HG Esch (DGPh)
HVB-Tower

Herausgeber: HVB Immobilien AG
240 Seiten
av editon
ISBN: 978-3-89986-252-2; 34 Euro

Der renommierte Architekturphotograph HG Esch (DGPh) hat drei Jahre lang die Sanierung des HVB-Towers, des ersten Gebäudes in Bayerns Hauptstadt mit einer Höhe von über 100 Metern, das bis heute deren Silhouette prägt, dokumentiert. Das Ergebnis seiner Arbeit wird nun in einer Buchveröffentlichung präsentiert. Diese zeigt zunächst den Zustand des vor etwa 35 Jahren in München zwischen Arabellastraße und Richard-Strauss-Straße errichteten und schon 30 Jahre später unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes der Hypo-Vereinsbank, das nun von Grund auf saniert sowie mit einer zeitgemäßen Innenarchitektur und –gestaltung versehen wurde. Für die Aufnahmen hat Esch u.a. auch eine permanente Kamera installiert, die den Umbau in insgesamt 35000 Photos festgehalten hat. Das Buch ist gegliedert in die Themen Sanierung, Nutzung und Historie. Die einzelnen Kapitel werden von Fachleuten ausführlich behandelt. Der erste Teil lebt vor allem von Photographien, die zunächst das leergeräumte Gebäude vor der eigentlichen Sanierung und danach die neuen Bürolandschaften zeigen, um dann in den Bereich „Kunst am Arbeitsplatz“ überzugehen, ein Bereich, der im Finanzsektor mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Die 240seitige Veröffentlichung endet mit der Historie des in den 1970er Jahren errichteten Gebäudes und damit den Voraussetzungen für die Planung der Neugestaltung sowie deren Ergebnis: Der HVB-Tower ist mit dem LEED-Award in Platin für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet worden und hat somit die renommierteste Auszeichnung für Nachhaltigkeitskonzepte erhalten. Das jetzt vorliegende Buch aber lebt vor allem von den großartigen Architekturaufnahmen des Photographen HG Esch. (vZ)

 

Hans Hartung und die Fotografie
128 Seiten, zahlreiche SW Abbildungen
Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-77426-49-5; 29,90 Euro

Die photographischen Werkserien von Hans Hartung sind sehr aktuell und stilistisch interessant, da sie in der künstlerischen Intention eine Brücke zu der zeitgenössischen Photographie schlagen. Hartung hat seine Photographie als Ergänzung zu grafischen und malerischen informellen Werkgruppen gesehen. Thematisch gibt es Bezüge zur Grafik aber eben auch eigenständige photographische Themen. Er selbst hat das so definiert: „… ich habe alles photographiert, was mich interessierte in dieser Welt: Menschen, Wolken, Wasser, Berge, Risse, Flecken, und alle Arten von Licht- und Schatteneffekten, die – manchmal- eine mehr oder weniger enge Beziehung zu meiner Malerei haben.“ Dabei hat er sich auch von Photographen wie Feininger und Adams inspirieren lassen z.B. in dem Selbstporträt von 1966. Der Diskurs der Medien Photographie und Malerei im Werk eines bedeutenden Vertreters der gegenstandslosen Malerei des 20. Jahrhunderts ist Thema des Buches, zumal die Photographien bisher noch nicht als Werkgruppe präsentiert wurden. Für Photographen ist spannend, dass auch den informellen Maler die gleichen Fragen wie Abstraktion und Figuration, der Einsatz technischer Mittel bei der Bildfindung und die Bedeutung des Einzelbildes in der Serie beschäftigen. Besonders aktuell ist der Aspekt „Abstrakt ist nicht ungegenständlich“, denn Hartungs Abstraktionen basieren auf der Realität - seine Bildsprache ist in der Natur begründet. Dies zeigen u.a. die sich im Wasser spiegelnden Pflanzen, die schon 1960 zusammen mit Tuschezeichnungen präsentiert wurden. Ein Buch, das besonders diejenigen interessieren wird, die sich auch theoretisch und praktisch mit Gestaltungs- und Bildfindungsprozessen auseinandersetzen und so das eigene Arbeiten verbessern möchten. Es führt ganz unmittelbar in kreative Prozesse ein und betont dabei das Gemeinsame der Medien in der kreativen Auseinandersetzung. Wichtig ist das Buch, weil es kein „abgeschlossenes Bild des Künstlers“ vermittelt, sondern einen „Forschungs-Zwischenstand“, und damit die Aufforderung sich intensiv mit dieser Thematik und Hans Hartungs Werkgruppen auseinanderzusetzen. (DB) (Ausstellung: Museum für Gegenwartskunst, Siegen 05.06. – 25.09.)

 

Werner Bischof
Standpunkt

312 Seiten, 135 farbige und 150 Duplex-Abbildungen
Scheidegger & Spiess
ISBN 978-3-85881-508-8; 77 Euro

2016 könnte der berühmte Schweizer Photograph Werner Bischof (1916–1954) seinen 100. Geburtstag feiern. Zu diesem Anlass erzählt dieses Buch das Leben und Schaffen des photographischen Zeitzeugen aus einer neuen Perspektive: Erstmals werden neben den weltbekannten Photographien unveröffentlichte Aufnahmen, Zeichnungen, Briefe und Tagebucheinträge aus dem Nachlass präsentiert. Bischofs Biografie, sein photographisches Credo und die Reiseeindrücke werden durch seine Bilder und Worte lebendig. Werner Bischof begann als Studio- und Werbephotograph, wandte sich nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch der Reportagephotographie zu. Zuerst dokumentierte er das kriegsversehrte Europa, ab 1951 reiste er im Mittleren und Fernen Osten, dann in Nord- und Südamerika. Schon ab 1949 war Bischof Mitglied der 1947 gegründeten Agentur Magnum Photos, reiste für sie und angesehene Zeitschriften wie Life, Paris Match, Picture Post oder Du. 1954 verunglückte der Photograph tödlich in den peruanischen Anden. Er hinterließ ein Werk von Weltrang.

 

Alice Springs
The Paris MEP Show

Texte: Englisch, Deutsch, Französisch
112 Seiten
Taschen-Verlag
ISBN 978-3-8365-3973-9; 39,99 Euro

Die Photographin Alice Springs wurde 1923 in Melbourne als June Browne geboren. Sie interessierte sich zunächst leidenschaftlich für das Theater und trat unter dem Namen June Brunell auf. 1948 heiratete sie den Photographen Helmut Newton, der gerade in Melbourne ein kleines Photostudio eröffnet hatte. Dies gab ihrem Leben eine Wende, denn als eine Grippe ihren Mann 1970 daran hinderte, einen Auftrag termingerecht wahrzunehmen, sprang kurz entschlossen seine Frau June ein. Nach einem improvisierten Schnellkurs in Beleuchtung und Kameratechnik photographierte sie an seiner Stelle ein rauchendes Model als Werbemotiv für die Zigarettenmarke Gitanes – was wiederum die Initialzündung für eine eigene Karriere als Photographin war. Unter dem Pseudonym Alice Springs photographierte sie anfangs für Werbekampagnen in französischen und internationalen Modemagazinen, bevor sie sich der Porträtphotographie auf der schicken Seite von Los Angeles sowie der Hollywoodprominenz zuwandte. In den 1980er Jahren war sie aber auch in der brodelnden Punk- und Hip-Hop-Szene in Kalifornien und hier vor allem auf der berühmten Melrose Avenue unterwegs. June wurde zudem Newtons künstlerische Beraterin: Sie betreute seine Ausstellungen und Buchprojekte, entwickelte daneben aber auch ihren ganz eigenen photographischen Stil, geradlinig und verblüffend ungekünstelt. Zu den vielen berühmten von Alice Springs porträtierten Menschen zählen - neben ihrem Mann Helmut Newton, von dem der neue Band eindringliche Selbstporträts und sehr persönliche Bilder enthält - die Photographen Brassaϊ, Richard Avedon, Ralph Gibson, David Bailey und Don McCullin, Sebastiao Salgado, Jaques Henri Lartigue und Robert Mapplethorpe sowie die Prominenten William S. Burroughs, Catherine Deneuve, Graham Greene, Roy Lichtenstein, Yves Saint Laurent oder Nicole Kidman. Der Katalog konzentriert sich aber nicht zuletzt auf den Glamour und die komplementäre, rauere Seite des Melrose Districts in den 1980ern. Sie alle kennzeichnet ein subtiles Gespür für Komposition und Alice Springs‘ besonderes Geschick, das Charisma eines Menschen einzufangen. (vZ)
(Ausstellung: bis 20. November 2016 in der Helmut Newton Stiftung Berlin)

 

Steve McCurry
Buddhismus

96 Seiten, 43 farbige Abb.
Wienand Verlag
ISBN 978-3-86832-339-9; 19,80 Euro

Steve McCurry (geb. 1950) ist einer der weltbesten Photografen unserer Zeit und wurde für seine Photos aus Krisenregionen sowie eindrucksvollen Porträts vielfach ausgezeichnet. Die Aufnahme des afghanischen Flüchtlingsmädchens Sharbat Gula zählt zu den photographischen Ikonen des 20. Jahrhunderts. Auf zahlreichen Reisen nach China, Thailand, Myanmar, Kambodscha und Tibet hat sich McCurry intensiv mit der asiatischen Kultur und dem Buddhismus auseinandergesetzt. Nicht nur die spirituelle Welt Tibets stellt für ihn in ihrer Andersartigkeit eine Gegenwelt zur Gleichförmigkeit unserer westlichen Moderne dar. Im Rahmen des Jahresthemas „Buddha“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte präsentiert der Band 30 eindrucksvolle Photos des Künstlers aus dem Zeitraum von 1985 bis 2013. (Ausstellung: Völklinger Hütte 1. Mai bis 6. November 2016)

 

William Eggleston
Porträts

184 Seiten, 122 farbige und 89 sw Abbildungen
Scheidegger & Spiess
ISBN 978-3-85881-513-2; 48 Euro

William Eggleston, 1939 in Memphis, Tennessee, geboren, hat ein Werk geschaffen, das einen Wendepunkt in der Geschichte der Photographie markiert: Durch ihn wurde die Farbphotographie zum anerkannten Medium künstlerischer Ausdrucksmöglichkeit. Generationen von Künstlern berufen sich auf Egglestons Umgang mit der Farbe. Ungewöhnliche Bildkompositionen, ein treffender Blick und eine besondere Verspieltheit zeichnen auch seine Porträts aus. In den letzten 50 Jahren photographierte er Freunde, seine Familie und zahlreiche Künstler wie die Musiker Elvis Presley und Joe Strummer, den Schauspieler Dennis Hopper oder den Regisseur David Lynch.
Diese erste Monografie zu Egglestons Porträts zeigt rund 90 seiner Photographien. Die teilweise nie publizierten Bilder werden ergänzt durch ein Interview des Photographen mit Familienangehörigen und einen Essay über sein Leben und Werk. Sofia Coppolas Vorwort ist eine Hommage an einen der größten Photographen unserer Zeit.

 

Lee Lockwood
Castros Kuba - Ein Amerikaner in Kuba

368 Seiten
Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-3240-2; 49,99 Euro

An Silvester 1958 reiste der damals noch junge Photojournalist Lee Lockwood nach Kuba, um über das bevorstehende Ende des Batista-Regimes zu berichten. Er kam einen Tag vor Fidel Castros Machtübernahme an und verbrachte eine Woche damit, sich mit der Insel vertraut zu machen, bevor er schließlich den siegreichen Revolutionsführer selbst traf. Castro fand gleich Gefallen an Lockwood, lud ihn im Laufe des folgenden Jahrzehnts häufig ein, nach Kuba zurückzukehren, und gewährte ihm besonderen Zugang zu seinem inneren Kreis. Auch erhielt Lockwood völlige Bewegungsfreiheit, um die Insel ohne die Einschränkungen, die US-amerikanischen Journalisten üblicherweise auferlegt wurden, zu erkunden. Wie viele Journalisten vor und nach ihm musste er lange auf ein Interview mit Castro warten. Doch dann gab ihm der kubanische Revolutionsführer ein siebentägiges Marathon-Interview, in dem alles angesprochen wurde, was damals auf der Agenda stand – von Rassenproblemen in den USA bis zur Kubakrise. Dieses Interview zählt bis heute zu den aufschlussreichsten Zeugnissen dieser Epoche und „enthält für den Leser, der die kubanische Wirklichkeit nur aus dem Zerrspiegel der amerikanischen Propaganda kennt, viele Überraschungen – ein erstklassiges psychologisches Dokument“, so damals  das Urteil in der ‚New York Times Book Review‘. Lockwoods Gespräche und Beobachtungen, die ursprünglich 1967 veröffentlicht wurden, sind in diesem großformatigen Buch nebst Hunderten von Photographien enthalten. Sie dokumentieren in insgesamt neun Kapiteln sowohl die Wochen, in denen Lockwood an der Seite Castros durch das Land reiste, als auch die Entwicklungen im Kuba der 1960er-Jahre: von Militärlagern in den Bergen der Sierra Maestra über das Leben auf den Straßen Havannas bis hin zu politischen Massenkundgebungen. Viele dieser Farb- und Schwarzweißbilder wurden noch nie zuvor veröffentlicht. Ein vorgeschalteter Essay mit dem Titel „Der Kerl, der Fidel erwischt hat – mit Kamera und Mikrofon“ stellen ebenso wie das Nachwort, beide von dem Lateinamerikaexperten Saul Landau, Lockwoods Arbeit in ihren historischen Kontext. (vZ)

 

Cora Pongracz
Das fotografische Werk

200 Seiten, 348 Abbildungen
Schlebrügge.Editor
ISBN 978-3-902833-87-7; 31,10 Euro

Mit „Cora Pongracz: Das fotografische Werk“ erscheint erstmals ein Buch zum Gesamtwerk der Photokünstlerin. Auf Basis einer eingehenden Auseinandersetzung mit dem Nachlass, der 2015 von der Photosammlung OstLicht erworben wurde, bietet es einen fundierten Überblick über alle Werkphasen, das Leben und künstlerische Umfeld von Cora Pongracz. Biografie und Bibliografie wurden erstmals detailliert recherchiert. Die Aufarbeitung des umfangreichen Negativarchivs ermöglicht es, unbekannte Aufnahmen zu entdecken und viele andere erstmals genauer einzuordnen. Wer ab den späten 1960er Jahren vor Cora Pongracz´ Kamera stand, gehört in vielen Fällen heute noch zum Who is Who der künstlerischen und literarischen Avantgarde. Cora Pongracz ist aber nicht nur Dokumentaristin, ihre Portraits zeugen von künstlerischer Reflexion und der Suche nach einer neuen Position als Photographin. Ab Mitte der 1970er Jahre arbeitete sie an konzeptuellen Serien, etwa den „8 erweiterten Portraits – Frauen in Wien“ oder den „verwechslungen“. Um die Vielschichtigkeit einer Persönlichkeit zu vermitteln, machte sie nicht nur Einzelportraits, sondern übersetzte das Umfeld des Portraitierten in assoziative Photoserien. Hier reiht sich Pongracz in den damals aktuellen Diskurs über Identität, Pose und Performativität ein – Aspekte, die den zeitgenössischen Kunstdiskurs bis heute prägen. Das Buch gibt auch dem Früh- und Spätwerk der Künstlerin Raum. Ihre in Deutschland und London entstandenen Portraits, Reportagen und „Life-Style“-Photographien wurden immer wieder in Zeitungen veröffentlicht.

 

Ralf Brueck
Deconstruction Distortion

DAF Timecapsules
144 Seiten, 101 farbige Abb., 5 s/w Abb.
Wienand Verlag
ISBN 978-3-86832-308-5; 38 Euro

Der Künstler Ralf Brueck (geb. 1966), junger Vertreter der Düsseldorfer Schule und Meisterschüler von Thomas Ruff, thematisiert in seinen feinsinnigen, klar strukturierten Arbeiten den architektonischen Innenraum, die Weite der kargen Landschaft und moderne Architektur. Das Buch zeigt Bruecks Entwicklung, beginnend mit der Serie Timecapsules, die Ende der 1990er-Jahre entstanden ist und sich modernen Kirchenbauten widmet, setzt sich fort mit der Serie DAF, in der er die menschenleeren Landschaften des Mittleren Westens der USA einfängt und schlägt den Bogen bis zu den beiden neuen Serien Distortion und Deconstruction. Hier hält die technische Manipulation Einzug in Bruecks Werk: Durch die Verschiebung von Bildstrukturen entsteht eine ganz neue Dimension. (Ausstellung: NRW Forum Düsseldorf, 25. Juni – 21. August 2016)

 

Kurt Hörbst
S10

176 Seiten, 85 Farbabbildungen
fotohof edition
ISBN: 978-3-902993-27-4; 36 Euro

"Von Februar 2012 bis Dezember 2015 habe ich den Bau der Schnellstraße S10 mit meiner analogen Großformatkamera aufgezeichnet. Nachdem ich am nördlichen Ende der S10 lebe, war es naheliegend, dass ich mir die Geschichte anschaue. Die Plattenkamera hab ich verwendet, weil diese Art der Landschaftsphotographie eine gewisse Langsamkeit und Präzision erfordert. In den Bildern will ich eine gewisse Distanz zur Baustelle wahren. Der genaue Blick von außen ist mir wichtig. Wie wirkt sich das Projekt auf die Landschaft aus, auf die Dörfer, die Siedlungen, auf die Stadt, auf die Menschen?" (Kurt Hörbst)

 

Wilfried F. Noisternig
Wie viel Erde braucht der Mensch?

120 Seiten, 78 farb. Abb.
Tyrolia Verlag
ISBN: 978-3-7022-3573-4; 34,95 Euro

Wie viel Erde braucht der Mensch? Diese Frage stellt sich Wilfried Noisternig immer häufiger, als er auf seinen langen Spaziergängen in einem etwas abgeschiedenen Weiler oberhalb von Matrei am Brenner einen allein lebenden Bauern kennenlernt. An diesem Ort scheint die Zeit stehengeblieben zu sein für einen Menschen, der seit Jahrzehnten in Handarbeit ohne Zuhilfenahme von modernen Maschinen seinen Hof bewirtschaftet und abseits von Konsum und Hektik des modernen Alltags ein genügsames aber zufriedenes Leben lebt. Für diesen Band hat der Autor über viele Jahre die Lebensspuren dieses einzigartigen Tiroler Bergbauern photographiert und mit Zitaten aus dessen keineswegs alltäglichen Leben bereichert. Dadurch ist ein einfühlsames Portrait des Kugler-Bauern, von seinem Hof und Anwesen, mit Wald, Wiesen und Feldern entstanden. Das Buch soll die Betrachter und Leser dazu einladen, Reflexionen über die eigenen Ansprüche an das Leben anzustellen. Es wirft die Frage auf, wie wir mit uns selbst, mit unserer direkten Umwelt und unseren Ressourcen umgehen. Führt das Streben nach immer mehr Ertrag auf Kosten von Mensch, Natur und Umwelt zu mehr persönlichem Glück? Oder kann ein zufriedenes Leben auch abseits von zeitgeistigen Trends gelingen? Denn irgendwann taucht sie auf aus der Tiefe der Seele, eine Grundfrage des Lebens: Wie viel Erde braucht der Mensch?

 

Frauen auf Bäumen
Hrsg. Jochen Raiß
112 Seiten, 52 Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-4167-5; 15 Euro

»Ich verstehe nicht, wie man an einem Baum vorübergehen kann, ohne glücklich zu sein«, heißt es in Fjodor Dostojewskis Roman Der Idiot. Und vielleicht erklärt dieser Ausspruch auch ein wenig das zwischen den 1920er- und 1950er-Jahren beliebte, aber bislang in keinem Buch thematisierte Motiv von Frauen auf Bäumen, die der begeisterte Sammler Jochen Raiß (*1969) auf seinen Flohmarktstreifzügen entdeckt hat. Aus Kisten, in denen sich zahlreiche Momentaufnahmen aus fremden Leben wild zusammengewürfelt befanden, zog er Schwarz-Weiß-Aufnahmen junger Frauen heraus, die in schwindelerregender Höhe ihrem Gegenüber manchmal fast verliebt zulächeln. Die Publikation versammelt die Bildfunde dieses charmanten Genres, die Raiß über die Dauer von 25 Jahren zusammengetragen hat. Ob keck die Beine baumeln lassend, lässig in die Astgabelungen geschmiegt oder sportlich die Baumwipfel erklimmend – jedes Bild hat seine ganz eigene Geschichte, die es zu entdecken gilt. Ein Buch voller Nostalgie.

 

Clemens Marschall, Klaus Pichler
Golden days before they end

250 Seiten, 120 Farbabbildungen
Edition Patrick Frey
ISBN: 978-3-906803-05-0; 52 Euro

Es gibt sie noch, jene kleinen Cafés, Branntweiner, Beisln oder – wie sie von den Gästen schlicht genannt werden – Hütten, in denen die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. Geht man daran vorbei, hört man lautes Gelächter durch die angelehnte Tür – und hinein gehen die wenigsten. Zu oft tauchen jene Lokale in den Chronik-Nachrichten auf und melden einen Bauchstich unter Freunden, die im Laufe einer alkoholischen Sitzung über ein Missverständnis gestolpert sind. Klaus Pichler (Photos) und Clemens Marschall (Text) sind über mehrere Jahre hinweg nicht vorbei, sondern hineingegangen. Sie haben gesellschaftliche Paralleluniversen erforscht und dokumentiert: Pichler hielt Momente der Gäste zwischen Alltag, Wahnsinn und Drama fest; Marschall zeichnete Gespräche mit den Lokalbesitzern auf. Zum Vorschein kommen Ersatzfamilien, in denen tägliche Rituale ausgeführt werden. In diesen inoffiziellen Netzwerken blüht der Tauschhandel: aufgenommen in jene Kreise wird man erst nach einer gewissen Probezeit. Doch ist man einmal Familienmitglied, wird zusammengehalten und zusammengetrunken – den ganzen Tag, jeden Tag: Branntweiner sperren bereits um fünf Uhr morgens auf, andere Cafés um neun Uhr vormittags, wieder andere erst nachmittags oder abends, sodass ein 24-Stunden-Service für die alte Trinkergeneration vorhanden ist. Das Mobiliar stammt oft noch aus den 1960ern, die Gäste kommen teilweise ebenso schon so lange. Das einzige Zeichen, woran man sieht, dass der Zahn der Zeit nagt: Die Leute sterben weg. Und mit ihnen jene Lokale. Bei unzähligen Streifzügen durch Wien fanden Pichler und Marschall noch einige dieser Lokale vor, die in den letzten Zügen ihrer Existenz lagen. Das vorliegende Buchprojekt ist ein Abgesang auf diese Orte, die jahrzehntelang das Leben ihrer Gäste geprägt haben und sehr bald für immer verschwunden sein werden.

 

Helfried Strauß (DGPh)
Kostbare Momente

136 Seiten, zahlreiche s/w Abbildungen
www.fotobuch.de ; 94,90 Euro

Ein Geschenkbuch für Evelyn Richter (DGPh) mit Dank für vieles Verbindende; erinnernd an das, was wir mit Bittner, Emmrich, Fischer, Jansong, Kirschner, Krase, Liebe, Liebich, Pachnicke, Schröter, Thorau geschaffen haben.

 

 

Per-Anders Pettersson
African Catwalk

168 Seiten, 80 Farbabb., Englisch
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-660-1; 39,90 Euro

Der preisgekrönte schwedische Photograph Per-Anders Pettersson zeigt eine neue, unerwartete Seite des afrikanischen Kontinents: Er erkundet die schnell wachsende Modebranche in Afrika. Dieses Buch dokumentiert erstmals in exklusiven Photos, wie es hinter den Kulissen der jungen afrikanischen Modeindustrie aussieht. Die Serie wurde zwischen 2010 und 2015 in 15 Ländern in ganz Afrika aufgenommen – sie feiert ein neues, lebendiges, farbiges und überraschendes Bild des Kontinents. Petterssons Bilder stellen nicht nur Klischees afrikanischer Mode wie Tierfell-Prints und Ethno-Muster infrage. Sie sollen auch dem »westlichen Blick« entgegentreten – jener Fehlwahrnehmung der Medien, nach der Afrika nur ein kriegsgebeutelter Erdteil voller Armut, Krankheiten und ethnischer Konflikte ist. (Ausstellung: Leica auf der photokina, Köln, 20. – 25.09.2016)

 

The Opéra
200 Seiten, 150 farbige und 44 s/w Abbildungen, Englisch
Kerber Verlag
ISBN 978-3-7356-0243-5; 38 Euro

The Opéra ist das jährlich erscheinende Photobuch über die unmittelbarste Form des Porträts: die Aktphotographie. In großen und kleinen Inszenierungen zeigt Herausgeber Matthias Straub zum mittlerweile fünften Mal ein fulminantes Spektrum von Aktphotographien und damit den menschlichen Körper als Bühne und Schauspiel zugleich. Der Dramaturgie einer klassischen Oper mit fünf Akten nach Gustav Freytag (1816 – 1895) folgend, kommt auch The Opéra mit seiner fünften Ausgabe zu einem vorläufigen Ende, das durch einen bewussten Spannungsbogen von Volume I bis V definiert wird. Das metaphorische Finale ist gekennzeichnet durch starke künstlerische Ausdrucksformen – von äußerst sensiblen und feinfühligen Positionen bis hin zu abstrakter und experimenteller Aktphotographie.

 

Bernd & Hilla Becher im Gespräch
120 Seiten, 45 Abbildungen in Farbe und Duotone
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607520; 24 Euro

Mit Hilla Bechers Tod im Oktober 2015 ist eine Ära zu Ende gegangen. Und der Schirmer/Mosel Verlag verabschiedet sich von seinem langjährigen Autoren-Team Bernd und Hilla Becher mit einer letzten großen Verneigung: In zwei Interviews geben die Künstler Einblick in ihr einzigartiges Schaffen, erzählen von Entbehrungen und Erfolgen, von Aufnahme-Techniken, ihrem Leben als Kunstschaffende und Kunstausbilder an der Düsseldorfer Akademie. Dem Medienwissenschaftler und Schriftsteller Ulf Erdmann Ziegler gab das Paar 2002 sein erstes längeres Interview überhaupt, veröffentlicht in Art in America. Ziegler destilliert die Beweggründe, die die Bechers zu ihren formal strengen, enzyklopädischen Bildserien von Hochöfen, Wassertürmen, Fachwerkhäusern etc. veranlasst haben, und lässt die Autoren hinter den Bildern lebendig werden. Der Journalist und Autor Dominik Wichmann und sein Kollege Tobias Haberl trafen Hilla Becher 2008, ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes, und fragten sie nach den Möglichkeiten und Chancen, ihre Kunst nach fünf Dekaden gemeinsamen Wirkens unter veränderten Bedingungen weiterzuführen. Ergänzt wird der Band durch dokumentarische Photographien von Matthias Koch, der das Paar auf einigen seiner Expeditionen begleitet hat.

 

Frank Michael Zeidler
Das verlorene Bild

168 Seiten, 14 Abbildungen
modo Verlag
ISBN 978-3-86833-194-3; 24,90 Euro

Frank Michael Zeidler weiß, wovon er schreibt. Der 1952 geborene Künstler ist selbst seit 40 Jahren Maler und Zeichner und als Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes ist er gewohnt, den Dialog mit der Öffentlichkeit zu führen. Zusammen mit der Berlinischen Galerie organisierte er 2012 ein Symposium über Künstlernachlässe. Seitdem treibt das Thema ihn um. Auch, da es ihn selbst betrifft, gut 2.500 Arbeiten lagert er in seinem Atelier in Potsdam. Frank Michael Zeidler hat in vielen Veranstaltungen zu dem Thema Künstlernachlässe gesprochen und hat nun eine Publikation vorgelegt, die mehr Essay als Ratgeber ist. Weil es den einen Weg, mit dem Werk umzugehen, nicht gibt und weil das Thema unseren grundsätzlichen Umgang mit Kunst berührt.
Dass der Gegenstand derart neuralgisch werden konnte, liegt auch in der Professionalisierung und Demokratisierung des Kunstschaffens, die bei den Akademien beginnt und beim Künstlerbedarf endet und der Situation der Museen. Während immer mehr Kunst entsteht, sinken die Ressourcen der Institutionen, Nachlässe zu verwalten. Zeidler appelliert in seiner Schrift an die eigene Verantwortung der Künstlerinnen und Künstler, die Spreu vom Weizen zu trennen und er erinnert an die Last, die das Erbe eines solchen Nachlasses für die Nachkommen bedeuten kann. „Das verlorene Bild. Eine Aufforderung zur Reflexion über Künstlernachlässe“ richtet sich nicht allein an Künstlerinnen und Künstler sowie ihre Erben, sondern fordert auch Leiter von Museen und überhaupt die Öffentlichkeit auf, über den Umgang mit dem kulturellen Erbe nachzudenken. Nicht für jedes Werk ist eine Stiftung, die Aufnahme in einer Sammlung oder gar in einem Museum, eine Lösung. Denn eines scheint gewiss, eine postume Karriere wie Van Gogh wird eine Ausnahme bleiben.

 

Koltermann, Felix
Fotografie und Konflikt

88 Seiten
Books on Demand
ISBN 978-3-8482-1061-9; 6,90 Euro

Hinter dem Begriff Kriegsphotographie verbergen sich unterschiedliche photographische Ansätze. Diese reichen vom klassischen Photojournalismus bis hin zu künstlerisch-konzeptionellen Arbeiten. Photographie von Konflikten und Kriegen ist dabei abhängig von den Erfahrungen und Perspektiven der Menschen hinter den Kameras. Aber nur selten treten die Produzenten der Bilder hervor, um über die Herausforderungen ihrer Arbeit ihre persönlichen Motivationen sowie ihre photographischen Herangehensweisen zu erzählen. Dieser Band versammelt Interviews und Gespräche mit den Photographen Christoph Bangert (DGPh), Michael Kamber, Gregor Sailer, Meinrad Schade und Kai Wiedenhöfer, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf ihr Berufsfeld und ihre photographische Tätigkeit blicken. In zwei Gesprächen mit den Photographietheoretikern Tom Holert und W.J.T. Mitchell werden die besprochenen Themen in einen bildwissenschaftlichen Kontext eingeordnet. Damit machen verschiedene praktische und theoretische Perspektiven das Themenfeld Photographie und Konflikt einer breiten Diskussion zugänglich.

 

Tanzfotografie
192 Seiten, zahlr. Abb.
auch als E-Book erhältlich
transcript Verlag
ISBN 978-3-8376-2994-1; 34,99 Euro

Tanzphotographien sind Quellen unseres Wissens von Bewegung. In ihren unterschiedlichen Sammlungs- und Präsentationsformen bilden sie einen wesentlichen Bezugspunkt für die wissenschaftliche Reflexion der vielfältigen kulturellen und historischen Erscheinungsformen des Tanzes. Der Band diskutiert exemplarisch die Ästhetik der Tanzphotographien des einsetzenden 20. Jahrhunderts, als sowohl Photographie wie auch Tanz sich als Kunstformen neu erfanden und eine beeindruckende Verbindung eingingen. Die hier versammelten Beiträge untersuchen Tanzphotographien in ihrer Eigenschaft als Bilder von Bewegung und befragen sie hinsichtlich ihrer Konsequenzen für einen historiographischen Umgang.

 

Eric Cheng
Mit Drohnen fotografieren und filmen

256 Seiten, komplett in Farbe
Auch als E-Book erhältlich
dpunkt.verlag
ISBN: 978-3-86490-354-0; 24,90 Euro

Eric Cheng ist leidenschaftlicher Drohnenpilot und gehört zu den ersten, die diese Technologie für Photo- und Videoaufnahmen nutzten. In dieses Buch bringt er all seine Kenntnisse und Erfahrungen ein, die er im Zuge von Photo- und Videoprojekten mit Drohnen rund um die Welt sammeln konnte. Welcher Typ Drohne ist geeignet? Was muss man beim Steuern beachten? Wie erstellt man besondere Projekte? Wie überträgt man die Aufnahmen? Auf all diese Fragen gibt Cheng Antworten. Zwei Anhänge mit Tipps zum Reisen mit Drohnen sowie zur rechtlichen Lage des Betriebs von Kameradrohnen in Deutschland runden das Buch zu einem echten Praxisleitfaden ab.