© Laurenz Berges. Bernd und Hilla Becher 2007. VG Bild-Kunst
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pv/Bernd und Hilla Becher
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Auszeichnung: KulturpreisJahr: 1985Ausgezeichnet wurde: Bernd und Hilla Becher

Auszug aus der Laudatio, gehalten von Jeane Freifrau von Oppenheim anlässlich der Kulturpreisverleihung 1985 am 10. November 1985 im Hansasaal des Historischen Rathauses Köln:

 

Die Deutsche Gesellschaft für Photographie vergibt ihren Kulturpreis 1985 an Bernhard und Hilla Becher, Düsseldorf.

Seit fast 25 Jahren bringen Bernhard und Hilla Becher uns eine neue Sehweise bei. Seit 25 Jahren lehren sie uns, unsere industrielle Umwelt auf eine neue Art wahrzunehmen, auf eine neue Art zu schätzen. Dieses geschieht, indem sie mit der herkömmlichen Tradition der Industriephotographie gebrochen haben. Durch ihre systematische Dokumentation haben sie unsere Aufmerksamkeit auf altes gelenkt, aber dieses in neuer Weise gedeutet. Sie haben uns Monster und Monströsitäten vor Augen geführt: Nämlich die Gebäude und Strukturen vor allem des späten 19. Jahrhunderts, die geschaffen wurden, um den immer größer werdenden Anforderungen des industriellen Zeitalters zu genügen. Das haben Bernhard und Hilla Becher getan, indem sie diesen Bauten eine Ordnung gegeben haben.

Diese Ordnung, in Form eines Vergleichs, macht es uns leichter - nein, sie ermöglicht es uns erst - die Konstruktionen zu verstehen. Objekte wie Kühltürme, Wassertürme, Gasbehälter, Fördertürme, Hochöfen, aber auch zum Beispiel Fachwerkhäuser - sind durch ihre Arbeit in unser Bewußtsein gedrungen. Eine Folge davon ist, daß wir gezwungen werden zu fragen: Mit welchem Recht werden diese Industriedenkmäler, wie sie manchmal genannt werden, zerstört? Nur weil der sogenannte Fortschritt sie für überflüssig hält? Sie nicht mehr nützlich findet? Und was ist mit der geschichtlichen Stellung solcher Produkte des Industriezeitalters? Was ist mit ihrem Stellenwert innerhalb unserer Gesellschaft? Und, vor allem, was ist mit ihrem ästhetischen Wert? Die Photographien der Bechers haben uns gezwungen - und zwingen uns noch - diese gewichtigen Fragen zu stellen und auf Antworten zu bestehen. Und schon darin liegt ein Grund, warum die Arbeiten der Bechers oft falsch interpretiert werden. Ihr Bestreben ist nicht, an unser soziales Bewußtsein zu appellieren. Ihr Ziel ist es stattdessen, Bilder zu sammeln -und diese schließlich der Öffentlichkeit verständlich zu machen: Bilder einer Zeit, die in Vergessenheit geraten und fast unbemerkt an uns vorbeigegangen ist. Der Sinn ihrer Tätigkeit liegt darin, diese Bilder der Nachwelt zu erhalten, weil sie ein nicht zu verleugnender Bestandteil unserer Geschichte sind. [...]