Stephan Erfurt (DGPh)
On the Road

Hrsg.: Matthias Harder (DGPh), Felix Hoffmann
Texte: Matthias Harder, Florian Illies, Jordan Mejias
252 Seiten 157 Farb- und S/W-Abb. Deutsch
Kehrer
ISBN 978-3-86828-809-4; 35 Euro

In den zwei Jahrzehnten zwischen 1980 und 2000 realisiert Stephan Erfurt zahlreiche Bildstrecken in unterschiedlichen Magazinen, die seine internationale Reputation begründen. Ein Werk voller Narration und Poesie entsteht, mal melancholisch-zart, mal in harter Realitätsschilderung. Erfurt konzentriert sich häufig auf das atmosphärisch dichte Detail, als neugieriger Weltbeobachter formuliert er wie ein Essayist. Eine Besonderheit ist das Photographieren im Zwielicht, also kurz vor Sonnenaufgang oder kurz nach Sonnenuntergang. Die Verlagerung von Leben und Arbeit nach Berlin ab Mitte der 1990er-Jahre lässt ganz andere Bilder entstehen, etwa die berühmte Nahaufnahme des Fernsehturms am Alexanderplatz. Stephan Erfurt entflieht 1978, 20-jährig, der Enge seiner Heimatstadt Wuppertal. In Paris entdeckt er das Medium Photographie für sich. Anschließend studiert er in Essen Photographie, und ab Mitte der 1980er-Jahre arbeitet er in erster Linie von seinem neuen Lebensmittelpunkt New York aus. Als das FAZ-Magazin, das zu Erfurts wichtigstem Distributionsmedium geworden ist, 1999 eingestellt wird, stellt auch er mehr oder weniger die eigene Photographie ein. In Berlin gründet er mit zwei Freunden nur kurze Zeit später C/O Berlin, das sich zu einer international vernetzten Photoinstitution entwickelt hat. (Ausstellung: Kommunale Galerie Berlin, 28.01. - 08.04.2018)

 

Jacqueline Hassink
Unwired

318 Seiten mit 131 Abb., Englisch
HatjeCantz
ISBN 978-3-7757-4398-3; 58 Euro

Unwired verbindet gleich zwei aktuelle Projekte der niederländischen Photographin Jacqueline Hassink (*1966 in Enschede), die unseren Blick auf eine immer stärker digital vernetzte Welt schärft: In Unwired Landscapes spürt sie Orte auf, an denen keinerlei Netz aufbaufähig ist, wo reine Funklöcher bestehen – abgeschiedene Gegenden wie die japanische Insel Yakushima, die norwegische Inselgruppe Spitzbergen oder auch die unbewohnbare Vulkanwüste Islands vor ihre Linse, aber auch künstlich funkstille Orte im urbanen Raum wie sie etwa im Digital Detox Hotel, Baden-Baden erzeugt werden, stellt sie vor. Auf den ersten Blick konträr dazu verhält sich das zweite Photoprojekt iPortrait. Hier porträtiert Hassink in ihre Smartphones vertiefte Menschen in den U-Bahnen der Metropolen New York, Paris, London, Moskau, Shanghai, Peking, Seoul und Tokio. Darin offenbart sie die Kehrseite der digitalen Vernetzung, die den direkten zwischenmenschlichen Kontakt abbrechen lässt.

 

Stefan Bladh
Hidden Kingdom

80 Seiten mit 38 farbige Abb., Englisch
Kerber
ISBN 978-3-7356-0395-1; 45 Euro

Hidden Kingdom ist eine fiktionale Reise durch eine innere und äußere Landschaft von Situationen und Begegnungen. Die Serie untersucht eine Befindlichkeit – die Unbeständigkeit von Allem und die menschliche Sehnsucht nach dem Erscheinen von etwas Größerem. „Die Serie besteht aus Bildern von Touren durch europäische Landschaften in den Jahren 2006 bis 2016. Sehr oft erlebte ich dabei Momente, die weder am Anfang noch am Ende von etwas lagen und mir noch nicht einmal einen Einblick erlaubten. Vielmehr befand ich mich mitten in etwas. Und das war immer das Wichtigste."  (Stefan Bladh) Die Publikation lädt zu einer eindrucksvollen Reise ein in den ganz eigenen künstlerischen Kosmos von Stefan Bladh.

 

Frederike Helwig
Kriegskinder

Porträts der vergessenen Generation
104 Seiten, 45 Abb., Deutsch, Englisch
HatjeCantz
ISBN 978-3-7757-4393-8; 35 Euro

"Was haben meine Eltern erlebt, als sie so alt waren wie mein Sohn heute? Was hat sie zu denen gemacht, die sie heute sind?" Diesen Fragen geht die Photographin Frederike Helwig in dem Band Kriegskinder nach. Diejenigen, die Ende der 1930er-, Anfang der 1940er-Jahre geboren wurden und während des Zweiten Weltkriegs aufwuchsen, sind heute in ihrem achten Lebensjahrzehnt. Sie schauen zurück, sprechen teilweise zum ersten Mal darüber, was sie geprägt hat: Bomben, Flucht, Angst, Hunger, Krankheit, Tod, verschwundene Väter, überforderte Mütter – aber auch die Sprachlosigkeit der Nachkriegszeit, in denen die Erinnerungen an den Krieg und dessen generationsübergreifende Folgen vergessen werden sollten. Den 45 eindringlichen, allesamt analog aufgenommenen Porträts aus der Gegenwart sind erzählte Kindheitserlebnisse der Zeitzeugen gegenüber gestellt. Das macht Kriegskinder zum Porträt einer Generation, deren Erinnerungen bald mit ihr verschwunden sein werden. (Ausstellung: 2.2.–8.4.2018, f³ – freiraum für Photographie, Berlin)

 

Witterungen
Laurenz Berges, Michael Collins und Paola De Pietri

Hrsg.: SK Stiftung Kultur Köln
Texte: Gabriele Conrath-Scholl (DGPh), Claudia Schubert (DGPh), Michael Collins
3 Leporellos, ca. 25 Farb- und SW-Abbildungen, Deutsch/ Englisch
Snoeck Verlag
ISBN: 978-3-86442-239-3; 39,80 Euro

Mit dem Begleitbuch "Witterungen" ist der SK-Stiftung (Köln) eine besondere Publikation gelungen. Es handelt sich um einen Schuber der bereits haptisch (rauer Buchbinderkarton) dem Thema etwas raues, strukturelles, eine variable Anmutung vermittelt. In den Schuber sind 3 Leporellos einer je künstlerischer Position eingelegt. Jeder Leporello hat eine Titelseite mit dem Namen der/s Photographin/Photographen und eine Rückseite mit einem Textbeitrag zu der jeweiligen Werkserie. Im Innenteil sind 8-9 Motive präsentiert. Diese Präsentation stellt eine vornehme und elegante Form dar und entspricht in besonderer Weisen den gezeigten Werkgruppen, da sie dazu einlädt den Blick in Nachfolge der Künstler wandern zu lassen verschiedene Motive gleichzeitig zu sehen und durch Faltung des Leporellos ganz individuelle Zusammenstellungen zu erzeugen. Der Begriff "Witterungen" kann das Wetter oder eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit thematisieren. Aber er beschreibt auch "Veränderung, Verwitterung, Verfall und Transformation." Aus der Gruppe der Leporellos sticht die Werkgruppe "Questa Pianura" von Paola De Pietri besonders hervor in ihrer pointierten und ausdrucksvollen Bildsprache. Sie verbindet dokumentarische und surrealistische Aspekte, diese fordern die visuelle Neugierde des Betrachters heraus und veranlassen ihn zugleich sein Italienbild zu reflektieren. Nicht nur die Leporellos als künstlerische Positionen sondern auch die Publikation haben einen Sammler Wert, sie stehen in einer Tradition gut gestalteter Photographiebücher. Insgesamt eine besonders gelungene Publikation, die den gezeigten Werkgruppen künstlerisch gerecht wird und den Liebhaber des Photographie-Buches erfreut, da sie eine besondere künstlerische Note hat. (Gestaltung: Claudia Ott, Düsseldorf) D.B.

 

Mario Marino
Die Magie des Augenblicks

336 Seiten; 40 farbige und 125 s/w Abb., Sprachen: Deutsch, Englisch
Text: Ulrich Rüter
Kerber
ISBN 978-3-7356-0444-6; 78 Euro

Mario Marino gehört zu den leidenschaftlichsten und begabtesten PortraitPhotographen unserer Tage. Seine Motive findet er auf seinen zahlreichen Reisen, die ihn zwischen 2013 und 2016 von Europa nach Afrika, Lateinamerika und immer wieder nach Indien führten. Im Mittelpunkt seines Werkes steht für den Photographen der Mensch. Voller Empathie und Interesse am Gegenüber gelingt es ihm, ausdrucksstarke Portraits zu gestalten. Mit einfachen Mitteln und natürlichem Licht erreicht er eine unmittelbare Eindringlichkeit in seinen Motiven. Seine Portraits sind zugleich bestechend einfach und kunstvoll vieldeutig. Gerade in ihrer Reduktion gewinnen die Motive eine enorme Kraft. Der Bildband versammelt 164 Photographien, die auf seinen Reisen durch Indien entstanden sind.

 

Tarek Leitner Peter Coeln
Hilde & Gretl - Über den Wert der Dinge

144 Seiten, ca. 70 Abb., Deutsch
Brandstätter
ISBN978-3-7106-0213-9; 25 Euro

Der Photograph  Peter Coeln und der Autor Tarek Leitner müssen verrückt gewesen sein. Der eine kauft ein altes Haus im niederösterreichischen Waldviertel, und der andere hilft ihm zu entscheiden, was nun aufzuheben sei und was nicht. Was die beiden finden, sind die Leben der beiden Cousinen Hilde und Gretl, die über viele Jahrzehnte hinweg in jenem Haus eheähnlich zusammengelebt haben. Zwei Leben, deren Alltag, und nicht deren Außergewöhnlichkeiten sich vor uns ausbreiten: in abertausenden Dingen, in Briefen, Notizzetteln, Photographien und Dokumenten.  Hilde und Gretl waren Meisterinnen im Schichten." Sie hatten einen Hang zu Plastikflora, dazu einen Engel-in-allen-Formen-Tick, und statt irgendwann mal etwas wegzuwerfen, haben sie alles geordnet. Briefe, Photos, Rechnungen. Zeitungsausschnitte über die wöchentliche Ziehung der Lottozahlen, chronologisch über Jahrzehnte. Das ganze Leben haben Hilde und Gretl in ein perfektes System der Ordnung gepresst. Doch um diese Ordnung zu erkennen, mussten sich Coeln und Leitner erst einmal durch das Chaos wühlen. Die Autoren kommen zum Fazit: Der Alltag ist es, der uns fertigmacht. Insofern lohnt es, auf diesen fremden Alltag, der in mancher Hinsicht auch der unsrige sein könnte, genauer zu blicken.

 

Ola Kolehmainen
It's All One History, Almost

Hrsg.: Nadine Barth
Text: Mark Gisbourne
128 Seiten mit 45 Abb., Englisch
HatjeCantz
ISBN 978-3-7757-4402-7; 40 Euro

Die Arbeiten von Ola Kolehmainen (*1964, Helsinki) sind eine visuelle Reise durch Raum, Zeit und Licht. Bekannt wurde Kolehmainen, Absolvent der TaiK Universität in Helsinki (University of Art and Design) und einer der erfolgreichsten Vertreter der ersten Generation der "Helsinki School", mit der Reduktion von Fassaden zu minimalistischen Detailansichten. In seiner neuen Serie setzt der finnische, seit 2005 in Berlin ansässige Photograph meisterhaft Raum und Licht an Orten in Szene, an denen Glaube praktiziert wird. Inspiriert von seinen Erkundungen islamischer Architektur und Moscheen in Istanbul porträtierte er anschließend Synagogen, Moscheen, Kirchen und Kathedralen quer durch Europa. Kolehmainen arbeitet hier stärker erzählerisch und rückt Ähnlichkeiten, geteilte Geschichte und damit die Universalität von Glauben und Kultur ins Bewusstsein.

 

R.J. Kern
The Sheep and the Goats

120 Seiten 52 FarbAbb., Englisch
Kehrer
ISBN 978-3-86828-835-3; 39,90 Euro

The Sheep and the Goats vereint zwei Werkgruppen in visueller Konversation, The Bovidae: Divine Animals und Out to Pasture. Die Arbeiten machen auf jene Kulturlandschaften aufmerksam, in denen domestizierte Tiere leben. The Bovidae: Divine Animals zeigt Tiere und deren Umfeld in den Ländern von Kerns Vorfahren: Irland, Deutschland, Norwegen und Island. Out to Pasture dagegen ist eine Darstellung des ruralen Amerikas mit Fokus auf Minnesota, der Heimat des Photographen. Zusammen bieten diese Projekte eine Perspektive des Ländlichen in modernen Zeiten. Einfluss auf Kerns Arbeiten hatten vor allem die Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, insbesondere im Hinblick auf den Gebrauch von Licht und Komposition.

 

Photo-Kampagnen der Schaubühne Berlin von 2013 bis 2018
Juergen Teller, Ute und Werner Mahler, Pari Dukovic, Brigitte Lacombe, Paolo Pellegrin
Hrsg. Schaubühne Berlin
Texte:Christoph Amend, Thomas Ostermeier, Joseph Pearson, Dirk Peitz, Ingo Taubhorn, Anne Waak
352 Seiten mit 158 farbige Abb., Deutsch, Englisch
Kerber
ISBN 978-3-7356-0424-8; 48 Euro

Die Schaubühne Berlin gehört zu den führenden deutschsprachigen Theatern im In- und Ausland. Sechs international bedeutende Photographen unserer Zeit haben sich künstlerisch mit dem Ensemble der Schaubühne auseinandergesetzt. Den Anfang machte 2013 Juergen Teller, in den darauffolgenden Jahren porträtierten Ute und Werner Mahler (beide DGPh), Pari Dukovic, Brigitte Lacombe und Paolo Pellegrin das Schauspiel-Ensemble. Die jeweiligen Photoplakate prägten als urbane Ausstellung das Stadtbild Berlins und sind nun erstmalig zusammen in diesem Band zu sehen. Die unterschiedlichen Photographen-Handschriften – ob unverstellt spontan, poppig inszeniert, streng-formal, puristisch oder psychologisch kontemplativ –  zeigen die verschiedenen Facetten  der Schauspieler  und  auch, wie der Blick des Photographen die Porträtierten formt. Eine künstlerische und zeitdokumentarische Arbeit.

 

MAN RAY
Hrsg.: Ingried Brugger, Lisa Ortner-Kreil
Texte: Ingried Brugger, Kim Knowles, Hans Kupelwieser, Bruce Nauman, Lisa Ortner-Kreil, Veronika Rudorfer, Katharina Steidl, James Welling
240 Seiten 76 Farb- und 163 S/W-Abb. Deutsch
Kehrer
ISBN 978-3-86828-812-4; 35 Euro

Man Ray (1890 – 1976) wurde stets vor allem als Photograph rezipiert. Weitreichende Berühmtheit erlangte er für seine Künstler-Photoporträts und seine kameralos aufgenommenen Rayografien der 1920er-Jahre. Dass Man Ray jedoch malte, zeichnete, designte, Filme drehte, Objekte entwarf, Schriften verfasste, sich auch für Typografie, Buch- und Magazingestaltung begeisterte und eine veritable Karriere als experimenteller Modephotograph bei Harper’s Bazaar und Vogue verfolgte, will die Ausstellung des Kunstforums Wien vor Augen führen. Man Ray bediente sich in erfinderischer und spielerischer Manier einer Unzahl an künstlerischen Medien und Techniken. Eine Auswahl von rund 150 Schlüsselwerken aus der ganzen Welt, darunter Gemälde, Photographien, Objekte, Papier-Arbeiten, Collagen, Assemblagen und experimenteller Film, umreißt die gleichsam enigmatische wie komplexe Künstlerpersönlichkeit Man Rays und zeigt, wie er – in kongenialer künstlerischer Komplizenhaftigkeit mit Marcel Duchamp – den Grundstein dafür legte, wie und was wir heute als "Kunst" betrachten. Die Publikation ergänzt wissenschaftliche Aufsätze mit Statements von Hans Kupelwieser, Bruce Nauman und James Welling sowie mit einer chronologischen Sammlung ausgewählter Zitate aus Man Rays Autobiografie anstelle einer konventionellen Biografie. (Ausstellung: Kunstforum Wien, 14.02. – 24.06.2018)

 

Edward Quinn
Mein Freund Picasso

Hrsg.: Markus Müller für das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster
Texte von Jean Louis Andral, Markus Müller und Ann-Katrin Hahn
184 Seiten, 25 farbige Abb., 115 s/w Abb.
Wiegand
ISBN 978-3-86832-430-3; 34 Euro

Der 1920 in Dublin geborene Photograph Edward Quinn lebte und arbeitete seit den 1950er-Jahren an der Côte d’Azur, dem damaligen Treffpunkt für Filmstars, Adel und Künstler. Mehr als jeder andere verstand er es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und unvergessliche Photos der Prominenz zu schießen. 1951 begann seine enge Freundschaft mit Picasso, die bis zum Tod des Künstlers 1973 bestand. In dieser Zeit entstand ein umfangreiches photographisches Werk über Picasso, dessen Familie, seine Freunde und sein künstlerisches Umfeld. Der vorliegende Band dokumentiert mit 125 zum Teil einzigartigen Momentaufnahmen zwei Jahrzehnte eines Künstlerlebens. (Ausstellung: Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, 03. Februar bis 22. April 2018)


 

Konrad Helbig
Am Mittelmeer

Hrsg.: LVR LandesMuseum, Deutsche Photothek und Stiftung FC Gundlach
Texte von Jens Bove, Sebastian Lux und Marc Rohrmüller
56 Seiten mit ca. 30 Farb- und SW-Abb.
Eigenverlag
ISBN: 978-3-9818659-3-6; Museumspreis: 9,80 Euro

Das Buch Konrad Helbig. Am Mittelmeer. erscheint in der Ausstellungsserie „Aus den Archiven III“ und präsentiert Konrad Helbigs „Photographische Erkundungen 1954-1985“ rund um das Mittelmeer mit einem Schwerpunkt auf Sizilien. Konrad Helbig war Kunsthistoriker, freischaffender Photograph und Autor. So liegt seine besondere Bedeutung in der verbindenden Funktion zwischen den Medien Text und Photographie in der Konzeption speziell gestalteter Bücher. Dies wird z.B. bei seinem Sizilien Buch von 1956 deutlich, dass er photographierte und mit Texten des Dichters Hugo von Hofmannsthal versah. Diese Konstellation entspricht der Zusammenarbeit von Albert Renger-Patzsch und Ernst Jünger bei dem Buch „Gesteine.“ Entsprechend dieser Konzeption und seiner persönlichen Neigung hat er das Alltagsleben, die Kunst und die bis zu den Griechen reichende Kultur Siziliens in mehr als 17.000 Photographien festgehalten, so dass uns heute die zum Teil markanten Veränderungen deutlich werden. Er hat eine vorindustrielle Zeit festgehalten, auf die wir heute den selben sehnsuchtsvollen und idealisierenden Blick werfen wie auf das antike „Arkadien.“ So dokumentierte er auf allen Reisen rund um das Mittelmeer antike Architekturen, Skulpturen und Artefakte, mittelalterliche Kathedralen und barocke Paläste mit einem besonderen Gespür für mediterrane Landschaften und die Menschen, die inmitten von Spuren vergangener Größe leben und arbeiten. Sein durchaus wiedererkennbarer Photographischer Stil, der eine dokumentarische Bildauffassung mit einem subjektiven Blick kombiniert, geht über eine Bebilderung von kunsthistorischen Texten weit hinaus.(Ausstellung im LVR LandesMuseum, Bonn, 01.03. - 10.6.2018) D.B.

 

Joachim Lindner
Lange Zeit … Lichtbilder der Baltischen See

208 Seiten mit 144 Abb., Deutsch
seltmann+söhne
ISBN: 978-3-946688-00-6; 39 Euro

Zehn Jahre lang hat der Photograph Joachim Lindner insgesamt sieben Länder an der Ostsee bereist und etliche Kilometer Küstenlinie durchwandert, um mit seiner Robert Rigby Pinhole Camera die Schönheit der Baltischen See durch ein winziges Loch hindurch auf 4/5 inch Diafilm zu bannen. Entschleunigung und die Rückkehr zur traditionellen Photographie waren dabei zentrales Anliegen. 144 Camera Obscura Aufnahmen bekräftigen die Intention des Photographen, unterstrichen wird die Bildwirkung durch feinsinnige und emotionale Texte seiner Tochter, der Autorin Lisa Lindner. „Beständige Bewegung. Ein sanftes Fließen der Wellen umspielt die über Jahrtausende hinweg glatt geschliffenen Steine, runde Körper im Zeichen der Zeit. Alles ist in Bewegung und strahlt zeitgleich eine undurchdringbare Ruhe aus. Die See ist heute ein ruhiger Besucher.“ Trübe Farben, verwischte Konturen. In den Unschärfen der Aufnahmen lassen sich die Wurzeln der Photographie ausmachen, Ruhe und Konzentration auf das Wesentliche dienten Joachim Lindner als grundlegende Gestaltungselemente seiner Arbeiten. Es ist eine Rückwärtsbewegung der besonderen Art. Nicht gänzlich verzichtet der Photograph auf die digitalen Möglichkeiten, vielmehr gelingt ihm die Symbiose von traditioneller und moderner Photographie. Alle Motive wurden digital weiterverarbeitet. Die Arbeiten im Buch sind ein Zusammenspiel zwischen dem Photographischen Anfang und neuester digitaler Technologie. Entstanden sind dadurch 144 außergewöhnliche Aufnahmen fernab von Druck und äußeren Einflüssen.

 

Juan Grimm
Die schönsten Gärten Chiles

Hrsg.: Claudia Pertuzé, Ediciones Puro Chile
Texte: Aniket Bhagwat, Juan Grimm, Mathias Klotz, Mitzi Rojas, Gestaltung von Colomba Cruz, Ediciones Puro Chile
304 Seiten mit 264 Abb., Englisch, Spanisch
ISBN 978-3-7757-4389-1; 49,80

Juan Grimm gilt als Vater der Landschaftsarchitektur in Chile. Seine Entwürfe, die stets die Erhabenheit der Natur unterstreichen und die Umgebung miteinbeziehen, arbeiten vor allem mit einheimischer Flora und schaffen doch atemberaubende neue Landschaftsstrukturen. Als wichtigster Landschaftsdesigner Südamerikas hat er beinahe 1000 Hektar Gärten sowie private und öffentliche Parks in Chile, Argentinien, Peru und Uruguay entworfen und gebaut, darunter die Gärten des Bahá’í Tempels in Santiago und eines Benediktinerklosters. Mit Zeichnungen, Photographien, Interviews und ausführlichen Begleittexten stellt die Publikation Grimms Schaffen vor: seine Arbeitsweise, seine Inspirationsquellen, seinen künstlerischen Anspruch. Ausgewählte Beispiele von kleinen Gärten bis zu großen Parks illustrieren Grimms Entwicklung über 30 Jahre. So wird nicht nur Grimms Arbeit, sondern auch das Model von Landschaftsarchitektur in Chile präsentiert, für das sein Werk beispielhaft ist.