsstunde der Industriedenkmalpflege. Zehn Jahre später folgte dort die Gründung des – wie es heute heißt – LWL-Industriemuseums, Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur. Das war der Beginn der Industriekultur. 40 Jahre, in denen sich an acht Orten Fabriken in Denkmäler, Denkmäler in Museen und nunmehr Museen in Foren für die Menschen in Westfalen und Lippe wandelten. Berthold Socha hat diesen Wandel über Jahrzehnte begleitet, als Mitarbeiter der LWL-Kultur, aber auch als passionierter Photograph. Seine Arbeiten ergründen die skulpturalen Qualitäten der acht Denkmäler, folgen künstlerischen Ansprüchen. In der Gesamtschau liefern Sochas Photographien heute eine sehr persönliche Sicht auf den langen Weg von der Fabrik zum Denkmal und weiter zum Forum, das wir heute als das LWL-Industriemuseum kennen.

 

Fiction and Fabrication
Photography of Architecture after the Digital Turn

Hrsg.:  Pedro Gadanho
Beiträge von Pedro Gadanho, Gloria Moure und Sérgio Fazenda Rodrigues
Text: Englisch
176 Seiten, 86 Abbildungen in Farbe
Format: 23 x 27 cm, Klappenbroschur
München, Hirmer-Verlag
ISBN: 978-3-7774-3289-2; 39,90 Euro

Wie beeinflussen digitale Photographie und Photoshop die Darstellung von Architektur? Der im Hirmer-Verlag, München, erschienene Bildband „Fiction and Fabrication“, Untertitel „Photography of Architecture after the Digital Turn“, geht dieser Frage nach und versammelt faszinierende zeitgenössische Arbeiten von insgesamt 48 Photographinnen und Photographen aus der ganzen Welt. Diese reichen von fiktiven Konstrukten bis hin zu realen Bauten, die teils phantastischer wirken als das Original. Die Werke beispielsweise von Gregory Crewdson, Thomas Demand, Roland Fischer, Beate Gütschow, Andreas Gursky, Patrick Hamilton, Lucia Koch, Hans Op de Beeck, Martha Rosler, Thomas Ruff, Evandro Soares, Hiroshi Sugimoto, Gerold Tagwerker, Wolfgang Tillmans oder Jeff Wall zeichnen ein eindrucksvolles Porträt aktueller Architektur und der uns umgebenden urbanen Landschaft. Pedro Gadanho, Direktor des Museum of Art Architecture and Technology (MAAT) in Lissabon, weist in seinem einführenden Beitrag „Image-Making after Photoshop“ anhand verschiedener Beispiele aus dem Buch auf Veränderungen nach Einführung neuer Bearbeitungstechniken von photographischen Aufnahmen im Jahre 1987 hin und wie speziell Architekturphotographen diese neuen Möglichkeiten nutzen. Dem widmet sich auch der Architekt und Kurator Sérgio Fazenda Rodrigues, der sich in seinem dreiteiligen Essay mit der Gestaltung der gleichzeitig entstandenen Ausstellung befasst. Nach dem umfangreichen Bildteil beschließt ein Text der spanischen Kunsthistorikerin Gloria Moure, die durch ihre Reihe von Monographien zeitgenössischer Künstler bekannt wurde, das Katalogbuch. Unter dem Titel „Building Time – a Photographic Approach“ erläutert sie, wie das Zeitalter des Digitalen dem Architekturphotographen und hier vor allem dem Photokünstler durch neue technische Möglichkeiten das Darstellen unendlich erweitert hat.Der Bildband belegt, dass sich in der Architekturphotographie seit einiger Zeit ein spannender Wandel vollzieht: Die scheinbar neutrale, realistische Abbildung weicht einer eigenen, geschaffenen Realität. Neue Technik lässt außergewöhnliche Blickwinkel und Perspektiven zu: Die digitale Bearbeitung erlaubt die Manipulation der Realität. Längst haben bildende Künstler die Formensprache der Architektur als Sujet für sich entdeckt. Anhand einer Fülle zeitgenössischer Kunstwerke zeigt der Band eindrucksvoll die visuelle Bandbreite, die Architekturphotographie in unserer post-digitalen Zeit aufweist. (vZ) (Ausstellung:  Museum of Art Architecture and Technology (MAAT), Lissabon, noch bis 19. August 2019)

 

Claudia Hattendorff / Lisa Beißwanger (Hg.)
Augenzeugenschaft als Konzept -
Konstruktionen von Wirklichkeit in Kunst und visueller Kultur seit 1800
Taschenbuch, 270 Seiten
Transcript Verlag, 2019
ISBN: 978-3-8376-4608-5; 39,99 Euro

Welche Rolle spielt Augenzeugenschaft in Kunst und visueller Kultur von ca. 1800 bis heute? Die Beiträge des Bandes untersuchen diese Frage an einem breiten Spektrum von Gegenständen: künstlerischen und nicht-künstlerischen Bildern, Aktionen und Installationen sowie Kunstinstitutionen und -literatur. Im Zentrum des Interesses steht, wie Effekte von Augenzeugenschaft hervorgerufen und Konstruktionen von Augenzeugenschaft bei der Produktion und Rezeption von Artefakten wirksam werden. Die Reihe der Beispiele ermöglicht erstmals einen vergleichenden und interdisziplinär anschlussfähigen Blick auf einen Diskurs und eine Praxis der Authentifizierung, die im 18. bis 21. Jahrhundert immer wieder von Belang gewesen sind.