Westfälische Pioniere der Photographie“- Eine Tagung in Detmold

Das Geschäft mit dem neuen Medium Photographie im 19. Jahrhundert gehört zu den Pionierleistungen des frühen Bürgertums. Welche Rolle dabei westfälische Photographen spielten, ist eine der Fragen, mit denen sich die Tagung „Westfälische Pioniere der Photographie“ am 30. Mai im LWL-Freilichtmuseum Detmold / Westfälisches Landesmuseum für Volkskunde (Fotoatelier Joseph Kuper) beschäftigt. Die Veranstaltung wird in Kooperation des Museums mit der Sektion Kunst, Markt und Recht der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) durchgeführt.
Prof. Dr. Jan Carstensen, Direktor LWL-Freilichtmuseum, referiert über das Photoatelier Kuper, das sich seit sechs Jahren im Freilichtmuseum befindet. Es verkörpert den im Westfälischen in vielen kleinen Orten und Dörfern verbreiteten Typus eines ländlichen Ateliers. Der Vortrag kreist um die Frage, aus welchen Gründen das Atelier Kuper mitsamt seinem umfangreichen Archiv von Glasplattennegativen im Jahre 2000 ausgerechnet in ein Freilichtmuseum gelangte, was an diesem Ort mit ihm geschehen ist und was in Zukunft mit ihm geschehen soll. Joseph Kuper gründete sein Atelier in Rietberg (Kreis Gütersloh) im Jahr 1891. Zum Atelier gehört heute eine umfangreiche Sammlung mit Photographien vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.

Dr. Volker Jakob (DGPh), Wissenschaftlicher Referent Bildarchiv am LWL-Medienzentrum für Westfalen, hält einen Vortrag über die Anfänge der Photographie in Westfalen und den Gründer des ersten Photoateliers Westfalens, Friedrich Hundt. Dieser experimentierfreudige und Generationen nachfolgender Atelierphotographen beeinflussende Protagonist wirkte in den ersten fünf, für die Entwicklung der Photographie entscheidenden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nach der Entdeckung des photographischen Verfahrens 1839.

Hauke-Hendrik Kutscher, Wiss. Mitarbeiter am LWL-Freilichtmuseum berichtet über seine Forschung zum Thema „Zwangsarbeit in Photographien“ aus der Glasplattensammlung Kuper und organisierte die Sonderausstellung „Geraubte Jahre. Alltag der Zwangsarbeit in Westfalen", die den Aufhänger für die Tagung liefert. Es ist die vierte Photoausstellung aus dieser Sammlung im LWL-Freilichtmuseum Detmold. Die historischen Aufnahmen von französischen Kriegsgefangenen und weiblichen Zwangsarbeiterinnen passen nur scheinbar nicht zum Alltag der Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs. Sie zeigen nicht die schweren und entwürdigenden Lebens- und Arbeitsbedingungen. Das Medium Porträtphotographie wurde vielmehr von den Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen genutzt, um das Bild einer selbstbestimmten und würdevollen Normalität zu erzeugen.

Berthold Socha (DGPh), Initiator der Friedrich-Hundt-Gesellschaft und Anreger der Tagung, führt durch die Ausstellung und erklärt die Schwierigkeiten und seine Überlegungen, die angesichts fehlender Originalabzüge mit dem Vergrößern von Glasplattennegativen verbunden sind und waren.

Es entstehen nur die Kosten für den Museumseintritt, eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.

   Tagung „Westfälische Pioniere der Photographie“
    30. Mai 2015, von 10 bis ca. 16 Uhr
    LWL-Freilichtmuseum Detmold / Westfälisches Landesmuseum
    für Volkskunde (Fotoatelier Joseph Kuper)

Vollständiges Programm und das Online-Anmeldeformular:
http://www.dgph.de/sektionen/kunst_markt_recht

Anmeldeschluss ist der 22. Mai 2015