Heinrich Riebesehl
Menschen im Fahrstuhl

Hsg. Inka Schube (DGPh)
105 Seiten, 47 SW-Abbildungen
Spector Verlag 
ISBN: 978-3-95905-103-3; 28 Euro

1938 ist das Geburtsjahr von sechs Photographierenden - Josef Koudelka ∙ Boris Mikhailov ∙ Daido Moriyama ∙ Helga Paris ∙ Johan Van Der Keuken ∙ Heinrich Riebesehl, die die jüngere Geschichte des Mediums wesentlich mitgeschrieben haben. In ihren Werkserien ist die gesellschaftliche Wahrnehmung von marginalisierten Lebenswirklichkeiten ein Thema, die sie mit „gestrengen Formulierungen des Affektiven“ aus der Lehre Otto Steinerts bearbeiten. Mit dem Begleitbuch »Heinrich Riebesehl - Menschen im Fahrstuhl« editiert das Sprengel Museum (Hannover) eine wichtige Publikation zur spezifischen Wirkungsgeschichte der Photographie zwischen 1960-1980. Heinrich Riebesehl, selbst Schüler von Otto Steinert und damit dem Bildjournalismus verbunden, vollzieht hier einen Bruch in seiner Arbeitsweise. Formal ist der Fahrstuhl eine journalistische Bildserie, aber thematisch und in der Auswahl der Motive zeigt sich schon der Autorenphotograph. Der Photograph und Lehrer für Photographie Heinrich Riebesehl hat 5 Stunden und 35 Minuten mit der Kamera im Fahrstuhl eines Verlagshauses (Anzeiger Hochhaus, Hannover) festgehalten. Er konzentriert sich auf die Wahrnehmung der individuellen Verhaltensweisen und seziert damit unser Verhalten in einem solchen abgeschlossenen Raum. Dabei changiert der bildästhetische Kanon bewusst zwischen subjektiven Eindruck des Photographen und sachbezogener Objektfixierung. Die Werkgruppe offenbart damit zahlreiche Berührungspunkte zur Ästhetik und Programmatik der neuen Sachlichkeit und der subjektiven Photographie (Otto Steinert), beide Herangehensweisen hat Riebesehl in den 1970er Jahren auch seinen Schülern in Hannover vermittelt. Diese Werkgruppe ist von besonderer Bedeutung, weil sie den Übergang vom Bildjournalismus zur Autorenphotographie darstellt. Riebesehl zeigt keine Schnappschüsse und er porträtiert auch nicht Individuen, vielmehr interpretiert er in einer banalen Zwischensituation unsere Verhaltensweisen. Diese Interpretation der Wirklichkeit ist eine Auseinandersetzung, die in unserer heutigen kunsthistorischen Einordnung unzweifelhaft künstlerischer Natur ist. Die photographische Serie kann in Zusammenhang mit Walker Evans Serie der Passagiere der New Yorker U-Bahn gesehen werden. Aber die dafür postulierte „bewusste Aufgabe der Kontrolle über das Bildes im Sucher der Kamera“ ist unter Photographen(Innen) umstritten, denn diese haben eine sehr genaue Vorstellung davon, „was ihre Kamera sieht“ (Walker Evens). Stilistisch interessant ist auch der Vergleich mit einer Broschüre des Kunstvereins Hannover von 1970. Deren Titelgestaltung lässt den schöpferischen Geist Riebesehls erkennen. Die damals im Einführungstext gestellte Frage, ob Photographie Kunst sei, ist mittlerweile beantwortet. Aber auch der Vergleich der Bildauswahl 1970 zu der 2018 ist aufschlussreich und regt zur Diskussion an. Das gut gedruckte Buch ist in Gestaltung und Typografie modern und wäre für Heinrich Riebesehl sicher gewöhnungsbedürftig. Für den photographisch Interessierten gibt das Einlegeblatt mit sämtlichen Kontaktabzügen dieses Tages weitere Informationen zu Riebesehls Arbeitsweise. Das Buch hat nur einen kleinen Makel, zum 80. Geburtstag hätte Heinrich Riebesehls Werkserie ein größeres Buchformat verdient. (DB) (Ausstellung: Sprengel Museum, Hannover vom 10.3.2018 – 3.6.2018) 

 

Robert Lebeck 
1968

360 Seiten, 226 Abbildungen
ISBN: 978-3-95829-444-8; 38 Euro

Mit dem Begleitbuch »Robert Lebeck 1968« stellt das Kunstmuseum Wolfsburg den Photographen Robert Lebeck, Dr.-Erich-Salomon-Preisträger 1991, im Spannungsfeld von Zeitgeschichte und Bildjournalismus vor. Das Werk dieses außergewöhnlichen Bildjournalisten wurde bereits mehrmals gewürdigt, was dieses Buch aber besonders für den an der Photographie interessierten Leser heraus hebt, sind die abgebildeten Kontaktabzüge. Sie lassen nicht nur den photographischen Entstehungsprozess sondern auch die Verwertung in den Redaktionen für den Leser sichtbar werden.     Damit ist ein ganz anderer Blick auf die Wirklichkeit und das, was wir den Atemzug der Zeitgeschichte nennen, möglich! Besonders deutlich wird dies z.B. an der Photographie „Zum zweiten Male vor einem toten Kennedy“ Jacqueline die Witwe des ermordeten Präsidenten und ihre Schwester Lee Radziwill in der St. Patricks Cathedral (New York). Hier werden aus beobachteten Augenblicken Bilder für die Welt, geben sie doch neue Einblicke in das Werk und die Arbeitsweise des Photographen Robert Lebeck und einen Hinweis, wie er Ikonen der Zeitgeschichte schaffen konnte. Die Kontaktbögen sagen sehr viel über die seine Arbeitsweise und sein Gespür für die gesellschaftlichen Veränderungen, die in seinen pointierten Photographien sichtbar werden. Wie ein Chronist seiner Zeit dokumentiert er gleichsam an einem roten Faden Aufbruch, Protest, Beharren und Scheitern mit Reportagen aus New York, Bogotá, Kassel, Belfast oder Wolfsburg. Für den photographisch interessierten Leser sind die bisher unbekannten Serien Geschiedene Frauen, Rudi Dutschke in Prag, Robert F. Kennedys Beerdigung oder Joseph Beuys auf der documenta wichtig, geben sie doch neue Einblicke in seine Art Bildreportagen zu gestalten, die unzweifelhaft von „künstlerischer Natur“ ist. (DB) (Ausstellung: Kunstmuseum Wolfsburg, 04.03.2018 – 22.07.2018)

 

Wolfgang Neukirchner
Sie sind so leer, die Strassen

120 Seiten, ca. 65 SW-Abbildungen
Verlag der Buchhandlung König
ISBN: 978-3-96098-334-7; 19,95 Euro 

Mit dem Buch zur Ausstellung stellt die Stiftung Zollverein einen Autodidakten auf dem Gebiet der Photographie vor. Das Buch zeigt mehr Motive als die Ausstellung. Dadurch wird erkennbar, dass Wolfgang Neukirchner einen sensiblen Blick für Orte und Situationen hatte, aber er hat daraus keine Bilder gestaltet, die zu Ikonen der Region wurden. Vielmehr erkennen wir darin eigene Erlebnisse, die wir mit der Erinnerung vergleichen. Autorenphotographie dagegen formuliert eigene Fragen und regt zur Reflexion des Gesehenen an. Dieses Buch ist besonders interessant in der photographischen Differenzierung zu dem Chargesheimer Buch »Die Entdeckung des Ruhrgebietes« und den 30 Jahre vorher entstandenen »Ruhrgebietslandschaften« von Albert Renger-Patzsch, die ab September 2018 im Ruhr-Museum gezeigt werden. Hat Chargesheimer eine überragende bildjournalistische Serie vorgelegt, wird bei Renger-Patzsch deutlich, dass zu außergewöhnlicher Photographie neben dem besonderen Blick auch die meisterliche Beherrschung des Mediums gehört. Alle drei Bücher und Ausstellungen zeigen jeweils eine andere Facette der Region „Ruhrgebiet“ und führen so die Diskussion weiter: Was ist die Wirklichkeit im „Ruhrgebiet“ und wie nehme ich sie wahr? Von Robert Rauschenberg stammt die Feststellung „Die Dinge sind nicht, was zu sein sie vorgeben“. Dieses Paradoxon beschäftigt auch die zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit in der Region, die durch die Photographie für uns erfahrbar wird. Das Schichtende im Bergbau wird auch ein spannendes Jahr für die Photographie. (DB) (Ausstellung:  Stiftung Zollverein, Essen, 10.3.2018 – 1.7.2018)

 

Meinrad Schade 
Unresolved

188 Seiten, 152 farbige Abbildungen
Texte in Deutsch / Englisch / Hebräisch / Arabisch
Scheidegger & Spiess
ISBN 978-3-85881-808-9; 48 Euro

2018 feiert Israel das 70-jährige Jubiläum seiner Staatsgründung. Gleichzeitig gedenken die Palästinenser zum 70. Mal der Nakba (arabisch für Katastrophe, Unglück), der Vertreibung aus ihrem angestammten Siedlungsgebiet. Die politische und gesellschaftliche Situation im heutigen Israel, im Westjordanland, im Gazastreifen und auf dem Golan ist seit sieben Jahrzehnten ungelöst. Unter dem Titel Unresolved photographierte Meinrad Schade in Israel und Palästina. Es ist die Fortsetzung seines Langzeitprojekts Krieg ohne Krieg, das seit 2003 mosaikartig Landschaften und Menschen im Klammergriff von Konflikten dokumentiert. Schades neuer Photoessay untersucht, wie sich der Konflikt auch symbolhaft im Alltag zeigt. Bildlegenden in Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch beleuchten historische und aktuelle Hintergründe. Die unterschiedlichen Leserichtungen von Deutsch beziehungsweise Englisch und von Hebräisch beziehungsweise Arabisch machen das Buch von zwei Seiten lesbar.

 

Clément Chapillon
Promise Me a Land

144 Seiten, 78 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-855-1; 39,90 Euro

In der Schöpfungsgeschichte wird der erste Mensch »Adam« genannt. Dieser Name hat seinen Ursprung im hebräischen Wort »Adamah« für den Heimatboden, aus dessen »Staub« der Mensch besteht. Quer durch alle Zeitalter und Kulturen hindurch bestand immer eine tief verwurzelte Verbindung zwischen dem Menschen und seinem Grund und Boden, aber nur selten war diese Beziehung so intensiv wie in Israel und Palästina. Nach einem Jahrhundert der erzwungenen Koexistenz und 70 Jahren des offenen Konflikts scheinen die Bewohner stärker mit ihrem Gebiet verbunden als jemals zuvor. Clément Chapillon erforscht mit seiner Kamera die unterschiedlichen Dimensionen dieser scheinbar unabänderlichen Beziehung: Wie wird unsere Identität von dem Ort, an dem wir leben, geprägt? Welche Hoffnungen, Vorstellungen und Versprechen sind damit verbunden? Chapillon porträtiert Landschaften und Menschen in Städten, Dörfern, Siedlungen und »Kibbuzim« in Wort und Bild. Die daraus resultierende Sammlung von Texten und Bildern bezeugt die große Verbundenheit zwischen dem Land und seinen Bewohnern. Durch dieses Buch lassen sich die komplexen Lebenswelten in Israel und Palästina besser verstehen, die uns trotz umfangreicher Medienberichterstattung weitgehend unbekannt sind.

 

Isabelle Graeff
Exit

136 Seiten, 89 Abb.
Hatje Cantz 
ISBN 978-3-7757-4369-3; 45 Euro

Bekannt wurde Isabelle Graeff (*1977 in Heidelberg) 2010 durch die Serie My Mother And I, bei der sie über mehrere Jahre ihre Mutter photographisch begleitete, um ihre Mutter-Kind-Beziehung zu hinterfragen. Die Aufnahmen für ihr Photoprojekt Exit dehnen die Identitätssuche nun auf ein ganzes Land aus. Mit einfühlsamem Blick spürte die in London ansässige Photographin zwischen August 2015 und Juni 2016 der Krise eines Landes nach, dessen Bevölkerung spätestens seit der Brexit-Abstimmung schmerzhaft in der Mitte geteilt ist. Ein Land, das gespalten ist zwischen Menschen, deren Blick nach außen gerichtet ist und Menschen, die nach innen schauen. Ein Land, das sich auf erneute Identitätssuche begibt, derweil seine Natur unberührt von den gesellschaftlichen Entwicklungen in ihrer mystischen Schönheit existiert. Graeff spürt diesen Umbrüchen, Veränderungen und Entwicklungen photographisch nach. Der Feuilletonist Niklas Maak hat hierzu einen aufschlussreichen Essay geschrieben, der die Bilder auf verschiedenen Eben kontextualisiert.

 

Joachim Hildebrand
Wild West

128 Seiten, ca. 80 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-866-7; 39,90 Euro

Wie könnte man sich einem amerikanischen Mythos besser nähern als per Roadtrip? Joachim Hildebrand bereiste die sieben Bundesstaaten des amerikanischen Südwestens, in denen der Wilde Westen geografisch und auch in unserer Vorstellungswelt verortet ist. Der Buchtitel erzeugt unweigerlich Bilder voller Klischees und Stereotypen vor unserem geistigen Auge. Doch heute, da die Wildnis von der Zivilisation verdrängt ist, findet Joachim Hildebrand im ehemaligen Grenzland der amerikanischen »Frontier« ganz andere Bilder. Sein Blick richtet sich auf unscharfe Ränder, auf Gegensätze, Grenzen und Übergänge: von Architektur zu Natur, von Urbanität zu Landschaft. Die Archetypen des amerikanischen Westens sind zu Abziehbildern geworden. Die für das Selbstverständnis der USA zentralen Mythen des Wilden Westens und des »manifest destiny« werden dekonstruiert. Trotzdem bleibt der Westen für Joachim Hildebrand als visuelles Abenteuer faszinierend.

 

PierLuigi Macor
Bowie, Texas

180 Seiten, 90 Farbabbildungen
Edition Patrick Frey
ISBN: 978-3-906803-57-9; 60 Euro

Auf fünf langen Roadtrips (zwischen 2011-2016) durch Montana, Texas und Colorado, den Mississippi hinauf und von New Orleans nach Marfa entstanden die ruhigen, atmosphärisch dichten Photographien von PierLuigi Macors Bowie, Texas. Fernab der großen Städte, ungestört von Mitreisenden verfolgte Macor nur ein Ziel: das gute Bild zu schießen und das Glücksgefühl dabei auszukosten.

Diese Suche trieb ihn durch die ikonischen Landschaften Nordamerikas und führte immer wieder zu Begegnungen, die verschiedener nicht sein könnten. Ein Vater – auch Photograph und mit seinem Sohn unterwegs zu einem Baseballspiel – lädt ihn nach wenigen Minuten Gespräch im Diner auf ein Essen ein, misstrauische Sheriffs und andere zwielichtige Gestalten bedrohen ihn mit Waffen. Mexikanische Straßenverkäufer kommen in seinen Erzählungen genauso vor wie besoffene Rednecks und überraschende Espresso-Bars unter dem rosa Himmel von Detroit. Es sind diese filmreifen Momente des Alltags, die Einzelschicksale, die PierLuigi Macor genauso feinfühlig wie scharfsinnig ins Bild bannt. Die unterschiedlichen Bilder mit ihrer dichten Atmosphäre ergeben zusammen einen visuellen Roman von geradlinig poetischer Qualität. Landschaften, Straßen und Häuser, selbst die Menschen kommen auch ohne Namen aus. Die Photographien sind fragmentarische Wirklichkeit – unverstellt, aber ein bisschen elegisch. Die Publikation vereint eine repräsentative Auswahl der nicht-kommerziellen Arbeiten Macors. Die persönlichen Farbphotographien werden erstmals und in sprechender Zusammenstellung vorgestellt.

 

Jim Heimann
Dark City. The Real Los Angeles Noir

480 Seiten, Englisch, Deutsch, Französisch
Taschen Verlag
ISBN: 978-3-8365-6076-4;  75 Euro

Der Band schildert, ausführlich bebildert, wie sich Los Angeles in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg langsam von einem Provinznest in eine glitzernde Metropole von magischer Anziehungskraft verwandelte. Denn allein schon der Name weckte Visionen von Romantik und Abenteuer: Hollywood, Sonnenschein, Strände und endlose Reihen von Orangenbäumen. Doch mit den Tausenden, die in dieser Zeit in die Stadt strömten, um ihre Träume zu verwirklichen, kamen auch Gangster und Gauner, falsche Prediger, Sekten und psychopathische Killer: Das organisierte Verbrechen und Korruption hielten Einzug. Jenseits der Glamourwelt Hollywoods wurde eine Geschichte geschrieben, die keine Helden kennt, aber viele Tote und noch mehr Schurken, vom korrupten Polizisten an der Straßenecke über geschmierte Politiker und tote Mobster (Mitglieder des organisierten Verbrechens) im Rinnstein bis zum legendären Mordfall „Schwarze Dahlie“. Der von dem Kulturanthropologen Jim Heimann herausgegebene, fast 500 Seiten dicke Bildband „Dark City – The Real Los Angeles Noir“ enthält eine große Zahl von Photographien aus der Zeit der 1920er bis weit in die 1950er Jahre. Das großformatige Buch zeichnet nach einer ausführlichen Einleitung durch den Herausgeber in insgesamt sechs Kapiteln, denen jeweils mehrseitige Faksimile-Nachdrucke damaliger Magazine beigebunden sind, anhand von Photos aus Archiven, Museen, Privatbesitz und der umfangreichen Sammlung des Herausgebers die Geschichte eines verborgenen, nächtlichen Los Angeles nach: Eine Geschichte von Gier, Niedertracht und Irrsinn, die mit Blut und Tränen geschrieben wurde. Außerdem zeigen die Photos die Nachtclubs und Bars, aber auch die verscharrten Leichen, Hollywood-Berühmtheiten, Politiker, abgewrackte Gestalten auf den Boulevards und selbsternannte Seelenretter und geben damit die hellen wie die dunklen Seiten einer ständigem Wandel unterworfenen Stadt preis, die sich im rasanten Tempo aus einem Ort ärmlicher Lehmbauten zu einer ‚Wunderstadt des amerikanischem Westens‘ entwickelte. Der Band bietet eine photographische Reise ins Herz der Nacht durch die Gassen, Hinterhöfe, Spelunken, Spielhöllen und Nachtklubs von LA Noir. Jim Heimann sagt dazu: „Die Photographien erzählen eine Geschichte – sie dokumentieren messerscharf, einzigartig, ungeschönt die Agonie einer Stadt, die sich an die Jugend klammert, ein Los Angeles zahlloser Vergnügungen und ebenso vieler Sünden.“ (vZ)

 

Ulrike Crespo
Danakil

184 Seiten, 114 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-853-7; 44 Euro

Die Danakil-Senke im Nordosten Äthiopiens ist eine der faszinierendsten und facettenreichsten Wüstenlandschaften der Erde. Die karge Region im sogenannten Afar-Dreieck liegt auf einer Kreuzung tektonischer Platten der Erdkruste im Grenzgebiet von Äthiopien und Eritrea. Seit Jahrhunderten wird sie vom muslimischen Nomadenvolk der Afar dominiert, das vom Salzabbau und der Aufzucht von Kamelen, Eseln und Ziegen lebt. Gefahrenreich und einzigartig zugleich, birgt die Wüste seit jeher den unwiderstehlichen Reiz des Unbekannten, des Entdeckens, des Schauens und Verstehens. So hat sie auch Ulrike Crespo in ihren Bann gezogen. Crespo, die sich bereits seit den 1990er-Jahren intensiv mit der Photographie auseinandersetzt, bereiste 2017 den Dallol, das heißeste Geothermalgebiet der Welt. Ulrike Crespos Photographien zeigen beeindruckende Landschaften, die kaum von dieser Welt zu sein scheinen: brodelnde Schwefellöcher, einen Salzsee, der bis zum Horizont reicht, und schier endlose Kamelkarawanen.

 

Armageddon
Ein Aufschrei in Bildern

Hrsg. An Idiot
160 Seiten mit 150 Farbabbildungen, Deutsch, Englisch
NewLevel Est. OIO Books
ISBN: 978-3038890157; 29,- Euro

Die alles zerstörende Kraft - Ein Buch über das drohende Ende der Welt. Mit einem Vorwort der Friedensnobelpreisträger ICAN. In einer Zeit in der Machtpolitiker wie kleine Kinder mit dem Feuer spielen, steht die Welt vor dem Abgrund eines neuen atomaren Wettrüstens, ja sogar eines atomar geführten Krieges. Trotz Tschernobyl und Fukushima wird in vielen Ländern weiter verharmlosend der friedlichen Nutzung der Atomenergie gehuldigt und trotz Hiroshima und Nagasaki drohen Staatenlenker mit der atomaren totalen Vernichtung . Dieser kommentierte Bildband erinnert mit seinen ebenso faszinierenden wie erschreckenden Atombombentest-Photos aus der Mitte des 20 Jahrhunderts an die bei Vielen in Vergessenheit geratene, alles zerstörende atomare Kraft und die Gefahr, die von ihr ausgeht. Das weltweit vorhandene atomare Waffenarsenal reicht bereits heute aus, alles von der Natur in Jahrmillionen erschaffene Leben gleich mehrfach unwiederbringlich auszulöschen. Dieses Buch ist ein Aufschrei gegen das Vergessen und eine Mahnung zur Umkehr vom Weg, der unsere Welt in den Untergang zu führen droht.

 

Marcel Chassot
Architektur und Fotografie – Staunen als visuelle Kultur

374 Seiten mit 256 Abbildungen in Farbe
Hirmer-Verlag 
ISBN: 978-3-7774-3004-1;  € 69,-

Der Bildband „Architektur und Fotografie – Staunen als visuelle Kultur“ stellt der Schweizer Photograph Marcel Chassot international einzigartige Bauten moderner Stararchitekten wie Mario Botta, Santiago Calatrava, Norman Forster, Frank Gehry, Zaha Hadid, Daniel Libeskind, Peter Zumthor u.a. vor, die in einem gelungenen Wechselspiel aus brillanter Architekturphotographie und erlesener Buchgestaltung präsentiert werden. Der Architektur-Theoretiker und bildende Künstler Wolfgang Meisenheimer steuert dazu vier Zwischentexte mit Gedanken zur Architektur und zur Photographie bei, wobei er sich dem Thema von der geistesgeschichtlichen Seite her nähert. Dabei spürt er den Grundlagen von Chassots photographischem Weltbild nach und unterscheidet drei Schichten des Denkens, in denen das Werk wurzelt: die euklidischen Ordnungen, die Orientierung an der modernen Leib-Philosophie und das Erbe des Kubismus aus den Anfängen der modernen Malerei. Denn schon beim ersten Eintauchen in Chassots Architekturphotographie badet das Auge in einer Fülle von Szenen aus dem Repertoire herausragender, internationaler Gegenwartsarchitektur, die Kunsthäuser, Museen und Ausstellungsgebäude, Banken, Schulen und Universitäten, Geschäftshäuser und ganze Wohnsiedlungen, Kirchen und Kathedralen, Bahnhöfe und Flughafengebäude, Hotels und Krankenhäuser umfasst. Jedes seiner Photos, seien es Übersichts- oder Detailaufnahmen, ist mit dem Architekten, dem Gebäude, dem Ort und dem Land sowie dem Jahr der Fertigstellung untertitelt und trifft ein prototypisches Motiv. Farbgebung, Linienführung, Lichtregie - die photographischen Mittel sind bei jedem Bild so präzise eingesetzt, dass der Betrachter sich in ein visuelles Labor versetzt fühlt, in dem Photographie Architektur in ihrer Sprache interpretiert. (vZ)

 

Burhan Doğançay
Zeichen an der Wand
 
64 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen
Verlag für moderne Kunst
ISBN: 978-3-903228-72-6; 18 Euro

Mit dem Begleitbuch »Burhan Doğançay. Zeichen an der Wand« ist dem Museum Morsbroich eine besondere Publikation gelungen. Der dicke Pappeinband mit Photographien gibt einen guten Einstieg in diese berühmte Werkgruppe des türkisch-amerikanischen Malers und Photographen Burhan Doğançay (1929–2013). Doğançay griff photographisch das literarische Genre des Flanierens auf. Auf seinen Wegen durch die Städte ließ er sich inspirieren, photographierte und später entstanden daraus Zeichnungen. Von türkischer Herkunft in New York lebend war er auch ein Wanderer zwischen den Welten. Er sah in den gesammelten und später bearbeiteten Plakaten, Hinweisschildern, und Graffiti gesellschaftliche und kulturelle Situationen und Zeichen der Veränderungen. Nicht nur in seinen Photographien und Zeichnungen geht es um die sich überlagernden Schichten, sondern diese sind auch Metapher für die Bildaussagen, die in seinen Werken wieder sichtbar werden. Ein vielschichtiges Werk, das eine interessante Kombination von Photographie und Malerei zur Diskussion stellt. (DB) (Ausstellung: Museum Morsbroich, Leverkusen 18. März bis 26. August 2018)

 

 

Jürgen Wolf
Lightroom Classic CC und Photoshop CC

518 Seiten
Rheinwerk Fotografie, 
ISBN 978-3-8362-5885-2; 39,90 Euro 
Bundle Buch + E-Book 44,90 Euro

Dieses Buch zeigt, wie das Dreamteam für Photographie und Bildbearbeitung bestmöglich einsetzen und welche vielfältigen Möglichkeiten das verzahnte Zusammenspiel von Lightroom Classic CC und Photoshop CC bietet. Angefangen mit dem Bildimport wird ein nahtloser und effizienter Photo-Workflow über Bildorganisation, Bildentwicklung, kreative Retusche und Ausgabe aufgebaut. Es wird gezeigt, wie der Bildbestand optimal verwaltet, vorentwickelt und die Weichen für die finale Bearbeitung in Photoshop gestellt werden kann – ideal für das Photo-Abo der Creative Cloud!

 

Rundbrief Fotografie
Hg. Bildarchiv Foto Marburg
Verlag Dr. Wolfgang Seidel
Jahresabo 75,20 Euro für DGPh-Mitglieder

Das aktuelle Märzheft des „Rundbrief Fotografie“ behandelt die Photographie und die photo-archivalische Praxis aus unterschiedlichsten Perspektiven. Philipp Freytag widmet sich in der Rubrik 'Ein Bild' dem bekannten und wichtigen Photobuch bzw. dem Cover von 'The New West' von Robert Adams. Esther Neumann stellt die Digitalisierung des WMF-Bestands des Historischen Photoarchivs des Rat für Formgebung vor. Hannes Wietschel zeigt anhand zweier Photo-Mappen neue Erkenntnisse zur photographischen Praxis des Vulkanologen Alphons Stübel auf. Und Franziska Scheuer bespricht umfassend die wirklich gelungene Adolphe Braun-Ausstellung der Kollegen am Stadtmuseum München, die derzeit in abgewandelter Form im Musée Unterlinden in Colmar zu sehen ist. Kurt Deggeller berichtet über das Memoriav-Kolloquium 2017 „On Screen – Audiovisuelles im Museum“, das im Oktober das letzten Oktober in Bern abgehalten wurde. Aktuelle Rezensionen stammen von Marie Christine Jádi, Muriel Willi und Rolf Sachsse. Der Rundbrief Photographie, herausgegeben vom Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (Prof. Dr. Hubert Locher (DGPh) und Dr. Christian Bracht), Redaktion (Leitung): Dr. des. Sonja Feßel (DGPh), erscheint vierteljährlich im Verlag Dr. Wolfgang Seidel (DGPh). www.rundbrief-fotografie.de