Ulrich Mack
Stille – Weite – Ferne – Nähe

Mit Texten von Hans-Michael Koetzle (DGPh) und Erika Billeter
132 Seiten mit 50 Abbildungen
Hirmer-Verlag
ISBN 978-3-7774-2270-1; 39,90 Euro

Der in Thüringen geborene, heute in Hamburg lebende Ulrich Mack zählt zu den herausragenden Vertretern deutscher Photographie nach 1945. Er war in den 1960er Jahren zunächst mit Reportagen und Porträts für die Zeitschriften QUICK und STERN sowie die legendäre Jugendzeitschrift TWEN tätig, hat sich aber auch intensiv mit den Themen Stillleben und Landschaft auseinandergesetzt. Daraus legt er mit »Stille – Weite – Ferne – Nähe« jetzt eine Hommage an die Natur und die Welt der Dinge vor - und dies in kraftvollen Farbphotographien.
In vier Kapitel aufgeteilt zeigen seine formal-ästhetisch ausgereiften Aufnahmen die Anmut und die Eleganz der Dinge, sowohl im Objektdetail als auch im Zusammenspiel mit der umgebenden Natur. Der freie Kurator und Publizist Hans-Michael Koetzle schreibt dazu in seinem Beitrag: „Mit seinem Zyklus ‚Stille – Weite – Ferne‘ liefert Ulrich Mack einen gewichtigen Beitrag zur neueren Farbphotographie. Es sind schlichte und zugleich hochkomplexe, schöne, aber auch beunruhigende Bilder -  Bilder, die den Blick weiten, das Herz wärmen und zugleich verunsichern. Weil sie – quer zum Trend – eine Natur schildern, die sich als weitgehend intakt darstellt.“
Macks bildgewaltige Aufnahmen zeugen vom eindrucksvollen Naturschauspiel, zu dem sich Wasser, Wind und Licht an der Küste in Norddeutschland und New England, USA, zusammenfinden – Photographien, die die stille Erhabenheit unserer Umwelt porträtieren. Die Kunsthistorikerin Erika Billeter widmet sich in ihrem Beitrag dem Kapitel „Nähe“, in dem sich Mack auf die Spuren von Albert Renger-Patzsch begab. Dieser hatte 1928 mit „Die Welt ist schön“ eines der ersten Photobücher gestaltet, das zu einem Bestseller wurde, allerdings in Schwarzweiß, was für Renger-Patzsch „photographische Photographie“ bedeutete. Ulrich Mack hingegen hat dessen Motive neu in Farbe gestaltet. „Sie (die Farbe) gibt dem Bildinhalt von vornherein das, was Renger-Patzsch auszulöschen versuchte: Poesie, Stimmung“, so Billeter. (vZ)

 

Das Auge des Arbeiters
Hg.: Wolfgang Hesse (DGPh)

440 Seiten, zahlreiche s /w und Farbabbildungen
ISBN: 978-3-944669-44-1; 34 Euro

Im Aufbruch der Medienmoderne hielten Arbeiter in den 1920er Jahren erstmals ihr beengtes Lebensumfeld, den Kampf der Arbeiterbewegung sowie die bewusste Theatralität des Alltags fest. In einem dreijährigen DFG-Projekt am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde wurden über 5000 Photographien in sächsischen Sammlungen (Dresden, Zwickau, Leipzig) erschlossen – die umfangreichste und detaillierteste Forschung zu diesem Thema. Die Beiträge in dem Band diskutieren diese neue Bildkultur und setzen sie ins Verhältnis zur Grafik und Malerei der Zeit. „Das Auge des Arbeiters“ erscheint als Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung in den Kunstsammlungen Zwickau, dem Käthe Kollwitz Museum Köln und dem Stadtmuseum Dresden. Teil der Publikation ist ein Bestandsverzeichnis der 400 Photographien des Leipziger Bauarbeiters und Bauhausschülers Albert Hennig in den Kunstsammlungen Zwickau. (Ausstellung: Zwickau von Mai bis August 2014, Köln von August bis Oktober 2014 und Dresden von März bis Juni 2015)

 

Marc Walter & Sabine Arqué
An American Odyssey

Englisch/Französisch/Deutsch
612 Seiten
Taschen Verlag
ISBN 978-3-8365-4210-4; 150 Euro

Mit „American Odyssey“ ist beim Taschen-Verlag, Köln, ein neues großformatiges (30x40 cm messendes) und gewichtiges (7 kg schweres), in jeder Beziehung opulentes Werk erschienen, das aus etwa 100.000 Sujets – Landschaften, städtische und ländlich Szenen, ethnische Typen, Architektur und viele andere – zusammengestellt wurde, die aus dem Photoarchiv der Detroit Photographic Company (DPC) stammen. Dabei handelt es sich um die vermutlich bedeutendste photographische Sammlung zum Nordamerika zwischen 1888 und 1924. Mehrere Tausend davon wurden in Farbe reproduziert und zwar mit dem Photochrom-Verfahren, einer  photolithographischen Technik aus der Schweiz, die ab 1895 Anwendung fand.
Der Photochromdruck ermöglicht es, ausgehend von einen Schwarzweiß-Negativ ein Farbbild herzustellen. Dazu werden aufeinanderfolgende rasterlose Drucke benötigt, wobei für jede Farbe ein anderer Lithostein erforderlich ist – die Technik nutzt die Lichtempfindlichkeit von Bitumen. Die in „American Odyssey“ abgedruckten Photochrome sind somit die ersten photographischen Ansichten des nordamerikanischen Kontinents  in Farbe – und das etwa zehn Jahre vor der Erfindung des Autochroms durch die Brüder Lumière.
Nordamerika reicht vom Atlantik bis zum Pazifik, von den Rocky Mountains bis zum nördlichen Wendekreis: Nordamerika ist ein Kontinent voll spektakulärer Landschaften und Motive. Seen so groß wie Meere, endlos weite Prärien, gewaltige Wasserfälle, sengende Wüsten, moskitoschwangere Sümpfe, riesenhafte Wälder, reißende Flüsse, mächtige Gebirge und Vulkane . . . die Liste der Naturwunder erweckt Staunen und Ehrfurcht. Die für das neue Buch getroffene Auswahl farbiger Photochrome und Phostint-Postkarten aus dem privaten Archiv des Graphikers, Photographen und Sammlers Marc Walter wurde zwischen 1888 und 1924 von der Detroit Photographic Company produziert.
Das umfangreiche Werk ist gegliedert in insgesamt sechs Kapitel: New York City, die Ostküste und Quebec, die großen Seen und der mittlere Westen, der alte Süden und die Karibik, der Wilde Westen sowie die Pazifikküste. Die Bilder zeigen die weite, vielfältige Landschaft Nordamerikas und ihre Bewohner, u.a. amerikanische Ureinwohner, Afroamerikaner, Emigranten sowie die letzten Cowboys und Goldgräber. Legendäre Schauplätze, wie die Saloons des Wilden Westens, die Chinatowns von New York und San Francisco, Coney Island und Atlantic City, vervollständigen das Panorama Amerikas an der Wende zum 20. Jahrhundert. Sabine Arqué ist Dokumentarin, Bildredakteurin und Autorin. Sie hat an zahlreichen Büchern über Reisethemen, die Geschichte des Tourismus und der Photographie mitgearbeitet und steuerte die fundierten Texte bei. (vZ)

 

Reinhard Simon (DGPh), Waltraud Pioch
Foto-Fantasien

76 Photographien in Farbe, 98 Seiten
www.foto-fantasien.de
ISBN 978-3-00-045356-4; 35 Euro

In ihrem neuen Bildband »Foto-Fantasien« zeigen Reinhard Simon und Waltraud Pioch ausdrucksstarke impressionistische Photographien. Inspiriert von den Impressionisten, haben die professionellen Photographen Reinhard Simon und Waltraud Pioch mehr als zwei Jahre lang mit der Kamera die unterschiedlichsten Motive festgehalten und auf einzigartige Weise künstlerisch und ungewöhnlich umgesetzt. 76 ausgewählte Arbeiten legen sie nun in ihrem neuen Bildband »Foto-Fantasien« vor – eine konzeptionelle Stillleben-Werkschau, sortiert nach den vier Themen Energie, Fantasie, Stimmungen und Sehnsucht.
Fantasie benötigt bekanntlich das Uneindeutige, und so bleiben die Motive dieser photographischen Bilderserie bewusst im Unklaren, im Diffusen. Teilweise lösen sie sich in pure Abstraktion auf, in pure Licht-, Farb- und Formspiele. Andere lassen vage Landschaften oder Gegenstände erkennen, allerdings herausgehoben aus ihrem üblichen, gängigen Bedeutungszusammenhang. Das Ergebnis dieser Form der experimentellen Photographie sind einzigartige, impressionistische Photoaufnahmen. Wie Monet und anderen Impressionisten geht es Simon und Pioch nicht um den oberflächlichen Effekt, sondern vielmehr darum, sinnbildlich neben das Motiv zu treten und neue, ungewohnte Sichtweisen zu eröffnen. Das Konzept der »Foto-Fantasien«-Bilder ist zwar strikt photographisch. Auf Bildbearbeitungs-Effekte etwa wurde vollends verzichtet. Stattdessen kamen klassische photographische Verfremdungstechniken zum Zug: Überbelichtung, Bodymoving, das Spiel mit Unschärfe, Lichtbrechung sowie das Auflösen von Motiven in graphische Formen. Die Ähnlichkeit mit impressionistischen Gemälden ist teils derart frappierend, dass man sich fragt: Ist das photografiert oder ist das gemalt? Bei einigen Aufnahmen treiben die beiden Photokünstler die Verblüffung vollends auf die Spitze, etwa wenn sie mit ihren Motiven und ihrer Farb- und Formgebung über den Impressionismus hinaus Assoziationen an die Werke des niederländischen De-Stijl-Grafikers Piet Mondrian wecken.

 


Karl Martin Holzhäuser (DGPh)
Licht-Bilder

224 Seiten, 138 Abbildungen
Verlag Kettler
ISBN 978-3-86206-296-6; 34,90 Euro

Karl Martin Holzhäuser ist Photograph, seine Bilder hingegen sind nur schwer als Photographien zu identifizieren. Holzhäusers Arbeiten sind kein Abbild der Wirklichkeit, seine Photos sind gegenstandslose, im Photolabor erzeugte Bilder. Durch selbst entwickelte Licht-Apparaturen, die mit unterschiedlichen Blenden und Farbfiltern bestückt werden, »malt« der Künstler seine Motive direkt auf das Photopapier.
Auch wenn Holzhäusers Werke meist nach mathematischen, seriellen Regelsystemen entstehen, so zeigt sich das Resultat seiner Arbeit in der Dunkelkammer erst auf dem entwickelten Papier. Das Buch liefert einen umfassenden Überblick über Holzhäusers faszinierendes Schaffen und spannt einen zeitlichen Bogen von den 1960er-Jahren bis hin zu aktuellen Arbeiten.

 

Maurice Weiss
Facing People

128 Seiten mit 16 Schwarzweiß- und 70 Farbabbildungen
Hirmer Verlag
ISBN 978-3-7774-2242-8; 39,90 Euro

Der Photograph und Photoreporter Maurice Weiss wurde 1964 in Perpignan, Südfrankreich, geboren. Seine Ausbildung erhielt er bei Ulrich Mack an der Fachhochschule Dortmund und bei Arno Fischer an der Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig. Weiss lebt heute in Berlin. Seine Arbeiten erscheinen regelmäßig in großen europäischen Magazinen und Zeitungen. Der neue, beim Hirmer-Verlag, München erschienene Bildband vereint seine eindringlichsten Werke von stillen Porträts bis hin zu großen Momenten der Geschichte.
Maurice Weiss hat die Gabe, sich die Menschen geneigt zu machen, bevor er auf den Auslöser drückt. Das gibt seinen Porträts und Reportagen eine eigentümliche Wärme, die in der Photographie selten geworden ist. Ein Photo von Weiss lässt sich an dem Gespür für den richtigen Augenblick genauso erkennen wie an der offenkundigen Gelöstheit der Menschen vor der Kamera. Er kreiert Momentaufnahmen von zeitlosem Wert, sei dies in Peking oder Kairo, im Elysée-Palast oder in Bergbauernhütten in Savoyen. Als Reporter hat Weiss in den 25 Jahren seiner Arbeit wichtige Geschichtsmomente miterlebt und ihnen ein Gesicht gegeben: vom Fall der Berliner Mauer über die Öffnung Chinas bis zum Arabischen Frühling. Als Porträtist hat er die Mächtigen, Berühmten und Reichen ebenso photographiert wie die am Rande der Gesellschaft Stehenden. (vZ)

 

Heimat - Osteuropa in der zeitgenössischen Fotografie
160 Seiten mit ca. 180 farbigen Photographien
Kerber Verlag
ISBN 978-3-86678-964-7; 17,80 Euro

Der gut gestaltete Ausstellungkatalog »Heimat - Osteuropa in der zeitgenössischen Fotografie« zu der gleichnamigen Photographie-Ausstellung setzt sich mit vielschichtigen Begriff »Heimat« auseinander, indem den Serien von 13 zeitgenössischen PhotographenInnen (dort geboren oder gearbeitet) ein sehr informativer Essay von Prof. Manfred Seifert zur Heimat als “Identifikationsangebot und Folie für Selbstbehauptung Heimat als Spiegel der Gesellschaft” gegenübergestellt wird. Die photographischen Serien geben zwei grundsätzlich unterschiedliche Positionen »Heimatverlust - neue Heimat« und »was bedeutet Heimat heute?« wider.
Die PhotographenInnen reflektieren in ihren Arbeiten, wie die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Transformationsprozesse nach dem Zerfall des Ostblocks ihren Alltag geprägt haben. Die Photographie prägt gleichermaßen die Vorstellungen und Erinnerungen des Betrachters, indem die künstlerische Sichtweise das Ergebnis dieser Entwicklungen hinterfragt und kommentiert. Ein interessanter Aspekt in dem Gedenkjahr 2014 ist dabei eine historische Perspektive des Heimatverlustes durch die Grenzverschiebungen in Osteuropa infolge des Ersten und Zweiten Weltkriegs.
Weitere photographische Positionen setzen sich mit der heutigen Bedeutung von »Heimat« in einer globalisierten Welt auseinander. Dabei geht es um Werte/Orte zwischen Vergangenheit und Zukunft, der Frage nach Tradition und Zukunft, lokalen Veränderungen in Bezug auf Kindheit und Landschaft. Das Buch »Heimat - Osteuropa in der zeitgenössischen Fotografie« ist ein wichtiger Beitrag zur zeitgenössischen Photographie und gleichermaßen ein Diskussionsbeitrag zur aktuellen politischen Entwicklung und unseren „Vorstellungen“ von Osteuropa. (DB)
(Ausstellung: Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg, 06.-07.09.)

 

Sze Tsung Leong
Horizons

176 Seiten, 146 Abb., Englisch
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-3789-0

Eine echte Horizonterweiterung: Der britisch-amerikanische Photograph Sze Tsung Leong (*1970) kombiniert in seiner Serie Horizons Weitwinkelaufnahmen von Landschaften aus aller Welt, die erstaunliche formale Ähnlichkeiten oder vergleichbare Rhythmen aufweisen und deren Horizontlinie er jeweils auf dasselbe Niveau legt. Nebeneinandergestellt erlauben es die grandiosen Arrangements dem Betrachter, vom isländischen Gletschersee Jökusárlón zum Hudson River zu springen, von der israelischen Grenzmauer zum Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtsekiang oder von einer kalifornischen Schlafstadt zu den Ebenen Kenias. Die Serie, an der der Künstler über zehn Jahre arbeitete, lässt Distanzen und Grenzen verschwinden, zeigt Humor, macht nachdenklich – und ist vor allem eine nachdrückliche Erinnerung daran, dass wir alle auf demselben kostbaren Erdball wohnen.

 

Katharina Roters
Hungarian Cubes

172 Seiten, 123 farbige Abbildungen
Park Books
ISBN 978-3-906027-43-2; 38 Euro

In der frühen sozialistischen Ära Ungarns entstanden im Rahmen der Umgestaltung der dörflichen Lebenswelt uniformierte Eigenheimbauvarianten, sogenannte «Würfelhäuser», deren einziges zentrales Merkmal ihre ornamentale Fassadenverzierung war. Die Fassade wurde somit visueller Austragungsort individueller und kollektiver Inszenierungen. Dabei ist das Ornament nicht nur ästhetisches Zeichen, sondern stiftete sinngebend Identität und bestimmte somit das gesamte Erscheinungsbild ungarischer Dörfer der 1960er- und 1970er-Jahre.
Das Buch vereint eine photographische Typologie, eine serielle Komposition der Künstlerin Katharina Roters, mit Essays, die einen architekturhistorischen und kulturanthropologischen Einblick in die Vielschichtigkeit dieses ornamentalen Phänomens geben. Es sichert darüber hinaus die Spuren einer mehr und mehr verschwindenden Bauform des osteuropäischen Sozialismus.

 

Dirk Brömmel
Kopfüber

166 Seiten, 230 farbige und 5 s/w Abbildungen
Zusätzliche Sprachen: Italienisch, Chinesisch, Thailändisch
Kerber Verlag
ISBN: 978-3-86678-955-5; 48 Euro

Mit diesem außergewöhnlichen Photobuch schafft Dirk Brömmel neue Perspektiven: detailgetreu von oben photographiert werden Schiffe zu neuartigen Objekten, die vom Betrachter entdeckt und  erschlossen werden wollen. Fünf Kategorien – Frachtschiffe, Personenschiffe, Schiffe auf dem chinesischen Kaiserkanal, Gondeln in Venedig und die schwimmenden Märkte in Thailand – wurden von fünf Designagenturen zu eigenständigen Kapiteln formuliert. Bereichert wird das Buch durch einen Text von Klaus Honnef (DGPh), der bereits zahlreiche Bücher zur zeitgenössischen Malerei und Photographie verfasst hat. „kopfüber“ verdichtet Kunst und Design zu einer aufwendig gestalteten Werkschau – das Blättern wird zum Ereignis.

 

Die Gartenstadt Margaretenhöhe
112 Seiten mit ca 40 Photographien
Klartext Verlag
ISBN 978-3-8375-1141-3; 12,95 Euro

Die europäische Gartenstadtbewegung hat in der Margarethenhöhe (Essen), die von dem Architekten Georg Metzendorf ab 1909 als private Stiftung Margarethe Krupps errichtet wurde, einen herausragenden Repräsentanten. Die sorgfältig ausgewählten historischen Photographien werden ergänzt durch Pläne und eindrucksvolle Texte von Persönlichkeiten mit einer familiären Beziehung zur Margarethenhöhe. Dies sind der Beitrag »Die Margarethenhöhe und die Gartenstadtbewegung im Kontext des 20. Jahrhunderts« des Architekten Rainer Metzendorf (Enkel des Erbauers), der Text »Margarethe Krupp als Stifterin und Wohltäterin« von ihrer Urenkelin Diana Maria Friz und die Erinnerungen »Leben auf der Margarethenhöhe« von Rixa von Schmettow einer langjährigen Bewohnerin der Gartenstadt. Eine gelungene Kombination von Photographie und kulturellen Texten zu einem bis heute beeindrucken städtebaulichen Ensemble. Aus der Sicht künstlerischer Photographie ist nur zu bedauern, dass nicht auch eine zeitgenössische photographische Serie dem Buch hinzugefügt wurde. (DB)

 

Filip Dujardin
Fictions

120 Seiten, 102 Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-3802-6; 39,80 Euro

Der Kunst- und Architekturphotograph Filip Dujardin (*1971) arbeitet seit 2007 an einer Bilderserie, deren Humor und Unterhaltungswert mit kunstgeschichtlichen Referenzen einhergeht: Fictions präsentiert wundervolle Architekturen im Gewand konzeptioneller Sachlichkeit und ist so voller spielerischer Komik und dezenter Persiflage. Der Künstler erschafft mittels einer digitalen Collagetechnik aus Aufnahmen von real existierenden Gebäuden seiner Geburtsstadt Gent und ihrer Umgebung genial in die Landschaft eingebettete Bauwerke, deren reale Errichtung unmöglich wäre – Traumhäuser im wahrsten Sinne des Wortes. Erst bei genauem Hinsehen wird deren unplausible Konstruktion und Gestaltung erkennbar. Imposante Brücken, verschachtelte Wohnkomplexe und seltsame Innenräume zwischen Turn- und Industriehalle sowie abstrakt-skulptural anmutende Formationen wecken einen kindlichen Blick des Staunens.

 

Claus Bury
Meine Sicht

256 Seiten mit 63 farbigen und 78 s/w Abb.
Wienand Verlag
ISBN 978-3-86832-218-7; 32 Euro

Das Buch »Claus Bury - Meine Sicht«, Ausstellungkatalog zu der gleichnamigen Photographie-Ausstellung, präsentiert die photographische Seite des Bildhauers. So wie Photographen in Tage-/Skizzenbücher ihre Reisen dokumentieren, nutzt Bury die Photographie als Erinnerung und Inspiration für seine Künstlerbücher. Die SW-Photographien zeigen wie er aufmerksam jeden Reiseindruck analysiert und daraus seine Sicht auf Architektur und Landschaft in Bilder umsetzt. So besteht ein direkter Zusammenhang zwischen antiker Architektur und Burys zeitgenössischen, gigantischen Holzobjekten. Es ist ein inspirierender und faszinierender Einblick in die Arbeits- und Denkweise des Künstlers und seine Bildästhetik. Es sind Photographien denen man das geschulte Auge des bildenden Künstlers ansieht, die interessante Perspektiven vermitteln, die aber nicht das photographische Medium ausschöpfen. Die Feinheiten photographischer Technik sind anscheinend dem künstlerischen Photographen vorbehalten, der Motivwahl, besondere Bildgestaltung und technische Raffinessen miteinander verbindet. Es ist seine besondere Position sowie Burys künstlerisches Schaffen, in dem das Verständnis für die Materialien Metall, Plastik, Papier bis zu Holz und Stahl souverän zum Ausdruck kommt.
Es ist zurzeit immer die Rede von künstlerischer Photographie und ihrer besonderen Aussage. Hier nun bedient sich ein bildender Künstler des Medium Photographie und das Ergebnis sind interessante anregende SW Photographien unterschiedlicher Themen.
Es wird deutlich, dass die zu Anfang angesprochene Diskussion zu sehr verkopft ist, es kommt darauf an was der Künstler für den Betrachter sichtbar macht nicht was er theoretisch will! (DB)
(Ausstellung: Neues Museum Weimar, 11.05. – 22.06.)

 

Heidi Harsieber
Einblicke

132 Seiten, 95 Farb- und S/W-Abbildungen
Fotohof Edition
ISBN: 978-3-902993-02-1; 29 Euro

Seit 2004 porträtiert Heidi Harsieber KünstlerInnen und ihre PartnerInnen. Bruno & Christine Gironcoli, Günter
& Ana Brus, Hermann & Rita Nitsch, Peter Weibel & Susanne Widl, Erwin Wurm & Elise Mougin sowie Franz West & Tamuna Sirbiladze sind nur einige Beispiele aus der inzwischen zu beachtlichem Umfang angewachsenen Porträt-Serie.
Die für Harsieber so charakteristische Sprache der Sinnlichkeit wird in den Beziehungs-Porträts um die Dimension der erzählerischen Stille bereichert.

 

Jutta von Zitzewitz
Die Stadt, der Highway und die Kamera

272 Seiten mit 118 schwarzweißen und 9 farbigen Abbildungen
Deutscher Kunstverlag
ISBN: 978-3-422-07206-0; 38 Euro

Keine andere Metropole ist im 20. Jahrhundert so häufig photographiert worden wie New York. Nach 1945 setzte sich in Bildern von Charles Pratt, Roy DeCarava oder Garry Winogrand eine neue Auffassung von Photographie durch, die den enormen städtebaulichen Umwälzungen dieser Zeit Rechnung trug. Die Street Photography feierte die Straße als Lebensraum genau in dem Moment, als die Straße selbst ins Visier der Stadtplanung geriet. Bildmagazine wie »Life« und »Look« hingegen blendeten diese Tendenzen aus und beförderten die Flucht in die Vorstädte, indem sie ein hochgradig idealisiertes Bild der Suburbanisierung entwarfen. In dieser bildwissenschaftlichen Studie wird erstmalig herausgearbeitet, in welcher Weise sowohl die Street Photography als auch die Magazinphotographie die Stadtentwicklung nicht nur widerspiegelten, sondern das Nachdenken über Stadtgestaltung auch entscheidend prägten.