René Burri
Brasilia
224 Seiten, 104 farbige und 118 sw Abbildungen
Zürich, Scheidegger & Spiess
ISDN 978-3-85881-307-7; 77 Euro

Brasilia ist eine realisierte Utopie. Der Schweizer Magnum-Photograph René Burri (Dr.-Erich-Salomon-Preisträger 1998) dokumentierte die aus dem Boden gestampfte Hauptstadt Brasiliens von 1958 bis 1997: zuerst ihren Aufbau, dann das Alltagsleben. Die meisten seiner Photographien sind bislang unveröffentlicht.

René Burri. Brasilia präsentiert nun dieses reiche Bildmaterial mit seinem einzigartig metaphorischen, filmisch-unmittelbaren Blick auf die werdende Stadt. Die Farb- und Schwarzweissaufnahmen zeigen architektonische Ikonen und die Sicht aus dem Flugzeug auf die dem Urwald abgerungenen Bauflächen. Das mit einem Essay und zahlreichen Dokumenten angereicherte Buch umfasst aber auch Porträts des «Menschenphotographen» Burri, Straßenszenen und stimmungsvolle Partys. Deutlich werden so die ungeheuren Anstrengungen und die Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit sowie die visionären Dimensionen Brasilias.

 

Linda McCartney
Life in Photographs
280 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
Köln, Taschen
ISBN: 978-3-8365-2728-6; 49,99 Euro

Als Linda Eastman 1966 kurzzeitig als Empfangsdame für die Zeitschrift Town and Country arbeitete, ergatterte sie einen Presseausweis für einen äußerst exklusiven Werbeauftritt der Rolling Stones auf einer Yacht auf dem Hudson River. Ihre frischen, ungekünstelten Photos der Stones waren den steifen Aufnahmen des offiziellen Bandphotographen haushoch überlegen; sie war auf dem Weg, sich als führende Rock-Photographin einen Namen zu machen. Als ihr Porträt von Eric Clapton am 11. Mai 1968 das Titelblatt des Rolling Stone zierte, war sie die erste Frau, der diese Ehre zuteil wurde. Während ihrer Zeit als führende Photographin der Musikszene der späten 1960er-Jahre bannte sie zahlreiche der bedeutendsten Musiker der Pop- und Rockszene auf Film, beispielsweise Aretha Franklin, Jimi Hendrix, Bob Dylan, Janis Joplin, Simon & Garfunkel, The Who, The Doors und Grateful Dead. Linda ging 1967 nach London, um die "Swinging Sixties" zu dokumentieren; in dem Szene-Club "Bag O‘Nails" begegnete sie Paul McCartney und photographierte dann die Beatles auf einer Präsentation ihres Albums "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band". Linda verewigte ihre gesamte Welt auf Film – von den frühen Rock-Porträts über die letzten Jahre der Beatles bis zu den Tourneen mit den Wings und dem Großziehen von vier Kindern gemeinsam mit Paul. Ihre Aufnahmen reichen von spontanen Familienbildern bis zu Studiositzungen mit Stevie Wonder und Michael Jackson sowie den Künstlern Willem de Kooning und Gilbert and George. Ihre stets unprätentiösen, lebendigen Arbeiten strahlen Wärme aus und zeugen vom Gespür für den entscheidenden Moment, um das Wesen eines beliebigen Sujets einzufangen. Jedem Motiv begegnete sie ganz ohne Anmaßung oder Künstlichkeit, seien es ihre eigenen Kinder, berühmte Persönlichkeiten, Tiere oder flüchtige Alltagsmomente. Diese Retrospektive – ausgewählt aus ihrem mehr als 200.000 Photos umfassenden Archiv – entstand in enger Zusammenarbeit mit Paul McCartney und ihren Kindern. Das Resultat ist ein bewegendes persönliches Tagebuch und ein nachhaltiges Vermächtnis ihres Talents.

 

Photographers
Porträts von Birgit Kleber

Mit einem Vorwort von Klaus Honnef (DGPh)
96 Seiten mit ca. 55 s/w Porträts Abbildungen
Berlin, Jovis Verlag
ISBN 978-3-86859-133-0; 28 Euro

Sich als Künstler mit berühmten Kollegen auseinanderzusetzen, ist an sich eine besondere Situation und sicherlich die existenziellste Form des Künstlerporträts. Birgit Kleber hat internationale Photographen porträtiert, die für die Geschichte der Photographie prägend sind und deren Bilder das Sehen auf die Welt verändert haben. Ihre Porträts sind immer inszeniert: Sie gibt Regieanweisungen, fordert statische Körperhaltungen, geht dabei dicht an die Gesichter heran und will für eine paar Minuten die volle Konzentration ihres Gegenübers. Sie sucht dabei genau jenen Moment, wo sich der andere dagegen zu wehren beginnt. Und gerade damit betont und verstärkt sie die schon bestehende Spannung der photographischen Situation. Das Konzept wird bis auf die Spitze getrieben, denn sämtliche Tricks und Techniken sind beiden Seiten, der Photographin, aber auch ihrem Modell, bekannt: ein Ausweichen ist nicht möglich. Das Ergebnis sind Künstler-Porträts von schonungsloser Offenheit und eindrücklicher Menschlichkeit.
(Ausstellung: Galerie Johanna Breede; Berlin,  bis 11. Juni)

 

Andreas Gefeller
The Japan Series
Texte von Celina Lunsford und Christoph Schaden (beide DGPh)
Hardcover, 80 Seiten mit 58 Abbildungen in Farbe
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-2994-9; 39,80 Euro

Die Sensibilisierung und Erweiterung unserer Wahrnehmung einer scheinbar bekannten Realität zeichnen die Grundhaltung des Düsseldorfer Photokünstlers Andreas Gefeller (*1970 in Düsseldorf) aus. Seine jüngsten Photoarbeiten sind deutlich formaler und struktureller geworden und zeigen stark malerische Qualitäten. The Japan Series entstand anlässlich des Projektes European Eyes on Japan, für das alljährlich europäische Photographen eingeladen werden, im Land der aufgehenden Sonne zu arbeiten. Einen Schwerpunkt der Serie bilden die Poles, für die Gefeller Strommasten in mindestens zwei Einzelaufnahmen lotrecht von unten photographiert. In der anschließenden digitalen Zusammensetzung verschwinden die Masten, und die unzähligen Kabel und Transformatoren verwandeln sich in eine autonome, abstrakte Komposition vor monochromen Hintergrund. Andere Aufnahmen zeigen Pflanzen, deren Zweige sich um rechteckige Drahtnetze und hölzerne Gitter winden. Das Fehlen von Orientierungs- und Bezugspunkten eröffnet neue Perspektiven auf vertraute Situationen.

 

Industriezeit. Fotografien 1846-2010
Katalog Münchner Stadtmuseum / Sammlung Fotografie
Texte: Ulrich Pohlmann (DGPh) und Rudolf Scheutle
Hardcover, 192 Seiten mit 198 Abbildungen
Münchner Stadtmuseum (Hrsg.)/Wasmuth Verlag
ISBN 978-3-8030-0738-4; 45 Euro

Im Zeitalter der Industrialisierung hat sich mit der Industriephotographie ein neues Genre entwickelt, dem sich viele bedeutende europäische Photographen im Auftrag von Eisenbahngesellschaften, Bauträgern, Ingenieuren oder Unternehmen zuwandten. Ab 1855 entstanden photographische Dokumentationen, zum Teil über mehrere Jahre hinweg, im Eisenbahn-, Straßen- und Brückenbau. Obwohl sich diese Aufnahmen mittlerweile im Kunsthandel großen Interesses erfreuen, war der ursprüngliche Zweck und Gebrauchswert der Photographien klar umrissen: Die Dokumentation der verschiedenen Bauzustände bei der Konstruktion einer Brücke, Eisenbahntrasse oder Wasserstraße sollte Architekten, Ingenieuren und Bauherren, die den Arbeiten nicht ständig vor Ort beiwohnen konnten, über deren Fortgang informieren. Zudem verwendete man die Photographien als Produktwerbung auf Industrie- und Weltausstellungen.
(Ausstellung: Münchner Stadtmuseum 15.04. – 11.09. 2011)

 

Dabeisein - Fotografien von Jürgen Heinemann und Tobias Zielony
Hardcover, 122 Seiten
Edition Folkwang (Hrsg.)/ Steidl Verlag
ISBN 978-3-86930-276-8; 28 Euro

Der Photograph Jürgen Heinemann (geb. 1934) beschreibt seine Schwarzweiß-Photographien als bildnerische Verdichtungen existenzieller Fragen. Nach dem Studium bei Otto Steinert in Saarbrücken und Essen war er auf ausgedehnten Reisen in der ganzen Welt unterwegs. Neben seiner Arbeit für kirchliche Hilfsorganisationen photographierte Heinemann in den 1960er und 1970er Jahren mit humanistischer Geste die großen Themen Arbeit, Familie, Kinder und Glauben. Zusammen mit seinen Arbeiten werden Bilder des Photographen Tobias Zielony (geb. 1973) gezeigt. Dessen Serien »Ha Neu« und »Chemnitz « entstanden 2002 und 2003 in den Peripherien ostdeutscher Städte. Zielonys Blick ist auf das Lebensumfeld der Jugend in Halle und Chemnitz gerichtet. Er photographiert die ganz eigene Atmosphäre nächtlicher Treffpunkte und porträtiert die entrückten Gesichter junger Erwachsener in künstlichem Licht.
(Ausstellung Museum Folkwang 16.04.– 26.06. 2011)

 

Portraits in Serie. Fotografien eines Jahrhunderts
Hardcover, 240 Seiten mit 226 Abbildungen (davon 165 in Farbe)
Kerber Verlag
ISBN: 978-3-86678-498-7; 38,90 Euro

Das Portrait gehört zu den traditionellen Themen der Kunst und lieferte einen wesentlichen Antrieb für die Erfindung der Photographie im 19. Jahrhundert. Das Bild vom Menschen, unterliegt einem permanenten Wandel. Das Projekt Portraits in Serie nimmt uns mit auf eine Zeitreise von den Anfängen der Daguerreotypie und Talbotypie bis in die digitale Gegenwart, wo die Frage nach dem Ende des klassischen Portraits aufgeworfen wird. Exemplarisch werden Arbeiten von 35 internationalen Künstlerinnen und Künstler präsentiert, die sich aufeinander beziehen und in der jeweils aktuellen Rezeption in immer wieder neuen Zusammenhängen interpretiert werden. Künstler (u. a.): Diane Arbus, Rineke Dijkstra, Patrick Faigenbaum, Hans-Peter Feldmann, Lee Friedlander, Nan Goldin, David Octavius Hill und Robert Adamson, Roni Horn, Theodor und Oscar Hofmeister, Peter Keetman, Helmar Lerski, Annie Leibovitz, Michael Najjar, Nicholas Nixon, Heinrich Riebesehl, Judith Joy Ross, Thomas Ruff, August Sander, Cindy Sherman und Andy Warhol.
(Ausstellung Museum für Kunst u. Gewerbe Hamburg 1. April – 17. Juli 2011)

 

Dazwischen. In between
Architekturbild, European Architectural Photography Prize 2011

Hardcover, 120 Seiten
Architekturbild e.V. (Hrsg.) 2011
ISBN: 978-3-89986-159-4; 24,80 Euro 

Der Europäische Architekturphotographie-Preis wurde 1995 gegründet. Die Betreuung des Photographie-Preises ist 2003 in die Hände des gemeinnützigen Vereins architekturbild e.V. übergegangen. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die photographisch-künstlerische Auseinandersetzung mit der gebauten Umwelt zu fördern. Mit dem Photographie-Preis wird die Qualität des für die Vermittlung von Architektur nach wie vor wichtigen Mediums gefördert. Der Preis wirkt wie eine Sonde, er lotet das Potenzial und die erstaunlich weit zu steckenden Grenzen der Architekturphotographie aus. Der weltweit erste, international bekannte und beachtete Preis wird alle zwei Jahre jeweils zu einem bestimmten Thema ausgelobt und wurde 2011 zum neunten Mal verliehen. (Wilfried Dechau, DGPh, architekturbild e.V.)
(Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main 07. Mai – 19. Juni 2011)

 

Hans-Christian Schink
Monografie

Texte von Ulrike Bestgen, Matthias Flügge, T. O. Immisch (DGPh), Sisse Laene Markvardine Kirkegaard, Antje Rávic Strubel, Kai-Uwe Schierz, Phil Taylor, Thomas Weski, Gestaltung von Severin Wucher 180 Seiten mit 155 farbige Abbildungen
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-2826-3; 49,80 Euro

Bekannt wurde der Leipziger Photograph Hans-Christian Schink (*1961 in Erfurt) mit seiner Serie Verkehrsprojekte Deutsche Einheit, in der er in über sieben Jahren entstandene Straßen- und Eisenbahnbauten in den neuen Bundesländern dokumentierte. Die Aufnahmen bezeugen die gewaltigen Eingriffe des Menschen in die Natur. Dieses Aufeinandertreffen von Zivilisation und Natur ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch fast alle Arbeiten von Hans-Christian Schink zieht: Seien es Telefonkabel, die mitten im scheinbar unberührten Dschungel Vietnams zum Vorschein kommen oder Strommasten und -leitungen, die sich durch die verschneiten Landschaften Niigatas ziehen. Auch wenn der Mensch als Verursacher dieser Eingriffe in den Aufnahmen nie direkt zu sehen ist, so ist er doch durch die von ihm geschaffenen Spuren allgegenwärtig. Schink wertet allerdings nicht und dokumentiert die Szenen als distanzierter Betrachter.
(Ausstellungen: Neues Museum, Weimar 8.4.–13.6.2011; Angermuseum Erfurt 9.4.–5.6.2011; Museum Küppersmühle, Duisburg 1.7.–3.10.2011)
 

Ernst Schwitters
Die Farben Norwegens 1943-1963

Hardcover, 116 Seiten mit 108 Abbildungen (davon 93 in Farbe)
Hatje Cantz Verlag
ISBN: 978-3-7757-2657-3; 35 Euro

Ernst Schwitters (1918–1996), der in der Nachkriegszeit bekannteste Photograph Norwegens, arbeitete ab 1943 auch mit Farbfilmen. Innerhalb von zwei Jahrzehnten entstanden mehr als 10.000 Dias, die sich heute im Besitz der Kurt und Ernst Schwitters Stiftung in Hannover befinden. Der Band zeigt eine repräsentative Auswahl der besten in Norwegen und England aufgenommenen Landschaftsbilder. Sie führen vor Augen, wie der Künstler mittels der unterschiedlich dominanten Farbigkeit seiner Bilder Naturstimmungen festgehalten hat. Sein schon bei den schwarz-weißen Photographien bewährter Blick für Komposition und Strukturen verbindet sich mit einem rationellen Einsatz der Farbe. Neben einem einführenden Essay zum Photographen beschreibt das Buch die Verfahren der digitalen Restaurierung, die es ermöglichten, die teilweise zerstörten Dias erstmals seit ihrer Entstehung zu präsentieren.

 

Many Ray
Portraits. Paris – Hollywood – Paris. 1921-1976

Hardcover, 312 Seiten mit 517 Abbildungen
Schirmer/Mosel Verlag
ISBN: 978-3-8296-0503-8; 58 Euro 

Er hat sie alle gekannt und photographiert: seine Freunde, die Dadaisten und Surrealisten, die Künstler von Montparnasse und ihre Modelle, die Amerikaner der Lost Generation, die sich um Gertrude Stein scharten, die internationale Avantgarde auf der Durchreise oder im Exil, die Pariser Prominenz aus der Welt der Mode, des Theaters, des Kinos Man Ray (1890-1976), Amerikaner, Photograph, Maler, Objektkünstler und Mitbegründer von New York Dada, kommt 1921 nach Paris. Um Geld zu verdienen, legt er sich ein Portraitstudio zu, das schnell zum Treffpunkt von Künstlern und Literaten, Schauspielern und Tänzern, den schillernden Figuren der Demi-monde und der Haute Volée wird. Tausende müssen es in dem halben Jahrhundert gewesen sein, das Man Ray mit einer elfjährigen Zwangsunterbrechung (Hollywood 1940-1951) in seiner Wahlheimat Paris verbrachte und mitgestaltete. Exakt 12.304 Negative aus den Studiobeständen Man Rays, davon knapp zwei Drittel Portraits, gelangten Mitte der 90er Jahre in den Besitz des Centre Pompidou, Paris. Archiviert und digitalisiert wird dieser unschätzbare Fundus jetzt als großformatiges Buch der Öffentlichkeit vorgestellt: eine Auswahl von 500 Portraitaufnahmen, das Gesicht einer ganzen Epoche in meisterhaften Photographien eines Meisters der Improvisation und Menschenkenntnis.

 


Werner Lieberknecht
Schwarzfahrten – Joy-rides

Softcover in Fadenheftung, 96 Seiten mit 72 s/w-Abbildungen (in Duplex)
ex pose Verlag, Hansgert Lambers (DGPh)
ISBN: 978-3-925935-65-7; 29,80 Euro

„Schwarzfahrten“ lautet der Titel des jüngst erschienenen Photobuchs von Werner Lieberknecht (*1961). Doch ist der englische Titel „Joy ride“ – Spritztour – treffender. Der kurze Ausflug ins Unbekannte – das kann diese Publikation sowohl für den Photographen wie für die Betrachter gleichermaßen bedeuten. Sein Reiz liegt in der Kombination zweier immer in Schwarzweiß photographierter Bildwelten: jener des Porträts, das häufig zugleich ein Akt ist, und der menschenleerer städtischer Räume und Landschaften. Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet Lieberknecht mit verschiedenen weiblichen Modellen, teilweise im Atelier, teilweise im Freien. Arrangiert auf Doppelseiten, stehen diese Aufnahmen in mal streng formaler, mal in eher assoziativer Analogie zu den modernen Architekturen, gefunden in den Niederlanden, Spanien, aber auch in Berlin und Chemnitz. Deren Charakteristika wurden über radikale Anschnitte und extreme Perspektiven herausgearbeitet. Sich über mehrere Seiten erstreckende Sequenzen wechseln sich mit locker über den Band verteilten, inhaltlich aber zusammengehörenden Bildern ab. Der so entstehende Rhythmus im Schauen wird ergänzt durch einen Text von Marcel Beyer, der ein Entdecken des Unbekannten im Alltäglichen beschreibt. In einer im Gefühl der Müdigkeit entwickelten Fantasie wird hier auf sprachlicher Ebene durchgespielt, was Werner Lieberknecht in seinen Photographien unternimmt: „mit uns im Bild der Photograph“.

 

Reporter ohne Grenzen
Fotos für die Pressefreiheit 2011

Softcover, 80 Seiten mit 30 Farbaufnahmen
Reporter ohne Grenzen (Hrsg.) 2011
ISBN 978-3-937683-33-1; 12 Euro

Der diesjährige Band ist der 18. aus der Reihe „Fotos für die Pressefreiheit“. Seit vergangenem Jahr kommen die Bücher in neuem Layout und mit veränderten inhaltlichen Schwerpunkten daher. Dafür wurde der Bildband mit dem "kress Award" für den besten Relaunch des Jahres 2010 ausgezeichnet. Verantwortlich für die neue Gestaltung und inhaltliche Ausrichtung sind die Bildredakteurin Barbara Stauss und die Agentur onlab. „Fotos für die Pressefreiheit“ zeigt, wie besorgniserregend die Lage der Pressefreiheit in vielen Ländern der Welt ist. Im Fokus stehen die Staaten der Welt, in denen 2010 das Recht auf freie Information am stärksten behindert wurde, in denen Journalisten verfolgt, bedroht oder verhaftet wurden, in denen freie Meinungsäußerung das Leben kosten kann. Der Band vereint längere Fotostrecken mit eher essayistischem Charakter und Reportagen, Bilder von hoher Qualität und mitunter verstörender Wirkung und starke Texten, Berichten und Interviews.
Rund 20 international renommierte Photographinnen und Photographen sowie mehr als zehn Autorinnen und Autoren haben für diesen Band ihre Bilder und Texte unentgeltlich zur Verfügung gestellt und unterstützen damit die Arbeit von ROG: Mit den Erlösen aus dem Verkauf der Bände finanziert ROG Anwaltskosten, medizinische Hilfe und Öffentlichkeitsarbeit für verfolgte Medienschaffende.

 


Gregory Crewdson
In a Lonely Place

Hardcover, 160 Seiten mit 71 Abbildungen (davon 29 in Triplex)
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-3136-2; 34 Euro

Der amerikanische bürgerliche Albtraum: Nichts ist mehr clean und geordnet, idyllisch und romantisch. In seinen perfekt inszenierten, hyperrealistischen Tableaus enttarnt der Photograph Gregory Crewdson (*1962 in Brooklyn) die typische Vorstadt als beklemmende Vorhölle und Ort verdrängter seelischer Abgründe. Stille Gewalt, Entfremdung, Einsamkeit und Leere sind hier nichts Neues oder Fremdes, sondern das alltäglich Vertraute von nebenan. Mit immensem Aufwand arrangiert Gregory Crewdson seine apokalyptischen Szenarien. Die Bilder aus seiner Serie Beneath the Roses entfalten aufgrund ihres Detailreichtums und ihrer Rätselhaftigkeit eine surreale, übernatürliche Suggestivkraft, der man sich kaum entziehen kann. Nicht weniger beeindruckend wirken seine Arbeiten aus Sanctuary, entstanden in den morbiden Kulissen der italienischen Cinecittà, und die ungewöhnlichen Natur-Nachtaufnahmen aus Fireflies.
(Ausstellung: C/O Berlin 02.07.– 04.09.2011)

 

Peter Lindbergh
The unknown

Hardcover, 200 Seiten mit 89 Abbildungen
Schirmer/Mosel Verlag
ISBN: 978-3-8296-0544-1; 49,80 Euro 

Das Ullens Center for Contemporary Art (UCCA) in der chinesischen Hauptstadt Peking eröffnet am 1. April eine atemberaubende Photoausstellung mit Photographien des in Paris lebenden deutschen Photographen. Unter dem Titel The Unknown zeigt Peter Lindbergh eine große Modereportage, die mit dem Thema einer Landung von außerirdischen Wesen auf der Erde spielt, zwischen Film und Fiktion, zwischen Mode- und Reportagephotographie pendeln Lindberghs großformatige Bilder und halten die Phantasien des Betrachters auf ebenso unheimliche wie utopische Weise im Fluss. Fritz Lang, Orson Welles und Ridley Scotts Blade Runner lassen grüssen.
 

 

That's me
Fotografische Selbst-Bilder

Hardcover, 120 Seiten mit 86 Abbildungen (davon 68 in Farbe)
MARTa Herford (Hrsg.)/Kerber Verlag
ISBN: 978-3-7705-5027-2; 29,95 Euro

Die Inszenierung und Befragung der eigenen Künstlerrolle ist seit den 1960er Jahren ein bevorzugtes Themenfeld von Photokünstlern. Der Katalog zeigt ca. 100 Photos von Valie Export, Aino Kannisto, Elke Krystufek, Jürgen Klauke, Martin Liebscher, Christopher Makos, Rudolf Schwarzkogler und Cindy Sherman und verhandelt Themen wie Selbstbefragung, Ambivalenz, die inszenierte Entdeckung des eigenen Ausdrucks in Posen des Fremden und sozial Ausgegrenzten. Dabei offenbaren sich reale und symbolisch formulierte Verletzbarkeit des Körpers, ein Austesten sozialer Tabus und Verwischen der Grenzen zwischen Geschlecht und Identität. Das heutige Selbst ist in vieler Hinsicht zu einem offenen Medium geworden … (Ausstellung MARTa Herford 11.03. - 08.05.2011)

 

Catherine Opie
Empty and Full

Hardcover mit 96 Seiten (davon 53 in Farbe)
Hatje Cantz Verlag
ISBN: 978-3-7757-3015-0; 29,80 Euro
 

Die Photographin Catherine Opie (*1961 in Sandusky) gilt als eine der richtungweisenden Künstlerinnen ihrer Generation. Bekannt wurde sie mit ihren Porträts und Landschaften, wobei sie beide Elemente auch oft kombinierte und ihre Kamera darauf richtete, wie Menschen unterschiedliche Landschaften in Besitz nehmen – von Highschool-Football-Teams auf den Spielfeldern über Eisfischer auf zugefrorenen Seen bis zu Surfern, die auf die nächste Welle warten. In letzter Zeit hat Opie sich wieder dem Genre der Straßenphotographie zugewandt und die Beziehung zwischen Menschen und Orten weiter erforscht. Die Publikation stellt ihre jüngsten Photos von politischen Demonstrationen und Versammlungen vor – von der Amtseinführung Präsident Obamas bis hin zu den Kundgebungen der Tea-Party-Bewegung. Opie bezieht sich auf die lange und illustre Tradition der amerikanischen Dokumentarphotographie, auf Meister wie Berenice Abbott oder Robert Frank, und zeigt uns Demokratie in voller Aktion.

 

Storsberg, Klaus (DGPh)
Naturfotografie 1839-1964 in Deutschland

Hardcover, 314 Seiten durchgehend mit farbigen Illustrationen im Digitaldruck
Digital nature Verlag 2010
ohne ISBN; 29,95 Euro

Ein historischer Rückblick. Anhand vieler exzellenter Abbildungen zeigt Klaus Storsberg, wie sehr die Entwicklungen in der Naturphotographie mit denen des Kamerabaus und weiteren Fortschritten der Photoindustrie zusammenhängen. Dazu hat er nicht nur die eigene Sammlung zur Naturphotographie herangezogen, sondern auch in zahlreichen Museen und Archiven intensiv recherchiert und Bücher und Zeitschriften eingehend ausgewertet. Das Buch zeigt zum Beispiel, welche Kameras und Objektive ihrer Zeit jeweils für Naturphotographen geeignet waren oder wie die Filmindustrie, vor allem mit der Entwicklung von Farbfilmen, den Naturphotographen immer mehr Möglichkeiten bot. Ein eigenes Kapitel des Bandes widmet sich ausführlich der Stereophotographie in der Naturphotographie, ein anderes den Hilfsmittel, die ganz speziell für Naturphotographen entwickelt wurden. Illustriert ist der Band mit hervorragenden Kamera- und Objektivabbildungen, exemplarischen Bildbeispielen aus allen Epochen, Abbildungen von Originalverpackungen, Faksimiles aus Büchern, Kameraprospekten und vielem mehr. Damit wird die Geschichte der deutschen Naturphotographie nicht nur umfassend, sondern auch besonders anschaulich und unterhaltend dargestellt.

 

Frank Lloyd Wright
Complete Works, Vol. 1, 1885–1916

528 Seiten mit über 500 Photographien und Zeichnungen
Taschen Verlag
ISBN: 978-3-8365-0927-5; 150 Euro

Nach den Bänden 2 1917-1942 und Band 3 1943-1959 (der DGPh-Newsletter berichtete) erscheint nun der erste Band mit den Jahren 1885-1916 mit vielen bisher unveröffentlichtem Bildmaterial. Frank Lloyd Wright (1867-1959) gilt weithin als bedeutendster amerikanischer Architekt aller Zeiten; in der Tat hat sein bis heute ungemein einflussreiches Werk die Moderne praktisch eingeläutet. Der vorliegende Band 1 behandelt die frühen Jahre in Chicago und die Prairie Houses, mithin jene Periode, die einen nachhaltigen Einfluss auf europäische Architekten ausgeübt hat. Wie während seiner gesamten Laufbahn entwarf Frank Lloyd Wright bereits in diesen frühen Jahren vor allem Wohnhäuser und bewies schon in seinen ersten Werken Wissen und Respekt gegenüber natürlichen Materialien. In den zehn Jahren zwischen 1896 und 1906 entwickelte und perfektionierte Wright das so genannte "Prairie House". Seiner Überzeugung nach sollte der Architekt für sämtliche Aspekte des architektonischen Entwurfs verantwortlich sein; für ihn umfasste dies die Inneneinrichtung ebenso wie die äußere Umgebung. Solche Freiheiten erhielt er nicht oft, doch das Avery Coonley Haus in Riverside, Illinois von 1908 ist eines der prächtigsten Beispiele. Mit dem Verwaltungsgebäude für die Larkin Soap Company (1903-1905) und dem Unity Temple (1905) konnte er größere Projekte realisieren.