Wolfgang Tillmans: „Lutz and Alex sitting in the trees“, 1992
Wolfgang Tillmans: „Lutz and Alex sitting in the trees“, 1992
Wolfgang Tillmanns: "Window Caravaggio", 1997
Wolfgang Tillmanns: "Window Caravaggio", 1997
Wolfgang Tillmanns © Henry Linser
Wolfgang Tillmanns © Henry Linser
Auszeichnung: KulturpreisJahr: 2009Ausgezeichnet wurde: Wolfgang Tillmans

DGPh verleiht Kulturpreis 2009 in Heidelberg an den Photographen Wolfgang Tillmans (Heidelberg, 3. Oktober 2009)

In einer Feierstunde in den Räumen des Heidelberger Kunstvereins verleiht die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) im Rahmen des 3. Fotofestivals Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg den Kulturpreis 2009 der DGPh an den in London und Berlin lebenden deutschen Photographen Wolfgang Tillmans. Sein umfassendes und vielfältiges photographisches Oeuvre ist vor allem durch achtsame Beobachtung seiner Umwelt, ein bewusstes künstlerisches Spiel zwischen Perfektion und Imperfektion sowie konsequente und innovative Präsentationsformen geprägt. Es ist einflussreich, stilbildend und hat vor allem den Wirkungskreis der Photographie in den letzten 20 Jahren in ungewöhnlicher Art und Weise erweitert. Deshalb sieht die DGPh Wolfgang Tillmans als Persönlichkeit mit bedeutenden Leistungen im Bereich der Photographie" und verleiht ihm die - neben dem Dr. Erich-Salomon-Preis für die vorbildliche Anwendung der Photographie in der Publizistik - höchste Ehrung der Gesellschaft.

In seiner Laudatio sagt der bekannte Photograph Professor F.C. Gundlach, selbst DGPh Kulturpreisträger 2001: „Die Zeitzeugenschaft und der Augenblickscharakter von Wolfgang Tillmans Fotografien weisen weit über sie selbst hinaus. Seine scheinbar beiläufig entstandenen Aufnahmen behalten auch losgelöst von ihren Entstehungskontexten Bestand. Nicht wenige von ihnen gehören inzwischen zum visuellen Gedächtnis seiner Generation." [...]

***

Als Photograph hat Wolfgang Tillmans in der internationalen Kunstwelt höchste Auszeichnungen erhalten - allen voran 2000 als erster Photograph und Ausländer den renommierten Turner Prize der Tate Gallery in London.

Der 1968 in Remscheid geborene Tillmans war als Jugendlicher leidenschaftlicher Hobbyastronom und schärfte so seine Beobachtungsgabe. Früh begann er mit dem Medium Photographie zu experimentieren, beispielsweise mit verfremdenden und abstrahierenden Schwarz-Weiß-Photokopien. Als Bestandteil und Beobachter von Subkulturen - beispielsweise der Londoner Club-, Rave- und Schwulenszenen - photographierte er in größter Unmittelbarkeit und verstörender Intimität. Seine eigene Intention war dabei nicht die Provokation, sondern vor allem das Interesse an der Beobachtung von Gemeinsamkeiten und Strukturen der ihn umgebenden Welt. Portraits, immer wieder in Auftrag für Magazine wie i-D, Spex, Interview, SZ-Magazin und Butt, sowie freie Arbeiten verschmolzen 1995 in einem viel beachteten Bildband im Taschen Verlag (Köln) und gründeten seinen Ruf als authentischen und prominenten Zeugen aktueller gesellschaftlicher Strömungen, der mit seiner Arbeit gängige Sichtweisen von Wirklichkeit in Frage stellt. Mehr als 20 weitere selbst gestaltete Künstlerbücher, Monographien und Kataloge folgten - ein Hinweis darauf, welch eine zentrale Bedeutung das klassische Medium des Photobuchs für Tillmans in seinem Gesamtoeuvre einnimmt. [...]