Regina Schmeken, Ausschnitt aus der Fotoinstallation „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU. Version II“ 960 x 160cm, Archival Pigment Print
Regina Schmeken, Ausschnitt aus der Fotoinstallation „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU. Version II“ 960 x 160cm, Archival Pigment Print
Eröffnungsdatum
Name der Galerie / Museum / Ausstellungsort
Beschreibung

Die im Kunsthaus präsentierte Fotoarbeit von Regina Schmeken ist für die Ausstellung DAS LABYRINTH entworfen worden. Die Triptychen der 12 Tatorte wurden zu einer Installation von fast 10 Metern Länge zusammengefügt. Das Bildtableau verbindet die Ausstellung im Kunsthaus mit der parallel gezeigten Einzelausstellung der Künstlerin im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg. Der großformatige, über Eck angeordnete mosaikartige Fries transportiert den Schrecken des Rechtsterrorismus des „NSU“ in besonderer Weise. Die Schwarz-Weiß-Fotos der Tatorte des „NSU“ erfassen die BetrachterInnen direkt in ihrer Unmittelbarkeit durch die Setzung im Raum. Ein Ausweichen scheint kaum möglich, zu intensiv, zu massiv und zu ungeheuerlich erscheint die bildliche Konfrontation mit den Tatorten der Mordserie. Das Werk entfaltet durch das in den Fokus gerückte Alltägliche der Tatorte den Schrecken inmitten vermeintlich zivilisatorischer Sicherheit. Erinnerungen an die Blut-und-Boden-Ideologie längst vergangen geglaubter Zeiten tauchen auf. Die extreme perspektivische Untersicht vieler der Fotografien verstärkt diesen Eindruck. So erscheint das Bildtableau gleichermaßen als Mahnmal und Anklage. Es ist ebenso ein Angebot zum individuellen Innehalten und Erinnern, wie auch ein gesellschaftlich-kollektiver Appell zur Wachsamkeit.

„Blutiger Boden“ sind die Tatorte des „NSU“, nicht nur im metaphorischen Sinne. Der Werktitel verweist auf eine der brutalsten Terrorserien in der Bundesrepublik Deutschland. Der Schock nach dem mehr oder weniger zufällig erfolgten Zugriff auf die Haupttäter des „NSU“ nach einem Banküberfall 2011, saß in der deutschen Öffentlichkeit zunächst tief. Die Ermittlungsarbeiten wurden überschattet durch zahlreiche Pannen, Beweismittelvernichtung und offenkundiger Unfähigkeit oder Unwilligkeit deutscher Sicherheitsbehörden. Dadurch wurde das Vertrauen in den Rechtsstaat in großen Teilen der Gesellschaft weiter erschüttert. Das wirkt bis in die Gegenwart. Aufklärung über weitere Täter – Fehlanzeige! Fachliche Analyse der Pannen und falschen Ansätze – nur sehr zögerlich! Konsequente Verfolgung der TäterInnen und deren Umfeld – Zurückhaltung bei Gericht und Behörden! Entschädigung und Rehabilitierung der Opfer und ihrer Angehörigen – Fehlanzeige!