Elger Esser (DGPh)
Combray
Mit Texten von Kirsten Claudia Voigt und Bernd Stiegler (DGPh)
224 Seiten, 102 Tafeln in Duotone
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607513; 68 Euro

Combray ist ein fiktiver Ort. Zwar heißt eine französische Kleinstadt Illiers-Combray, aber auch dieser Name ist eine literarische Konstruktion: Marcel Prousts Vater stammte aus Illiers nahe Chartres, die Familie verbrachte viel Zeit dort. Aus Anlass von Prousts 100. Geburtstag legte sich die Gemeinde 1971 den Zweitnamen zu. Combray existiert nur in Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ – das Ich seines Jahrhundertromans wächst hier auf, Kindheitserinnerungen verbinden sich mit diesem Namen. Für Elger Esser (geb. 1967), einen der seinerzeit jüngsten und letzten Becher-Schüler, ist Combray überall dort, wo Frankreich noch so aussehen mag wie zu Prousts Zeiten. Die photographische Ausbeute seiner Reisen durch die französische Provinz ist reich: In allen Regionen des Landes, das er in den letzten zehn Jahren von Norden nach Süden und von Osten nach Westen durchstreifte, fand er, was er nicht auf den Spuren, aber im Geiste Prousts suchte: verwunschene, oft auch verlassene Dörfer, Gehöfte an Flussläufen, Monets Garten in Giverny, alte Klöster und Kirchenruinen, eingebettet in scheinbar unberührte Natur, Orte und Landschaften, die wie aus der Zeit gefallen wirken. „Esser spürt im Heute das Gestern und Vorgestern auf, zeigt dessen randständiges Andauern, das uns schroff oder malerisch überrascht und Gegenwart relativiert…“, schreibt Kirsten Voigt in ihrem begleitenden Text. Esser nahm seine Combray-Serie analog in Schwarzweiß auf und fertigte von den Negativen Heliogravüren, ein veraltetes Verfahren, das die Schönheit und die latente Melancholie seiner real existierenden Vision noch deutlicher hervortreten lässt.

 

Mit anderen Augen 
Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie

360 Seiten mit 280 farbigen Abbildungen
Snoeck Verlagsgesellschaft
ISBN 978-3-86442-158-7; 39,80 Euro

In der aktuellen Kunst, insbesondere der Photographie, gehört das Porträt nach wie vor zu den wichtigsten und immer wieder neu gestalteten bildnerischen Inhalten. Die ästhetischen Ansätze reichen vom Dokumentarischen bis zur Inszenierung, von der Neuformulierung ikono grafischer Bildtraditionen bis hin zur künstlerischen Beschäftigung mit Aspekten der Amateurphotographie oder Abstraktion als mögliche Reflexionen des Themas. Mit diesem gemeinsamen Ausstellungsprojekt nähern sich das Kunstmuseum Bonn und Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln dieser Vielschichtigkeit und Aktualität an. Und schon jetzt kann behauptet werden: Wenn vor 15 Jahren ein Buch wie »How you look at it?« den definitiven Schlussstrich unter die Fragestellung gezogen hat, wie formal bildende Kunst und Photographie verwandt seien, und so zu einer ungeheuren Aufwertung der Photographie beigetragen hat, dann liefert für unsere Gegenwart »Mit anderen Augen« eine breite Bestandsaufnahme und definitive Bestätigung der zwischenzeitlich nicht mehr zu bestreitenden Vormachtstellung der Photographie in der künstlerischen Gattung des Porträts! Der Ausstellungskatalog enthält Texte in Deutsch und Englisch von Gabriele Conrath-Scholl, Stefan Gronert, Klaus Honnef, Claudia Schubert (alle DGPh) und Barbara Hofmann-Johnson. (Ausstellungen: Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, 26.2.– 29.5.; Kunstmuseum Bonn, 25.2.– 8.5.; Kunsthalle Nürnberg und Kunsthaus im KunstKulturQuartier, 13.10.2016–15.1.2017)

 

Brigitte Kraemer (DGPh)
Mann und Auto, Die Bude, Im guten Glauben – Reportagen und Fotografien von 1985 bis heute
Hrg.Christine Vogt, Texte von Sarah Bauer und Christine Vogt
128 Seiten 45 farbige und 75 s/w Abbildungen
Kerber Verlag
ISBN 978-3-7356-0233-6;  35,00 Euro

Der Ausstellungsband "BRIGITTE KRAEMER. Fotografien von 1985 bis heute" zeigt eine Auswahl aktueller und früherer Arbeiten der Photographin, die mit Ihrer Werkserie "Die Bude" bekannt wurde und an der sie bis heute arbeitet. Sie photographiert für Zeitungen und Zeitschriften und extrahiert aus ihren Recherchen zeitgenössische Themen wie „Obdachlose“ „Mädchen auf Trebe“ oder Klebstoffschnüfflern in der Punker- und Hausbesetzerszene. Darüber hinaus hat sie spezifische Ruhrgebietsthemen wie "Mann und Auto" und natürlich die für den Bergarbeiter lebensnotwendigen "Trinkhallen", die aus seinen Siedlungen nicht wegzudenken sind, visualisiert. Hier hat sie den kenntnisreichen Blick, der für gute Photographie notwendig ist, indem sie nicht nur die improvisierte Architektur der Buden mit ihren Betreiber-Originalen sondern auch augenzwinkernd die hier stattfindenden Rituale wie die Einweggläser mit "Rollmops, Soleiern und Bratlingen" den Grundbedürfnissen der Kumpel nach der Schicht zeigt. Augenzwinkernd nimmt sie einen Perspektivwechsel vor wie den Blick des Budenbesitzers auf seine Kunden z.B. der kleine Junge der sehnsüchtig auf die süßen Auslagen guckt. Der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen kommt der Verdienst zu in Ausstellung und Buch die umfangreichen Werkgruppen der letzten 30 Jahre in vergleichender Form zu präsentieren. Damit wird ein bedeutendes Kapitel für die Identität des Ruhrgebietes und der regionalen „street photography“ einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. (DB)

 

Erich Grisar
Ruhrgebietsfotografien 1928 - 1933

Hrg. H.Th. Grütter, Texte von Erich Grisar, Stefani Grebe (DGPh), Walter Gödden und Andrea Zupancic
224 Seiten ca. 175 S/W Abbildungen
Klartext Verlag
ISBN 978-3-8375-1404-9; 19,95 Euro

Der Ausstellungsband »"Erich Grisar. Ruhrgebietsfotografien 1928 – 1933" ist ein weiterer Baustein in der Reihe "Heinrich Hauser - Das schwarze Revier", "Alles wieder anders" und "Chargesheimer - Die Entdeckung des Ruhrgebietes" im Ruhr Museum und gleichzeitig ein interessanter Aspekt zu dem Bild des Ruhrgebietes in der Photographie. Ist die Perspektive von Chargesheimer von außen auf die Region, so ist der Blick von Erich Grisar von innen, er hat selbst in dem Milieu des „Dortmunder Norden“ gelebt. Da er dort auch aufgewachsen ist, sind seine Motive von Kindern und Jugendlichen besonders authentisch. Wie etwa der Verkaufsstand mit Kreisel,“ der alle Nuancen kindlicher Gefühle widerspiegelt. Daneben steht schon der Ernst des Lebens als Kohlensammler, Blumenverkäufer, Botenjunge, Obstverkäufer und die kleinen Kohlenträger, als Beispiele für Kinderarbeit. Einige Motive kontrastieren auch die öde Umgebung mit der Phantasie der Kinder und ihrer Spielmöglichkeiten. Eine Serie zeigt eindrucksvolle Photographien von Kriegsinvaliden, die in ihrer Persönlichkeit und als Teil des Strassenbildes fotografiert sind. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind die Bild-Text Reportagen, die im zeitgenössischen Kontext stehen und Empathie mit genauer Beobachtung verbinden. Sie vermeiden aber den ideologischen Impetus, der häufig der Stilrichtung der Arbeiterfotografie zu Eigen ist.
Wie die Kuratorin Stefani Grebe (DGPh) richtig feststellt sind die gezeigten Serien „Dokumentarphotographien und Sozialreportagen eines Schriftstellers,“ die sehr authentisch sind und von großer Empathie zeugen, aber an die Aussagekraft und Charakterisierung der Menschen der Chargesheimer Photographien nicht heranreichen. Dazu fehlt den Photographien Grisars das Exemplarische und die gestalterische Kraft.
Insgesamt ist es ein wichtiges Photographiebuch, das einen weiteren Baustein zur photographischen Auseinandersetzung mit der Region durch verschiedene Künstler der letzten 80 Jahre zeigt. Dem Ruhr Museum und seinem Kuratorenteam ist große Anerkennung dafür zu zollen, dass es dieses bedeutende Kapitel in der Photographie so fundiert und ausführlich aufarbeitet und zur Diskussion stellt. Schon jetzt kann man sehr gespannt sein auf die geplante Ausstellung zu den "Ruhrgebiet Landschaften" von Albert Renger-Patzsch, der eine weitere Seite der Region im Stil der "Neuen Sachlichkeit" zeichnen wird. (DB)

 

Sarah Moon (DGPh Kulturpreisträgerin 2007)
Now and Then
Deichtorhallen Hamburg/Haus der Photographie
160 Seiten, 133 Farb- und S/W-Abb. und 8 Seiten Begleitheft zur Ausstellung
Kehrer Verlag
ISBN: 978-3-86828-676-2; 45 Euro

Die 1941 geborene Photographin mit dem Künstlernamen Sarah Moon wuchs in England und Frankreich auf. Nachdem sie einige Jahre in Paris als Model gearbeitet hatte, begann sie 1968 zu photographieren. Auf ihre ersten Kampagnenbilder für Cacharel folgten unzählige Werbephotographien unter anderem für Dior, Chanel, Comme des Garçons und Christian Lacroix. Außerdem photographierte Moon Modestrecken für Magazine, drehte Kurz- und Dokumentarfilme sowie den Spielfilm Mississipi One. Als erste Frau photographierte Sarah Moon für den renommierten Pirelli-Kalender. Zu ihren jüngsten Arbeiten zählen Bilder und ein Kurzfilm für Dior homme. Ihre oft in unscharfem Schwarz-Weiß oder blassen Farben gehaltenen Bilder – Moon arbeitet oft mit Polaroid-Film – locken den Betrachter in ein Reich der Träume, Mythen und Ängste; sie spiegeln auch Paradiesisches: unbekannte Landschaften, verzauberte Städte. Ihre Mädchen- und Frauenporträts, die Modeaufnahmen insbesondere, wirken wie Blicke in die Zeitlosigkeit. Sarah Moons Arbeiten wurden in Museen und Galerien rund um die Welt gezeigt, darunter im Center of Photography, New York, im Maison européene de la photographie, Paris, dem Kyoto Museum of Contemporary Art und dem Londoner Royal College of Art. Die Werkschau im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg ist die bisher umfangreichste Ausstellung von Sarah Moon.

 

Helena Schätzle
Leben nach dem Überleben

400 Seiten, 200 Illustrationen
Texte auf Deutsch, Englisch und Hebräisch. 
Nimbus Verlag
ISBN 978-3-03850-019-3; 48 Euro

Siebzig Jahre sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung der Konzentrationslager vergangen. Die Überlebenden der Shoah wurden 1945 gerettet, doch schwere Traumata prägen ihr Leben bis heute. Das Leben nach dem Überleben - was bringt es mit sich, und wie kann man es begleiten? Die Photographin Helena Schätzle hat sich im Auftrag der Hilfsorganisation AMCHA aufgemacht, die Geschichten der Überlebenden neu zu dokumentieren. Die Bilder nehmen den Betrachter mit nach Israel, in Wohnungen, auf Spaziergänge und in bunte, lebendige Familien. Sie vermitteln intime Einblicke in eine wiedergewonnene Gegenwartsfreude, aber auch Momente tiefer Einsamkeit – Photos, wie man sie von Überlebenden der Shoah in dieser Form noch nicht gesehen hat. Sie veranschaulichen die emotionalen Spuren, die der Holocaust hinterlassen hat – mit allen Nöten und Hoffnungen, die mit der Aufarbeitung der traumatischen Vergangenheit verbunden sind. In engem Austausch mit den Überlebenden und ihren Nachkommen hat Helena Schätzle einen Band geschaffen, der die Präsenz der Vergangenheit und das andauernde Leid der Überlebenden nachvollziehbar macht und den Verletzungen der Seele eine Bildsprache gibt. Zugleich sind die Bilder Zeugnisse einer zutiefst beeindruckenden Vitalität und Lebensbejahung. Jede der porträtierten Personen wird mit einer Kurzbiographie vorgestellt; in die Bildsequenzen sind Zitate der Überlebenden und ihrer Kinder einfügt. Die Texte sind deutsch, englisch und hebräisch wiedergegeben. Der Band erscheint als Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung, die im Auswärtigen Amt, Berlin, startet und im Anschluss an zahlreichen weiteren Orten gezeigt werden soll. Frank-Walter Steinmeier hat zu dem Buch einen einleitenden Text verfasst. 

 

Walker Evans
Tiefenschärfe

Prestel Verlag
ISBN: 978-3-7913-8222-7; 69 Euro

Diese umfangreiche Monografie dokumentiert erstmals das gesamte Lebenswerk des großen amerikanischen Photographen Walker Evans und macht seine inneren Zusammenhänge anschaulich. Die Eleganz und kristalline Klarheit seiner Bilder hat Generationen von Künstlern und Photographen beeinflusst: von Helen Levitt über Robert Frank und Diane Arbus zu Lee Friedlander, Bernd und Hilla Becher sowie deren Schüler bis hin zur zeitgenössischen Kunst eines Andy Warhol, Richard Prince oder Jack Pierson. Die Werkauswahl erfolgte durch Evans’ langjährigen Wegbegleiter John T. Hill und den ausgewiesenen Kenner der amerikanischen Photographie Heinz Liesbrock. Das Buch erscheint zur ersten europäischen Retrospektive des Werks von Evans im Josef Albers Museum in Bottrop, die anschließend in Atlanta und Vancouver gezeigt wird.


Walker Evans
Labor Anonymous

Hrg. Thomas Zander, Essays von David Campany, Heinz Liesbrock & Jerry L. Thompson
36 seitiges Textheft in deutscher Sprache. 164 S. mit 123 (117 farb.) meist ganzseit. Abbildungen
Verlag der Buchhandlung Walther König
ISBN 978-3-86335-871-6; 38,00 Euro

Das Photographiebuch "Walker Evans: Labor Anonymous" stellt eine weniger bekannte Werkserie von Walker Evans vor, erschienen 1946 in der Zeitschrift "Fortune". In der ihm eigenen präzisen Art photographierte er Passanten auf einem Gehweg in Detroit, stilistisch vergleichbar mit seinen Porträts der Reisenden in der New Yorker U-Bahn. Was wir heute als „street photography“ bezeichnen ordnete Walker Evans als "dokumentarischen Stil" ein. Es ist keine Typologie wie die »Menschen des 20. Jahrhunderts« von August Sander, sondern die Mehrdeutigkeit des Titels „anonymes Labor“ gibt dem Betrachter verschiedene Deutungsmöglichkeiten an die Hand. Die Buchkonzeption greift diesen Titel und seine Intention auf, mit ca. 50 Photographien werden auch die Kontaktbögen präsentiert, so dass der Betrachter eine eigene Serie zusammenstellen kann. Die Arbeitsweise des Photographen wird ergänzend veranschaulicht durch Textentwürfe Notizen, Briefe und Walker Evans Archivalien des Metropolitan Museum of Art (New York). Besonders aufschlußreich sind die von Walker Evans konzipierten und gestalteten Bücher im Kapitel „Walker Evans anonym und inkognito.“
Dieses Buch ist ein weiterer Höhepunkt in der Reihe der bereits vorgestellten Publikation "Walker Evans: Lyric Documentary", "Walker Evans. Tiefenschärfe", "studio" und "Double Elephant" und verbindet zwei Protagonisten, die sich um die klassische künstlerische Photographie verdient gemacht haben Thomas Zander und Heinz Liesbrock. Beide haben mit ihren Ausstellungen und Büchern eine wichtige und anregende Debatte zur Rezeption der klassischen Moderne und ihre Bedeutung für die zeitgenössische Photographie unterstützt. (DB)

 

Carolin Schüten
Like All But Me

128 Seiten
Verlag Kettler
ISBN: 978-3-86206-514-1; 36 Euro

Die Photographin Carolin Schüten hat zwischen 2006 und 2014 Jungen und Mädchen auf unterschiedlichen Kontinenten und in verschiedenen Ländern im Alter zwischen 10 und 14 Jahren portraitiert. 70 Schwarzweißaufnahmen dieser Serie geben eindrücklich den Augenblick wieder, in dem Heranwachsende den anderen betrachten und damit die Welt erkennen. Es macht den Reiz ihrer Bilder aus, dass Carolin Schüten darauf verzichtet, Kinder und Jugendliche zu inszenieren. Ein diffuser, nicht weiter bestimmbarer Hintergrund und der kleine Ausschnitt eines extrem herangezoomten Gesichtes genügen, um die Heranwachsenden sehr präsent werden zu lassen. Ob kesser Blick in die Kamera oder skeptisches Schauen ins Objektiv, jedes Kind offenbart – gleich welchen Alters oder Geschlechts und egal welcher Herkunft – die unterschiedlichen Ressourcen, die jedem von ihnen beim Großwerden zur Verfügung stehen.

 

Noel Bowler
Union

128 Seiten, 57 Farbabb., Englisch
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-619-9; 48 Euro

Union entstand über einen Zeitraum von vier Jahren, der von wirtschaftlicher Unsicherheit, erhöhter Verunsicherung der Arbeitnehmer und dem Verfall traditioneller Arbeitspraktiken dominiert war. Es ist eine Antwort darauf, wie die Gewerkschaften, die im 19. Jahrhundert zum Schutz der Arbeiter vor Ausbeutung gegründet wurden, auf die aktuelle Krise reagieren. Noel Bowlers Photographien zeigen die Innenräume von Gewerkschaftsbüros in 14 Ländern, die alle deutliche kulturelle und historische Unterschiede aufweisen. Dadurch gewährt er einen Einblick in die normalerweise unbekannten Räume, in denen Entscheidungen gefällt und Richtlinien festgelegt werden, die so viele betreffen. Diese Innenansichten werden durch Porträts von Gewerkschaftsführern ergänzt. Union ist eine Reise durch eine unruhige Welt, in der die Gewissheit der Vergangenheit einer unbekannten Zukunft entgegensieht.

 

André Lützen
Inside Out Kochi

80 Seiten, 48 Colorphotos, Englisch
Peperoni Books
ISBN-13: 978-3941825901; 35 Euro

Für "Inside Out Kochi" ist André Lützen in die Hafenstadt im Südwesten Indiens gereist. Und wie im Vorgänger "Zhili Byli" mit Photographien aus der russischen Stadt Archangelsk, hat er sich für die Menschen interessiert, junge und alte, Männer und Frauen, ihren Lebensraum, drinnen und draußen, privat und öffentlich, und wie sie sich darin einrichten. Das Klima spielt eine Rolle, der Monsun. Die Straßen sind nass, Regen fällt, die Luftfeuchtigkeit hängt schwer in der Luft. Die Menschen bewegen sich kaum, sie liegen, sitzen oder stehen. Es herrscht ein Gefühl von Reglosigkeit und Lähmung. Aber, und auch das sagen André Lützens Bilder, es liegt nicht nur am Monsun. Die koloniale Vergangenheit, die schwierige Wirtschaftslage, die es vielen schwer macht, ihr Überleben zu sichern, die ungewisse Zukunft der Region – all das wird schmerzhaft spürbar. In Momenten aber sind die Menschen auch ganz bei sich. Das Buch zeigt eine Stadt und eine Bevölkerung auf der Suche nach ihrer Identität, zwischen Tradition und Moderne in einer globalisierten Welt.

 

Lorne Resnick
Kuba - Magie des Augenblicks

Verlag Prestel
ISBN: 978-3-7913-8214-2; 49,95 Euro

Lebensfreude, Eleganz und ein Schuss Exotik – auf Kuba sind das keine Klischees, sondern gelebter Alltag der Menschen, die auch Fremde mit offenen Armen willkommen heißen. „Ich möchte Bilder schaffen, die das Hochgefühl vermitteln, das ich in jeder Sekunde auf Kuba empfinde“, schwärmt der renommierte Photograph Lorne Resnick, der in den vergangenen zwanzig Jahren über fünfzig Mal vor Ort war. Seine bezaubernden Momentaufnahmen von alten blankpolierten Straßenkreuzern, verträumten Landschaften und vor allem von den Menschen, ergeben ein vielfältiges Mosaik, welches das besondere Lebensgefühl der Inselbewohner authentisch wiedergibt. Ergänzt wird diese visuelle Reise durch eine Einleitung des bekannten Autors Gerry Badger sowie durch ein Vorwort von Pico Iyer. Mit seinen über 250 außergewöhnlichen Aufnahmen ist dieser Bildband ein hinreißendes Portrait der funkelnden kubanischen Kultur, der Schönheit der Insel und der ungezügelten Lebenslust der Kubaner.

 

Gerhard Paul (DGPh)
Das visuelle Zeitalter

760 Seiten, 949 überwiegend farbige, Abb.,
Wallstein Verlag
ISBN: 978-3-8353-1675-1; 39 Euro

Gerhard Paul zeichnet die Geschichte der Moderne als visuelles Zeitalter: Es ist sowohl eine Geschichte von Bildern als auch eine Geschichte visueller Praktiken im 19. und 20. Jahrhundert. In seinem Opus Magnum analysiert er knapp tausend Bilder aus so unterschiedlichen Bereichen wie Werbung und Propaganda, Wissenschaft und Publizistik, Polizeipraxis und Kriegsführung. Anschaulich zeigt Paul, wie auch die außerbildliche Realität immer häufiger nach ikonografischen und medialen Regeln strukturiert wird. Dabei macht er deutlich, wie allgemeine Zeigbarkeitsregeln immer wieder verletzt werden und sich damit die Zonen von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit permanent verschieben. Mit »Das visuelle Zeitalter - Punkt & Pixel« legt Gerhard Paul eine umfassende und opulent bebilderte Geschichte der Bilder und Bildpraktiken der Moderne vor: ein Standardwerk zur Visual History.

 

Hans-Peter Schaub (DGPh)
Fotoschule in Bildern. Landschaftsfotografie 

311 Seiten, auch als e-Book
Rheinwerk Verlag
ISBN 978-3-8362-3673-7; 29,90 Euro

Der Leser begleitet Hans-Peter Schaub auf eine Entdeckungsreise durch vielfältige Landstriche aus nah und fern: von den Bergen über das kultivierte und besiedelte Land bis ans Meer. Man sieht in dieser Photoschule nicht nur viele inspirierende Landschaftsbilder, sondern erfährt immer auch deren Entstehungsgeschichte – mit allen Aufnahmedaten, der Lichtsituation oder besonderen Gestaltungsidee bzw. Skizzen und Vergleichsbildern.