Auf Münster fixiert - Cover

Das Stadtmuseum Münster zeigt seit vielen Jahren Photographie-Ausstellungen, die jeweils einen jährlichen Zeitabschnitt der Stadtgeschichte „Münster vor 50 Jahren“ wiedergeben. In dieses Konzept passt gut der Erwerb des photographischen Archives von Berthold Socha (1940 DGPh), der sich seit den 1960er Jahren mit der Stadt Münster politisch kulturell und gesellschaftlich auseinandergesetzt hat.

Das Stadtmuseum Münster zeigt seit vielen Jahren Photographie-Ausstellungen, die jeweils einen jährlichen Zeitabschnitt der Stadtgeschichte „Münster vor 50 Jahren“ wiedergeben. In dieses Konzept passt gut der Erwerb des photographischen Archives von Berthold Socha (1940 DGPh), der sich seit den 1960er Jahren mit der Stadt Münster politisch kulturell und gesellschaftlich auseinandergesetzt hat. Daraus ist ein großes Bildarchiv mit eindrucksvoller Themenbreite entstanden, das Socha jetzt dem Stadtmuseum zur weiteren Nutzung und historischen Aufbereitung übergeben hat.
Berthold Socha hat als Referent der Kulturpflegeabteilung des LWL maßgeblich den Aufbau der Industriemuseen mit acht Standorten in Westfalen begleitet und ist dort einem breiteren photographischen Publikum in seiner Tätigkeit als Dokumentarist der „Schliessungsstunde“ bekannt geworden. Die von ihm betreuten Industriestandorte hat er in ihrem damaligen Ist-Zustand photographiert. Diese Bestandsdokumentation ist aus heutiger Sicht auch ein historischer Augenblick und in einem Buch „Bestandsaufnahme“ festgehalten (1985).

Berthold Socha lebt seit den 1960er Jahren in Münster und hat in den vergangenen 50 Jahren die Entwicklung der Stadt und ihren Alltag aber auch das kulturelle Leben in allen Facetten intensiv begleitet. Im Buch sind die Photographien in den Themengruppen „auf dem Domplatz, auf dem Prinzipalmarkt, in der Stadt, am Aasee, Skulpturen, Momente, Porträts, Karneval“ zusammengefasst und stellen eine Auswahl aus dem Gesamtarchiv dar. Ein bereits 2017gezeigtes Konvolut zeigt Impressionen der Skulptur Projekte 1977 bis 2007.

Socha hat seine Tätigkeit immer als ein engagierter Amateur ausgeübt, wenn manchmal auch die visuelle Anregung eines berühmten Kollegen durchblitzt, den er in seiner kulturellen Tätigkeit kennenlernte. Diese innere Überzeugung wird in seiner Kamera einer „Leica M6“ und seiner intensiven analogen Dunkelkammerarbeit deutlich. So ergibt sich die Themenvielfalt und der Umfang seines photographischen Nachlasses zur Stadtgeschichte und als kulturgeschichtliche Quelle eben aus der Ausdauer und Zähigkeit eines Amateurs (Wortbedeutung „Liebhaber“), der nie einen professionellen Auftrag erhielt. Denn die Tätigkeit aus Liebhaberei sagt nichts über die Qualität, sondern lediglich aus, dass diese nicht auf formaler Ausbildung und gegen Entgelt ausgeübt wird.

Das Buch regt dazu an über die Frage nachzudenken, welche identitätsstiftende Wirkung kann Photographie in Bezug zu urbanen Veränderungen haben. Die war sicher auch ein Aspekt, dass Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe Berthold Socha im September 2019 dazu veranlasste sein photographisches Archiv dem Stadtmuseum zu übereignen. Das Buch ist nicht nur ein gelungener Erinnerungsband zu Münsters Stadtgeschichte, sondern für den ambitionierten Amateurphotographen auch eine schöne Anregung zu einem eigenen Fotorundgang in der Stadt.(db)

Ausstellung bis 10. Januar 2021 im Stadtmuseum Münster (Münster)

Auf Münster fixiert
Photographien von Berthold Socha

Herausgeber Berthold Socha
Vorwort Dr. Barbara Rommé, Markus Lewe
Text von Axel Schollmeier
Deutsch,
Buchgestaltung Broschur
172 Seiten, ca. 120 Abbildungen in Schwarz-Weiß
Tiekötter Verlag, Münster
Buchhandelspreis: 15,00 Euro.
ISBN 978-3-939838-55-5