Herlinde Koelbl (DGPh)
Targets

240 Seiten, 220 farbige Abbildungen
Prestel Verlag
ISBN: 978-3-7913-4948-0; 49,95 Euro

Wer ist der Feind, wenn Soldaten lernen, ihn zu töten? Herlinde Koelbl, Deutschlands wichtigste Photographin der Gegenwart, Dr.-Erich-Salomon-Preisträgerin von 2001, ist dieser Frage sechs Jahre lang auf Schießplätzen und Kasernen in allen Teilen der Welt nachgegangen und hat Zielscheiben in unterirdischen Tunneln, trostlosen Wüstencamps und arabischen Kulissendörfern photographiert. Das Gesicht des Feindes hat sich verändert: übten die US-amerikanischen Soldaten noch bis vor 20 Jahren an der Figur mit rotem Stern am Helm, als Symbol der Sowjetarmee, so trägt das Ziel seit 9/11 einen Bart und ein Tuch um den Kopf geschlungen. Wer ist der Feind? Jeder glaubt auf der richtigen Seite zu stehen. Und in letzter Konsequenz sind Soldaten und Menschen dann die Ziele. Herlinde Koelbl lässt die reale Grausamkeit eines Krieges und die Gewalt, vom Töten und Getötet werden, in ihren Bildern spüren. Es entstanden eindringliche Photographien der Soldaten und Feindbilder.

 

Anja Schlamann (DGPh)
Encanto

80 Seiten, 36 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-489-8; 29,90 Euro

Kurz vor seinem Umbau nutzt Anja Schlamann in ihrer Photoserie Encanto das gesamte Opernhaus in Köln als einzigartige architektonische Bühne. Fragmentarisch zeigt sie sowohl repräsentative Bereiche wie auch für die Öffentlichkeit verborgene Räume hinter der Bühne, die lakonisch und voller Details Spuren eines 60-jährigen Theaterlebens erkennen lassen. Der nüchterne Blick auf die Räumlichkeiten erhält durch die überraschend wiederkehrende Präsenz der Figur Carmen eine momenthafte Ebene. Sie zeigt sich fließend und transparent, voll emotionalem Reichtum und Zauber. Über diese theatralisch gespielte Rolle wird der Blick des Betrachters in die Seele der Räume geleitet: Carmen als Spielerin, Zauberin, Botschafterin und Mittlerin zwischen den Welten. Es ist wie eine Inszenierung außerhalb der Bühne, in der sich die Kunstwelt Oper in einem bislang unerhörten, klanglosen Urzustand entfaltet, als erzähle sie ihre eigene Geschichte. Die Photographin ist dabei Regisseurin und Schauspielerin in einer Person. Sie inszeniert das wechselseitige Spiel um den Blick zwischen Zuschauer und Schauspielerin. Der wunderbar geheimnisvolle Auftritt im Opernhaus wird so zu einem eigenständigen Bild modelliert.
(Ausstellung: VHS-Photogalerie Stuttgart, 10.04. – 25.05.2014)

 

Ute Mahler (DGPh)
Zusammenleben

144 Seiten, 78 Abb. in Duplex
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-3822-4; 35 Euro

Ute Mahler zählt zu den stilprägenden Photographinnen des Ostens. Nach dem Mauerfall gründete sie mit weiteren Chronisten der DDR Ostkreuz, die erfolgreiche Agentur für Autorenphotographie. Eine ausgesprochen humanistische Weltsicht bestimmt sowohl die künstlerischen Arbeiten der Photographin als auch ihre Mode- und Porträtaufnahmen für Magazine. Vor über 40 Jahren begann Mahler ihre Reihe Zusammenleben, die verschiedene Weisen, in denen Menschen miteinander Alltag erfahren, subtil einfängt und zeigt, was zwischen den Zeilen ungesagt bleibt: Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen erzählen sanft und doch ungeschönt vom Leben zu DDR-Zeiten. Ihre Sammlung unzähliger Möglichkeiten einer immer wieder gefundenen Anordnung von Männern, Frauen, Kindern, Freunden und Fremden vollendete Mahler 1988 mit dem Gefühl, Wesentliches gesehen zu haben. Jetzt erscheinen ihre Bilder – wahrhaftige Zeitzeichen – erstmals vollständig in Buchform.
(Ausstellung: Deichtorhallen, Hamburg 11.4.–29.6.2014)

 

Steffen Siegel (DGPh)
Belichtungen. Zur fotografischen Gegenwart

360 Seiten, 120 s/w- und 23 Farbabbildungen
Wilhelm Fink Verlag
ISBN: 978-3-7705-5708-0; 39,90 Euro

Vor gut zwei Jahrzehnten schien es schlecht um die Photographie bestellt zu sein. Von ihrem Ende war die Rede, ja sogar von ihrem Tod. Heute  jedoch sind photographische Bilder so präsent wie noch nie zuvor. Denn mit ihrem Eintritt in ein digitales Zeitalter hat sich die Gegenwart des Photographischen auf bemerkenswerte Weise ausgedehnt und intensiviert. In seiner grundlegenden Studie nimmt Steffen Siegel Kontinuitäten wie Brüche zwischen analogen und digitalen Belichtungen in den Blick. Anhand künstlerischer Photographien aus den zurückliegenden vierzig Jahren werden hierbei zentrale Fragen einer Ästhetik dieses Bildmediums diskutiert. Kritisch betrachtet werden international prominente Positionen der jüngeren Photogeschichte, unter ihnen Jeff Wall und Andreas Gursky, Ugo Mulas und Duane Michals, Timm Rautert und Thomas Struth. Vorgestellt und erstmals eingehend untersucht werden außerdem jüngst entstandene photographische Werke, unter anderem von Philipp Goldbach und Adrian Sauer, Idris Khan und Sebastian Stumpf, Shizuka Yokomizo und Frank Höhle.

 

August Sander
Rheinlandschaften

140 Seiten, 40 Skiatone-Tafeln, 20 Abbildungen
Schirmer/Mosel-Verlag
ISBN 9783829606714; 49,80 Euro

Rheinlandschaften war das erste Buch, das 1975 im frisch gegründeten Schirmer/Mosel-Verlag erschien. Damals, vor 40 Jahren, galt die Photographie noch als Stiefkind der Kunstwissenschaften, und nur Insidern dürfte der Name August Sander ein Begriff gewesen sein. Beides hat sich seitdem gründlich geändert. August Sander (1876–1964) gehört heute zu den international anerkannten Größen der Photogeschichte. Die Aufnahmen der Rheinlandschaften entstanden zwischen 1929 und 1946. Nachdem Sanders erste Publikation „Antlitz der Zeit“ von den Nazis beschlagnahmt worden war, wandte er sich der politisch unverfänglicheren Landschaftsphotographie zu und schuf Bilder von ungewöhnlichem atmosphärischen Reiz und hoher technischer Qualität – gleichsam „Portraits“ seiner engeren Heimat, die zu den wenigen bemerkenswerten Bildschöpfungen im Deutschland dieser Jahre zählen.

 

Brigitte Kraemer (DGPh)
Auf der Schwelle

144 Seiten, zahlr. Abb.
Klartext Verlag
ISBN: 978-3-8375-1138-3; 19,95 Euro

Seit 1981 hat Brigitte Kraemer immer wieder in Frauenhäusern photographiert. In diesem Buch stellt sie dreizehn Frauen mit ihren Lebensgeschichten in Wort und Bild vor. Das Buch gewährt einen Einblick in eine bisher weitgehend unbekannte Welt. Die Photographien im klassischen Reportagestil zeigen den „ganz normalen“ Alltag der Frauen im Frauenhaus. Es gibt traurige Momente, aber auch solche, die von der Kraft und Entschlossenheit der Frauen erzählen, ein neues Leben anzufangen.

 

John G. Morris
Quelque part en France - L'été 1944

168 Seiten, Französisch
Marabout, Frankreich
IBAN: 9782501095709; 19,90 Euro

John G. Morris (*1916, Dr.-Erich-Salomon-Preisträger 2003) war seit 1943 beim renommierten amerikanischen Magazin Life verantwortlich ist für die Photo-Berichterstattung über den Krieg in Westeuropa. Er berichtet 1944 über die Aktionen der US-Truppen in der Normandie und der Bretagne und begleitet die Life-Photographen Bob Capa, Robert Landry, Frank Scherschel. Ein Dutzend damals entstandener Filme wurden in einer Schublade vergessen. Sie erscheinen zum ersten Mal in diesem Buch, zusammen mit Briefen, die er an seine Frau von "irgendwo in Frankreich" schrieb. Quelque part en France erzählt seine enthusiastische Begegnung mit einem Land und seinen Menschen.

 

Sergio Larrain
400 Seiten, 200 ills.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-3828-6; 58 Euro

Der geheimnisumwitterte Sergio Larrain (1931–2012) – man könnte ihn den Photograph der Photographen nennen. Aus der Perspektive eines Landstreichers gelangen dem Chilenen atemberaubende Aufnahmen, die größtenteils in den 1950er- und 1960er-Jahren entstanden: Dramatisches Licht, tiefe Schatten, experimentelle Bildausschnitte prägen seine ungeschönten, einfühlsamen Schwarz-Weiß-Bilder von Prostituierten, Straßenkindern oder Bettlern, die stets doch ein Hauch von Poesie umgibt. Sergio Larrain wurde auf Einladung seines Freundes Henri Cartier-Bresson bereits 1961 Vollmitglied der Agentur Magnum Photos, entzog sich aber der Kooperation mit den Medien. In Zusammenarbeit mit Larrains Erben entstand so erst jetzt die erste Publikation, die einen Überblick über das bahnbrechende Werk dieses unabhängigen Geistes gewährt. Natürlich zeigt sie auch Bilder aus Valparaiso, seinem wohl berühmtesten Buchprojekt, zu dem kein Geringerer als Pablo Neruda den Begleittext schrieb. Der Band wurde mit dem den renommierten Krazna-Krausz Book Award 2014 ausgezeichnet.

 

Joachim Schumacher
Das Gebiet

136 Seiten mit 76 SW-Photographien
Verlag Kettler
ISBN 978-3-86206-226-3; 38 Euro

 „Das Gebiet“ ist ein lange erwartetes Buch, um die Positionen zur Landschaft des Ruhrgebietes repräsentativ vorzustellen. Die Photographien entstanden von 1976 bis 1996, einer Zeit, in der die Stadt- und Industrie-Landschaft des Ruhrgebietes starken Veränderungen unterworfen war, die heute als Strukturwandel bezeichnet werden. Aber Schumachers Werkgruppe geht darüber hinaus, er beschränkt sich nicht auf das Ruhrgebiet, er setz sich auch mit der Landschaft des Rheinischen Braunkohlereviers auseinander. Hierbei fokussiert er sich auf die Stadtlandschaft, die vom Menschen einer radikalen Metamorphose unterzogen wird. Mit sublimen Details bezieht er Position zu einer „Brave new world a la RWE" und schafft ganz besondere Bilder dieser Landschaft. Mit dieser besonderen Interpretation des Landschaftsbegriffs kann man einen Bogen schlagen zu der photographischen Bewegung "The New Topographics" in den USA, aber im Gegensatz zu manchem dieser Protagonisten gelingt Joachim Schumacher in seinen Photographien der Spagat zwischen Heimattümelei und künstlerischer sinnentleerter Abgehobenheit. Seine Motive geben konkrete Denkanstöße und reflektieren den Landschaftwandel durch Menschenhand. Es sind poetische Motive die in unserer Vorstellung einer Region Kontur geben wie die Photographien von Michael Schmidt für West Berlin und Anselm Adams für den Westen der USA. Joachim Schumacher ist nicht der Einzige, der sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat, aber seine Werkserie ragt deutlich heraus und er hat diese Würdigung unbedingt verdient.
Ein schön gestaltetes Photobuch mit inspirierenden Photoserien, und mit dem Essay von Christoph Schaden (DGPh) zugleich ein wichtiger Beitrag zur derzeitigen Diskussion der Stilentwicklungen in der Photographie, gleichermaßen empfehlenswert für Photographen wie Liebhaber des Ruhrgebietes. (DB)

 

Catherine Leutenegger
Kodak City

160 Seiten, 89 Farbabb., Englisch/Französisch
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-462-1; 39,90 Euro

Eastman Kodak, zwischen den 1880er- und den 1960er-Jahren das Unternehmen mit den überragendsten Pionierleistungen in der Photographie, hätte auch die Digitalphotographie besitzen können: die weltweit erste elektronische Kamera wurde in einem Kodak Entwicklungslabor geboren. Doch Kodak verpasste hier den Anschluss und geriet in eine unternehmerische Abwärtsspirale, die schließlich in der Insolvenz endete. Die Geschicke von Rochester, New York, einer typischen »Company Town«, untrennbar verbunden mit ihrem wirtschaftlichen Motor Kodak, wendeten sich zum Schlechten, als der »Gelbe Riese« zusammenbrach. Catherine Leuteneggers aufmerksame und sachliche Studie über das Rochester von heute erkundet das Gesicht einer Stadt, die einst eine zentrale Rolle für die Photographie spielte und nun unbedeutend und ziellos dahintreibt.

 

Herbert List
Licht über Hamborn

190 Seiten mit 89 SW-Photographien
Edition des LWL-Industriemuseum
ISBN 978-3-8375-1148-2; 19,95 Euro

Das Buch ist eine angenehme Überraschung, präsentiert es doch eine weitgehend unbekannte Werkserie von Herbert List. Vielen wird unbekannt sein, dass der photographierende Ästhet Herbert List auch Auftragsarbeiten im Stahlwerk übernommen hat. Eine Werkserie von 64 SW Aufnahmen der August Thyssen Hütte und ihrer Mitarbeiter wird ergänzt durch den interessanten Essay von Ulrich Pohlmann und einem Verzeichnis aller Photographien, die bei 4 Besuchen Lists in Duisburg entstanden sind. Der Text zeichnet die Entwicklung des Photographen Herbert List und seiner Bildsprache in nuancierten Aspekten und sublimen Beispielen nach und schlägt den Bogen zu den Auftragsarbeiten.
Auch in seiner Werkserie zur August Thyssen Hütte ist Herbert List der Selbstdefinition des Flaneur, der das »Magische wie im Vorübergehen« photographiert treu geblieben. »Das Äußere ist ein in den Geheimzustand erhobenes Innere« ist das Credo des italienischen Schriftstellers Luigi Pirandello, und beschreibt Lists Wahrnehmung der Wirklichkeit als subjektive Interpretation des Photographen. Seine Photographien aus Hamborn wie aus Griechenland bemühen sich um eine Sichtbarmachung des Hintergründigen, sind eine Metapher der Wirklichkeit, der Egon Vietta eine metaphysische Qualität zuordnete, wie der pittura metafisica von Giorgio de Chirico. Am deutlichsten in den Porträts junger Stahlarbeiter erkennen wir den uns vertrauten List, sie erinnern in Gestus und Bildauffassung an seine Porträts griechischer Fischer. (DB)
(Ausstellung: Hauptverwaltung der »ThyssenKrupp Steel Europe AG« in Duisburg 04.04.2014 - 31.07.2014)

 

Heinrich Heidersberger
Light Harmonies. Die Rhythmogramme

120 Seiten, 76 Abb. in Duplex
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-3774-6; 39,80 Euro

Die Rhythmogramme von Heinrich Heidersberger (1906–2006) sind delikat gekrümmte Kompositionen, abstrakte Figuren, Organismen und Räume aus Licht gewebt. Heidersberger schuf die komplexen Muster, die das Unsichtbare und Flüchtige von Zeit und Bewegung in singulären Bildfeldern einfangen, während der 1950er- und 1960er-Jahre. Er zeichnete sie mithilfe eines selbst entwickelten Photogeräts, das die Geometrie der Wellen und Schwingungen von Licht, die elegante Bahn des einzelnen Lichtstrahls, nicht über eine Kamera, sondern über eine raffinierte, raumgreifende Apparatur auf photographisches Material überträgt. Die Lichtzeichnungen des als Architekturphotograph der Nachkriegsmoderne berühmten Künstlers sind wenig bekannt und schlagen eine Brücke in die Zukunft algorythmisch ausgerichteter Architektur und Kunst. Diese erste kritische Studie zum Rhythmogramm präsentiert selbst feinste Details.
(Ausstellung: Petra Rietz Salon Galerie, Berlin 12.4.–5.7.2014)

 

Johan Nieuwenhuize
IMG_

114 Seiten und 4 Altarfalz-Ausklappseiten, 120 Farbabb., Englisch
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-496-6; 35 Euro

Das neues Projekt IMG_ des niederländischen Photographen Johan Nieuwenhuizes ist eine stetig wachsende Sammlung von abstrakten und teilabstrakten photographischen Observationen des Phänomens Stadt: Strukturen, Gebäude, Autos, Spiegelungen. Die Arbeit repräsentiert das aktive visuelle Archiv Nieuwenhuizes, das auf Reisen in verschiedene Städte Europas und der USA entstanden ist. Die Kombination der Bilder ist an den »Kuleschow-Effekt« angelehnt, ein Experiment des russischen Filmers Lew Kuleschow aus den 1920er-Jahren. In einem Kurzfilm kombinierte dieser drei wechselnde Einstellungen – 1. ein Teller Suppe, 2. ein Kind in einem Sarg und 3. eine Frau auf einem Diwan – mit ein und derselben Aufnahme des Gesichts eines Mannes und löste beim Betrachter unterschiedliche Interpretationen aus: Hunger, Trauer, Lust. In IMG_ nutzt Nieuwenhuize dieses psychologische Phänomen, um die Bedeutung einzelner Bilder und ihren Kontext zu verändern und so dem Betrachter freie Assoziationen zu ermöglichen.

 

Viviane Sassen
Pikin Slee

144 Seiten, 33 farbige Abbildungen, 60 s/w Abbildungen
Prestel Verlag
ISBN: 978-3-7913-4953-4; 39,95 Euro

Viviane Sassen zählt zu den international gefragtesten Mode-Photographinnen der Gegenwart. Auf der Suche nach einer neuen Bildsprache kam sie 2012 in das von der Zivilisation fast völlig abgeschiedene Dorf Pikin Slee am Oberlauf des Suriname-Flusses, mitten im Regenwald der südamerikanischen Republik Suriname. Sie war tief beeindruckt von der einfachen Lebensweise der knapp 4000 Einwohner, die mehrheitlich zur Ethnie der Saramaccaner gehören, den Nachfahren aus Westafrika stammender, entflohener Sklaven. Die Dorfbewohner leben noch heute wie ihre Vorfahren im vollkommenen Einklang mit der Natur. Die Photographin hat ihre Lebensweise in ebenso streng komponierten wie poetischen Schwarz-Weiß-Photographien interpretiert. Sie hat die schlichte, skulpturale Schönheit erfasst, die sich aus dem Zusammenspiel von scheinbar banalen Alltagsgegenständen inmitten einer überwältigenden Natur ergibt.

 

Josh Sims
100 Street Styles

216 Seiten, 300 farbige Abbildungen
Prestel Verlag
ISBN: 978-3-7913-4901-5; 32,95 Euro

Surfer, Skater, Rocker, Gangsta-Rapper, Hipster oder Manga-Mädchen – die Looks von der Straße erobern seit Jahrzehnten die Laufstege und die Mode-Strecken einschlägiger Magazine. Die Zeiten, in denen die Modewelt nur danach schaute, was „tout Paris“ trägt, sind spätestens mit der Generation von Facebook und Fashion-Blogs endgültig vorbei. Hervorgegangen aus Subkultur, Protest- und Jugendbewegungen abseits des gesellschaftlichen Mainstreams, sind die modisch oft eigenwilligen Street Styles Ausdruck von Individualität, Originalität, Leidenschaft und Authentizität ihrer Träger, die sich damit einem bestimmten Milieu zugehörig zeigen und gegenüber der grauen Masse abgrenzen. Der Londoner Modejournalist Josh Sims hat die 100 wichtigsten und einflussreichsten Street Styles des 20. und 21. Jahrhunderts zusammengetragen und präsentiert eine detaillierte, reich bebilderte Übersicht über ihre zeit- und kulturgeschichtlichen Hintergründe, ihre wichtigsten Merkmale und Attribute und erläutert den Einfluss, den sie auf die Modegeschichte ausgeübt haben. Denn so, wie die Avantgardisten Anleihen bei der bürgerlichen Mode machten und diese in ihrem speziellen Stil interpretierten, holten sich auch High-Fashion-Designer wie Vivienne Westwood, John Galliano oder Raf Simons immer wieder Inspirationen von der Straße und ließen diese in ihre Entwürfe einfließen.

 

Heinrich Kuhn
Armutszeugnisse

112 Seiten, 85 Abbildungen
Edition Braus
ISBN 9783862280896; 29,95 Euro

Die Trümmer des Krieges waren weitgehend weggeräumt, die ersten Neubausiedlungen errichtet, da kündigte Willy Brandt in seiner Regierungserklärung vom 18. März 1963 eine Stadtsanierung an, die West-Berlin ein neues Gesicht geben sollte. 56.000 Wohnungen wurden zum Abriss freigegeben, und der Photograph Heinrich Kuhn machte sich im Auftrag der Stadt auf den Weg, um den Zustand der Altbauten in den Sanierungsgebieten zu dokumentieren, bevor sie auf immer verschwinden würden. Seine atemberaubende Dokumentation wird in diesem Band – 50 Jahre nach ihrer Entstehung – nun erstmals veröffentlicht.

 

Michael Ebert (DGPh) / Sandra Abend (DGPh)
Fotografieren für Kinder
192 Seiten, komplett in Farbe, 2. Auflage,
auch als E-Book erhältlich
dpunkt Verlag
ISBN: 978-3-86490-174-4; 24,90 Euro

Das Photographieren ist mit modernen Digitalkameras so einfach wie nie zuvor. Direkt nach der Aufnahme kann man die Bilder auf dem Kameramonitor betrachten, zum Computer übertragen, per E-Mail an Freunde verschicken oder ausdrucken. Auch Kinder photographieren mit wachsender Begeisterung. Damit sie noch mehr Spaß am Photographieren bekommen, haben die Autoren das nötige Wissen über Kameras und viele Ideen für schöne Motive zusammengestellt. Dabei geben sie auch eine Menge Tipps, wie man Photos originell und spannend gestaltet. Im Vordergrund steht dabei die Lust am Photographieren und an schönen Photos. Für die vorliegende zweite Auflage wurden viele Kapitel erweitert, aber auch neue Themen ins Buch aufgenommen.

 

Daniel Tyradellis
Müde Museen

294 Seiten mit 19 s/w-Abbildungen
Edition Körber-Stiftung
ISBN: 978-3-89684-153-7; 16 Euro

Museen sind Massenmedien. Aufwendige Ausstellungsprojekte erreichen immense Besucherzahlen; kühne Museumsbauten bilden neue Landmarken. Keine Zeichen von Müdigkeit, oder? Und doch sind Betrieb und Besucher gleichermaßen erschöpft. Immer mehr, immer teurer, immer multimedialer – und irgendwie immer dasselbe. In die Zufriedenheit mischt sich Unbehagen: Wozu das alles? Für den Philosophen und Kurator Daniel Tyradellis steht die Frage der Vermittlung am Anfang und Ende einer jeden Ausstellung. Das bedeutet aber nicht immer mehr Didaktik und immer weitere Absenkung der Schwellen. Es bedeutet, erfahrbar zu machen, um was es geht: um einen Reichtum an Artefakten und Erlebnissen, um eine Vielfalt der Argumente und Perspektiven, um Freiräume, in denen das Denken sich verändern kann. Der Museumsbetrieb mit seinen Abläufen und Zwängen tut sich schwer mit solchen Überlegungen. So verschenkt er Chancen, gesellschaftliche Fragen in einem ästhetischen Kontext zu verhandeln. Tyradellis lässt uns über Ausstellungen anderer Art nachdenken: solche, die den Stand der Wissenschaften und die Eigendynamik der Objekte ebenso reflektieren wie das Vorwissen und die Sehgewohnheiten der Besucher. Aus Museumssälen könnten so »dritte Orte« werden: Erfahrungsräume ganz eigener Art.