Wolfgang Tillmans
Abstract Pictures

384 Seiten, 312 Abb.
Hatje Cantz
ISBN 978-3-7757-4081-4; 39,80 Euro

Neben seinen stilbildenden Porträts, Partybildern und Stillleben, mit denen er in den 1990er-Jahren bekannt wurde, haben Wolfgang Tillmans (DGPh Kulturpreisträger 2009) schon früh abstraktere Motive beschäftigt. In konsequenter Weiterentwicklung entstanden im vergangenen Jahrzehnt vollkommen ungegenständliche, Belichtungsprozess und Bildträger thematisierende Arbeiten. Von den feinen Farbschlieren der Blushes und Freischwimmer über die Paper Drops, die gerolltes Photopapier als skulpturales, geheimnisvolles Objekt präsentieren, bis zu den farblich fesselnden Arbeiten der Lighter-Serie wird das der Abbildfunktion weitestgehend enthobene Photo selbst zum Kunstobjekt, wie das vorliegende, vom Künstler selbst gestaltete Buch eindrucksvoll demonstriert.

 

Double elephant
192 Seiten+ 32 Seiten textbook, 4 Leineneinbände im Schuber, Englisch
Steidl Verlag
ISBN 978-3-86930-743-5; 98 Euro

Die vierbändige Leinenausgabe im Schuber "Double elephant" ist ein absoluter Höhepunkt im Segment Photographiebücher 2015 und eine Hommage von Thomas Zander an das Portfolioprojekt Double Elephant der Photographen Manuel Álvarez Bravo, Walker Evans, Lee Friedlander und Garry Winogrand. Im Zeitraum von 1973 bis 1974 wurden von Burt Wolf und Lee Friedlander in der Double Elephant Press (New York) vier Portfolios der Photographen herausgegeben, die heute ikonographischen Status haben. Noch 40 Jahre später ist die Charakterisierung der Bände als „seltsam erfrischend, ungezwungen eindrucksvoll und unberechenbar abenteuerlich“ nachvollziehbar. In der jetzt im Steidl Verlag erschienenen Publikation "Double Elephant" sind ein Textbuch mit Texten von Burt Wolf und Susan Kismaric in englischer Sprache und vier Portfolios in einem Schuber vereinigt. Der Begriff Double Elephant kommt aus der Bucheinbandtechnik und steht für Materialien höchster Qualität, die auf die Photographien zu übertragen ist. Jeder der vier in Leinen gebundenen Portfoliobände (40 Seiten, 15 Abbildungen) zeigt eine vom Photographen getroffene Auswahl, die seine Bildsprache und die damit verbundenen Intentionen wiedergibt. Entsprechend ist auch der ästhetische Anspruch, der sich in einer klaren sachlichen Typografie und themenorientierte Buchgestaltung widerspiegelt. Damit hat dieses Werk Vorbildcharakter für die aktuelle Diskussion über „Photographenbücher“ und ihre Bedeutung für das Werk und dessen Publikationswürdigkeit in allen Stilrichtungen. Mag man aus heutiger Werkübersicht auch z.B. bei Walker Evans eine andere Motivauswahl treffen, so sind die vier Portfoliobände ein heute noch einzigartiges Buchprojekt, dass 2016 aktueller denn je für die zeitgenössische Photographie ist. (DB)

 

Martin Roemers
Metropolis

144 Seiten, 86 Abb., Englisch
Hatje Cantz
ISBN 978-3-7757-4006-7; 65 Euro

Laut Berechnungen der UN werden im Jahr 2050 rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Martin Roemers (*1962) nimmt für seine spektakuläre Serie Metropolis weltweit Megastädte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern in den Blick, in denen Menschen unter oft schwierigen Bedingungen dicht aneinandergedrängt leben. Roemers lässt uns in diese extremen, urbanen Lebenswelten eintauchen: Auf seinen mit langen Belichtungszeiten aufgenommenen, atmosphärischen Photographien verdichten sich Verkehr und Menschen zu unscharf wabernden Strömen. Wie Inseln herausgehoben wirken einzelne bewegungslos verharrende Individuen oder Straßenhändler, um die herum sich die bunte Masse ergießt. Aus leicht erhöhter Perspektive präsentiert Roemers diese atemberaubenden Stadtansichten und führt dabei sowohl den Stress vor Augen, den diese Lebensweise bedeutet, als auch die bewundernswerte Widerstandsfähigkeit der zahllosen Menschen, für die so der Alltag aussieht.

 

Moritz Partenheimer
Nacht / Night

Hg. Matthias Harder (DGPh)
148 Seiten, 55 farbige Abb.
Distanz Verlag
ISBN: 978-3-95476-127-2; 34,90 Eu

Die Photographien von Moritz Partenheimer (geb. 1979) fangen den besonderen, mitunter rätselhaften Zauber öffentlicher Orte und Räume bei Nacht ein. Die verwaisten Parkplätze, unbehausten Parks und menschenleeren Sportanlagen wirken sonderbar fremd und abweisend, manchmal sogar unheimlich, als seien sie Filmsets, an denen die Schauspieler fehlen. Wie ein Regisseur spielt der Künstler subtil mit den Imaginationen der Betrachter. Dabei liegt sein Fokus auf den eher unspektakulären Orten, die tagtäglich von vielen Menschen genutzt werden, deren Spuren unübersehbar sind, die aber selbst in den Bildern fehlen. Partenheimer erforscht die Sprödigkeit der Urbanität und zeigt ihre bizarre Schönheit, womit er ihr eine ganz eigene Identität zuweist. Durch seine formale Reduktion und Konzentration auf wenige ausgewählte Objekte erschafft Partenheimer eine faszinierende, surreale, nächtliche Welt. Diese erste Monographie von Moritz Partenheimer enthält mehrere Photoserien, die zwischen 2008 und 2014 in den Vereinigten Staaten entstanden. Die Einführung schrieb Matthias Harder (DGPh).

 

Vera Mercer
Life

96 Seiten, 45 farbige Abb.
Distanz Verlag
978-3-95476-113-5; 39,90 Euro

Seit 2006 photographiert Vera Mercer (*1936 in Berlin, lebt und arbeitet in Omaha, Nebraska und Paris) aufregende Stillleben mit großen Blumenarrangements, gerade erlegten Tieren und Totenschädeln. Gelegentlich integriert sie Freunde in diese Inszenierungen und knüpft damit an ihre Vergangenheit als Porträtphotographien an, als sie – als Ehefrau von Daniel Spoerri in Paris – Künstler in ihren Ateliers, aber auch Unbekannte in den Cafés aufnahm. Dieses Buch präsentiert die neuesten Arbeiten von Vera Mercer: bewegende, kompromisslose Tableaux vivants, die in ihrer Komposition und Farbgebung einzigartig sind. In einem Interview sagte sie 2014: „Leben und Tod sind zwei großartige Dinge. Ich wünschte, meine Photos würden das noch viel mehr zum Ausdruck bringen.“ Mit diesen Stillleben hat sie ihren Traum verwirklicht. Mit Blumen in voller Blüte, überreifen Früchten und toten Kreaturen sind sie Memento Mori par excellence und gleichzeitig eine Eloge an das Leben. Mit Essays von Britta E. Buhlmann und Matthias Harder (DGPh).

 

Sverre Strandberg
Plants & Animals

112 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Englisch
Kerber Verlag
ISBN: 978-3-7356-0198-8; 30 Euro

„Plants & Animals“ präsentiert eine Serie 51 doppelbelichteter Farbphotographien, aufgenommen von Sverre Strandberg auf 135-mm-Film. Während durch diese Technik einige Bildinformationen verlorengehen, gewinnen die Bilder gleichzeitig durch das zusätzliche Motiv. Die Photos wurden in zoologischen oder botanischen Gärten aufgenommen − Orte wo viele Menschen photographieren und vielleicht mit ähnlichen Motiven in der Tasche nach Hause zurückkehren. Strandberg verfolgt in dieser Umgebung jedoch seine eigene photographische Grammatik. Mehrfachbelichtungen führen zur Abstraktion und stellen infrage, was wir als Realität wahrnehmen. Im Betrachten des Betrachtens verwandelt sich die Beobachterposition zum schöpferischen Moment.

 

Thomas Stoffaneller
Schafe in Tirol

120 Seiten; 69 sw Abb., 1 Übersichtskarte
Tyrolia Verlag
ISBN 978-3-7022-3493-5; 39,95 Euro

Seit Jahrhunderten ist das Schaf vor allem auch in Tirol ein beliebtes und äußerst vielseitiges Nutztier, das in der bäuerlichen Kultur tief verwurzelt ist. So in Szene gesetzt wie in diesem außergewöhnlichen Bildband wurde es allerdings noch nie. Über drei Jahre lang hat der Photograph Thomas Stoffaneller sich auf die Spur der Schafe begeben, hat die berühmte Wanderung der Schafe über die Ötztaler Gletscher ebenso festgehalten wie sämtliche Aspekte, die mit der Aufzucht und der Haltung von Schafen verbunden sind. Dabei ist ihm ein einfühlsames, photographisch herausragendes Werk gelungen, das nun den Lesern in diesem ganz besonderen Bildband präsentiert wird. Ergänzt wird das Buch durch einen einführenden Essay von Susanne Schaber, der historische, kulturelle und philosophische Sichtweisen zum Thema beisteuert und dazu beträgt, sich den Schafen Tirols auf ganze neue Weise zu nähern.

 

Africa under the Prism
Contemporary African Photography from Lagos Photo Festival

488 Seiten, 382 Abb., Englisch
Hatje Cantz
ISBN 978-3-7757-4088-3; 45 Euro

Mit rund 17 Millionen Einwohnern ist Lagos, die ehemalige Hauptstadt Nigerias, nicht nur die größte Stadt Afrikas, sondern auch eine der bevölkerungsreichsten der Welt. In dieser Metropole voller Gegensätze und Widersprüche führt das rasante Bevölkerungswachstum zu infrastrukturellen Herausforderungen, bewirkt aber auch schnelle Fortschritte im Bereich der Kreativwirtschaft. Technologie, Photographie und neue Medien spielen dabei eine wichtige Rolle. In Lagos wurde 2010 das erste und bis dato einzige internationale Photofestival Nigerias ins Leben gerufen. Eine Plattform, auf der die Entwicklung zeitgenössischer Photographie aus Afrika sowie aus einer größeren Community basiert und gefördert wird. Wie die Bilder beweisen, sprühen Afrikas Geschichten vor Lebendigkeit, Lebenslust und Dynamik, die jeglichen Afropessimismus von sich weisen, dafür aber den Fortschritt des Landes deutlich unterstreichen.

 

Timo Heiny
Mein Afrika

224 Seiten mit 150 schwarzweißen Bildern in Duplex
Edition Panorama
ISBN 978-3-89823-513-6; 68 Euro

Als Timo Heiny im Oktober 1989 als 17-Jähriger das erste Mal nach Afrika reiste, verfiel er sofort diesem Kontinent. Viele haben von Afrika die Vorstellung eines hoffnungslosen Kontinents, der von Armut und Konflikten zerrissen wird oder auch als Postkartenidyll mit wilden Tieren, die vor einem Hintergrund mit glutrotem Sonnenuntergang in endlosen, vom Menschen unberührten Landschaften umherziehen. Dabei ist Afrika eher ein Land der Verzauberung, bewohnt von einer Vielzahl von Völkern. Nur wenigen Photographen ist es bisher gelungen, die Essenz der Spiritualität dieser freien und stolzen Menschen, die ihre Traditionen und Bräuche bis heute pflegen, einzufangen. Vor allem der Ostafrikanische Graben ist eine der schönsten und vielfältigsten Regionen des Kontinents. Entlang des Omo-Flusses in Äthiopien, über den Turkana-See und den Tsavo-Nationalpark in Kenia bis an die Küste des Indischen Ozeans ist der Photograph Timo Heiny über Jahre unterwegs gewesen und hat die dort ansässigen, teilweise isoliert lebenden Stämme besucht - die Dassanech, Hamar, Karo, Kikuyu, Konso, Mursi, Orma, Pokot, Samburu und  Turkana. Dabei hat er die verschiedenartigen und individuellen Lebensformen der stolzen Menschen, die über Jahrhunderte ihre Traditionen bewahrt haben und im Einklang mit der urwüchsigen Natur leben, dokumentiert. Der in der Mannheimer Edition Panorama erschienene, 30x40 cm große und hervorragend gedruckte Bildband zeigt Timo Heinys Photographien in ganzseitigen, teilweise auch doppelseitigen, ausschließlich schwarzweißen Bildern. Es sind unaufdringliche, sensible Porträts und das persönliche Zeugnis einer Leidenschaft für das Land und seine Menschen. Zugleich ist sein Werk eine stille Mahnung, denn durch die geopolitischen Entwicklungen in Ostafrika droht dieses einzigartige kulturelle Erbe zu verschwinden.  (vZ)

 

Alice Smeets
The Ghetto Tarot

208 Seiten, 186 Farb-Photos
Edition Lammerhuber
ISBN 978-3-901753-97-8; 59 Euro

Mit „The Ghetto Tarot“ hat die junge belgische Photographin Alice Smeets eine photographisch-künstlerische Interpretation der traditionellen Tarotkarten geschaffen. Ihre außergewöhnliche Arbeit ist in diesem bei der Edition Lammerhuber erschienenen Bildband zusammengefasst, der mit dem „European Photo Book oft the Year Award 2015“ ausgezeichnet wurde. Die Szenen für das Photobuch wurden vom ursprünglich 1919 von der Künstlerin Pamela Colman Smith entworfenen Rider-Waite-Tarot-Deck inspiriert und zusammen mit einer Gruppe haitianischer Künstler, den ‚Atis Rezistans‘, in den Ghettos von Haiti gestaltet. Die tradierte Symbolik der Karten hat sich in zeitlose Chiffren verwandelt, mit denen das moderne Heute ebenso entschlüsselt werden kann wie Ereignisse, die weit in eine „andere Zeit“ zurückreichen. Das Photoprojekt von Alice Smeets ist keine Verherrlichung des Ghettos, sondern versucht das Leben im Ghetto in differenzierenden Lichtern zu zeigen, voller Kraft, Leben, Freude und Kreativität. „The Ghetto Tarot“ will die Mauern von Vorurteilen und Unwissenheit wenigstens ein Stück weit einreißen.
Alice Smeets, 1987 in Eupen (Belgien) geboren, ist Photographin, Journalistin, Künstlerin, Filmemacherin, Projektmanagerin, Lehrerin und Reisende. Nach dem Abitur 2005 besuchte sie eine Sprachschule in Neuseeland, anschließend studierte sie Photographie in Lüttich, brach dies aber nach ihrer ersten Reise nach Haiti ab, um als Assistentin des bekannten Photojournalisten und ehemaligen Magnum-Präsidenten Philip Jones Griffiths zu arbeiten. Seit 2008 gehört Smeets dem belgischen Photographen-Kollektiv ‚Out of Focus‘ an. Im gleichen Jahr gewann sie den internationalen Wettbewerb um das „Unicef-Photo-des-Jahres“. Das prämierte, auch in dem neuen Band enthaltene Bild zeigt ein Mädchen aus Port-au-Prince, das in einem weißen Kleid und mit weißen Schleifchen in den zu Zöpfen geflochtenen Haaren durch knöcheltiefe Pfützen voll Dreck und Unrat läuft. Alice Smeets hat ihre Arbeiten in vielen Ländern ausgestellt und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Mit dem vorliegenden Bildband legt sie ein Photoprojekt als Plädoyer für gesellschaftliche Toleranz und Akzeptanz vor. (vZ)

 

Stefan Loeber
Bedouin

112 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Englisch
Kerber Verlag
ISBN:    978-3-7356-0200-8; 36 Euro

Trockene Erde, stille Landschaften − die Negevwüste in Israel ist Heimat von über 200.000 Beduinen. Das Leben dort ist wie ein Pulverfass: Hauszerstörungen, schlechte Bildung, starre Traditionen, eine der höchsten Geburtenraten der Welt.  In den letzen Jahren hat sich die politische und soziale Situation der Beduinen in Israel stark verschlechtert. Etwa die Hälfte lebt heute in „unanerkannten Dörfern“ in sehr einfachen Behausungen ohne Strom und fließend Wasser auf dem Land der Groß- und Urgroßväter. Die ungeklärte Landfrage, wem Land gehört und wer Häuser bauen darf, und die daraus resultierenden Hauszerstörungen sind Nährboden für radikale Gedanken und religiöse Fanatiker; ein Problem, dessen Ausmaß selbst in Israel vielen Leuten unbekannt ist. Einen tiefen, unabhängigen Einblick in diese Lebenswelt geben die in diesem Buch versammelten ausdrucksstarken Photographien Stefan Loebers.

 

Frank Gaudlitz
A Mazo. Die Amazonen des Amazonas

136 Seiten, 56 Abb.; Deutsch, Englisch, Spanisch
Hatje Cantz
ISBN 978-3-7757-4075-3; 39,80 Euro

Während seines Photoprojekts Sonnenstraße, bei dem Frank Gaudlitz (*1958) 2010 Alexander von Humboldts Spuren über die Anden folgte, begegnete er immer wieder Transsexuellen – starken, stolzen Frauen, die in einem männlichen Körper leben. Von der Gesellschaft an den sozialen Rand gedrängt, täglicher Diskriminierung und körperlicher Gewalt ausgesetzt, bedarf es des Muts der Amazonen, sich auch öffentlich zu ihrer gewählten Geschlechtsidentität zu bekennen. Zwischen 2013 und 2015 lebte Gaudlitz jeweils mehrere Monate unter ihnen. In seinen Porträts hält er die Fragilität und Verletzlichkeit fest, die selbst hinter dick aufgetragener Schminke schlummert. Hochstilisierte, stilllebenartig wirkende Arrangements unterstreichen die Melancholie seiner Bilderzählungen und wirken wie Metaphern von Schönheit und Vergänglichkeit, von Paradies und Qual. Nachdem Gaudlitz’ Bilder bereits in zahlreichen Ausstellungen zu sehen waren, erscheinen sie nun in diesem anspruchsvollen Photoband.
(Ausstellung: Galerie Haus Schlangeneck, Euskirchen, 24.04.–21.05.)

 

Peter Loewy
by the way

192 Seiten, 4-Farb-Druck
Pagina Verlag
ISBN: 978-3-944146-82-9; 14,95 Euro

Unser ständiger Begleiter – das Handy – dringt immer mehr in unseren Alltag ein. Eine ganz wesentliche Eigenschaft, die damit eröffnet wurde, ist die Photographie mit dem Handy. Mit 150 ausgewählten Handy-Photos zeigt der Frankfurter Photograph Peter Loewy einen Einstieg in dieses junge Thema.


 

Tomasz Samek
mitten in europa – konzentrationslager majdanek

ca. 250 Seiten, ca. 180 Abb., Deutsch, Polnisch, Englisch
Stadtmuseum Münster
ISBN 83-907532-8-6

Der Bildband "mitten in europa – konzentrationslager majdanek" steht im engen Zusammenhang mit dem Buch "auschwitz heute" von Martin Blume (DGPh), das im Frühjahr 2015 hier vorgestellt wurde. Beide Photographen, Tomasz Samek und Martin Blume, stellen sich mit ihrer Werkgruppe dem Unfassbaren, das man nicht beschreiben und eigentlich nicht abbilden kann. Eine Auseinandersetzung, die aus der Geschichte in die aktuelle Gegenwart des Jahres 2015 ragt, eine Brücke, die die Hoffnung der Zeitzeugen negiert, dass die Erinnerung eine Wiederholung verhindert! Darum ist es umso wichtiger, sich auch bildlich damit auseinander zu setzen. Wie Dr. Barbara Rommé in ihrem „Essay“ feststellt, halten historische Aufnahmen die Sicht von außen fest, dagegen kann der künstlerische Photograph sich in die Perspektive der Betroffenen hineinversetzen; die Details sind der persönliche Blick auf ihre Folterwerkzeuge, aber auch auf ihre wenigen persönlichen Habseligkeiten. Beide Photographen versuchen, in der ihnen eigenen Bildsprache eine Annäherung an das Thema „Konzentrationslager“, lenken durch ihre Motivauswahl auf die Auseinandersetzung des Betrachters mit bestimmten Ereignissen in den Vernichtungslagern und fordern ihn auf, eine eigene gedankliche Bewertung zu formulieren. Tomasz Samek versetzt den Betrachter in die Perspektive des Betroffenen (Lagerinsassen), Martin Blume lässt den Betrachter quasi vor Ort erschauern (Unschärfe). In eindrucksvollen Photographien im streng dokumentarischen Stil zeigt Tomasz Samek den Ort Majdanek, selbst ein Gruppenphoto wird zum Dokument eines Ereignisses. Doppelseitigen Abbildungen des Lagers und der Innenräume der Baracken werden Textzitaten von Inhaftierten und Detailaufnahmen gegenübergestellt. Die besondere Aussagekraft der Details beruht auf der Auswahl der Ausschnitte und der 1:1 Wiedergabe. Dadurch erhalten Alltagsgegenstände und religiöse Artefakte eine berührende und verstörende Wirkung auf den Betrachter. Zur grauenvollen Steigerung kommt es bei der Nahaufnahme des Guckloches in der Tür der Gaskammer - welcher Anblick bot sich einst dem durchsehenden Auge? Bei einem solchen Thema ist auch die Buchgestaltung von großer Bedeutung für die Präsentation der Photographie. Hier erscheint der Leinenband »mitten in europa« mit seiner schlichten Typografie und den großformatigen Abbildungen, den Zitaten im Majdanek Buch gleich Lagerbekanntmachungen gut geeignet für das Thema. (DB)

 

Deutschland um 1900 - ein Porträt in Farbe
612 Seiten mit etwa 800 Bildern; Deutsch, Englisch, Französisch
Taschen Verlag
ISBN 978-3-8365-3752-0; 150 Euro

Deutschland um 1900, in Glanz und Gloria – und das in Farbe! Die Reise führt in sechs Kapiteln – Berlin und Umgebung, Nord- und Ostsee, Die Elbe hinauf, Im Herzen Deutschlands, Den Rhein hinauf bis zum Schwarzwald, Bayern – , in 800 Photochromen durch eine längst versunkene Epoche. Diese beginnt mit der Hauptstadt und den Seebädern an Nord- und Ostsee und endet mit den Lustschlössern Ludwigs II. in den bayerischen Alpen. Dargestellt ist ein Deutschland, das im anbrechenden 20. Jahrhundert gerade einen Modernisierungsschub vom Agrarstaat hin zum Industriestaat erlebt, aber noch stark seinen traditionellen Wurzeln verhaftet ist. Viele der rund 800 farbigen  Bilder sind doppelseitig, zwei ausklappbar sogar vierseitig gedruckt und zeigen die mittelalterlichen Städte, das ländliche Brauchtum und als erhaben wahrgenommene Landschaften. Diese stehen einträchtig neben Darstellungen technischer Neuerungen und modernen Gründerzeitboulevards: Das in hervorragender Qualität großformatig präsentierte Porträt eines Landes im Aufbruch, vom Photographen und Sammler Marc Walter, der Bildredakteurin und Autorin Sabine Arqué sowie der Kunsthistorikerin  Karin Lelonek in einem fulminanten Werk zusammengefasst und jeweils mit erläuternden Texten versehen. Wie schon bei dem ebenfalls beim Taschen-Verlag erschienenen Bestseller „An American Odyssey“ (hier im Juli 2014 vorgestellt) handelt es sich bei den Bildern in dem großformatigen Band „Deutschland um 1900“ um besonders schöne Beispiele für das historische Photochrom-Verfahren. Dabei handelt es sich um eine photolithographische Drucktechnik aus der Schweiz, die ab 1895 Anwendung fand und es ermöglichte, ausgehend von einem Schwarzweiß-Negativ ein Farbbild herzustellen. Dazu werden aufeinanderfolgende rasterlose Drucke benötigt, wobei für jede Farbe ein anderer Lithostein erforderlich ist – die Technik nutzt die Lichtempfindlichkeit von Bitumen.  (vZ)

 

Jean Serroy, Guillaume de Laubier
Die schönsten Universitäten der Welt

240 Seiten mit 340 farbigen Abbildungen
Knesebeck Verlag
ISBN 978-3-86873-868-1; 49,95 Euro

Dieses Buch lädt dazu ein, die heiligen Hallen der höheren Bildung zu erkunden, von Bologna, der ersten Universität der westlichen Welt, gegründet 1088, über die Sorbonne in Paris bis zu den namhaftesten englischen und amerikanischen Universitäten wie Cambridge oder Princeton. Jedes Kapitel stellt eine andere Universität vor, führt durch die Geschichte des Campus, seine Architektur, die vertretenen Wissenschaften und berühmte Sammlungen. Opulente Aufnahmen präsentieren beeindruckende Hörsäle, Bibliotheken, prächtige Eingangshallen und versteckte Gärten.

 

Bernhard Edmaier
Wasser

240 Seiten, zahlreiche Abb.
Prestel Verlag
ISBN 978-3-7913-8164-0; 59 Euro

Der großformatige Landschaftsbildband »Wasser« zeigt eindrucksvoll, in welcher prägnanten Weise unser Planet vom Wasser gestaltet wird. Dessen Wirkung erfolgt in allen drei Aggregatszuständen Wasser, Dampf und Eis und jeder davon hat spezielle Formen und Farben. Die Erscheinungsformen des Wassers und dessen Gestaltungsmuster hat der Photograph Bernhard Edmaier in Luftaufnahmen von herausragender Qualität festgehalten. Strömungen, Regen, Schnee, Wolken und Eis erzeugen eine Formenvielfalt, die aus der Luft gesehen eine ganz besondere Bildästhetik und Aussagekraft gewinnt. Bei der Motivsuche hat den gelernten Geologen sicher sein Fachwissen geleitet, der dann kongenial die Bildgestaltung nach ästhetischen Aspekten der Photographie vornahm. Den abstrakt anmutenden Photographien ist nicht mehr anzusehen, ob das Wasser eine aufbauende oder zerstörende Wirkung hatte, einen vom Menschen gewollten oder zufälligen Impuls von Wetter und Klimawandel umsetzte. Der Photograph nutzt den Landschaftsgestalter Wasser als Vorlage, um daraus berauschende Bildmotive zu erzeugen. Die Wissenschaftspublizistin Dr. Angelika Jung-Hüttl hat sechs informativen Texte zu den Kapiteln verfasst und auch das sehr hilfreiche Glossar zusammengestellt, das es dem interessierten Betrachter erlaubt, auch in die geologischen Voraussetzungen der abgebildeten Strukturen einzutauchen. (DB)

 

Wildlife Fotografien des Jahres – Portfolio 25
160 Seiten mit 40 s/w und 110 farbigen Abbildungen
Knesebeck Verlag
ISBN 978-3-86873-838-4; 34,95 Euro

Der renommierte, bei Naturphotographen weltweit äußerst begehrte Wettbewerb Wildlife Photographer of the Year prämiert herausragende künstlerische Aufnahmen der Natur. Die 100 besten Bilder der Sieger und der lobend Erwähnten des diesjährigen Wettbewerbs zeigt dieser Band in hervorragender Qualität mit einem informativen Begleittext, der die Entstehungsumstände spannend beschreibt. Wer sich über die aktuelle Entwicklung der Naturphotographie informieren will, erhält hier meisterhafte Beispiele von Tier- und Landschaftsbildern, die unseren Planeten in seiner ganzen Schönheit und Zerbrechlichkeit zeigen.

 

Wüstenrot - Dokumentarfotografie 10
78 Seiten, zahlreiche Abb.
Wüstenrot Stiftung
ISBN 978-3-933249-33-3

Der Ausstellungsband "Dokumentarfotografie Förderpreise 10" stellt erfreulicherweise nicht den Förderpreis und seine Auslober vor, sondern vier photographische Werkgruppen auf dem Gebiet der Dokumentarphotographie, die im Jahre 2015 erarbeitet beziehungsweise fertiggestellt wurden. Hervorzuheben ist, dass nicht nur die Erstellung der Photographie, sondern auch ein Katalog mit allen vier Arbeiten gefördert wird. Birte Kaufmann hat die Welt der fahrenden Kesselflicker (Tinker, heute Traveller genannt) in ihrer heute staatlich erzwungen Sesshaftigkeit dokumentiert. In einfühlsamen Photographien zeigt sie Menschen verschiedener Generationen, die ihrer ererbten Lebensweise entfremdet wurden und in ihrem neuen Lebensumfeld nicht richtig angekommen sind. Dabei ist bemerkenswert, dass Birte Kaufmann den Blick eines Familienmitglieds einnimmt, was ihr eine besondere Intensität der Motive ermöglicht.
Sara-Lena Maierhofer, Arbeit unterscheidet sich von den anderen, da sie vorhandenes Bildmaterial verändert, neu zusammenstellt und so aus bekannten Bildern von Silvio Berlusconi ihre Realität präsentiert. Arne Schmitt dokumentiert das Stadtbild von Köln und hinterfragt dabei die Straßenbilder in Bezug auf die politisch-gesellschaftlichen Parameter der Architektur. Seine Serie orientiert sich am Format des Stadtbildbandes, den er aber auch wie z.B. Chargesheimer mit seiner Bildsprache konterkariert. Kalouna Toulakoun setzt sich mit der aktuellen Thematik, dem Leben nach Flucht und Vertreibung auseinander, das seine Familie in den 70er Jahren durchlebt hat. So erarbeitet er in seinen Photographien besonders sensibel die Differenz zwischen gebotener Integration bei gleichzeitiger Bewahrung der eigenen Identität. Anrührend darin die Symbole einer Assimilation und die Authenzität durch eigene Erfahrung.
Mit dem Titel »Kulturelle Erinnerung und dokumentarische Differenzen« setzt Kerstin Meincke sich in einem Essay mit den verschiedenen Formen dokumentarischer Arbeitsweisen auseinander. Deren Vielseitigkeit ist in der aktuellen Photographie eine konzeptuelle Inspiration, die von der Realität ausgehend individuelle Perspektiven und Herangehensweisen möglich macht. Ein besonderer Akzent von Buch und Ausstellung ist, dass unter der Anleitung der Kunsthistorikerin Barbara Hofmann‐Johnson sich Studierende der Folkwang Universität in dem Seminar „Aspekte und Möglichkeiten der kuratorischen Praxis“ mit einer nach musealem Standard durchgeführten Ausstellungsorganisation auseinander gesetzt und im praktischen Teil Katalog und Ausstellung erarbeitet haben. (DB) (Ausstellung: Sanaa Gebäude, Essen bis 30. Januar)

 

Bernd Stiegler (DGPh)
Photographische Portraits

251 Seiten, 90 s/w Abb.
Wilhelm Fink Verlag
ISBN: 978-3-7705-5941-1; 29,90 Euro

Portraits von Photographen erwartet man zumeist als Bilder, die von ihnen selbst oder von anderen aufgenommen wurden. Bernd Stiegler nimmt sie in Gestalt von Essays in den Blick und lässt dabei schlaglichtartig ein Jahrhundert Photographiegeschichte Revue passieren. Vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart werden in elf photographischen Portraits höchst unterschiedliche Erkundungen des Photographischen vorgestellt. Was kann und was soll die Photographie leisten? Was ist die Aufgabe der Photographie? Das sind die leitenden Fragen dieser Essays. Der Bogen reicht u.a. von der Kunstphotographie Alvin Langdon Coburns und der neusachlichen Photographie eines Albert Renger-Patzsch über Alexander Rodtschenko und Boris Mikhailov bis hin zur generativen und konkreten Photographie Gottfried Jägers und zu zeitgenössischen Photographen wie Simone Kappeler, Michael Reisch oder Philipp Goldbach.

 

Günter Osterloh (DGPh)
LEICA M – 1954 bis heute

328 Seiten mit mehr als 450 Abbildungen,
Heel Verlag
ISBN 978-3-95843-132-4; 49,95 Euro

Mythos, Legende oder Klassiker - oft sind es große und in die Vergangenheit gerichtete Worte, wenn von der Leica M und ihrem Kamera-System die Rede ist. Im März 1914 notierte Oskar Barnack in seinem Werkstattbuch bei der Firma Leitz in Wetzlar: „Liliputkamera für Kinofilm fertig“. 29 Jahre und nahezu 700.000 verkaufte Leica Kameras später wurde die Leica M3 auf der photokina 1954 in Köln vorgestellt. Nach wie vor ist eine Leica M ein einzigartiges Werkzeug, mit dem weltbekannte Photographen arbeiten und mit dem unzählige Ikonen der Photographie entstanden sind. Weltweit gibt es kein anderes technisch so anspruchsvolles Produkt wie diese Kamera, deren bahnbrechendes Konzept und zeitloses Design mehr als sechs Jahrzehnte fast unverändert beibehalten wurde und die auch den Wechsel zur Digitalphotographie problemlos überstand. Wie die Leica M entstanden ist und von den Menschen, die ihren ganz eigenen Beitrag dazu geleistet haben, berichtet Günter Osterloh ausführlich und durch viele Abbildungen angereichert in dem neuen, im Heel-Verlag erschienenen Werk. Er beschreibt zunächst die analogen Leica M-Kameras und die zugehörigen Objektive, berichtet über den Werdegang des Unternehmens und seine Stellung in der Öffentlichkeit und endet unter dem Titel „Der Beginn einer neuen Ära“ mit den aktuellen Leica M-Modellen für die digitale Photographie. Der Autor Günter Osterloh (DGPh) war 40 Jahre für die Unternehmen Leitz und Leica in verschiedenen Positionen tätig: als Phototechniker in der Leica Technik und technischer Redakteur bei der Zeitschrift Leica Photographie sowie zuletzt als Leiter des Produktmanagements und der Leica Akademie. Fast alle Personen, die an der Entstehung des Leica M-Systems beteiligt waren, lernte er persönlich kennen. Zudem hatte er zehn Jahre lang im Fachbereich Journalistik-Geschichte am Historischen Institut der Justus Liebig Universität, Gießen, einen Lehrauftrag. Seit seiner Pensionierung beschäftigt sich Osterloh publizistisch mit der Leica/Leitz Historie und berät heute die Leica Camera AG beim Aufbau eines Leica Archivs. (vZ)

 

Das James Bond Archiv
624 Seiten, Englisch, mit Einlage in deutscher Sprache
Taschen Verlag
ISBN 978-3-8365-5183-0; 49,99 Euro

„Bond, James Bond“  - seit Sean Connery diese unsterblichen Worte das erste Mal aussprach, hat der smarteste Geheimagent der Kinogeschichte die Zuschauer in aller Welt erobert. Damit war gleichzeitig die langlebigste und vielleicht auch beliebteste Kinofigur aller Zeiten geboren. Die Schöpfung des Schriftstellers Ian Fleming sah man bisher in 24 Filmen über eine Zeitspanne von fünf Jahrzehnten, gespielt von sechs verschiedenen Darstellern. vorliegende Buch erzählt die Geschichte der Entstehung des ersten Bond-Films „Dr. No“ im Jahre 1962 und all der 23 weiteren Bond-Filme, die im Laufe von nunmehr über 50 Jahren folgten. Die Reise durch den Band beginnt nach dem Vorwort der heutigen Produzenten Michael G. Wilson und Barbara Broccoli und einer Einleitung des Herausgebers Paul Duncan. Darauf folgt das berühmte Playboy-Interview des Bond-Autors Ian Fleming. Im Hauptteil wird zu jedem der 24 Filme kurz in die Handlung eingeführt, das Datum der Premiere und die Laufzeit genannt und dann die ausführliche Hintergrundgeschichte geschildert. Diese ist jeweils bebildert mit seltenen, teilweise unveröffentlichten Photos und Dokumenten aus den Archiven der Produktionsgesellschaft EON und des Filmverleihers MGM. Die Fülle der Photos von den Dreharbeiten, die Standbilder, Bühnenbildentwürfe, Storyboards und Produktionsnotizen wird ergänzt durch eine ‚Oral History‘ aus dem Mund von über 150 Darstellern und Mitarbeitern. Von den Produzenten und Regisseuren über Bühnenbildner bis hin zu Stuntmen erzählen die Mitwirkenden aus ihrer persönlichen Sicht die wahre Insidergeschichte von den Dreharbeiten eines jeden Bond-Films  und liefern dabei außergewöhnliche Einblicke in die Welt hinter den Kulissen des erfolgreichsten und längsten Filmfranchise der Kinogeschichte. Das Werk blickt somit auch auf die Welt hinter den Filmen - auf alles, was notwendig war, damit diese Wirklichkeit werden konnten. (vZ)