Loredana Nemes
Beyond

112 Seiten, 42 Abbildungen in Duplex
Hatje Cantz Verlag   
ISBN 978-3-7757-2697-9; € 39,80

Nur schemenhaft zu erkennende Männergesichter hinter einer milchigen Fensterscheibe: Ihre Konturen sind unklar, die Gesichtszüge vage. Mit ihrer Linhof-Plattenkamera photographierte die in Berlin lebende Loredana Nemes (*1972 in Sibiu, Rumänien) Berliner Männerwelten in türkischen, orientalischen und arabischen Männercafés in Neukölln, Kreuzberg oder Wedding. Erste inspirierende Begegnungen für diese Arbeit erlebte sie als Zwölfjährige während eines halbjährigen Aufenthalts in Shiraz im Iran. Mit großer Neugierde auf diese fremde, faszinierende Kultur nähert sie sich Orten, die ihr als Frau keinen Einlass gewähren. »Ich photographiere ihre Außenmembran, die uns die Innenwelt nur schemenhaft andeutet und die Trennung zwischen den Welten visualisiert«, so Nemes. Das Ergebnis dieses photographischen Dialogs sind Porträts von Ali, Ünal, Kemal oder Rasim, die uns Grenzen aufzeigen – kulturelle und visuelle. (Ausstellungen: Galerie Baukunst, Köln 30.6.–28.8.2010 | Schloss Neuhardenberg, Neuhardenberg 8.8.–2.10.2010 | Museum Neukölln, Berlin 19.11.2010–20.02.2011)

 

Ingo Arndt (DGPh)
Tierreich

176 Seiten, mit 120 farbigen Abbildungen
Knesebeck Verlag
ISBN 978-3-86873-180-4; 39,95 Euro

Seit vielen Jahren begeistert sich der Photograph Ingo Arndt für Tiere, die in Massen auftreten. Er begann eine konsequente Recherche über dieses Phänomen und die Frage, warum Tiere gemeinsam auftreten. Der Autor Claus Peter Lieckfeld beantwortet diese Frage in fünf Kapiteln, die das Massenphänomen unter den Aspekten Fortpflanzung, Wanderung, Überwinterung, Gemeinschaften und Leben im Exil untersuchen. Dazu erzählt Ingo Arndt teils spannend, teils anekdotisch von seinen Reisen zu den beeindruckenden Schwärmen, Herden und Kolonien der Tierwelt und gibt weiterführende Informationen zu den vorgestellten Tierarten. Die herausragende Ästhetik seiner Bilder, die in Farb- und Formspielen teilweise an abstrakte Malerei erinnert, erschließt dem Betrachter ein faszinierendes Thema auf sinnliche Weise.

  

Michael Ebert / Sandra Abend
(beide DGPh)
Foto-Workshop für Kinder

160 Seiten, komplett in Farbe
dpunkt.verlag
ISBN 978-3-89864-706-9; 24,95 Euro

Die Digitalisierung ist die größte Veränderung in der Geschichte des Mediums Photographie. Während aber selbst erfahrene Berufsphotographen dem filmlosen Aufnahmeverfahren lange noch mit tiefem Misstrauen begegneten, finden Kinder einen unbefangenen Weg in die digitale Welt. Für sie zählt nur das Glücksgefühl, die Befriedigung des uralten Traumes: Ein Bild festzuhalten und es sofort zu sehen, ist jetzt im wahrsten Sinne des Wortes »kinderleicht«. Dieses Buch soll Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren schnell und kurzweilig in das Medium Photographie einführen. Kompakt werden die neuen photographischen Verfahren vermittelt. Dabei wird Technik grundsätzlich als Mittel zum Zweck und nicht als Selbstzweck erklärt. Im Vordergrund steht, die Kinder mit den wesentlichen Elementen der kreativen Bildgestaltung vertraut zu machen und ihnen einen sinnlichen, erlebnisorientierten Zugang in eine faszinierende Welt zu öffnen, nach dem Motto »Entdecken wir die Welt der Photographie und wie man die Welt photographiert.«

 

Jessica Backhaus
I Wanted To See The World

80 Seiten, 41 Farbabbildungen
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-170-5; 30 Euro

Jessica Backhaus ist eine der seltenen Photographinnen, denen es gelingt, Nuancen des Alltags mit ihrer Kamera zu erfassen und dabei ein unglaubliches Gespür für Farbe zu beweisen. Bereits in ihren drei veröffentlichten Serien Jesus and the Cherries, One Day in November und What Still Remains (Kehrer 2005 und 2008) fällt der subtile, doch lebhafte Einsatz von Farbe auf – sei es als eine Reflexion auf einer Oberfläche, sei es, dass sie Menschen und Interieurs umhüllt und erfüllt. Immer dient die Farbe dem Gegenstand von Backhaus’ Bildern und sie erfasst die Welt um sie herum mit großer Sensibilität und Präzision. In ihrer jüngsten Serie "I Wanted To See The World" tauchen wir nun vollkommen ein in ihre schillernden Farben, wenn wir zugleich natürliche und von Menschen gemachte Strukturen im Spiegel von Wasseroberflächen sehen. Besonders die Arbeiten aus Venedig bieten eine faszinierende Palette von sanften Orange-, bleichen Gelb- und irritierenden Grautönen.

 

Gregory Crewdson
Sanctuary

96 Seiten, 41 Abbildungen
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-2734-1; 49,80 Euro

Auf einer Reise nach Rom besuchte Gregory Crewdson (*1962 in New York) die italienische Filmstadt Cinecittà, wo einst die Meisterwerke von Frederico Fellini und Roberto Rossellini entstanden. Crewdson fand heruntergekommene Szenerien vor, die sich langsam in Ruinen verwandelten, und war von der zerfallenden Pracht fasziniert. Er wusste sofort, er hatte sein nächstes Projekt gefunden. Bislang waren Crewdsons Serien enorm aufwendig und erforderten große Produktionsteams, eigens gebaute Filmateliers und professionelle Schauspieler. Nun aber kehrte er nur mit einem kleinen Team zurück und arbeitete für seine eindringlichen schwarz-weiß Aufnahmen zerbröckelnder Fassaden und verlassener Straßen vorwiegend mit natürlichem Licht. All dies bedeutet jedoch nicht wirklich einen Bruch zu Crewdsons früheren Serien, denn der dramatische Subtext seiner Bilder, das unheimliche Gefühl, dass in ihnen die Vergangenheit wieder zum Leben erweckt wird, findet sich auch hier.
 

Renate Aller
Oceanscapes

84 Seiten, 42 Farbabbildungen
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-139-2; 36 Euro

Die in Deutschland geborene Photographin Renate Aller hat seit mehr als einem Jahrzehnt den Atlantischen Ozean von einem einzigen Punkt an der Küste der legendären Hamptons photographiert. Ihre Bilder zeigen die sich unendlich verändernden Farben und Strukturen von Himmel und Wasser und die Schönheit und Größe des Ozeans. Sie lassen erahnen, was seit Generationen Menschen an diesen Ort gelockt hat. Die erhabene Schönheit dieses Aussichtspunktes, die Aller mit dem großen romantischen Maler des 19. Jahrhunderts, Caspar David Friedrich, verbindet, ist auch eine Metapher für die Landschaft der menschlichen Emotionen. Allers Standpunkt ist statisch, aber der Wandel von Wetter und Licht ermöglicht eine vielfältige Reihe von Bildern, die eine gewaltige visuelle Bibliothek von Erinnerungen und Assoziationen eröffnen. Das Buch weist den subtilen Zauber sowohl von Allers großformatigen Prints als auch der originalen Ozeanlandschaften auf. Es enthält Essays des New Yorker Kritikers Richard B. Woodward und der Leiterin der Abteilung für Zeitgenössische Kunst der Hamburger Kunsthalle, Petra Roettig. Ergänzt werden diese Beiträge durch ein Gespräch mit der Kunsthistorikerin Jasmin Seck, die Allers Arbeiten in einen Kontext mit der Landschaftsphotographie und mit der Geschichte der Bilder von der Südküste Long Islands stellt.

 

Stanley Greene
Black Passport - Journal eines Kriegsfotografen

288 Seiten, 90 farbige und 160 s/w Abbildungen
Benteli Verlag
ISBN 978-3-7165-1607-2; 49,80 Euro

Stanley Greene begann als Modephotograph. Heute sind seine Kriegsreportagen weltbekannt. In „Black Passport“ versucht Greene mit Unterstützung des Photodesigners Teun van der Heijden die Auswirkungen zu verarbeiten, die seine unbeständige Arbeit in den Krisengebieten dieser Welt auf sein Leben haben. Durch die Kombination von beeindruckenden, bisweilen schmerzhaftgrausamen Photographien mit den authentischen Aussagen Greenes entsteht ein eindrucksvolles Porträt des Photojournalisten. Es versucht dem Betrachter eine Vision davon zu geben, wie es Greene gelungen ist, den Sturz in den Abgrund zu vermeiden, ja, wie er sich trotz des alltäglichen Kriegsgrauens seinen Optimismus bewahren konnte.

 

Axel Hütte
Towards the Wood

84 Seiten, 35 Farbtafeln
Verlag Schirmer/Mosel
ISBN 978 3 82960 515 1; 58 Euro
 

Axel Hüttes »Spiegelungen« spielen mit dem Mythos des Narziss, der sich in sein Spiegelbild verliebt und diese Liebe mit dem Tod bezahlt. Seit der Erfindung dieses Mythos im Allgemeinen und des Spiegels im Besonderen üben Wasseroberflächen, vor allem, wenn sie von Bäumen umgeben sind, eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Hüttes neue Bilder sind in gewissem Sinne Weiterentwicklungen seiner Urwald-Aufnahmen. Beim Blick durch sein Objektiv entdeckte er eines Tages das aufrecht stehende Spiegelbild einer menschlichen Gestalt auf der dunkelgrünen Oberfläche eines Gewässers. Die Plattenkamera, mit der Hütte arbeitet, gibt die Welt auf dem Kopf stehend wieder – und zeigte ihm das Spiegelbild jetzt in nochmaliger Umkehrung, also »richtig« herum. Diese Entdeckung faszinierte ihn so, dass er den Spie gelungen eine eigene, seine jüngste Serie widmete. Ausgehend von einem an sich einfachen optisch-physikalischen Gesetz gelangte er zu Bildern, die die Wahrnehmung nachhaltig irritieren und unseren Sinnen scheinbar spielerisch Rätsel aufgeben. Die Wasseroberflächen, die wir sehen, sind unleugbar real – Hütte bearbeitet seine Photographien nicht digital –, und doch hinterlassen herabgefallene Blätter oder aufgebrochenes Eis Spuren von Irrationalität in den Bildern. Sie wirken seltsam fremd, wie im Traum gesehen und der greifbaren Wirklichkeit entrückt.

 

Not In Fashion
Mode und Fotografie der 90er Jahre

ca. 320 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Kerber Verlag
ISBN 978-3-86678-452-9; 39,95  Euro

Wie verändert Mode unseren Blick auf die Welt? Wie verändert Photographie den Blick auf Mode? In den 1990er Jahren erfand sich die Modeszene vor allem durch das Medium der Photographie grundlegend neu. Das Lebensgefühl der damals 20- bis 30-Jährigen war geprägt von Musik, Subkultur, Intimität und Mode. In den großen Metropolen der Welt zelebrierten sie eine neue Körperlichkeit und grenzten sich von Etabliertem ab, um einen Gegenentwurf – eine "Counter-Culture" – vorzuleben. Es galt, "wahres" Leben, authentische Jugendkultur zu porträtieren und Geschlechterdifferenzen und andere gesellschaftliche Konventionen zu verwischen. Die vielschichtige Publikation zeigt in zahlreichen Photographien, historischen Kampagnen, zentralen Bildstrecken historischer Zeitschriften, wie radikal und innovativ diese Generation war und wie sich bis heute Mode, Photographie und Kunst durchdringen. (Ausstellung 25.09.2010 - 9.01.2011, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main)