Amazônia, Sebastião Salgado, Taschen Verlag

Sebastião Salgado – das Amazonasgebiet und seine indigenen Völker

Der 1944 in Aimorés (Brasilien) geborene Sebastião Salgado gehört mit seinen grundsätzlich in Schwarzweiß gehaltenen Photobüchern und Ausstellungen weltweit zu den bekanntesten und höchstdekorierten Photographen: Schon 1985 wurde er mit dem Leica Oskar-Barnack-Preis ausgezeichnet, 1988 erhielt er den Dr.-Erich-Salomon-Preis der DGPh und 2019 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels – als erster Photograph überhaupt. Mit seinem, von seiner Frau Lélia Wanick-Salgado gestalteten, großformatigen Buchprojekt „Amazônia“ legt er einen weiteren herausragenden Bildband vor, für den er das brasilianische Amazonasgebiet sechs Jahre lang bereist hat.

Der Regenwald erstreckt sich heute über neun südamerikanische Länder, 60 Prozent davon liegt in Brasilien. In dem Gebiet, das etwa achtmal so groß wie Frankreich ist, leben nur noch etwa 370.000 Indigene. Die 188 Völker sprechen 150 verschiedene Sprachen, weitere 114 Völker wurde bisher nicht kontaktiert.

Für sein Projekt „Amazônia“ photographierte Sebastião Salgado zum einen die unvergleichliche Schönheit dieser einzigartigen Region: den Regenwald, die Flüsse, die Berge. „Für mich ist dies ein eigenes, geheimnisvolles Universum, in dem die ungeheure Kraft der Natur wie an keinem anderen Ort auf de Erde zu spüren ist. Dieser Wald erstreckt sich bis ins Unendliche und beherbergt ein Zehntel aller lebenden Pflanzen- und Tierarten – das größte Naturlaboratorium der Welt.“

Noch wichtiger aber waren ihm die Menschen. Salgado besuchte, unter anderem mit Hilfe von Fachleuten der Fundação Nacional do Índio (FUNHA), ein Dutzend indigene Völker, die in teilweise winzigen Gemeinschaften über den größten tropischen Regenwald der Welt verstreut leben. Er dokumentierte den Alltag der Yanomami, der Asháninka, der Yawanawá, der Suruwahá, der Zo’é, der Kuikuro, der Waurá, der Kamayurá, der Korubo, der Marubo, der Awá und der Macuxi – ihre herzlichen Familienbande, ihre Jagd und ihren Fischfang, die Art und Weise, wie sie Mahlzeiten zubereiten und teilen, ihre Geschicklichkeit, Gesichter und Körper zu bemalen, die Bedeutung ihrer Schamanen, ihre Tänze und Rituale.

In seinem einführenden Text zu dem im Taschen-Verlag, Köln, erschienenen Band „Amazônia“ schildert der Photograph zunächst die historische Entwicklung des Amazonasgebiets seit der Ankunft der europäischen Konquistadoren und Kolonisatoren im 16. Jahrhundert, die dadurch eingeschleppten Krankheiten und die gegen die dort lebenden Völker geführten Kriege und berichtet danach über seine verschiedenen Reisen und Begegnungen. Die von Salgado photographierten Flüsse, Wälder, Berge und die dort lebenden Menschen, die sich gewissenhaft um den Wald kümmern, werden im Anhang, eingerahmt von Landkarten und aufgeteilt in 15 Kapitel, mit ausführlichen Bildlegenden beschrieben.

Dem brasilianischen Amazonasgebiet und den indigenen Völkern widmet Sebastião Salgado sein Werk mit den Worten: „Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass dieses Buch in 50 Jahren nicht als Bestandsaufnahme einer verlorenen Welt gelten wird. Amazonia muss fortbestehen!“  (vZ)

Sebastião Salgado
Amazônia

Hrsg.: Lélia Wanick Salgado
528 Seiten
Format: 35,8 x 26 cm, Hardcover
Köln, Taschen Verlag
ISBN (Deutsche Ausgabe): 978-3-8365-8511-8
100,00 €